Meine Mama...

  • Ich (20) und meine jüngere Schwester (15) haben vor knapp zwei Wochen unsere Mutter (51) nach jahrelangem Alkoholkonsum verloren. Unsere Mutter bekam vor ungefähr drei Jahren eine Spenderleber und ich dachte, sie hat es geschafft. Kurz vor Weihnachten 2017 aber, musste ich sehen, wie sie wieder anfing zu trinken. Ich kann schwer mit dieser Situation umgehen, weil ich es vor knapp sechs Monaten geschafft habe, mich aus der typischen Co-Abhängigkeit halbwegs zu lösen und zu meinem Freund gezogen bin. Ich sah sie im Krankenhaus sterben, nachdem die Ärzte uns sagten, sie hätte nur mehr ein paar Stunden. Ich plage mich seit diesem Moment mit Schuldgefühlen "hätte ich ihr helfen können? Wieso bin ich nicht bei ihr geblieben? Würde sie noch leben wenn ich vor Weihnachten etwas unternommen hätte? Hat sie mich trotzt meines "Auszugs" noch geliebt?" Ich weiß einfach nicht, wie ich mit dieser Trauer umgehen soll. Weiters kommt noch dazu, dass meine Eltern immer ein schlechtes Verhältniss hatten und meine Schwester und ich seit der Trennung unserer Eltern im Jahr 2011 keinen Kontakt mehr zu unserem Vater haben, ich mich also extrem verantwortlich für meine Schwester fühle... Es ist nicht nur dieses "Gefühlschaos". Meine Mutter hat nie wirklich auf den Haushalt geschaut, jetzt lag es an mir, alles wieder ins Lot zu bringen und mich um alles zu kümmern. Ich bin gerade mit meiner Ausbildung fertig, verdiene also auch nicht wirklich viel und weiß einfach nicht, wie es in Zukunft weitergehen soll. Hat jemand Ideen wie ich mein schlechtes Gewissen und mein Gefühl für alles verantwortlich zu sein los werden kann? Ich wäre sehr dankbar für Antworten, vielen Dank im Voraus!

  • liebe Julia<3

    wenn du es dir vorstellen kannst , dann fühle dich in deiner Trauer hier aufgehoben... ein bisschen begleitet werden durch dein wirklich nicht einfaches Leben ...erleben müssen...


    Ganz, ganz wichtig ist mir zu schreiben, dass du

    Trennung unserer Eltern im Jahr 2011 keinen Kontakt mehr zu unserem Vater haben, ich mich also extrem verantwortlich für meine Schwester fühle...

    natürlich sind die Bande zu deiner Schwester sehr stark...aber du kannst es wirklich nicht alleine schaffen , eine Verantwortung zu übernehmen ... eine alleinige... weil du selber, verstehe das bitte richtig, auch auf dem Weg der Selbstfindung , dem erkennen " wer bin ich überhaupt" ? bist


    Schön , das du es wohl fast geschafft hast , au s der leider häufigen Coabhängigkeit herauszukommen...

    und :!: JA:!:

    es war gut, dass du zu deinem Freund gezogen bist...


    Keineswegs stehst du mit deinen Schuldgefühlen haben alleine hier...KEINESWEGS...

    Das machen "wir", die meisten von uns kennen sich ja nur virtuell...

    wirklich IMMER wieder:!: alle durch

    Dieses warum? wieso? weshalb? und hätte, oder wenn ich , wenn das... es raubt nur Energie , weil es leider einfach traurige Realität ist...

    das körperliche Leben von diesem Menschen besteht nicht mehr....


    Ich bin eigentlich nicht der Fragetyp...

    dennoch möchte ich gerne dich fragen, vielleicht erleichtert dass TEILEN mit uns auch dein Leben...

    Wer ist für die Beerdigungskosten aufgekommen ...oder der vielleicht jetzt erst kommenden?

    Wer steht rein rechtlich und auch mit einem Wohnungsplatz deiner Schwester zur Seite?


    Vielleicht ändert sich das Verhältniss zu eurem Vater jetzt sogar hin zum Guten,

    weil eine Ehe , eine Beziehung zu einem AlkoholKRANKEN Menschen, eine Beziehung extrem erschwert...


    Ja, ein alkoholkranker Mensch kann auch nicht so gut für seine Wohnung sorgen.. und da werden die Kinder auch sehr häufig viel zu früh herangezogen , zu Aufgaben , die ihr ohnehin schon belastetes Leben erschweren...

    wie bei dir und deiner Schwester<3:30::30:<3


    Ich fände es sehr gut, wenn du hier weiter schreiben würdest ... und wie schon oben geschrieben... deine Empfindungen mit uns TEILST... etwas hier lassen kannst... ein kleines bisschen Leichtigkeit dadurch vielleicht erfahrend...

    liebe Grüsse<3:30:<3

    deine Claudia Amitola

  • Liebe Julia!

    Herzlich willkommen hier bei uns!

    Was Du schreibst, klingt wirklich heftig! Ich habe hier schon öfters gelesen, dass ein schlechtes Gewissen zum Trauern dazugehört. Und dass dieses schlechte Gewissen NICHT bedeutet, dass man zu wenig getan hat.

    Ich weiß nicht, ob Dir das jetzt hilft....

    Ich habe meine Mama verloren, als ich 18 war (Krebs). Kenne das also irgendwie, obwohl natürlich jede Situation anders ist und Vergleiche meistens nicht passen.

    Hast Du Leute, die für Dich da sind?

    :24: Alles Gute Dir und erzähl mehr von Dir, wenn Du magst

  • Liebe Julia ,


    Du hast gerade ein ordentliches Paket zu schleppen und der Gedanke, der mir gerade kommt , ist abladen und umverteilen!


    Am meisten springen mir die Schuldgefühle ins Auge , die mir fast körperlich weh tun. Ich entstamme selbst einer Suchtfamilie und habe mir Unterstützung geholt , um mit den Folgen klar zu kommen .


    UNS TRIFFT GAR KEINE SCHULD!


    Es mag für unsere Eltern Grund genug gegeben haben, die Entscheidung für ein Suchtmittel gegeben haben , mit allen Konsequenzen , doch das ist deren Sache und Verantwortung . Im Gegenteil kommt bei mir gerade auch noch eine Wut hoch , dass für Euch beide nicht gesorgt wurde vor dem Tod Eurer Mutter , nicht einmal für die minderjährige Schwester. Ich wünsche Euch beiden von Herzen , dass Ihr wenigstens jetzt eine gescheite Begleitung zur Seite bekommt .


    Alles Liebe und viel Kraft für Dich.


    Hayat

  • Nachtrag:


    Verzeih, wenn ich gerade etwas grob rüberkam. Dein Erzählen hat bei mir die Beisetzung meiner Tanzfreundin angestoßen, die zwei minderjährige Kinder hinterlassen hat, vom Vater der beiden Mädchen getrennt war und auch die letzte Beziehung vor ihrem Tod beendete. Mir tun die Töchter unendlich leid, doch wenigstens ist für sie gesorgt worden - und sie hatten ein Mitspracherecht. So etwas nenne ich Verantwortung übernehmen.


    Jedenfalls finde ich dieses Paket zu schleppen, zu schwer für Dich! Du bist gerade am Beginn Deines Erwachsenseins, hast die Ausbildung erst beendet und konkret und vermutet sehr viel Schlimmes erfahren müssen in Deinem jungen Leben. Vielleicht könnt Ihr über ein Hospiz oder eine Beratungsstelle (Caritas, Diakonie etc.) Unterstützung bekommen - gerade auch für die jüngere Schwester?


    Wenn ich es könnte... ich würde Dir gerne die Schuldgefühle nehmen und sie dahin schicken, wo sie eigentlich hingehören. Du leistest gerade Übermenschliches und hast schon so schwer zu tragen.


    Ich wünsche Dir von Herzen einen guten Weg für Euch beide, vielleicht ja auch mit Unterstützung durch den Vater - ER wäre nämlich der Verantwortliche für seine jüngere Tochter - auch und erst recht, wenn sich Deine Eltern in 2011 getrennt haben und Ihr keinen Kontakt mehr zu ihm hattet. Gerade dann! Schuld und Verantwortung treffen Dich jedenfalls nicht. Auch wenn es vielleicht gerade nicht leicht fällt, so etwas zu lesen.


    Beim Tod meiner Mutter flogen mich auch kurzzeitig Schuldgefühle an - doch die sind durch, aus und vorbei. Bei meinem Vater habe ich sie erst gar nicht entwickelt. Er hat sich für sein Leben mit allen Konsequenzen entschieden und mich viele Jahre nicht eben gut behandelt. Wir sterben, wie wir leben - eine bittere Wahrheit. Ich bin in den Pflegejahren über mich hinausgewachsen - ich hätte ihn sich selbst überlassen können, habe ich nicht, weil ich, im Gegensatz zu ihm, Verantwortung für Menschen ernst nehme und so habe ich viel, viel mehr getan, als es in meinen Kräften stand und bin guten Gewissens in Urlaub gefahren - in der Zeit ist er dann gestorben und bislang mache ich mir keinen einen Vorwurf.


    Ich denke mit großem Mitgefühl an Dich und Deine Schwester!


    Von Herzen:

    Hayat

  • Vielen lieben Dank für Eure netten Nachrichten! Manchmal tut es gut, wenn man eine Meinung von Außenstehenden bekommt! :)


    Ich hoffe auf Hilfe vom Jugendamt (obwohl sie die letzten Jahre nichts getan haben) sowie von meinem Vater (der aber vor einem Jahr meinte ich sei für ihn "nicht mehr existent" und ich solle mir einen anderen Vater suchen) . Ich bin dankbar, eine gute Arbeit zu haben, hier haben die Menschen Verständnis für meine Situation. Ich werde mir Unterstützung holen, egal ob es finanziell oder gesundheitlich notwendig ist.


    Ich danke Euch nochmals recht herzlich für Eure Antworten, die haben mir wieder ein wenig Kraft gegeben und ich fühle mit Euch allen - jeder einzelne von Euch hat mein tiefstes Mitgefühl und meine Anerkennung!

  • Liebe Claudia!


    Vielen Dank erstmal für Deine liebe Nachricht <3

    Wer ist für die Beerdigungskosten aufgekommen ...oder der vielleicht jetzt erst kommenden?

    Wer steht rein rechtlich und auch mit einem Wohnungsplatz deiner Schwester zur Seite?

    Die Beerdigungskosten werden leider auf meine Kappe gehen, es sei denn es gehen Spenden für meine Schwester und mich auf dem Konto der Gemeinde ein bzw. unser Vater zahlt endlich mal was...


    Zur zweiten Frage: Da meine Eltern zwar getrennt waren, jedoch nicht geschieden, hat mein Vater derzeit die alleinige Obsorge für meine Schwester, es sei denn, sie würde einen Antrag stellen in welchem sie mich oder eine andere Person als Obsorgeberechtigten vorschlägt. Meine Schwester wohnt derzeit bei unserer Tante und ich bei meinem Freund, weshalb wir uns nicht so oft sehen. Sie ist zwar generell nicht der Mensch, der viel redet, aber seit unsere Mutter verstorben ist, meldet sie sich gar nicht mehr bei mir, was mich wirklich sehr verletzt - sie ist ja eigentlich die einzige, die mir noch geblieben ist... :(


    Danke nochmal für Deine liebe Nachricht <3<3<3

  • liebe Julia<3


    zuerst einmal <3:24::30:<3

    vielen Dank für deine Nachricht...deine weitere Beschreibung von deinem Leben und deinen Empfindungen...

    Gerade weil deine Schwester nie viel geredet hat, also eher ein introvertierter Mensch schon immer war ist

    dein Zitat

    Sie ist zwar generell nicht der Mensch, der viel redet, aber seit unsere Mutter verstorben ist, meldet sie sich gar nicht mehr bei mir, was mich wirklich sehr verletzt - sie ist ja eigentlich die einzige, die mir noch geblieben ist...

    es ihr ganz persönlicher Weg der Trauer ist...

    Bedenke auch bitte , dass sie mit 15 Jahren auch ganz anders mit manchen Lebensereignissen erst umgehen kann...

    Doch wieder eine Frage

    Fühlt sie sich wohl bei eurer Tante? Du kennst sie ja auch...


    Ja , ganz eindeutig ... wenn euer Vater noch verheiratet war , hat er ganz automatisch das Sorgerecht... selbst wenn er geschieden wäre , stände er ja auch an erster Stelle...


    NEIN... ganz klar NEIN

    du bist vielleicht aus ethischen, begreiflichen Gründen für die Beerdigungskosten MEINEND aufkommend zuständig...

    aber ganz klar nicht NUR...


    Euer Vater ebenso... und auch alle Verwandten (insbesondere Geschwister) von deiner Mutter Seite her...

    Zumindest ist das in Deutschland so...


    Ich habe allerdings auch die ganzen Kosten der Beerdigung meines geliebten Lebensgefährten alleine getragen ... aus der Liebe heraus... Allerdings stand mir damals auch eine kleine Lebensversicherung zur Verfügung...


    Was wünsche ich dir<3:30:<3


    das du dich weiterhin hier angeKOMMEN fühlst<3

    dass du weiterhin auf deiner Arbeit dich wohl fühlst

    dass du durch das zusammenleben mit deinem Freund etwas mehr Energie und Unterstützung bekommst<3<3

    dass nach IHRER Art mit der Trauer erst einmal umzugehen lernend... deine Schwester einfach wieder mehr Kontakt mit dir will...

    habe da Geduld...<3<3

    weiter aus der Co-Abhängigkeit raus kommend<3:thumbup:<3

    und

    ganz wichtig ...meiner Meinung nach

    hier schreiben...schreiben...schreiben...

    liebe , herzliche <3<3<3<3:30:<3:30:<3

    deine Claudia Amitola