Wir haben gemeinsam gekämpft, gehofft und nun verloren - seit dem 01.11.2018 ist nun nur noch tiefer Schmerz

  • Ich möchte mit euch meine großen, seelischen Schmerzen teilen.

    Mein lieber Mann (62 Jahre) erhielt am 23.03.2018 die Diagnose Pankreaskarzinom mit multiplen Lebermetastasen. Der Boden unter unseren Füßen war weg, nichts hatte mehr Sinn. Meine Kinder Mediziner erklärten uns von Anfang an, dass dieser Krebs viel zu weit fortgeschritten ist, um zu operieren. Eine Heilung ist nicht mehr möglich. Dies waren auch die Aussagen der Ärzte in unserem Klinikum vor Ort. Ohnmacht, dann wieder laute Schreie……

    Wir haben dennoch gemeinsam den Kampf gegen diesen schrecklichen Krebs aufgenommen, unser 2. Sohn mit Down Syndrom braucht uns doch beide.

    Wir hatten noch einen schönen Sommer und Urlaub. Mein Schatz war jedoch nie wirklich schmerzfrei, trotz Morphin – Therapie.

    Im September wurde sein Zustand merklich schlechter. Wieder 10 Kg Gewichtsabnahme.

    Fazit: Fehlgeschlagene Chemo, Beginn der Zweitlinientherapie. Diese hat meinem Mann die letzten Kräfte geraubt. Im Oktober folgten immer wieder palliative Klinikaufenthalte. Am 24.10.2018 habe ich auf Wunsch meines lieben Mannes, ihn zu uns nach Hause geholt. Am 01.11.2018 ist er dann nach schwerem Kampf in meinen Armen für immer eingeschlafen. Unfassbar und grausam….

  • Oh nanimaus, das ist ja jetzt noch ganz frisch. Und ja, das ist grausam und eigentlich gar nicht zu ertragen was uns da aufgebürdet wird. Doch wir können nichts dagegen tun, nur versuchen einen Weg zu finden damit umzugehn.. Aber weißt du, ich bewundere dich. Du hast deinen Mann nach Hause geholt, das hatte ich mir nicht zugetraut. Ich hätte es nicht geschafft ihm beim Ersticken zuzuschauen. Hey, du bist eine starke Frau. Wenn du das geschafft hast, schaffst du alles. Du musst nur den Schmerz zulassen. Ich hoffe du hast ausreichend Hilfe für deinen Sohn.


    Ich würde dich gern drücken und mach das in Gedanken. Ganz liebe Grüße und ganz viel Kraft von Soraja

  • Liebe nanimaus


    Herzlich willkommen hier im Forum. Der Verlust deines geliebten Mannes tut mir sehr leid. Es ist einfach immer eine Tragödie.

    Hier gibt es viele liebenswerte Menschen, die das gleiche Schicksal wie du erlebt haben und auch einen geliebten Menschen viel zu früh verloren haben.

    Hier zu Schreiben kann so gut tun in dieser schweren Zeit, hier triffst du auf "Gleichgesinnte" und viel Verständnis.


    Ich wünsche Dir einen erträglichen Tag

    Liebe Grüsse

    Thomas

  • Liebe Soraja, vielen lieben Dank auch an dich für dein Mitgefühl. Diesen Schmerz, denen wir jetzt ausgesetzt sind, kann nur ein/e Betroffene/r verstehen. Im Moment weiß ich nicht mehr aus und ein. Zum Glück ist mein Eddi (Sohn mit Down Syndrom) bei mir und gibt mir etwas Kraft. Die Kerze am Foto meines Schatzes brennt.


    Liebe Grüße


    nanimaus

  • Oh ja, diese Schmerzen kann nur nachvollziehen wer es selbst erlebt. Es ist gut dass es jemanden gibt der dich braucht, weil du sonst mit dem Sinn deines Lebens ein Problem hättest. Dein Leben hat einen Sinn und das ist dein Eddi. Wie alt ist er denn?

  • Oh Soraja, Ich habe gerade gelesen, dass du deine Frau verloren hast. Es ist alles so furchtbar. Mein Eddi ist 34 Jahre und ein Mensch, der in seinem Wesen ganz fein und zerbrechlich ist. Er ist ein Geschenk. Die Kerze für meinen Schatz brennt noch, Eddi passt auf, dass diese nicht erlischt.

  • Ich hab meinen Lebensgefährten verloren, da hab ich mich wohl irgendwo falsch ausgedrückt. Ist aber ja egal, ein geliebter Mensch musste gehen, nach 6 Tagen Palliativstation. Du hast deinen mit nach Hause genommen, ich hab das nicht geschafft. Sei dankbar dass du deinen Eddi hast, Schon mal für ihn lohnt es sich weiterzumachen wofür scheinbar deine Kraft fehlt.

  • Oh sorry, deinen Lebensgefährten. Wann ist er gestorben und hatte er auch Krebs?

    Mein Schatz hat sich gewünscht zu Hause sterben zu dürfen, dies konnte ich aus Liebe nicht ablehnen. Man wächst in solch einer Situation über sich hinaus. Habe Angst vor der Urnenbeisetzung am 19.11.2018. Danach werde ich versuchen wieder meinen Dienst aufzunehmen.

  • Meiner hat am 25.09. seinen letzten langen Atemzug gemacht. Auch in meinen Armen, aber Krebs war es nicht. Les doch einfach mal meinen Beitrag:


    Er ist nicht mehr bei mir...


    Da ist alles beschrieben. Mein Josef wollte ja gar nicht erst in die Klinik, aber dem konnte ich trotz aller Liebe nicht nachgeben. Er hatte eine schwere Lungenentzündung und den zweiten Herzinfarkt und das hätte ich zu Hause nicht schaffen können. Da er aber bis zuletzt an Wunder geglaubt hat hat er dann gar nicht mehr verlangt nach Hause zu gehn. Er glaubte an die Ärzte und daran dass die ihm noch helfen können. Weil plötzlich, völlig ohne Medikamente außer Morphium der Blutdruck sehr gut war und das machte ihm diese Hoffnung. Doch sie wurde enttäuscht.

    Um die Urnenbeisetzung kam ich drumrum, weil seine Tochter der Meinung war sie muss mir weh tun indem sie seine Urne zu sich holte. Sie hatte ihn viele Jahre nicht gesehn, aber gehofft sie könnte was erben. Da gibts aber nichts zu erben und das machte sie wütend. Als ich dann noch fragte ob sie sich an den Kosten beteiligen könnte, wurde sie richtig fies. Aber das ist wieder ne andre Geschichte und es ist okay so wie es ist. Ich brauch keinen Ort um ihm nah zu sein, ich hab ihn im Herz.

    Wo arbeitest du denn weil du schreibst du willst deinen Dienst wieder aufnehmen? Ich bin arbeitslos und krankgeschrieben und könnte noch nicht wieder arbeiten. Aber ich sags ja, du bist ne starke Frau.

  • Liebe nanimaus


    Vor der Abdankung hatte ich auch Angst, ob ich das überhaupt schaffe. Aber an diesen Tagen wächst man wieder über sich hinaus. Ich habe vom Todestag meiner Frau bis zur Beerdigung nur funktioniert. Es gab soviel zu erledigen, ich funktionierte wie in Trance.

    Erst 2 Tage nach der Beerdigung, als die ganze Anspannung sich löste, da erst kam die Trauer richtig hoch, aber dafür dann mit voller Wucht. Da habe ich erst zu realisieren begonnen, was eigentlich alles passiert ist.


    Viel Kraft für Dich in dieser schweren Zeit.


    Liebe Grüsse

    Thomas

  • Liebe Soraja, vielen Dank für deine Offenheit. Ich erlebe wahrscheinlich gerade das gleiche mit der Familie meines Mannes. Ich habe meinen Werni mit 16 Jahren kennengelernt, er war von Anfang an meine große Liebe. Wir waren am 27.05.2018 42 Jahre verheiratet und haben 2 wunderbare Söhne. Der große Sohn lebt mit seiner Familie in Schweden. So nun weiter mit der Tragödie. Meine Schwiemu hatte ich in der Sterbephase übers Wochenende zu uns ins Haus geholt. Sie ist über 80 Jahre alt - so weit, so gut. Nun ist mein Hase gestorben und sie meint, mich bestimmen zu müssen. Nach der Urnenbeisetzung, zu der viele Menschen kommen werden, möchte sie ihre gesamte Familie zum Essen mitbringen. Zu vielen Familienmitgliedern haben wir seit Jahrzehnten keinen Kontakt. Ich musste ihr klar machen, dass es nur ein Essen im engen Familienkreis geben wird - das sind 11 Personen. Unsere engen Freunde gehören dazu. Diese Familie kümmert sich in der schweren Zeit überhaupt nicht darum wie es mir geht. Es ist nun traurig, dass es so ist.

    Ich arbeite als Sozialarbeiterin bei einem Bildungsträger mit jungen Menschen aus dem Reha - Bereich der Arbeitsagentur. Diese Arbeit gibt mir Kraft.

  • Oh, lieber Thomas, genau das befürchte ich auch. Wie du schreibst, man funktioniert.


    Ich habe Angst vor diesen Schmerzen der Trauerbewältigung, Angst vor Weihnachten, Angst vor dem Geburtstag meines Schatztes, nach Weihnachten, einfach Angst vor der Zukunft. Liebe Grüße

  • Was gibt es nur für Menschen. Das ist doch unglaublich. Ich begreife das einfach nicht. Aber vielleicht ist es bei deiner Schwiemu auch das Alter was sie so reagieren lässt? Im Alter wird man ja schon manchmal komisch. Mein Schatz wollte sowieso kein Brimborium wie er das nannte, er meinte wer an mir interessiert ist soll mir das zeigen so lange ich lebe. Danach hab ich nichts mehr davon. Von daher hätten wir gar keine Feier geplant, da wären nur meine Mädels und ich bei der Beisetzung gewesen. Nun aber ist die Urne 400 km entfernt, aber was solls. Das ist nur Asche, seine Seele hab ich im Herz.

    Wenn dir deine Arbeit Kraft gibt, ist es für dich das beste was du tun kannst.

  • Liebe nanimaus


    Ich denke diese Ängste vor Weihnachten, Geburtstage, vor der ganzen Zukunft die hat jeder. Mir hat es geholfen, nicht zu weit nach vorne zu blicken, sondern jeden einzelnen Tag als Ziel zu nehmen. Tag für Tag, einer nach dem anderen... die erste Zeit irgendwie versuchen zu überleben.

    Ein Schritt nach dem anderen. Du schaffst das, nanimaus, gemeinsam mit deinem Sohn, der dir auch viel Kraft gibt.


    Liebe Grüsse

    Thomas

  • Guten Morgen Soraja,


    vielen Dank für deine lieben Worte. 400 km entfernt - wie grausam. Zum Glück hast du auch Töchter, das ist ein kleiner Trost.

    Mal schauen, was der Sonntag, 4. Tag der schweren Trauer, heute mit mir macht. Liebe Grüße

  • Guten Morgen lieber Thomas,


    irgendwie hatte ich gerade Probleme mit meinem Thread, bin halt noch neu im Forum.

    Danke für deine aufmunternden Zeilen. Schritt für Schritt ist sicher der richtige Weg. Ich hatte immer Ziele und Pläne, das umdenken ist schwer und kaum zu verstehen. Zu überleben ja - wie??????????????? Der Sonntag heute wieder ein furchtbarer Tag - bis vor 2 Monaten waren Samstag und Sonntag die besten Tage der Woche.

  • Liebe nanimaus


    Die liebe Astrid, Moderatorin dieses Forums wird morgen deinen Beitrag sicher an den richtigen Platz verschieben. So ist er dann dort wo er hingehört.


    Es geht mir auch so, unter der Woche im Arbeitsleben gibt es eine gewisse Struktur, trotz allem. Die Wochenenden, die ehemaligen Familientage, die sind nach wie vor eine grosse Herausforderung.

    Dein Mann ist ja erst vor ganz kurzem von dir gegangen, man verliert den Boden unter den Füssen und stürzt in ein endlos tiefes Loch. Ich würde dir gerne viele andere Ratschläge geben, als nur Tag für Tag versuchen zu überstehen. Aber ich kenne sie leider auch nicht.


    Einen möglichst erträglichen Sonntag

    Thomas

  • Vielen Dank lieber Thomas, für diese Info. Habe heute mal in deinen Accound geschaut. Auch von mir nachträglich mein Beileid zum Verlust deiner lieben Frau.

    Schön, dass du einen Sohn hast. Er leidet auch unter dem Verlust seiner Mama, so bist du nicht ganz allein. Versuche so viel wie möglich mit ihm zu machen.


    Irgendwie drehe ich mich im Kreis, laufe wie ein Hamster im Rad. War heute bei unseren engsten Freunden, die mir jeden Tag und in der Nacht als meine Liebe starb, immer zur Seite stehen. Mit einer anderen Freundin gehe ich ab Dienstag wieder Laufen.


    Muss einfach raus, sonst ersticke ich im Schmerz, Seelenqualen.

    Liebe Grüße

    nanimaus

  • Liebe Nanimaus, mein tiefes Mitgefühl zu deinem großen Verlust!

    Ich weiß, dass es keine Worte des Trostes geben kann, das kommt wenn, dann erst viel später.

    Ich kann dir nur eine virtuelle Umarmung anbieten und dir raten, dir alles von der Seele zu schreiben und dafür ist hier genau der richtige Platz!

    Traurige Grüße Gabi