Mein Sternenkind fehlt mir so sehr

  • Ich bin neu hier. Erstmal Hallo und mein herzliches Beileid an alle die hier sind.

    So viel traurige Geschichten.?


    Ich erzähl einfach mal unsere Geschichte:


    Unser Sohn kam am 8.3.2017 im 9. Monat still zur Welt. Ich durfte ihn dann noch eine Weile im Arm halten, bevor wir uns für immer von ihm verabschieden mussten?
    Seitdem hat sich unser Leben verändert. Es war so ein langer Kampf überhaupt schwanger zu werden. Dann klappt es endlich nach 6 Jahren durch künstliche Befruchtung und dann wird er uns so kurz vor Ende wieder genommen.

    Seitdem dreht sich die Welt nicht mehr weiter und ich finde nicht mehr so richtig ins Leben zurück keiner versteht warum es mir so geht.

  • Liebe Vanessa,

    mein herzliches und aufrichtiges Beileid zum Tod deines Kindes.

    Beileid im Sinne von: Ich bin im Leid bei dir.


    Magst du uns vielleicht auch erzählen, wie er heißt, dein Sternensoh, weißt du wie groß und schwer er war? Hat er eine besondere Decke oder ein Kuscheltier bekommen? Wie lange durftest du das Kind in deinen Armen kennenlernen und verabschieden?


    Ich würde es gerne ein bisschen kennenlernen, dein Kind.


    Du schreibst nur von dir. Wie geht der Vater des Kindes damit um?


    Vielleicht magst du dir die Folge "tabuFREI über Leben und Tod sprechen - Wenn der Tod mit der Geburt kommt" anschauen. Sei achtsam mit dir und spüre gut nach, ob es dir wohl tut oder ob es dich noch mehr belastet. Ich stelle mal hier den Link ein.


    Ich freue mich, dass du den Weg zu uns gefunden hast und heiße dich herzlich willkommen.

    Lg. Astrid.


    Teil 1:


    Teil 2:

  • er heisst Johan( französisch ausgesprochen)

    War 44cm gross und hat 1770 g gewogen.

    Wir haben ihm extra ein Schmusetier geholt und ein Winnie Pooh Strampler. Das hatte er aber alles bei sich was wir ihn verbrennen lassen haben. Das einzigste was ich jetzt noch von ihm habe sind Bilder und ein Bild vom Fussabdruck das wir uns tättowieren haben lassen.

    Ich hatte ihn noch 3 Stunden auf dem Arm. Er kam danach zur Obduktion weil nicht klar war wieso es passiert ist.


    Mein Mann leidet auch,aber für ihn ist es leichter den Alltag zu meistern. Ich denke das hat damit zu tun, das er es nicht so körperlich durchmachen musste wie ich. Er versteht es mnchmal nicht warum ich immer noch so Probleme habe Schwangere oder Babys zu sehen oder zum Frauenarzt zu gehen und auf diesen Stuhl zu sitzen. Auf so einem Stuhl wurde mir gesagt das mein Kind gestorben ist.

    Manchmal wünschte ich mir er würde verstehen das ich immer noch so sehr leide.

    Bei ihm kommen als auch Situationen wo er weinen muss. Meine Schwester hat eine Tochter die 3 Monate vor unserem Sohn zur Welt kam. Sie aufwachsen zu sehen zerreist uns unser Herz.

  • Johan,

    so ein schöner Name. Und ein sehr zartes Kind. Hatte er Haare? Konntest du seine Augenfarbe sehen? Wie hat sich seine Hand in der Deinen angefühlt? Kannst du dir das Gefühl herholen, ihn im Arm zu halten?

    Was war es denn für ein Schmusetier, das er bekommen hat?




    Die Situation deines Mannes ist wirklich anders. Das Körperliche fehlt, er hat Johan nicht ständig in sich gespürt.

    Ich nehme an, du musstest die Milch ausstreifen, du hattest den Wochenfluss, du hattest den leeren Bauch und du

    musst immer wieder mal auf diesen Stuhl sitzen, in dem dir die schrecklichste Nachricht gegeben wurde, die du NIE

    hören wolltest. Hattest du eine Vorahnung oder war es ein normaler Kontrolltermin? Warst du alleine oder war jemand

    bei dir?

    Und doch habt ihr beide euren Sohn verloren.

    Menschen gehen unterschiedlich mit Verlusten um. Da gibt es kein richtig und kein falsch. Da gibt es nur ein anders.


    Ich finde es wichtig, dass Paare sich die "andere" Trauer nicht in Frage stellen. Sie ist bei jedem so, wie sie ist.


    Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Umgang mit deiner Nichte nur schwer umgehen kannst. Da ist dann immer wieder

    der Vergleich und außerdem hätten sie miteinander aufwachsen sollen.


    Für heute möchte ich dir zusichern, dass ich da bin. Nicht immer, doch wenn ich dich hier lese und dir zurück schreibe, dann bin

    ich ganz für dich da.


    Lg. Astrid.

  • ja er hatte dunkle Haare und ganz schwarze Augen. So wie ich bei der Geburt. Und er sah aus wie eine rolle Mischung von meinem Mann und mir.

    Seine Hand war so weich und ich spüre immer noch genau wie er auf mir liegt. Ich habe so Angst das Gefühl zu vergessen.


    Es war ein normaler Kontrolltermin. Irgendwie hatte ich schon beim Aufstehen ein schlechtes Gefühl. Beim CTG meinte die Ärztin das er so unruhig im Bauch wär und es schwer für sie ware den Herzschlag auf zu zeichnen. da habe ich schon gespürt das was nicht stimmt.

    Also machten wir einen Ultraschall .sie wollte danach nochmal ein CTG machen. Doch es war zu spät. Beim Ultraschall fand man keinen Herzschlag mehr. Also ist er in kürzester Zeit beim CTG gestorben. Man hätte nichts mehr tun können. Der Augenblich geht mir nicht mehr aus dem Kopf und hab dadurch jede Nacht Alpträume.

    Danach sind wir gleich ins Krankenhaus zum einleiten. Das war ein Montag. Mittwoch Abends kam er erst zur Welt. Mein Mann war bei jedem Termin dabei und auch im Krankenhaus über die Nächte bei mir.

  • Liebe Vanessa,

    ich kann ihn mir grad ein bisschen vorstellen, euren Johan. Und ich kann ein bisschen erahnen, wie groß das Staunen und auch der Schmerz sein muss.


    Lg. Astrid.

  • Liebe Vanessa!

    Schön das du hierher gefunden hast. Lass dir Zeit, es braucht zeit, bis man aus der Trauer zurück ins Leben findet. Ich hab 2 Jahre gebraucht. Wir haben auch 5 Himmelskinder, andere nennen sie Sternenkinder, oder Fehlgeborene Kinder. Wie auch immer, sie sind nach wie vor unsere Kinder.


    Du bist Mama, von deinem wundervollen Sohn Johan. Wie habt ihr das Grab gestaltet. Hast du eine Erinnerungsecke im Haus für Ihn?


    Es tut unglaublich weh, ein Kind in den Tod vorausgehen zu lassen. Das zu, zu lassen. Sich dem Unverständnis der anderen zu stellen ist oft nicht leicht.


    Lass dich von mir in den Arm nehmen und dir sagen, irgendwann wird es leichter. Die Erinnerung bleibt. Der Schmerz verändert sich und man findet wieder ins Leben und zur Freude zurück. Hab Vertrauen. Habe Mut ihr schafft das.


    Sei ganz lieb gegrüßt

    das Tagpfauenauge

  • wir haben kein Grab. Ich liebe mit meinem Mann in Frankreich und da kann man verstorbene verbrennen lassen und verstreuen. Das haben wir gemacht an unserem Lieblingsplatz am Rhein. Mit einem Grab würden wir nicht klar kommen. Dafür haben wir einen Baum für ihn bei uns im Garten gepflanzt und im Schlafzimmer eine Gedenkecke hin gerichtet wo dann auch die kleine Urne steht wo seine Asche drin war.


    Es ist so schwer damit jeden Tag weiter zu machen. Manchmal gibt es Tage, da liege ich nur im Bett weil es zu weh tut aufzustehen und irgendwas zu machen. Hab schon eine Kur hinter mir. Und gehe zum einem Therapeuten, aber irgendwoe finde ich nicht ins Leben zurück. Ich hoffe es wird irgendwie leichter ?

  • Ich weiß nicht, wie es ist ein Kind zu verlieren, aber ich habe meinen Mann verloren und ich weiß, dass der Tod nicht das Ende ist und dass es ihm auf der anderen Seite sehr gut geht und dass wir uns wiedersehen.

    Vielleicht kannst du dir vorstellen, dass es deinem Johan (mein Mann war übrigens auch ein Johannes) ebenfalls sehr gut geht?

    Dass er geliebt und geborgen ist und dass ihr ihn wiedersehen werdet, wenn eure Zeit gekommen ist?

    Ich glaube ganz fest daran und es gibt mir echten Trost, vielleicht kannst du es auch irgendwann einmal so sehen, dass dein kleiner Liebling nicht weit weg ist von dir und für dich da ist, bis ihr euch irgendwann einmal wiedersehen werdet. Und alle unsere Verstorbenen wünschen sich, dass wir unser Leben zufrieden weiterleben. Ich weiß, dass das nach etwas schier Unmöglichem klingt, aber es könnte doch so eine Art Wegweiser für die Zukunft sein, was meinst du?

  • Liebe Vanessa!


    Ja kann ich verstehen, das ihr kein Grab habt, warst du schon wieder einmal am Rhein an eurem Lieblingsplatz? Schön diese Erinnerungsecke in eurem Zimmer und der Baum, spannend wird es wenn dieser Baum euch Johanfrüchte schenkt.

    Das es schwer ist auf zu stehen, wie ich dich versteh, bei mir war es das ins Bett gehen ich schaffte es einfach nicht ins Bett.

    Hab Geduld mit dir, mit deinem Mann du hast Zeit und darfst dir diese Zeit nehmen.


    Was mir sehr gut getan hat, hier zu schreiben. Gesehen und gelesen zu werden. Gerade als Mutter von verstorbenen Kindern wird man von vielen Menschen gemieden weil sie nicht wissen wie sie damit umgehen sollen. Aus der Angst heraus nix falsch machen zu wollen.

    Das was mir dann ganz viel geholfen hat ist einen Familiengedenktag ein zu führen für alle unsere Verstorbenen Kinder an dem wir ihren Geburtstag mit Kuchen und einem Gast und irgendetwas gestalterisches Tun. Diesmal waren es Herzsteine verzieren


    Noch etwas das es mir erleichtert hat freudvoll der Trauer zu begegnen war es für mich ein neues Instrument zu erlernen, und da der Trauer einen lauten unüberhörbaren Klang zu geben, ob freudvoll traurig was auch immer, darum ging es nicht einmal sondern viel mehr da kann keiner weg hören. Ich werd wahrgenommen. Vielleicht findest du einen Ausdruck für deine Trauer der dich wieder spüren lässt das du lebendig bist. Es gibt einen Weg, es gibt deinen Weg. Hab Vertrauen. Hab Mut aller Unsicherheit aller Hoffnungslosigkeit zum Trotz du schaffst das gemeinsam mit deinem Mann


    Sei lieb gegrüßt

    das Tagpfauenauge

  • wir gehen regelmäßig zu der Stelle am Rhein. Da fühlt man sich ihm sehr nah.

    Ich weiss auch das ich ihn irgendwann wieder sehe und drauf freue ich mich sehr. Es ist nur so schwer. Man wünscht sich ein Kind so lange und er wäre unser 1.Kind gewesen. Und dann passiert uns sowas nach so einem langen Kampf. Und ob es nochmal klappt weiss keiner. Das ist mein grösster Wunsch. Mehr will ich gar nicht. Ein gesundes Kind. Ein Geschwisterchen auf Erden für Johan.


    Ein Familiengedenktag wäre jaschön. Aber manchmal habe ich das Gefühl daser schon vergessen wurde. Keiner redet von ihm. Und ich rede gerne von ihm. Von manchen hab ich zu hören bekommen ich soll mal wieder klar kommen er hat schliesslich nicht gelebt. Oder nach einer bestimmten Zeit sollte man auf hören zu trauern. Das Leben geht weiter.

    Das macht es alles nicht einfacher für mich

  • Liebe Vanessa,

    solche Aussagen sind einfach nur furchtbar!

    Natürlich hat Johan gelebt! Neun Monate in deinem Bauch unter deinem Herzen. Schon viel länger in eure Wünschen und euren Versuchen ein Kind zu bekommen. Johan ist einzigartig und du wirst ihn nie ersetzen können und so finde ich es schön, dass du dir ein Geschwisterkind auf Erden für ihn wünschst.


    Auch wenn es schwer fällt, lass dich von so DUMMEN (und ich nenne selten etwas dumm) Aussagen nicht zu sehr verletzen. Du weißt um die Lebendigkeit von Johan und du weißt auch, was du mit ihm verloren hast. Du kannst nicht einfach wieder klar kommen. Dieses Ereignis hat deine Welt und dein Leben erschüttert. Die Trauer um ihn wird dich das Leben lang begleiten. Es wird nicht mehr die schmerzhafte Trauer sein, doch die Sehnsucht, die wird bleiben.


    Unser Sohn ist vor 15 Jahren mit 3 1/1 Jahren durch eine Krankheit ganz plötzlich verstorben. Und er ist immer noch Teil unserer Familie und wird es immer bleiben. So wie Johan immer Teil eurer Familie sein wird.


    Ich wünsche dir von Herzen, dass das mit dem Geschwisterchen wahr werden möge. Dann, wenn die Zeit dafür passt. Und dass eure Hoffnungen erfüllt werden.


    Sei ganz lieb gegrüßt.

    Astrid.

  • Liebe Vanessa!


    ja solche Aussagen kommen immer wieder. Ich hab dann begonnen den Menschen zu sagen, ich find es unglaublich komisch das ich in Erinnerungen schwelgen darf von Menschen mit denen man tolles gemacht hat, diese Verstorbenen Menschen hat ja jeder gekannt. Doch unsere Kinder die hat keiner gekannt die waren im Bauch noch verborgen. Ich bin der Meinung das ich genauso mich an mein Kind erinnern darf und auch von ihm erzählen, vielleicht kriegt ihr dadurch ein wenig ein Gespür dafür wie viel mir mein Kind bedeutet hat. Ich bin Mama und selbst wenn mein Kind verstorben ist bleibe ich auf immer die Mama von meinem Kind.


    Erst sind sie geschockt, überrascht doch oft kommt dadurch ein schönes Gespräch zu Stande. Du darfst dein Recht auf Erinnerung und Trauer einfordern. Du darfst auf die Frage wie geht es dir? Immer noch antworten, nicht gut ich vermisse ihn so sehr. Auch wenn sie längst vergessen haben, das du dein Kind verloren hast.

    Diese Bauchkinder sind für die Gesellschaft unsichtbare Kinder, sie behalten sie nicht im Gedächtnis. Nicht weil sie es nicht wollen, sondern weil sie sie nicht berührt, nicht kennen gelernt haben. Das ist keine Böswilligkeit.


    Gestalte einen Gedenktag. Beginne damit ganz klein und fein. Dein Mann und Du, vielleicht noch jemand dazu wo ihr irgendwas macht was für euch passt.


    Hab vertrauen, habe Mut, geh deinen Weg Schritt für Schritt und am Ende wirst du sehen wie weit du gelaufen bist. Ihr schafft das!


    Sei lieb gegrüßt

    das Tagpfauenauge

  • Liebe Vanessa,

    ich bin nach längerem wieder hier und bin dabei die neuen Geschichten zu lesen. Deine berührt mich grad besonders, weil ich nicht begreifen kann dass es Menschen gibt die sagen dein Sohn hat ja nicht gelebt. Das sind einfach nur ganz dumme Menschen, weil natürlich hat er gelebt, er war in dir, du hast ihn gespürt und jedeMutter weiß wie sich das anfühlt und wie intensiv das Gefühl für dieses kleine Wesen ist, schon lange bevor es geboren wird. Es ist egal ob es lebend oder tot geboren wurde, es ist dein Kind, du hast es geliebt und wirst es immer lieben.

    Du hast lange nichts geschrieben, ich hoffe es geht dir einigemaßen.

    Liebe Grüße von Soraja