Meine kleine Schwester

  • Hallo,

    ich möchte gerne die Geschichte meiner kleinen Schwester erzählen, die seit fast 3 Jahren nicht mehr bei uns ist.
    Sie hat sich mit 20 Jahren das Leben genommen, indem sie sich auf die Gleise legte.
    Ich vermisse sie so unendlich. Gerade in dieser Zeit. Geburtstag, Weihnachten, Todestag.
    Unser Verhältnis war nicht das beste. Viele ihrer Entscheidungen habe ich nicht verstanden... sie war krank. Das habe ich gewusst, aber erst später verstanden. Es tat schon vorher so weh zu sehen, wie sie sich kaputt macht. So eine kaputte und einsame Seele. Niemand konnte ihr helfen, obwohl wir und die Ärzte unser bestes gaben.
    Im Grunde weiß ich, dass es ihr im Himmel jetzt gut geht. Manchmal träume ich von ihr und ich nehme sie in den Arm...

    Der Schmerz bleibt trotzdem.

  • Liebe Kathalein,

    Willkommen im Forum. Tut mir sehr leid, dass du deine Schwester verloren hast.


    Ihr habt euer bestes gegeben und auch wenn der Schmerz etwas leichter wird, die Narben bleiben. Hast du ein gutes Verhältnis zu deinen Eltern und kannst mit ihnen reden?


    Du kannst hier immer alles schreiben was dich beschäftigt...

    Ich wünsch dir ganz viel Kraft für die kommenden schweren Tage <3

    Isabel

  • Vielen Dank für die lieben Worte!


    Das Verhältnis zu meinen Eltern ist gut. Das Thema wird aber nicht oft angesprochen, weil es sehr schmerzt. Mein Papa leidet besonders. Sowieso ist Suizid ein schwieriges Thema. Die Frage nach der Schuld steht immer im Raum. Was hätte man anders machen können. Man geht den Tag an dem es passiert ist immer wieder durch und fragt sich was wäre, wenn ich am Morgen mit ihr geredet hätte. Der Entschluss stand fest. Geändert hätte es vermutlich nichts. Naja im Prinzip sind die Eltern und die Brüder die Personen mit denen man am ehesten Reden könnte, aber bei Männern ist das ja immer so eine Sache mit dem Reden. Ich fresse viel in mich rein. Und Zeit zum trauern blieb selten. Nur wenn ich für mich alleine bin. Man muss ja immer weiter funktionieren.

    Es tut gut zu sehen, dass ich nicht alleine bin und viele Menschen solche Schmerzen haben.

  • Die Frage nach der Schuld steht immer im Raum. Der Entschluss stand fest. Geändert hätte es vermutlich nichts.


    Naja im Prinzip sind die Eltern und die Brüder die Personen mit denen man am ehesten Reden könnte, aber bei Männern ist das ja immer so eine Sache mit dem Reden. Ich fresse viel in mich rein. Und Zeit zum trauern blieb selten. Man muss ja immer weiter funktionieren.

    Ja, gerade bei Suizid ist die Schuldfrage oft lange präsent. Das ist auch verständlich. Aber wir können niemandem diese Verantwortung abnehmen.


    Wenn du Zuhause nur schwer reden kannst, hilft dir vielleicht eine neutrale Person. Eine Trauerbegleitung zum Beispiel? Trauer sollte gelebt werden- je mehr du in dich hinein frisst, so wie du selbst schreibst, desto eher holt es dich irgendwann ein. Trauer ist ein Prozess den wir leider alle nicht überspringen können. So sehr man sich das oft wünscht.


    Das Schreiben hier unterstützt sicher auch deinen Prozess.

    Ich wünsch dir einen angenehmen Tag <3

    Isabel