Wenn es ein "danach" gibt - wie fühlen sich die Verstorbenen?

  • Hallo an alle,


    momentan stelle ich mir oft eine bestimmte Frage. Jeder kann natürlich an das glauben, was er möchte, ob es ein danach gibt oder nicht - aber vllt hat jemand sich schonmal dieselbe Frage gestellt, und hat Lust, sich auszutauschen.

    Bevor mein Vater starb (im Unterforum "Verlust der Eltern" nachzulesen) hab ich mir nie Gedanken darüber gemacht, was nach dem Tod kommt. Der Gedanke, dass es etwas wie den "Himmel" gibt, wo man all seine Lieben wieder sieht, und für immer mit ihnen vereint sein kann, ohne Schmerz und Leid, ist für mich sehr tröstlich, ABER:


    Was ist mit unseren Lieben, die wir gehen lassen mussten? Wie müssen sie sich fühlen, wenn sie ja jetzt ohne uns im Himmel sind?

    Sie müssen uns doch auch furchtbar vermissen? Traurig sein, dass sie nicht bei uns sein können?


    Ich kann mir einfach nicht erklären, wie das sein soll. Es kann ihnen dann ja nicht gut gehen, so ohne uns?


    Bitte teilt doch gern eure Meinungen, wenn ihr Lust habt.


    Danke und viele Grüße,

    Kitesurfer

  • Diese Frage stelle ich mir auch....Immer und immer wieder. Ich würde mir wünschen, das es ein danach gibt. Das wünsche ich mir so sehr. Das unsere Verstorbenen mitbekommen, was hier bei uns los ist. Ich kann und will mir einfach nicht vorstellen, dass man so einfach weg ist. Von jetzt auf gleich einfach nichts mehr spüren. Und wenn es ein danach gibt, dann hoffe ich, es geht ihnen gut und sie haben nicht so quelende Fragen wie wir , sondern haben einen inneren Frieden und passen auf uns auf.

  • Der Dichter Novalis hat zu diesem Thema dieses schöne Gedicht geschrieben:


    Das Lied der Toten

    Lobt doch unsre stillen Feste

    Unsre Gärten, unsre Zimmer,

    Das bequeme Hausgeräte,

    Unser Hab und Gut.

    Täglich kommen neue Gäste,

    Diese früh, die andern späte.

    Auf den weiten Herden immer

    Lodert neue Lebensglut.


    Kinder der Vergangenheiten,

    Helden aus den grauen Zeiten,

    Der Gestirne Riesengeister

    Wunderlich gesellt,

    Holde Frauen, ernste Meister,

    Kinder und verlebte Greise

    Sitzen hier in einem Kreise,

    Wohnen in der alten Welt.


    Keiner wird sich je beschweren,

    Keiner wünschen, fortzugehen,

    Wer an unsern vollen Tischen

    Einmal fröhlich saß.

    Klagen sind nicht mehr zu hören,

    Keine Wunden mehr zu sehen,

    Keine Tränen abzuwischen;

    Ewig läuft das Stundenglas.


    Süßer Reiz der Mitternächte,

    Stiller Kreis geheimer Mächte,

    Wollust rätselhafter Spiele,

    Wir nur kennen euch.

    Wir nur sind am hohen Ziele,

    Bald in Strom uns zu ergießen,

    Dann in Tropfen zu zerfließen

    Und zu nippen auch zugleich.


    Uns ward erst die Liebe Leben;

    Innig wie die Elemente

    Mischen wir des Daseins Fluten,

    Brausend Herz mit Herz.

    Lüstern scheiden sich die Fluten,

    Denn der Kampf der Elemente

    Ist der Liebe höchstes Leben

    Und des Herzens eignes Herz.


    So in Lieb und hoher Wollust

    Sind wir immerdar versunken,

    Seit der wilde trübe Funken

    Jener Welt erlosch.

    Seit der Hügel sich geschlossen

    Und der Scheiterhaufen sprühte,

    Und dem schaudernden Gemüte

    Nun das Erdgesicht zerfloß.


    Zauber der Erinnerungen,

    Heilger Wehmut, süße Schauer

    Haben innig uns durchklungen,

    Kühlen unsre Glut.

    Wunden gibts, die ewig schmerzen,

    Eine göttlich tiefe Trauer

    Wohnt in unser aller Herzen

    Löst uns auf in eine Flut.


    Und in dieser Flut ergießen

    Wir uns auf geheime Weise

    In den Ozean des Lebens

    Tief in Gott hinein;

    Und aus seinem Herzen fließen

    Wir zurück zu unserm Kreise,

    Und der Geist des höchsten Strebens

    Taucht in unsre Wirbel ein.


    Könnten doch die Menschen wissen,

    Unsre künftigen Genossen,

    Daß bei allen ihren Freuden

    Wir geschäftig sind:

    Jauchzend würden sie verscheiden,

    Gern das bleiche Dasein missen, -

    Oh! die Zeit ist bald verflossen,

    Kommt, Geliebte, doch geschwind!


    Helft uns nur den Erdgeist binden,

    Lernt den Sinn des Todes fassen

    Und das Wort des Lebens finden;

    Einmal kehrt euch um.

    Deine Macht muß bald verschwinden,

    Dein erborgtes Licht verblassen,

    Werden dich in kurzem binden,

    Erdgeist, deine Zeit ist um.


    Viele Grüße

    Josh

  • Lieber Kitesurfer,

    Zu diesem Thema gibt es keine Fachmeinung, jeder darf zum Glück glauben was er möchte. Ich halte mich bei diesem Thema im Forum immer sehr zurück. Ich möchte heute dennoch ein paar Worte dazu sagen. Für mich gab es in meinem ganzen Leben keinen einzigen Zeitpunkt an dem dieser Glaube an ein "danach" nicht da war.


    Ich habe keine Vorstellungen wie es dort ist, und ich habe auch aufgehört es mir vorzustellen. Mir reicht es spüren, dass es etwas gibt <3


    Zu deiner Frage ob sie nicht traurig sein müssten. Das denke ich nicht, denn Zeit ist für mich etwas das wir nur als Menschen empfinden und für uns ist es eine Ewigkeit ohne unsere Lieben. Für sie jedoch nur ein Augenblick., da Zeit für mich eine menschliche, physische Erfahrung ist.


    Das ist mein ganz persönliches Denken und Fühlen zu dem Thema und ich würde mir nicht anmaßen es als gültig darzustellen. Ich sehe mich tatsächlich als "Glückspilz"- den mein Glaube an eine Gottkraft ist das was mich im Leben trägt und hält.


    Ich wünsche jedem, dass er die für sich richtigen Antworten findet <3

    Isabel

  • Ein Wiedersehen nach dem Tod? Diese Vorstellung muss scheitern, wenn menschliches Ermessen auf der Grundlage einer Logik versucht wird.

    Sehen? Wahrnehmen? Wen? Alle, die mir je begegnet sind? In welchem Zustand? Ich als Kind oder als alter Mann? Meine Mutter als Baby, als junge Frau oder als Todkranke?

    Fragen, die keinen Sinn machen.

    Es mag sicher Dinge geben, die außerhalb jeglicher menschlichen Vorstellungskraft liegen. So wie ein Wurm keine Vorstellung vom Fliegen hat. Nur diese Erkenntnis lässt mir den Glauben oder die Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende ist.

    Aber wie bereits erwähnt, ist ein danach vielleicht überhaupt nicht wünschenswert.

    Müßig.

    Wohl dem, der im Glaube ruht.

    Mir fehlt das Wohl.

  • Danke an alle für die Antworten.

    Klar, das Thema ist sehr speziell, und mit menschlicher Logik erklärbar ist es natürlich nicht. Aber es gibt ja sehr viel, was wir als Menschen niemals wissen werden oder bisher nicht erforschen konnten. Zb was nach dem uns bekannten Sonnensystem ist. Was in schwarzen Löchern ist. Was ganz tief unten auf dem Meeresgrund ist. Ob es Leben auf anderen Planten gibt. Usw. Ich zb kann mir schlecht vorstellen, dass wir auf der Erde die einzigen Lebewesen in diesem Universum sein sollen. :/

    Zu deiner Frage ob sie nicht traurig sein müssten. Das denke ich nicht, denn Zeit ist für mich etwas das wir nur als Menschen empfinden und für uns ist es eine Ewigkeit ohne unsere Lieben. Für sie jedoch nur ein Augenblick., da Zeit für mich eine menschliche, physische Erfahrung ist.

    DANKE Isabel, für diesen Denkansatz! Den Gedanken finde ich sehr schön, dass nur wir als Menschen Zeit so empfinden - und es im danach völlig anders ist, vielleicht nur einen Wimpernschlag entfernt, und man ist wieder beisammen. Daran versuche ich mich festzuhalten.

    Hab vielen Dank! Wirklich!

    Dadurch, dass ich darüber nachgedacht hab, hab ich auch den Gedanken bekommen, den ich Nico geantwortet hab, und irgendwie bin ich dankbar, dass ich plötzlich solche "tröstlichen" Gedanken habe.

    In welchem Zustand? Ich als Kind oder als alter Mann? Meine Mutter als Baby, als junge Frau oder als Todkranke?

    Gute Frage, Nico. Durch die Antwort von Isabel L.K. in diesem Thread habe ich viel nachgedacht. Ich denke nun so, dass der Körper den wir hier haben, eben nur die Hülle ist, die man hier auf Erde braucht, um zu existieren. Im "Himmel" oder wo auch immer, dahin reist ja nur die Seele/der Geist. Dort haben wir eine ganz andere Form. Vermutlich keine menschliche, vielleicht ist man nur ein Energieball, ein ganz anderes Erscheinungsbild, vllt gibt es kein männlich, kein weiblich, kein Kind, Baby, jung, alt, kein gesund oder krank. Man weiß nur, sieht, spürt, -sofort- dass es seine lieben sind, auch, wenn es diese menschliche Form nicht mehr gibt.

    Dass ist das, woran ich persönlich nun glauben möchte.

  • Dieses Video liebe ich sehr,

    weil es für mich aufzeigt , was ich ebenfalls so empfinde, das es keine Körperlichkeit nach dem Tode gibt ... Ich habe es heute nur sehr kurz bei Mathias erwähnt weil er schrieb ungefähr "untere Existenz"


    Für mich sind wir und unsere geliebten Gegangen einfach ein TEIL der Existenz,

    der Natur...

    des Universums ,

    welches kein oben und unten ,

    kein rechts und kein links ,

    kein waagerecht , kein senkrecht hat

    das ist nur alles unsere Vorstellung...


    es ist für mich ein ... das ist mein empfinden ...

    ein Tanz im Universum ... im "hiersein" und im "dasein"...


    Schön ist es , wenn ich tief in mir dieses "ein Teil in diesem grossen Ganzen SEIN" empfinde...


    Liebevolle SEINS Grüsse sende ich euch allen

    eure Sverja

  • Keine Ahnung, warum mir gerade dieses Gleichnis einfällt:

    Sag jemanden, dass es unzählige Sterne gibt, und er wird dir zustimmen.

    Sag jemanden, dass die Bank frisch gestrichen ist, und er wird sie anfassen.

    (nach Mario Puzzo)
    ~~~~ ~~~~ ~~~~ ~~~~ ~~~~

    Warum sie uns nicht vermissen? Weil sie wissen.

    Wie sie uns dann erscheinen werden? Wie wir sie sehen wollen.


    Wir bedienen uns immer wieder Wörter wie Ewigkeit, unvorstellbar, unendlich ... können aber uns kein einziges wirklich vorstellen oder gänzlich begreifen. Dennoch haben wir eine leichte Ahnung davon, was es bedeuten könnte.

    Damit will ich sagen, wir sind in unserer Vorstellung, wie es nach dem Tod aussehen könnte, viel zu oft in unserer begrenzten Vorstellung gefangen und lassen uns zu wenig auf das Unvorstellbare ein.


    Und warum sollte die Wissenschaft nicht ihren Teil dazu beitragen dürfen?

    • Die Zeit ist eine bloße Illusion. A. Einstein
    • Energieerhaltungssatz
    • Quantenphysik /-mechanik
    • und bestimmt noch mehr

    Manches wurde aus meiner Sicht von zu vielen Menschen erlebt, gesehen oder geträumt, als das es bloße Zufälle sein können. Und eben weil wir Menschen sind, können wir - leider - nicht alles verstehen. Menschen haben eine begrenzte Wahrnehmung, und die schlechte Angewohnheit, diese für die Wahrheit zu halten.