Ohne meine Mama ist aufeinmal alles egal

  • Meine Mutter musste uns am 31.01.20 verlassen mit nur 53 Jahren. Nach einer Not op in der Bauchhöhle lag sie insgesamt 4 Wochen auf der Intensivstation, auf der ich sie wann immer es ging besuchte, um ihr bei zu stehen. Zwischendurch sah e tatsächlich auch wieder recht positiv aus. Doch dann ging alles ganz schnell... Lungenentzündung, sepsis, herzstillstand, Reanimation... 4 Tage künstliches Koma mit weiteren Not ops und 3 weiteren Reanimationen... schließlich Multiples Organversagen... am Anfang gingces irgendwie, ich konnte einigermaßen stark sein. Doch seid 2 Wochen habe ich jede Nacht träume aus der Zeit auf der Intensivstation... wo es ihr so schrecklich ging (sie hatte viele Halluzinationen und schlimme Ängste und Schmerz) außerdem habe ich das Gefühl völlig betäubt zu sein. Habe meinen 3 Töchtern und meinem Mann, der total rücksichtsvoll ist kaum noch Emotionen entgegen zu bringen. Es ist mir quasi alles egal. Habe grad fürchterliche Angst, dass es für immer so bleibt und ich alles gegen die Wand fahre:13:schaffe es nicht, fröhlich zu sein, obwohl ich allen Grund dazu hätte mit meiner Familie...bin verzweifelt aber meine Gedanken kreisen nur noch um die letzten Momente mit meiner Mama und dass ich sie nie wieder bei mir haben werde

  • Liebe Nathalie86 - mein allerherzlichstes Beileid zu deinem Verlust... sei willkommen hier, hier kannst du dir immer alles von der Seele schreiben...

    Glaub mir, es wird wieder anders. Noch ist alles ganz präsent bei dir - die Bilder müssen erst irgendwie realisiert werden. Mir ging es ähnlich - meine Mama ist am 25.9.19 gegangen... sie hat so gekämpft...

    Ja, die Bilder holen dich immer wieder ein. Du frägst "WARUM"... es tut einfach nur verdammt weh und man hat das Gefühl, in einer Glocke zu sitzen, nichts kann dich berühren... Lass dir Zeit, rede mit deiner Familie darüber oder mit Fremden - einer Hospizgruppe z.B. Du musst da nicht alleine durchgehen - lass dir helfen.

    Das Gefühl, betäubt zu sein, trifft es schon: Deine Seele ist erschüttert...du weißt, deine Mama kommt nie wieder... Diese Tatsache reißt einem den Boden unter den Füssen weg.

    Der Schmerz wird sich verändern, immer wieder bekommt er ein anderes Gesicht... Es wird Tage geben, da denkst du, es geht nicht schlimmer... dann auch Tage, da erträgst du es einigermaßen gut. Ein Auf und Ab... Lass es zu - kämpfe nicht dagegen an... Die Trauer kann nur durchschritten aber nicht verdrängt werden.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und umarme dich mal ganz sachte...

  • ....ja, ich weiß...leider! Er schnürt dir das Herz zusammen... du kannst nicht essen, nicht schlafen, nicht denken, nicht fühlen... Aber es wird anders...glaub mir.

    Du hast deine Familie - gib ihnen die Möglichkeit, dich zu halten... sie lieben dich <3 ,,, das hilft...

  • Es tut mir so wahnsinnig leid das du deine Mama so früh verloren hast. Ich kann dich so gut verstehen. Ich habe meine Mutter mit nur 51 Jahren plötzlich durch einen Herzinfarkt verloren. Verbunden mit über 2 Wochen Intensivstation , Flug in eine andere Klinik . Auch Hoffnung gehabt und dann passierte das was niemand aussprechen wollte. Ich kann so nachvollziehen was in dir vorgeht . Es ist wie ein Schockzustand. Man weiß was passiert ist aber verstehen und realisieren kann man es nicht. Ich habe auch einen Sohn und Mann. Ich empfinde es wie ein Film . Alles zieht an einem vorbei. Man funktioniert und macht alles , aber die Gedanken sind 24/7 bei Mama. Ich träume so oft von diesen Bildern, verzerrt aber meine Mama sehe ich in diesen Träumen. In ein paar Tagen sind es bei mir 3 Monate ohne meine Mama, und ich kann es immer noch nicht verstehen das ich sie nie wieder sehe.
    in meinem Beitrag schrieben die Lieben Mitmenschen hier, dass die Trauer wie in Wellen kommt , und ja das stimmt. Manchmal wird man von diesen Wellen so überrollt , dass man es nicht aushalten kann.etwas begreifen müssen was man nicht versteht . Manchmal sind es Stunden oder auch mal ein Tag wo man es besser aushalten kann. Du schreibst von Fröhlich sein. Setz dich nicht unter Druck. Ich kann dir von mir aus nur sagen, dass diese Leichtigkeit des Lebens welche ich immer hatte vorerst wie weg ist. Ich mag das überhaupt nicht , aber ich muss es jetzt erst mal so akzeptieren. Man kann keine Fröhlichkeit erzwingen. Mein Sohn schafft es mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und irgendwann hoffe ich für dich und mich das es uns leichter fällt wieder Fröhlichkeit zu empfinden , ( er ist nun 8 Monate ) . Gleichzeitig zerreißt es auch das sie ihn nicht aufwachsen sieht . Ich hoffe das dir deine Familie genug Kraft gibt und du irgendwie durch den Sturm der Gefühle und schockzustände kommst.

  • Meine Mutti ist jetzt im Mai 7 Jahre tot. Fehlen wird sie mir immer.

    Ja, die Trauer verändert sich und Du veränderst Dich dabei. Manchmal kam ich mir vor, wie in einem nimmerendenden

    Horrorfilm, welcher kein Ende nahm. Es übersteigt alles, was man bisher durchlebt hat. Und draußen geht alles weiter,

    so als wenn rein gar nichts geschehen wäre. Einfach nur die Hölle pur.

    Aber glaub mir, es wird leichter und erträglicher werden. Aber der Weg dorthin ist lang und verbunden mit sehr, sehr

    viel Leid und Tränen. Trauerarbeit ist Schwerstarbeit, für Körper, Geist und Seele. Wenn Du diese durchlaufen hast, wirst

    Du nicht mehr der Mensch sein, welcher Du vor dem Verlust warst. Aber auch die Freude kommt wieder, in ganz kleinen,

    sanften Schritten in Dein Herz geschlichen, so wie Du es ertragen kannst und die Trauer wird leichter werden, aber eine

    Sehnsucht wird in Dir bleiben. Aber damit kann man leben. Ich sage dann immer zu meiner geliebten Mutti: ach Muttilein,

    das ist mein Heimweh, meine Sehnsucht nach Dir. Ich hab Dich einfach sooooooooooooooo lieb.

    Alles Liebe

    Kornblume

  • Liebe Nathalie,

    Mein Mitgefühl zum Verlust deiner Mutter.

    Du schreibst es war am 31.1. das ist noch gar nicht lange her. Trauer braucht Zeit... Sehr viel Zeit! Es kann immer wieder ein auf und ab sein, eine Wellenbewegung... Hast du Familie, Freunde, die dich begleiten?


    Alle was du fühlst ist völlig normal. Gib dir Zeit das alles erstmal zu verarbeiten. Gerne kannst du auch hier deine Gedanken mit uns teilen, und was dich belastet niederschreiben.

    Hab Geduld mit dir <3

    Isabel

  • Vielen Dank für deine Nachricht Isabel. Ja, es sind erst 3 Wochen die mir allerdings endlos lange vorkommen. Es ist auch ein bisschen wie ein Warten darauf, dass es besser wird aber das geht ja garnicht...dafür müsste meine Mutter ja wieder bei uns sein. Ich habe einen Bruder und meinen Stiefvater, der nun mit Anfang 50 Witwer ist und mir auch unendlich leid tut. Wie versuchen uns gegenseitig zu stützen aber ich merke auch immer wieder, dass die beiden da ganz anders mit umgehen... vielleicht weil sie Männer sind?!... umso mehr fehlt mir meine Mama dann, weil sie immer genau wusste, wie ich ticke... ich habe von meinem Hausarzt ein leichtes anti depressivum für Abends bekommen. Seid der Beisetzung ca. habe ich extrem intensive Träume, die so real wirken, dass ich am Tage manchmal garnicht weiß, ob ich wach bin. Ich träume vorallem von der Zeit auf der Intensivstation. Wie schlecht es ihr da ging mit ihren Ängsten und Schmerzen... das geht mir alles noch sehr nah😪

  • Liebe Nathalie,

    In den Träumen verarbeiten wir vieles. Auch wenn es manchmal nicht schön ist, ist es wichtig das wir im Schlaf das Erlebte verarbeiten. Das hilft tagsüber nicht den Verstand zu verlieren. Hilft dir das Medikament denn etwas?


    Bezüglich Männer und Trauer... Ja, ich denke und es ist auch meine Erfahrung das es da Unterschiede gibt. Je nachdem was ein Mann mitbekommen hat bezüglich Gefühlen und Emotionen. Ob es in der Familie, in der Kindheit erlaubt war Gefühle zu zeigen, oder ob diese eher verdrängt wurden. Das alles prägt uns. Aber natürlich auch Frauen.


    Du kannst deine belastenden Träume vielleicht aufschreiben und sie dann verbrennen. Als kleines Ritual... Nur eine Idee.

    Alles Liebe <3

    Isabel

  • Ein großes Problem was mich zur Zeit belastet ist, dass ich nicht „glauben“ kann... ein paar mal war ich mit meinem Vater nun im Gottesdienst, bei dem meine Mutter auch immer war... sie war sehr christlich, ich hingegen schon Atheist seid ich denken kann... außerdem habe ich einige Bücher über die „endlose Seele“ durchgelesen. Ich möchte so gerne daran glauben, dass es nach dem Tod weiter geht aber es ist als hätte ich ein Brett vor dem Kopf. Es wäre ein unheimlicher Trost, denn die Vorstellung dass da garnix kommt und meine Mutter nicht mehr spüren kann, wie sehr ich sie liebe macht mich noch zusätzlich unendlich traurig... 😥

  • Liebe Nathalie,

    Ich kann deinen Wunsch gut nachvollziehen. Ich hingegen hab seit ich denken kann meinen Glauben, für den ich sehr dankbar bin. Ich denke das es auch ein hineinwachsen sein könnte.. Sich zb auch nur die Möglichkeit offen lassen dass es etwas geben könnte. Ich kann mir vorstellen das daraus auch etwas entstehen kann, ohne Druck und vorgefertigte Vorstellungen...


    Ich wünsch dir einen guten Tag <3

  • Liebe Nathalie,

    zuerst möchte ich Dir mein ganz persönliches Beileid für deine verstorbene Mutter aussprächen mit der Du eine besondere Verbindung hattest wie ich heraus lesen kann. Viel Kraft und Mut zu deiner ganz Persönlichen Reise mit und durch deine Trauer. Schau gerade jetzt wo noch alles so lebendig zu spüren ist auf Dich was deine Gefühle und Bedürfnisse sind und Dir gut tut. Das hat mir auf meiner Trauerreise sehr geholfen.


    Lichtvolle Grüße zu Dir

    Maik