Ich bin wie betäubt

  • Die Fotos bringen Realitäten ans Tageslicht, die man nicht annähernd so sieht, wenn man nur in den Spiegel schaut. Mir ging es ganz genau so. Meine Schwester hat den Sarg fotografiert, ich stand daneben bzw. davor hab den Sarg gestreichelt, ihn umarmt, da gab es dann Fotos die mich umgehauen haben. Man hat ein eigenes Fremdbild von sich....
    Liebe Grüße in die Runde
    Michi

  • Liebe Manuela!


    Habe auch Fotos von meinem lieben Papa zuletzt gemacht, danach sogar noch aufgestellt. Aber das war keine gute Idee. Später habe ich diese Fotos ganz gut verräumt. Ich hatte ihn ohnehin ziemlich lange so abgemagert in Erinnerung. Später sind dann doch wieder die "anderen" Bilder vorrangig geworden in meinem Kopf.


    Das Foto in deinem Avatar ist so lieb, da sieht man eure Harmonie untereinander, euer liebevolles Umgehen miteinander.


    Fein, dass du so einen feinfühligen Partner hast, der auf dich schaut. Mach mir nämlich Sorgen um Dich !! Um deine Kräfte.


    Schließe euch im Abendgebet mit ein!


    Alles Liebe


    Linda

  • Liebe Leute,
    Fotos können aber mal auch extrem wichtig sein. Ich habe das am eigenen Leib erlebt. Mein Mann und ich haben wie so viele andere Menschen auch im Wohnzimmer eine "Ahnengalerie" aufgebaut. Die liebsten Fotos von unseren meist schon Vorangegangenen. Es steht aber auch ein Bild von meinem Mann und mir dort. Wenige Wochen vor seinem Tod, habe ich mit meinem Mann die Bilderkiste . Da fiel ihm ein Bild von ihm selbst in die Hände. Er wollte niemals ein Bild von sich selbst ansehen geschweige denn aufstellen. Als er dieses Bild also dann in Händen hielt (nicht zum ersten mal), meinte er nur: Das ist ein Bild, das so aussieht, wie ich bin, das stellen wir in unsere Ahnengalerie.... wie gesagt, wenige WOchen später war er ein Ahn....Dieses Foto war und ist mein absolutes Lieblingsbild von ihm. Davon gibts Kissen und Schlüsselanhänger. Mit diesem Bild ging ich wochenlang jeden Morgen in den Garten, um ihn seinen geliebten Grünraum zu zeigen.....mit dem Foto in der Hand hab ich geweint, geschrieen, getobt und still getrauert. Dieses Bild ist sein letztes Vermächtnis an mich, weil er es selber ausgesucht hat.


    Dann gabs noch Fotos von einer Firmenfeier, wo ich arbeitete. Wir hatten 25 jähriges Betriebsjubiläum und die Ehepartner waren auch eingeladen. Von dieser Feier gab es 3 Bilder von ihm und mir gemeinsam. Diese Bilder sind mir heute sehr wichtig. Die hab ich in jedem Raum stehen. Wie ich überhaupt ein Bildermensch bin. Seine Bilder hängen im ganzen Haus.


    Das wollte ich euch unbedingt erzählen.


    Liebe Grüße
    Michi

  • Ja Linda,
    genauso ist es. So schnell kanns gehen. Mein Mann hat sich freiwillig kaum fotografieren lassen, das hat er überhaupt nicht gemocht. Es gibt daher auch nur wenige Bilder von Willi. Mir tut es auch so leid, dass es kein einziges "letztes" Weihnachtsfoto von Willi gibt. Immer hatte er die Kamera in der Hand um uns zu knipsen..... Drum ist das allerletzte von ihm selbst erwählte so wichtig geworden. Dieses spezielle Foto war meine Krücke in den ersten Wochen.....


    Herzliche Grüße
    Michi

  • Meine Lieben!


    Ja, mit geht es auch so...dass mir Bilder ungemein wichtig sind....Ich bin froh, dass ich soviele Bilder habe, viele Alben, vieles auf CD gespeichert...es sind Erinnerungen, die man nicht nur im Herzen hat, man hat sie auch noch in Bildform....wo man sich zusammen drauf sieht...als alles noch so schön war...Meine Eltern haben auch sehr viel fotografiert und mein Päpelchen hat viel gefilmt...Das alles ist mir sehr kostbar! Sie haben wunderbare Urlaubsreisen in die ganze Welt gemacht, viele auch mit mir, auch davon gibt es viele Fotos und Filme.... :) Das ist einfach schön, das zu haben!


    Als wir mit Päpelchen im Juni - eine Woche vor dem Schlaganfall - eine Woche am Bodensee waren, haben wir über 600 Bilder gemacht! Wenn ich mir diese Bilder über den PC laufen lasse, dann fange ich an zu heulen....und denke immer wieder....Da war doch alles noch gut, warum nur musste das eine Woche später passieren? Man versteht es einfach nicht!


    Danke liebe Michi....! Danke für diesen wunderschönen Gedanken mit der Brücke....Ich hatte Tränen in den Augen als ich das las....Es ist eine schöne Vorstellung, dass es so sein könnte oder wird....Ich weiss, dass es Päpelchen Glaube ist, dass er Mami wiedersehen wird und wieder mit ihr vereint ist....Er hat mal zu mir gesagt " Ich möchte noch ganz lange bei Dir bleiben, aber wenn es eines Tages soweit ist, dann freue ich mich, dass ich dann die Mami wiedersehe und wieder bei ihr bin"


    Hoffentlich ist es wirklich so....hoffentlich erfüllt sich sein grosser Wunsch auch!


    Danke Dir, liebe Michi, für viele tröstende Worte, obwohl Du selber so sehr leidest und so schwer an allem trägst! dafür umarme ich Dich ganz besonders :24: !


    Eure Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela,


    ja mir sind die Erinnerungsbilder auch sehr sehr wichtig.


    Ja und die schönen lieben Erinnerungen, die kann niemand nehmen, auch wenn die Erinnerungen manchmal auch sehr weh tun.


    Alles alles Liebe und Gute


    Liebe Grüße sendet Dir
    Josef

  • Liebe Manuela,
    es freut mich, dass meine Zeilen dein Herz berührt haben. Es muss einfach so sein. Ich lasse in meinem Kopf nichts anderes zu, denn sonst würde ich wohl verrückt werden. Ich habe seit Willis Tod sehr viele Bücher über Leben nach dem Tod, der Übergang, was kommt danch uws.... gelesen. Ich interessiere mich seit dem Tod von meinem Vati vor 25 Jahren dafür...
    Der Tenor aller Geschichten ist der, wie ich es beschrieben habe.... Da spricht man zwar hauptsächlich vom Tunnel, aber mir gefällt die Brücke so gut, weil ich mir das besser vorstellen kann. Es wird immer vom hellen Licht, das aber nicht blendet geschrieben, aber damit komme ich nicht zurecht. Ein wenig darf man ja Wünsche haben, und ich würde es mir genauso wünschen. Wenn meine Zeit dann endlich kommt, soll mich mein geliebter Mann abholen, an der Hand nehmen und mit mir am Regenbogen tanzen.


    Manchmal ist das alles einfach nicht auszuhalten. Obwohl es schon "so lange" her ist. 87 Wochen und 1 Tag.... ich kanns manchmal noch immer nicht wirklich glauben. Dass er nie mehr reinkommt, mich umarmt, mich tröstet, mir seine starke Schulter zum anlehnen gibt, und "meine KLEINE" zu mir sagt, obwohl ich ihn in Zentimetern ein wenig überragt habe. Er gab mir das Gefühl beschützt zu sein, niemals etwas böses oder trauriges an mich heranzulassen. Bei ihm konnte ich mich einfach fallen lassen und er hat mich gefangen, egal von wie hoch oben ich gesprungen bin.


    Ich denke wirklich tröstende Worte kann man nur empfinden und weitergeben, wenn man selber in solchen Schuhen steckt. Meine Worte an dich und an euch alle kommen aus meinem tiefsten Herzen. Ich bin so unendlich dankbar, hier gelandet zu sein. Es tut so gut meinen Schmerz mit euch zu teilen und euren Schmerz gemeinsam zu tragen. Danke für das Netz, das ihr mir gespannt habt.


    Seid umarmt. :24:


    Herzlichste Grüße
    Michi

  • Ich bin auch so ein Bilder- Foto Mensch.
    Wenn meine Fotos einmal durch irgendetwas vernichtet würden, wäre dies sehr schlimm für mich. Mama hat immer geschimpft, wenn ich sie fotografiert habe. Aber mit der Digi war das egal. Bin sehr froh über die vielen Fotos.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Ja liebe Michi..


    dieses NIE MEHR...ist auch etwas, was mich oft sehr verzweifeln lässt...wie sicher viele andere hier auch....Dass eben nichts mehr so ist es wie es war, dass man viele Dinge nicht mehr erleben kann, machen kann und der andere eben nicht mehr dort ist wo er immer war.....Eben dieses NIE MEHR.


    Mein Therapeuth sagt, meine Gedanken würden sich immer "rund ums Defizit" drehen....
    ich müsse Alternativen suchen, neue Bindungen eingehen und Dinge machen, die mir gut tun, um meine Bilanz wieder stimmig zu machen.


    Hhmm....es ist aber nicht so leicht. Denn es fällt mir schwer. Das Gefühl der Leere bleibt dennoch, auch wenn ich mal Dinge mache, die für mich sind, das ändert nichts, dass mir etwas fehlt.....


    Und weh tut es doch...das lässt sich nicht so einfach mal ausknipsen....


    :24: Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Ja Manu, so geht es mir auch. Ich habe sehr viel Abwechslung, aber bin ich dann wieder hier, kreisen meine Gedanken nur um Mama.
    Sie nie mehr sehen, berühren oder ihren Geruch wahr nehmen zu können, bringt mich fast um den Verstand.


    Bist Du das kleine Mädchen? :rolleyes:

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Susanne!!!


    Du sprichst mir aus der Seele! Ich empfinde es auch so.....
    Dieser Schmerz hört auch nicht auf...!


    Ja, ich bin das kleine Mädchen, da war ich 9 Jahre alt und lebte in Brasilien...ein Bild aus unbeschwerten glücklichen Kindheitstagen!!!!


    :24:
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • In Brasilien? Eine andere Forum Bekannte wuchs dort auch auf. Welch ein Zufall.
    Wir sind ja beide 1961 geboren. Die Mode, der Haarschnitt kommt mir alles sehr bekannt vor. ;)

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Manuela,


    ich habe Deine Zeilen von heute früh gelesen. Ja da kann ich Dich glaube recht gut verstehen wie Du sagst, das läßt sich nicht so einfach mal ausknipsen.


    Meine Gedanken sind so oft bei euch.


    Alles alles Liebe und Gute und viel viel Kraft


    Liebe Grüße


    Josef

  • Liebe Manuela,
    der Schmerz läßt sich nicht wegmachen. Er ist immer präsent nur in unterschiedlicher Intensität. Ich lebe grundsätzlich extrem zurück gezogen und bin auch recht gern mit mir und meinen 4beinern allein. Besonders die letzten 14 Tage war aber immer was los bei mir. So viel Besuch hatte ich glaub ich die letzten Monate zusammen nicht, was die letzten Tage los war. Ist mir eigentlich viel zu viel, weil ich es nicht gewöhnt bin. Da meint man, dass man "abgelenkt" ist und den Schmerz ausklinken kann. Das funktioniert aber nur, solange bis die Tür wieder zu geht, und man allein zurück bleibt. Ich hab heute meine Mami geholt. Sie ist 74 und nicht wirklich gesund. Um aufzuzählen was sie nicht hat, wär ich schneller als bei der Beschreibung ihrer Krankheiten. Durch euch hier, ist mir wieder richtig bewust geworden, dass man die Zeit mit seinen Lieben intensiver nutzen soll. Also hab ich sie heut angerufen und gefragt, ob sie wieder für 1 oder 2 Wochen zu mir kommen möchte. Sie hat zugestimmt, also rein ins Auto und Mami zu mir geholt. Ich werde mich die nächsten 2 Wochen viel mit ihr beschäftigen. Werde mit ihr Karten spielen, das tut sie wahnsinnig gern. Sie sieht aber schon sehr schlecht, also wird das wieder besonders abenteuerlich, aber macht nix, hauptsach ich kann sie ein wenig glücklich machen. Sie ist für mich die weltbeste Mami aller Zeiten. Ich würd mir wünschen, auch so eine tolle Mamsch zu sein. Manchmal ist sie zwar anstrengend, und wir zicken uns an, aber ich bin doch froh, dass ich mich über sie noch ärgern kann. Ich hab hier so viel Schmerz gelesen, wie es euch allen ging, als ihr eure Mami verloren habt, also bin ich sehr demütig geworden, und genieße die Zeit, die ich mit ihr verbringen darf. Ich werde also die nächsten 2 Wochen ein seltener Besucher hier im Forum sein, weil ich die Zeit mit ihr intensiv nützen möchte.


    Bis bald liebe Manuela, bis bald ihr Lieben.


    Herzlichste Grüße an euch alle
    Michi

  • Liebe Michi, genieße die Zeit mit Deiner Mami. Beniede Dich ein wenig. Du weißt wie ich es meine :24:

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Hallo meine Lieben,
    hab grad ein wenig Schonzeit.... Meine Mami sieht sich einen alten Film an, da musste ich bei euch reinschauen.
    Ich hab heut einen kleinen Spaziergang mit Mami gemacht. Es ist so traurig zu sehen, wie sie in den letzten Monaten ihr Gesamtzustand verschlechtert hat. Eine Strecke für die ich alleine kaum 20 Minuten brauche, haben wir in einer guten dreivbiertel Stunde geschafft. Sie hat gepfaucht wie eine alte Lok, weil sie Probleme mit der Luft hat. 3 Bypässe und eine 70%ige Einschränkung der Carotis machen ihr das Leben richtig schwer. Vor ein paar Monaten konnten wir noch die große Dorfrunde machen, davon kann ich heut nur mehr träumen. Es tut weh. Ich hoffe so sehr, dass ich sie noch lange bei mir haben werde. Sie verliert imer mehr an Lebensmut. Darum musste ich sie gestern auch unbedingt holen. Mein SOhn kam noch mit seiner Freunding vorbei. Wir hatten einen schönen Abend. Jetzt werd ich ihr einen Tee bringen.


    Ich wünsch euch alles Liebe.


    Bis bald
    (danke für eure lieben Wünsche) :2:


    Michi