Verlust meiner Mama

  • Hallo zusammen,


    ich bin Linda, 31, und habe am Wochenende meine Mama verloren. Sie hatte Krebs. Meine Mama war immer eine Person, die Ärzte meidete und sich sogar bis zum Schluss weigerte zum Arzt zu gehen. Sie hatte Probleme mit dem Laufen, war aber leider auch deswegen nie beim Arzt. Ende September ging es ihr so schlecht, dass sie sich durch den ambulanten Dienst selbst ins Krankenhaus einliefern lassen hat. Dort ging es ihr nicht gut, sie hatte starke probleme sich anzupassen. Die Ärzte diagnostizierten gleich am Anfang eine Depression. Nach einer Woche fanden sie die Ursache der Schmerzen, ein schon gestreuter Tumor im Bauch Bereich. Das war ein Schock für uns alle... Wir (mein Papa, meine Schwester und ich) waren uns aber von Anfang an einig, sie nach Hause zu holen. Laufen wollte und konnte sie nach dem mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt nicht mehr. Sie hatte sich ein wenig aufgegeben, verlor all ihre Interessen die sie vorher hatte etc. Wir haben dennoch das beste aus der verbleibenden Zeit gemacht, viele Erinnerungen gemacht etc. Ich bin ins homeoffice gewechselt, meine Schwester in teilzeit damit wir meinem Papa helfen konnten. Ein Pflegedienst kam täglich, ein ambulantes palliativ Team unterstützte uns von Anfang an. Sie hatte viele Phasen, mal ging es ihr besser, mal schlechter. Nach einer aussprache mit ihrem Bruder ging es dann ganz schnell. Letzte Woche verweigerte sie es zu essen. Sie hatte leider in der letzten Woche bei jeder Bewegung Schmerzen, der Pflegedienst musste sie aber sauber machen, wir hätten sie so nicht liegen lassen können. Die Schmerzenslaute haben sich eingebrannt :(. Ab Donnerstag wollte sie nichts mehr essen, das palliativ Team hatte uns schon darauf vorbereitet, was jetzt kommt und wie es von statten gehen könnte. Wir waren bis Samstag bei ihr, haben sie beruhigt und ihr gesagt wir wären da und sie gehen darf. Sie war wirklich friedlich und ruhig, als sie den letzten Atemzug nahm. Ich habe in den ersten Tagen viel geweint, jetzt hat das etwas nachgelassen. Ich habe das Gefühl "falsch" zu trauern weil ich mich nicht verkrieche, lächeln kann und mich über Dinge freue. Meiner Schwester geht es ähnlich. Mein Papa will nicht reden, ich muss aber mit jemandem reden. Ich habe das Gefühl sie nicht richtig zu würdigen. Auch weil sie keine traueranzeige wollte und kein Begräbnis mit Pfarrer... Kennt jemand das Gefühl?

  • Liebe Linda,


    für Trauer gibt es weder Regeln noch Zeit, kein richtig und kein falsch.


    Lass deine Gefühle so kommen wie sie möchten.


    Mein tiefes Mitgefühl zum Verlust deiner Mutter. Eine sehr schwere und schmerzvolle Zeit für sie und euch, niemand möchte so etwas erleben, aber wir werden nicht gefragt.


    Du kannst hier alles und immer schreiben, wenn du magst, es ist immer jemand hier, liest und antwortet ❤️


    Alles Liebe Pia 🥀

  • Liebe Linda,


    Mein aufrichtiges Beileid zu deinem schweren Verlust. Ihr habt einen langen und schwierigen Weg hinter euch.


    Wie Pia gesagt hat, es gibt kein richtig oder falsch was das trauern angeht.

    Ich habe zwischenzeitlich auch so gedacht wie du. In den ersten Tagen habe ich mich schlimm zerrissen gefühlt. Die Traurigkeit kommt in Wellen, mal intensiver, mal milder. Ich fühle mich total entwurzelt und auch verlassen. Aber ganz oft denke ich, es ist ok, dass sie gegangen ist. Nun geht es ihr gut. Keine Ängste mehr, die sie quasi gelähmt haben. Keine Schmerzen, keine Schwäche mehr.


    Durch den langen Leidensweg, den ihr gegangen seit hast du schon durchgehend getrauert. Wenn ein Kampf vorbei ist mischen sich manchmal ganz unterschiedliche Gefühle. So geht es zumindest mir.

    Ich versuche, da den Kopf auszuschalten und meine Trauer so zu nehmen, wie sie kommt. Und wenn ich Tage mit milden Momenten habe, wo ich einfach mit einem Lächeln an meine Mama denken kann, nehme ich das dankend an.


    Schön, dass du den Weg hier hin gefunden hast.


    Liebe Grüße, Nina

  • Hallo ihr Beiden,


    vielen Dank für eure lieben Worte :24:.

    Ich glaube auch, dass ich bzw wir schon einiges verarbeiten konnten. Als sie aus dem Krankenhaus kam war sie nicht mehr die Mutter die ich kannte. Die schlimme Diagnose hat sie natürlich sehr verändert. Auch unser Verhältnis hat sich irgendwie gedreht, ich bzw wir haben die Mutterrolle übernommen und sie hat diese abgegeben. So war ich gezwungen mich schon länger umzugewöhnen.

    Entwurzelt fühle ich mich nicht unbedingt, ich habe starken Halt von Papa und Schwester. Ebenfalls von Freunden und Arbeitskollegen die mich seit der Diagnose stützen.

    Ich bin momentan krank geschrieben und habe viel Zeit zum nachdenken und um mich auf die neue Situation einzustellen. Ich bin nur froh das sie nicht mehr leiden muss....


    Liebe Grüße

    Linda

  • Liebe Linda,

    die getauschten Rollen kenne ich. Das verändert auch schon einiges.

    Gut, dass du deine Familie und Freunde um dich hast. Das hilft. Nimm dir auch all die Zeit die du brauchst. Ich bin derzeit auch im Krankenschein um alles erstmal sacken zu lassen, das Gefühlschaos toben zu lassen und das irgendwie zu verarbeiten.

    Lass dich nur nicht verunsichern, "wie man zu trauern" hat. Das tut wirklich jeder anders. Tu nur das, was dir gut tut. Rede, wann immer dir danach ist, schweige, verkriech dich oder geh unter Leute. Es ist ganz egal. Trauer ist individuell und kommt und geht auf verschiedene weisen. Stell deine Trauer daher nicht in Frage. Und wenn du zwischendurch schon wieder lächeln kannst, ist das doch gut.

  • Liebe Linda


    Der Verlust deiner geliebten Mutter tut mir sehr leid.
    Mein Mitgefühl und Anteilnahme.


    Und ja, Trauer bzw. der Trauerweg bleibt (doch) individuell.
    So empfinde ich es auch.


    Schön dass du unser Forum gefunden hast.


    LG
    King

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für eure lieben Worte :24:. Das Thema Trauer ist wohl wirklich sehr individuell. Ich kann im Moment mit einem Lächeln an sie denken. Ich bin glaube ich einfach erleichtert, dass sie nicht lange leiden musste, alles so friedlich war und wir bei ihr waren. Das mit der friedlichen Stimmung hatte uns die palliativ Ärztin auch gesagt, als sie uns am letzten Tag mit ihr noch einmal besuchte. Ebenso sagten sie uns, dass sie nicht gedacht hätten, daß wir das so gut hinbekommen würden und wir stolz auf uns sein können.


    Meine Schwester hat ein schönes Video von ihr gemacht, welches wir beide uns gestern mit einem Lächeln angesehen haben. Meine Mama war dort wieder ein wenig wie früher. Es tut gut diese Erinnerungen mit ihr gemacht zu haben.


    Ich weiß aber schon jetzt, dass meine Stimmung sich ändern wird, wenn die Beerdigung statt findet. Ich habe einfach das Gefühl, sie nicht so zu würdigen wie sie es verdient hätte. Ich kann das Gefühl nicht erklären.... Obwohl wir alles so machen wie sie sich das wünschte. Sie wollte zb keine traueranzeige weil sie keine Aufmerksamkeit mochte. Mir persönlich ist es aber wichtig, dass die Leute/ ihre Freunde an sie denken. Wir halten uns aber an ihren Wunsch. Stattdessen haben wir über eine Danksagung in ihrem Namen an den Pflegedienst und das palliativ Team nachgedacht. Das hätte ihr sicher gefallen. Sie hatte so schon immer gesagt wie dankbar sie für die Dienste wäre.


    Danke fürs zuhören.


    Liebe Grüße,

    Linda

  • Hallo Flauschi 92,


    erstmal alles Gute für dich.


    Meine Mama ist am 10.12.22 an den Folgen Ihrer Krebserkrankung zu Hause gestorben. Sie hat 3,5 Jahre gegen die Krankheit (Multiples Myelom-> Blutkrebs der die Knochen angreift) gekämpft. Eine Woche vor Ihrem Tod wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen ohne das etwas Genaues gesagt wurde. Mir wurde nur mal auf dem Flur nebenbei von einem Arzt gesagt, wenn es bis Weihnachten geht, wäre es gut...


    Hm das nimmt man natürlich nicht ernst oder verdrängt es....Meine Mama konnte zu Hause immer weniger...kurz vor Ihrem Tod kam eine Pflegebett und der Pflegedienst....


    Das Schlimme ist, da war diese Krankheit, aber man dachte es geht immer weiter...einmal sagte meine Mama, es wird alle...wie Recht sie hatte.


    Es ist schwer...meine Mama war eine super Mama, wir haben jeden Tag telefoniert, sie war immer da...außerdem war sie eine tolle Oma....es ist so schade, wenn solche guten Menschen gehen müssen und man selbst so machtlos ist...


    LG Katrin

  • Hallo Kati,


    vielen Dank für deine Antwort. Mein Beileid zum Verlust deiner Mama.


    Ich kenne die Gedanken nur zu gut, man denkt es geht immer weiter. Mal besser und mal schlechter aber es geht weiter. Dann "plötzlich" ist sie weg. Obwohl wir es wussten das es kommen wird.


    Das man machtlos ist hat und macht mich ziemlich fertig :(.

  • In diesem Moment wird meine Mama eingeäschert und wir dürfen wegen den noch immer geltenden Corona Vorschriften nicht dabei sein... Ruhe in Frieden Mama. Es wird alles so gemacht wie du es dir gewünscht hast 🖤🖤❤️❤️🤍🤍

  • Heute hättest du Geburtstag gehabt, ein Geburtstag auf den wir gehofft hatten, dass du diesen noch erlebst... Du meintest immer du musst mit 68 wegen Krebs gehen... Wir hatten so gehofft du würdest noch 69 werden und das es sich nicht bewahrheiten würde wie es bei deiner Mama gewesen ist...

    Ich habe immer noch das Gefühl, "falsch" zu trauern weil ich nicht die ganze Zeit weinen muss sondern schon viel mit einem Lächeln an dich denken muss weil ich weiß, dass du nicht mehr leiden musst...

    Wir lieben dich und wünschen dir alles Gute zum Geburtstag, egal wo du bist ❤️❤️❤️.

  • Liebe Linda


    Auch ich wünsche einen guten Geburtstag.
    Der 5. März - es wird immer der Geburtstag deiner geliebten Mama sein.


    Ach. Krebs ist eine schlimme Erkrankung.


    Und wie gesagt ist Trauern eben doch individuell


    LG
    King