Chaos der Gefühle

  • Hallo ihr Lieben


    heute haben Mutti und ich auch den letzten Gang mit meiner Tante gemacht, und ihre Urne der Erde übergeben.
    Einerseits war es leichter - nur wir beide alleine - ohne "Fremde" dabei, andererseits ... Es ist traurig zu sehen, wie alleine sie in den letzten Jahren trotz unseres Bemühens wohl war. Es blieb ihr nur eine einzige Freundin, und die hatte heute leider einen wichtigen Arzttermin.


    Wegen dem Wegfahren hätten Mutti und ich einen, glaube ich, "guten Kompromis" gefunden.
    Da der erste Termin am Donnerstag in Amstetten ist, könnten wir nachher wieder nach Hause fahren, und erst am Sonntag dann nach Deutschland aufbrechen. Dann wären wir nur knapp 6 Tage "am Stück" weg. (Ursprünglich wollten wir uns die "unnötigen" km sparen und das Wochenende in D in einer Therme verbringen - aber danach steht mir im Moment nicht der Sinn)
    Vielleicht täte mir ein wenig "Luftveränderung" ja auch ganz gut. Obwohl ich schon das Gefühl habe, sie "im Stich zu lassen".
    Wenn mein Schatz dann nach Hause kommt, werde ich ihn fragen, was er davon hält.


    Ich wünsche euch noch einen schönen Abend
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Servus an alle,


    habe die letzten Tage nur still mitgelesen, war einfach zu müde zum Schreiben.
    Aber jetzt möchte ich euch etwas fragen, denn ich weiß nicht mehr, ob ich nur überempfindlich bin oder das doch diese Frechheit ist, als die ich es empfinde.


    Zur Sache: Mutti hatte heute den ersten Termin beim Notar wegen der Verlassenschaft meiner Tante, ich habe derweilen "Vati gehütet" (es geht ihm sehr schlecht *seufz*)
    Der Notar zeigte ihr den Brief eines Kollegen, der mit der "Durchsetzung der Erbansprüche" (wortwörtlich) der zweiten Schwester meines Vaters beauftragt ist. Diese und mein Vater sind die nächsten Angehörigen der Verstorbenen.
    Ich weiß, daß diese Tante nie alleine auf die Idee gekommen wäre, einen Notar einzuschalten. Sie ist 87 Jahre und eine Seele von Mensch - und sie weiß, daß wir nie auch nur im entferntesten auf den Gedanken kämen, ihr ihren Teil des "Erbes" streitig zu machen oder sie zu benachteiligen.


    Also kann das nur von meinem Cousin ausgehen. Ich bin soo wütend, ich kann es gar nicht beschreiben.
    Die Zeit, seiner Tante die letzte Ehre zu erweisen und zum Begräbnis zu kommen hatte er nicht, die, zum Notar zu gehen sehr wohl.
    Und das bereits am nächsten Tag nachdem meine Mutter ihn vom Tod unserer Tante verständigt hatte.
    Ich würde zu gerne wissen, wie er es geschafft hat, sich die Unterschrift seiner Mutter für die Vollmacht zu "erschleichen". Gut, daß er weit weg ist, sonst würde ich ...


    Sorry für meine Ausdrucksweise, aber ich kann mich noch immer nicht beruhigen.
    Oder bin ich doch zu empfindlich und tue ihm unrecht?
    Was meint ihr?


    Liebe Grüße
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo Juttap,


    Ich kann dich gut verstehen, es ist ja auch ne frechheit 1 tag nach dem Tod euerer Tante zum Notar zu laufen, hat er solche angst, das er nichts vom Erbe Abgekommt??Tja, das ist aber normal, du glaubst nicht, was ich alles auf der Arbeit in einem Altenheim erfahren musste, wenn eine Bewohnerin verstorben ist, teilweise haben sich die Angehörigen, nicht alle, noch im Zimmer des Verstorbenen gestritten, wer was bekommt und wer zur Beerdigung eigeladen werde darf und so was!


    Die meisten Leute sehen dann nur das Erbe und nicht, den Menschen, der verstorben ist, ich möchte es beinem Cousin ncht unterstellen, komisch ist es trotzdem!!


    Mach dir nicht so große gedanken über deinen Cousin, es bringt auch nichts wütend auf ihn zu sein, auch wenn man das verstehen kann, nun ist erstmal dein Vater das wichtigste und streiten kannst du dich mit ihm dann immer noch! :P


    War nur ein kleiner Scherz!!


    Nun weißt du aber, was dein Cousin für ein Mensch ist, schafft es nicht mal zur Beerdigung zu gehen, aber das erbe regeln das kann er!!


    Ich glaube deine Tante würde es nicht wollen, wenn ihr euch deswegen Streitet!!



    Liebe grüße



    traurigetina

  • Hallo Tina,


    du hast recht, und ich werde mich auch nicht streiten (hab ich mir zumindest vorgenommen ;) ) Hab mich jetzt auch schon wieder beruhigt.
    Ich habe heute einen Spruch gelesen:
    In jeder Minute, die du mit ärgern verbringst,
    versäumst du 60 glückliche Sekunden.
    Das kann doch kein Zufall sein?


    Und letzten Endes wird mein lieber Cousin dann schon draufkommen, daß ein Großteil des "Erbes" in die Taschen des Notars gewandert ist.
    Ich finde es nur schade, denn seine Mutter ist Mindestrentnerin, und ich hätte es natürlich lieber, sie bekäme das Geld und nicht der Notar.


    Und es tut ein wenig weh, daß er sich nicht mehr daran erinnert, daß meine Eltern immer für ihn und den Rest der Familie da waren, als sie noch in Rumänien lebten. Meine Eltern haben fast 20 Jahre lang das ganze Jahr über gespart, um dann im Sommer das Auto voll zu laden, und alles zu bringen, was damals nicht mit viel Geld im Osten nicht zu bekommen war.
    Auch ich mußte dadurch auf einiges verzichten, was bei anderen Kindern "gang und gäbe" war, aber ich hab es gerne getan, und mich gefreut, daß ich helfen konnte.
    Und so schmerzt es eben, wenn er jetzt anscheinend glaubt, wir hätten uns so sehr verändert. Irgendwie frage ich mich, ob er von sich auf andere schließt?
    Aber wir müssen es eben akzeptieren, daß uns zu den "großen Steinen", die wir überwinden müssen, auch immer wieder "kleine" vor die Füße geworfen werden. Irgendwann wird der Weg schon wieder ebener werden.


    Dafür wurde mir heute eine Entscheidung abgenommen: der Termin nächste Woche in Deutschland ist leider ins Wasser gefallen.
    Leider - weil es schön langsam gut wäre, wenn wieder etwas mehr Geld ins Haus kommt, wir spüren die allgemeine Wirtschaftskrise auch sehr, da keine Firma "investieren" will. Trotzdem bin ich im Moment eigentlich froh darüber, hierbleiben zu können.
    Und wenigstens der heutige Termin hat gut geklappt :thumbup:


    So, genug für heute, möchte eure Geduld ja nicht überstrapazieren!


    Ich wünsche euch viel Kraft und alles Liebe *drückeuchmal*
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo Jutta,


    ich finde es gut, das du den ärger über deinen Cousin raus geworfen hast, ich hoffe du kannst damit was anfangen! ;)


    er wird es schon irgendwann merken, aber leider merken es solche Leute immer erst, wenn es schon zu spät ist, deswegen lass den kopf nicht hängen, auch dieses Tief wird wieder vorrüber gehen und was deine Reise betrifft, da glaube ich fest daran, dass du im Sommer noch öffters nach Deutschlad kommen wirst!!


    Darf ich fragen was du machst?? ;)


    Bin immer neugierig!!


    Ich drück dich



    liebe grüße


    traurigetina

  • Liebe Linda,


    danke für deine Nachfrage, sie hat mir unter Tränen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
    Du hast mir bewußt gemacht, daß ich mich anscheinend im Verdrängen übe, denn wenn ich mich mit Problemen anderer befasse, muß ich nicht über meine eigenen nachdenken. DANKE dafür!


    Hier wird die Situation zunehmend schwieriger, Vatis Befinden schwankt auf und ab.
    Meine Eltern haben schon im Oktober - gleich nach dem letzten Urlaub, eine Donauschiffsreise für jetzt Ende April gebucht, und einen Tag möchte er z.B. zum Frisör gehen und ist fest überzeugt, diese Reise auch antreten zu können, und am nächsten Tag kommt er nicht einmal aus dem Bett.
    Mutti fällt es zunehmend schwerer, geduldig zu sein, denn er ist sehr oft aufbrausend und ungerecht. Doch ich habe sie (ich hoffe dauerhaft) dazu gebracht, auch ein bischen was für sich zu tun - sich auch mal für zwei, drei Stunden mit Bekannten zu treffen oder ein wenig spazieren zu gehen.
    Meine Eltern wohnen am anderen Ende Wiens, d.h. insgesamt gute 2 Stunden Fahrzeit, also ist es auch nicht ganz so einfach, eben mal auf einen Sprung vorbeizuschauen.
    Und wie immer in schwierigen Situationen kommen etliche sonstige Problemchen dazu, die gelöst werden sollen. Normalerweise würde ich z.B. über eine Streiterei mit der Autowerkstatt, ob das jetzt eine "Garantiereparatur" ist oder doch nicht, nur die Schultern zucken und mich mit Feuereifer daran machen, das zu unseren Gunsten zu entscheiden. Aber im Moment geht es einfach über meine Kraft. Ich kann gar nicht sagen, was mich am meisten runterzieht. Es ist nicht nur Vati, nicht nur die Sorge auch um Mutti, nicht nur der Tod meiner Tante, ... - es ist wohl alles zusammen.
    Und dann kommt noch zu Hause der Vorwurf: "Du tust nichts!". Und als ich daraufhin meinte: "Es tut mir leid, im Moment wächst mir das alles einfach über den Kopf" kam doch tatsächlich die Antwort "Sei doch froh, daß du eine Verpflichtung weniger hast. Du hast doch so oft geseufzt "Ich muß heute zur Tante!".
    Ich hab echt im ersten Moment geglaubt, mir bleibt das Herz stehen, hab nur mehr nach Luft geschnappt, und mich dann ins (ehemalige) Kinderzimmer geflüchtet und die Türe hinter mir zugemacht.
    Seitdem herrscht hier ziemliche Funkstille, ich glaub, er weiß gar nicht wiiie weh er mir damit getan hat.


    Puhh, jetzt hab ich genauer geschrieben, als ich eigentlich wollte, aber es stand auf einmal da, mußte wohl irgendwie raus.
    Und jetzt ist mir ein klein wenig leichter.
    Danke fürs "zuhören"


    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Juttaph !


    Ich glaube Du brauchst eine Auszeit! Ich kenn das mit dem Kopf an allen Seiten unsere Familie fordert uns,man macht vieles aber


    immer mit dem Kopf woanders.Die Eltern werden jetzt schwierig,obwohl ich denke der Tod der Tante hat dir jetzt die Vergänglichkeit


    voll bewusst gemacht.Ich glaube du bist am Beginn eines Burn out Syndroms. Du willst es sicher allen recht machen.Unsere Wetterkapriolen tragen auch nicht gerade zur guten Stimmung bei.


    Ich ziehe mich jetzt seit vierzehn Tagen von allen zurück was mich unnötig belastet und ich muss sagen mir geht es nicht schlecht dabei.Ich glaube manchmal schadet das nicht.


    Ich glaube wenn man nicht mehr so belastbar ist,gehen einem die täglichen Reibereien noch mehr Nahe. Wünsche Dir,ein bisschen abschalten zu können. Alles liebe Chrisu

  • Ja, ein wenig zurückziehen wäre sicher gut, aber die Welt rundherum dreht sich so schnell weiter, daß es mir einfach nicht gelingt.
    Und das Wetter ist wirklich einfach sch...lecht. Ich sehe - so wie heute vormittag - daß draußen die Sonne scheint. Aber bis ich mich aufgerafft habe, und endlich fertig zum Rausgehen bin, ist alles schon wieder grau. Ein paar richtige, durchgehende Sonnentage wären wirklich bald nötig!


    Und je mehr ich nachdenke (und hier lese) umso stärker wird das Gefühl, daß ich schon seit Jahr(zehnt)en einen Meistertitel in Verdrängung bekommen sollte. Ich habe den Tod meiner Großeltern einfach "weggesteckt"


    Besonders Opa, in gewisser Weise hat er mich in den ersten Jahren betreut. Mutti mußte, als ich 8 Wochen alt war, wieder arbeiten, damals war "Karenzurlaub" ja noch ein Fremdwort. Er war es, der mich den Tag über hochnahm wenn ich weinte, der mich gewickelt hat... Mutti "durfte" zum Stillen ihren Arbeitsplatz verlassen - war zu ihrem (unserem) Glück nur einmal über die Straße, doch 5 Tage in der Woche war Opa im Großen und Ganzen meine Bezugsperson.
    Ich war sein erstes Enkerl, und er mein .. ich weiß nicht, wie ich es nennen soll.
    Er war ein fürchterlich eigensinniger und "sturer" Mensch - doch ich konnte alles von ihm haben. Und diese Beziehung blieb so, bis zu seinem Tod. Mein Sohn war auch sein erstes Urenkerl, ich weiß noch wie stolz er auf ihn war - als wäre es erst gestern gewesen. Thomas war knapp zwei Jahre alt, als Opa starb.
    Und trotz alledem habe ich seinen Tod innerhalb zwei, drei Monaten weggesteckt. Okay, es tat weh, aber ... ich habe es einfach verdrängt.


    Und ich fürchte, jetzt fällt mir das alles zusätzlich auf den Kopf. Und ich frage mich, ob ich nicht mit der "bewährten" Methode weitermachen soll, denn ich sehe im Moment eigentlich keine Möglichkeit, auch das noch zu verarbeiten.
    Ich bin einfach nur müde.

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo Juttap,


    ich werd dir nun hier Antworten!NOrmalerweise müsste man dich übers Knie legen. ;)


    Du schreibst mir so viele Aufmunternde Worte, kommst aber selber ncht zu ruhe!!Wie schaffst du das , so müde zu sein und doch für mich oder andere, doe richtigen Worte zu finden??


    Und nun schluss damit, nimm dir mal zeit nur für dich, denn es bringt nichts, wenn du uns immer ienen Rat gibst, uns immer aufmunterst, aber für dich selbst kein Ventil hast!


    Also nun zeit nehmen und einmal verschnaufen!Du musst nicht immer 100% geben, sch.... drauf!!!


    Du musst auch mal an dich denken und nicht so weiter machen wie bis her!!Nicht verdrängen, sondern zulassen, das hab ich nun auch gelernt!!


    Du musst nicht immer für andere da sein, dass schaffen sie auch mal 1 Tag ohne dich!!


    ich wünsche dir einen besser Tag und geb dir was von meinem Kraftpaket ab, was du mir ja geschickt hast!! ;)



    Liebe grüße


    traurigetina

  • Aua, bitte nicht mehr hauen!!! ;)


    Liebe Tina, bitte laß mich euch weiter schreiben! Denn erstens tut es gut, wenn ich spüre, daß ich einem von euch ein klein wenig helfen kann, und zweitens - für mich fast noch wichtiger (der Mensch ist nun mal ein egoistisches Wesen :) ) ist sehr vieles meiner Antworten auch "Therapie" für mich selbst. Indem ich es euch schreibe, mache ich es mir selbst bewußt. Es ist ja immer einfacher, anderen einen Rat zu geben, als sich selbst! Und in meinem Hinterkopf bleibt ja doch was davon hängen. Ist vielleicht eine etwas sonderbare Art, aber ich glaube, daß es mir hilft. Deshalb sind meine posts wohl auch immer so lang ;)


    Die vergangene Nacht war wirklich sehr, sehr hart. Bevor ich das letzte post schrieb, starrte ich lange Zeit auf einen Satz von chrisu

    Zitat

    ich denke der Tod der Tante hat dir jetzt die Vergänglichkeit voll bewusst gemacht.

    Es war der berühmte Schlag auf den Kopf und auf einmal sah ich "den Balken im eigenen Auge". Aber so ist es ja oft. Bei anderen sieht man etwas auf den ersten Blick, bei sich selbst meistens sehr spät (oder gar nicht).


    Wenn ich "draußen" jemandem sage, daß ich nach 15 oder 26 Jahren draufkomme, den Tod meiner Großeltern nicht wirklich verabeitet zu haben, erklären sie mich wohl für verrückt. Aber hier getraue ich mich, es niederzuschreiben, denn ich weiß, daß ich nicht gleich eine auf den Deckel bekomme und ihr mir helft - schon dadurch, daß ihr diese Zeilen lest und ich deshalb nicht mehr damit alleine bin.


    Irgendwann im Morgengrauen "sah" ich Opa vor mir - mit diesem ganz speziellen Lächeln, das er nur für mich und meinen Sohn hatte. Und ich weiß, was er gesagt hätte: "Mädel, was soll das? Ich bin doch immer bei dir, das weißt du doch!" oder so ähnlich halt.


    Es tut weh, so sehr weh. Trotzdem - ich weiß jetzt, warum es mir gar so dreckig geht, und ich hoffe daß ich, indem ich diese Gedanken zulasse, bereits den ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht habe.
    Ich werde euch also wohl noch einige Zeit erhalten bleiben und auf die Nerven gehen :P


    Traurige, aber trotzdem leicht positiv gestimmte Grüße
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo ihr Lieben,


    noch ein paar Sätze hier, und dann muß gut sein für heute.
    Vielleicht habt ihr bemerkt, daß ich heute Nachmittag sehr "fleißig" geschrieben habe.


    Habe mir die Auszeit, die Chrisu und Tina mir geraten haben, genommen. Wenn auch wohl anders, als ihr es gemeint habt ;)
    Hab die Türe hinter mir zugemacht, das Tel abgedreht und mir hier zum Computer gesetzt und geschrieben. (hoffe ich bin nicht zuu nervig wenn ich überall meinen "Senf" dazugebe :) )
    Dabei ist sehr vieles hochgekommen, und jetzt bin ich "rechtschaffen müde". Aber ganz anders, als heute Nacht! Habe zwar sehr viele Taschentücher verbraucht und eine ganz rote Nase, bin aber "ruhig". Weiß nicht recht, wie ich es beschreiben soll und hoffe, daß ihr trotzdem versteht, wie ich es meine. Sonst stürze ich mich immer kopfüber in ein Problem, um es zu lösen, und ich hoffe, daß meine Energie auch jetzt ein wenig anhält, da ich ja jetzt erkannt habe, wo das Problem liegt.


    Ich bin im Moment wirklich in der Vergangenheit, denn es ist mir noch ein Text eingefallen - Udo Jürgens:


    Denn immer, immer wieder geht die Sonne auf,
    und wieder bringt ein Tag für uns sein Licht.
    Ja immer, immer wieder geht die Sonne auf,
    denn Dunkelheit für immer gibt es nicht,
    die gibt es nicht.


    Und jetzt holt mich grade der Alltag wieder ein - die Katzen schreien "Hunger", und auch ich bin hungrig. Also gibts Abendessen, und dann werde ich mir "Dancing Stars" ansehen, ein wenig "seichte Unterhaltung" muß jetzt sein.


    Danke fürs Zuhören
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo Juttap,


    ich finde es schön ,wenn du überall deinen Senf dazu gibst, denn manchmal muss ich doch über deine Antworten lächeln!!Und das finde ich gut, denn für mich ist es immer sehr positiv, denn wenn ich deine Beiträge lesen, holst du mich aus meinem Schwarzen Loch!! :thumbsup:


    Also schön weiter fleissig schreiben!!



    Liebe grüße



    traurigetina

  • Liebe Jutta!


    Da dir das schreiben guttut schreib ruhig weiter.Du nervst weder noch sonst was.Was wären manche Speisen ohne Senf? :) Ich persönlich lese gerne von Dir,sehr gerne.Und der Udo Jürgens wird wohl auch recht haben mit der Sonne. Gute Nacht Chrisu

  • Liebe Juttap !


    Das mit Deinem Verlobten,ist das schon lange her? Ich wusste das nicht oder habe ich das irgendwo überlesen? Ich glaube das das auch ein wahnsinniger Auslöser bei Dir sein kann.Du hast ja auch schon einiges hinter dir!Du bist wirklich sehr stark! ;) Liebe Grüsse Chrisu

  • Servus ihr Lieben,


    will also ein wenig Ordnung in meinen Kopf bringen - ich fürchte das wird jetzt lang. Wer also im Moment keine Zeit oder vielleicht auch Kraft hat - lesen verschieben oder natürlich auch ganz streichen (obwohl mir ein wenig "Senf" schon schmecken würde ;) )


    Und ich muß wohl ein "wenig" ausholen.
    1980 starb meine Oma in Rumänien. Ich war im 5. Monat schwanger und stand nach fast 1000km Autofahrt (abwechselnd mit Vati) an ihrem offenen Sarg. Eigentlich hatte ich nur einen Gedanken: "Warum hast du nicht auf dein erstes Urenkerl gewartet?" Zum Glück war meine Tante so "weise", meine Mutter daran zu hindern mir zu "helfen", und ich hatte lange Zeit, mit Oma alleine zu sein. Konnte ihr vieles sagen, was in den wenigen Tagen die wir miteinander verbringen durften (18 Jahre lang 3 Wochen im Jahr) nicht gesagt wurde. Und konnte ihr auch irgendwie ihr Urenkerl "zeigen". Ich glaube fest daran, daß sie Thomas "gesehen" hat - von diesem Tag an wußte ich ganz bestimmt, daß ich einen Sohn bekommen werde. Ich fuhr zwar mit Tränen in den Augen 2 Tage nach dem Begräbnis aus der Stadt (mein Vater war nicht fähig zu fahren) und es tat weh, ich vermisse sie auch heute noch, trotzdem war (und ist) es irgendwie "okay" (ihr wißt, was ich meine?)


    1982 dann Opa: an seinem letzten Abend saß ich noch an seinem Bett, streichelte ihn und sagte ihm: "Es wird alles gut" Und er "Ja, Mädel, alles wird gut werden" - Er meinte es wohl anders als ich.
    Am nächsten Morgen sagte mir Mutti am Telefon, daß er in der Nacht noch einen Herzinfarkt hatte, und bereits bei der Ankunft im Spital tot war.
    Wiedermal war für mich "eine Sonne vom Himmel verschwunden". Ich konnte mich nicht wirklich von ihm verabschieden, habe nur beim Begräbnis seinen Sarg gesehen - oder eigentlich auch das nicht - ihr kennt das, ich war nicht "da".
    Nur wenige Tage später bat mich Omi, ihr dabei zu helfen, die Kleidung von Opa "wegzuräumen", sie könne sie nicht mehr sehen.
    Heute frage ich mich, ob sie mir vielleicht damit helfen wollte, das Unabänderliche zu akzeptieren. Denn sonst wurde außer dem Ehebett, das einer Schlafcouch für Omi weichen mußte, nichts in der Wohnung verändert, solange sie lebte. Auch Opas Platz am Eßtisch blieb (stillschweigend aber wie selbstversändlich) immer unbesetzt.
    Ich folgte ihrer Bitte, aber auch dabei war ich nicht "anwesend", legte mechanisch Kleidungsstücke zusammen, als wenn sie von einem Fremden gewesen wären.
    Es war insgesamt eine schlimme Zeit - Thomas war ja grade zwei Jahre alt, er war brav, aber ein sehr aufgewecktes Kind, das mich doch ziemlich forderte. Und die Firma, bei der mein Mann arbeitete meldete Insolvenz an. Wurde zwar dann doch "aufgekauft", und mein Mann behielt seinen Arbeitsplatz, aber das war lange Zeit nicht sicher, und wir suchten schon nach einer neuen Stellung für ihn
    - es war einfach keine Zeit für mich. Eine Zeitlang funktionierte ich nur, hab aber meinen Schmerz sehr schnell vergraben. Und dachte zwar mit Wehmut aber doch lächelnd an Opa zurück. Wenn ich überhaupt darüber nachdachte, war ich wohl eher froh, seinen Tod "so gut verkraften zu können".


    Und dann kam das Jahr 1993 - natürlich wieder nicht nur ein "Problem" alleine. (es war auch zwischendurch absolut nicht "Ruhe" in der Familie - aber das würde wohl wirklich hier den Rahmen sprengen. Will ja nicht meine ganze Lebensgeschichte erzählen ;) )
    Es begann damit, daß bei Mutti ein Knoten in der Brust festgestellt wurde, sie wurde operiert und war noch nicht ganz wieder auf dem Damm, als Omi ins Spital kam. Sie hatte schon einige Zeit Herzprobleme, starb aber dann innerhalb weniger Tage an Lungenentzündung.
    Und wieder war keine Zeit - meine Cousine hatte zu unserer Großmutter das gleiche Verhältnis wie ich es zu Opa gehabt hatte, sie hatte ihre Ansprechpartnerin verloren - ich half ihr, so gut ich konnte.
    Die Wohnung von Omi mußte bis zum Ende des nächsten Monats geräumt werden, keiner hatte das Geld "übrig" die Miete länger zu bezahlen.
    Mutti und ich waren die einzigen, die nicht arbeiteten - also packten wir alles zusammen. Die Männer machten dann an den Wochenenden die "Schwerarbeit". Ich weiß es nicht mehr wirklich, aber ich glaube es standen uns zwar oft die Tränen in den Augen, aber richtig geweint haben wir wohl nicht. Ich hätte glaub ich, nicht mehr die Kraft gehabt, weiterzumachen.


    Und wieder ging das Leben einfach weiter - mit etlichen "Zwischenfällen" bis zum Beginn des heurigen Jahres.
    Als eben der Arzt Mutti sagte: "Wir können für ihren Mann eigentlich nichts mehr tun, er ist "austherapiert" (was ist das eigentlich für ein Wort!) und dann 14 Tage später meine Tante starb.


    Soweit die "Tatsachen".
    Und jetzt sitze ich hier und frage mich: "Warum kommt das nach so vielen Jahren jetzt hoch?
    Blöde Frage - hab grade alles was ich schrieb einmal durchgelesen.
    Ich muß es wohl anders formulieren: Eigentlich trauere ich ja jetzt schon um meinen Vater, obwohl er noch hier bei uns ist. Aber:
    fällt mir die Vergangenheit jetzt auf den Kopf, weil ich - wie Tina so schön schrieb - mein Herz für die Trauer geöffnet habe?
    Oder suche ich mir (wiedermal) eigentlich nur einen "Ausweg" um mich nicht mit dem befassen zu müssen, was voraussichtlich in nicht allzu langer Zeit passieren wird - dem Tod meines Vaters.
    Ich weiß nicht, eigentlich will ich nur alles hinter hir haben. Und da kommen schon wieder die "Schuldgefühle" hoch, die - mein Verstand weiß es sehr wohl - unsinnig sind. So wie Linda mir ganz am Anfang schrieb:"Wir wünschen ihnen ja nicht den Tod, sondern nur Erlösung"
    Aber mein Herz - es tut so weh.


    Jutta


    @ chrisu: ist schon sehr, sehr lange her, das war 1974 (hab im Thread von traurigetina darüber geschrieben) und seinen Tod hab ich ziemlich gut verarbeitet - auch wenn es lange gedauert hat.

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo Juttap,


    weil du nun angst um deinen Vater hast, weil es ja jetzt austherapiert ist, kommt alle die Trauer hoch aus deiner Vergangenheit!!


    Lass es jetzt zu,öffne jetzt dein Herz und lass die Trauer ruhig ihren Schmerz zeigen, denn es bringt dir nichts, wenn du alles wieder nur schluckst, machst du dich damit kaputt und du bist dann die jenige die dann auf kuz oder lang zusammen bricht und das muss nicht sein!


    Du weißt, ich bin immer für dich da, wenn was ist!!


    sCHREIB SO VIEL DU WILLST HIER UND WENN ES DEINE GANZE LEBENSGESCHICHTE IST, egal, wir lesen sie und wir verstehen dich auch!!


    ich schick dir heute ein ganzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz großes Kraftpaket, denn ich brauch es nicht, mir geht es heute sehr gut!!



    Ganz liebe grüße



    traurigetina

  • Liebe Juttap!


    Ich hoffe,es hat dich nicht zu sehr aufgewühlt,soweit in die Vergangenheit zurückzureisen.Dazu hätte ich jetzt die Frage,du schreibst das mit Deinem Verlobten war 1974 und du sagst du hast das ganz gut verkraftet,ich bin mir da nicht so sicher,weil ich glaube das war deine erste richtige Konfrontation mit dem Tod.


    Du hast mich gestern zum Nachdenken gebracht und ich habe des öfteren schon gedacht,wieviele Menschen nicht mehr da sind die in meinem Leben ein wesentlicher Teil waren.Erst jetzt im Alter denke ich oft an jene zurück,wo ich als jugendliche oder junger Erwachsener alles weggesteckt habe. Macht wohl unser Alter aus.


    Der Tod meines Sohnes hat mich dann unweigerlich komplett aus der Bahn geworfen,jetzt lebt man mit der Angst was noch kommen könnte.


    So wie du dich um deinen Vater fürchtest,geht es mir mit meiner Mama.Juttap wir sind wohl in der Mitte des Lebens angelangt und die Vergangenheit hat ihre Spuren hinterlassen,mit denen wir weitergehen müssen ohne sie wegzuwischen.Die Erfahrungen des Lebens,obwohl man auf manche gut und gerne verzichtet.Vezeih,bin heute etwas sentimental aufgestanden.Alles Liebe schönen Tag Chrisu

  • Liebe Juttap,


    kann dich in allem soo gut verstehen. Du, mir war deine Geschichte nicht zu lange, könntest ruhig auch die g a n z e Lebensgeschichte schreiben ;) . Schon Einiges, was sich da an "Abschieden ansammelt" - nicht wahr? Man tut viele so Dinge, wie die Wohung ausräumen, einfach automatisch, einfach weil es in dem Moment getan werden muss. Ich denke, da wird ein gewisser Selbstschutz aktiviert, denn sonst könnte man das gar nicht schaffen.


    Du, ich hatte so ein ähnliches Erlebnis mit meiner Mama, so wie du mit deinem Opa. Meine Mutter sagte bei der Einlieferung ins Krankenhaus (leider nur über Telefon, wir haben uns nicht mehr gesehen), es kann nun nur mehr besser werden. Zwei Tage später starb sie dann.


    Da du nun wieder in einer schwierigen Situation bist, ist es verständlich, dass auch frühere "Abschiede" in Gedanken wieder hervorgeholt werden und auch wieder "durchlebt".


    Liebe Juttap, schreib uns immer, wenn dir danach ist.


    In Verbundenheit


    Linda

  • Hi Tina,
    danke für dein Kraftpaket, war sofort hier, als ich deinen Beitrag gelesen hatte ;) Ich hoffe nur, es fehlt dir jetzt nicht!
    Mein Herz ist im Moment eigentlich zuu offen, es geht mir alles nahe, was in der Umgebung so passiert. Ich muß wohl lernen, mich zur Zeit doch ein wenig von Dingen abzugrenzen, die mich nicht direkt betreffen.
    Was aber nicht heißt, das ich mich von euch abgrenzen will. Die "Gemeinschaft" hier tut so gut, und es ist schön, daß immer jemand da ist, um anderen "auf die Sprünge zu helfen", oder einfach zuhört (mitliest)
    Ich meine damit bloß die unmittelbare Umgebung, die immer was von mir will.


    Liebe Chrisu,
    Ja, es liegt wohl wirklich ein wenig am Alter ;) , daß man immer öfter zurückblickt. Die Vergangenheit ist bereits "länger", als die Zukunft es sein wird. Zumindest mal bei mir - denn ich glaube nicht, daß ich 104 Jahre alt werden darf (muß).
    Versteht mich nicht falsch - ich habe keine Angst vor dem Sterben, aber ich setze mich eben ein wenig mehr damit auseinander.


    Diese "Vergangenheitsreise" war nicht einfach, aber durch das bewußte Aufschreiben wird doch so vieles klarer und alleine dadurch auch schon wieder ein ganz klein wenig leichter.


    Und Heinz - nein, ich bin mir schon ziemlich sicher, daß sein Tod nichts mit der momentanen Situation zu tun hat. Er war nicht der erste Mensch der mir nahe stand und starb. Meine Aufzählung war (ich bin versucht zu sagen - bei weitem) nicht "vollständig". Natürlich, er war der, mit dem am meisten "Zukunft" und Hoffnungen verknüpft waren. Und es vergingen ja auch fast 2 Jahre, bis die Sonne wieder für mich scheinen konnte.
    Natürlich tut es manchmal weh, wenn ich an ihn denke - und in der letzten Zeit auch mehr - da ich hier doch öfters über ihn schreibe, aber eigentlich ist er ein "stiller Begleiter meines Lebens" und ich bin soo dankbar über die Zeit, die ich mit ihm verbringen durfte.
    Und auch dankbar über viele Einstellungen dem Leben gegenüber, die er mir mit seiner lebensbejahenden, fröhlichen, liebevollen Art vermittelt hat, auch wenn die Zeit dazu sehr, sehr kurz war. Auch er war einer der Menschen, die anscheinend "wissen", daß ihr Leben nicht sehr lange sein wird, und dafür umso intensiver leben.


    Chrisu, deiner Mama geht es auch schlecht? Laß dich mal umärmeln! Ich wünsche euch... ach, alles was ihr euch wünscht!


    Linda: Danke! ;) Mal sehen, vielleicht mache ich es wie Traurigetina und schreibe meine "Memoiren". Nur im Moment fehlt mir leider die Zeit dafür.


    Ich wünsche euch allen einen schönen Nachmittag und Abend mit ruhiger See und einem wunderschönen Sonnenuntergang.
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.