Die Liebe endet nie 💕

  • Ich heiße Catrin und möchte euch meinen wundervollen Sohn vorstellen, der leider am 17. September 2022 beim Bergwandern am Hochkalter in Berchtesgaden abgestĂŒrzt ist und nie mehr zu mir zurĂŒckgekehrt ist. Er hat noch selbststĂ€ndig die Bergwacht gerufen. Leider konnte er nicht gefunden werden aufgrund starker SchneefĂ€lle. Juli galt als vermisst und wurde durch Zufall von einem österreichischen Helikopter am 14. Oktober gesehen und konnte geborgen werden. Juli konnte mich noch anrufen als er gestĂŒrzt war. Er war nicht verletzt! Er ist in eine Rille in der Ostwand am Hochkalter gestĂŒrzt und kam dort nicht mehr raus. Ich sagte ihm dass ich ihn liebe und er sagte mir auch dass er mich liebt. Ich hatte soooo große Hoffnung zu dem Zeitpunkt dass er gefunden wird. Bis wir in Berchtesgaden ankamen und man uns keine Hoffnung gemacht hat dass Juli die Nacht ĂŒberlebt haben könnte. Seit diesem Tag bin ich nicht mehr die Frau die ich mal war. Ich vermisse meinen Sohn unendlich. Ich habe AlbtrĂ€ume, kann nicht mehr arbeiten. Seit dem 19.09.22 bin ich krankgeschrieben und ich habe letzte Woche Erwerbsminderungsrente beantragt. Ich mache mir VorwĂŒrfe ob ich Juli noch hĂ€tte anrufen sollen um ihn umzustimmen nach Berchtesgaden zu fahren. Er wollte nĂ€mlich das Wochenende spĂ€ter umziehen und das Wetter sollte schlecht werden. Juli war ein sehr besonderer junger Mann, er hatte eine mathematische Hochbegabung. Er stand kurz vor seinem Masterabschluss in Robotik und Mechatronik. Er war 24 Jahre alt! Ich begreife bis heute nicht dass Juli nie mehr zurĂŒckkommt. Ich liebte ihn so sehr und werde ihn immer lieben....denn die Liebe endet nie und immerundĂŒberall bist Du wo ich bin <3

  • Liebe Pia, ich danke dir sehr fĂŒr deine Umarmung.


    Ich befinde mich in einem Albtraum. Plötzlich von einem Tag auf den anderen ist mein Leben aus den Fugen geraten. Nach 1 Jahr fĂŒhle ich mich sehr allein mit meiner Trauer. FĂŒr alle anderen geht das Leben einfach so weiter, aber fĂŒr mich nicht. Ich habe meine Leichtigkeit verloren, keinen Spass mehr. Geselligkeiten kann ich kaum aushalten. Es darf doch nicht gelacht werden, mein Juli ist tod....

  • Mein Julian war ein wunderbarer junger Mann. Er hatte immer neue Ideen und TrĂ€ume. An einem Tag wollte er Marathon laufen und die Milchstraße fotografieren und am nĂ€chsten Tag war es das Bergsteigen. Er war ein absoluter Kopfmensch, konnte phantastisch mit Zahlen jonglieren. Leider hat er sich nicht gespĂŒrt. Hat den Kick in seinem Leben gesucht. Ein Jahr vor seinem Tod hat er sich von seiner Freundin getrennt und die Berge erklommen. Ich habe mir immer Sorgen gemacht und am 17. September ist er mal wieder allein auf den Hochkalter gestiegen. Das Wetter war schecht, es hatte schon Tage vorher geschneit. Durch die Bergwacht Ramsau haben wir erfahren dass Julian mindestens 3 Stunden durch den Schnee zum Gipfel gewandert sein muss. Warum hat er das getan. Ich verstehe das einfach nicht. Warum hat er die Gefahr nicht erkannt? Er hatte fĂŒr eventuellen Schnee keine AusrĂŒstung dabei. Warum hat er sein Leben aufs Spiel gesetzt....warum ....warum... ich verstehe das nicht

  • Liebe Cati,


    nein, nicht in dieser Form, es ist sehr sehr lange her...


    Meine einzige Liebe ist vor 5 Jahren mit 50 Jahren an plötzlichem Herztod gestorben. Obwohl wir schon lange getrennt waren, hat es mir eine Weile den Boden unter den FĂŒĂŸen weggezogen und auch heute noch habe ich viele Momente in denen ich nicht glauben kann, dass er nicht mehr da ist und ich trĂ€ume oft und intensiv von ihm.


    Meine Trauer gilt meinem Papa. Es sind ĂŒber 2Jahre her und der Schmerz sitzt immer noch genauso tief und da ist die Angst um meine Mama.


    Wenn dein Sohn sich selbst nicht gespĂŒrt hat... vielleicht hat er dann auch die Gefahr nicht gespĂŒrt? und dadurch auch keine Angst gehabt... es ist wohl schwer zu sagen, was genau in ihm vorging und was ihn getrieben hat.


    Schreib ĂŒber deinen wunderbaren Sohn, hier kannst du das, hier versteht jede/r 💚

  • Liebe Cati,

    Diese Höllenqualen die wir durchleben mĂŒssen, sind kaum auszuhalten.

    Ich weiß nicht, welche Kraft mir hilft, mein Leben seit dem 16.08.2022 weiter zu leben. Christoph ging einen Monat vor deinem Sohn mit 38 Jahren. Er ist mein einziges Kind.

    Sein Schicksal wurde durch Corona besiegelt.

    Nach 3maliger Impfung hat er sich nach einer Coronainfektion nicht mehr erholt und dieses Virus hat letztendlich zu einer schweren BauchspeicheldrĂŒsenentzĂŒndung gefĂŒhrt. Innerhalb von 3 Wochen mußte er gehen. Ich bin durch ein Labyrinth von Hoffnung, Wehmut, grenzenloser Verzweiflung und Angst gegangen.

    An einem schrecklich heißen Dienstagmorgen mußte ich ihn gehen lassen.

    Ich hoffe so sehr, daß er bei meinen Eltern ist.

    Meine Mutter hat ihn noch 3 Jahre erleben dĂŒrfen. Sie hat ihn genauso so sehr geliebt wie ich.

    Mein Papa ist leider schon sehr lange verstorben.

    Und jetzt dauert es mein Leben lang bis ich ihn und meine Eltern hoffentlich wiedersehen kann.

    Liebe Cati, nichts tröstet.

    Das kann ich guten Gewissens sagen.

    Hier wo ich wohne gibt es eine Trauergruppe fĂŒr verwaiste Eltern. Ein kleines Licht in der Dunkelheit in der ich seit Christophs Weggehen lebe. Die Natur hat versucht, mir in meiner Lebenshölle zu helfen. Ein kleines bißchen hat sie es geschafft. Nur ganz winzig.

    Eine Handvoll lieber Menschen sind auch heute noch fĂŒr mich da. Die anderen, die am Anfang "helfen" wollten hab ich ....vergessen.

    Es ist sooo schwer und man hat nur noch ein halbes Herz.

    Komm mit uns.

    Das Schreiben hier hilft auch.

    Ein kleines bißchen.

    Kathi

  • Liebe Pia, ja erst wenn ein wichtiger Mensch nicht mehr da ist merkt man was man verloren hat. So wie Du sagst deine einzige Liebe.


    Mein Vater ist am 18. Juni 23 auch gestorben. Ich war zu der Zeit in der Reha zur TrauerbewĂ€ltigung. Ich habe noch nicht einen Tag um meinen Vater getrauert. Ich kann nicht! Ich fĂŒhle einfach nichts nach Julians Tod. Meine Mama ist jetzt mit 81 Jahren nach 60 Jahren allein und ich kann ihr nicht helfen.


    FĂŒhl dich umarmt....

  • Liebe Kathi, danke fĂŒr deine Offenheit. Ich fĂŒhle so sehr mit dir. Du hast deinen einzigen Sohn verloren. Es tut mir so unendlich leid. Auch ist mir klar geworden dass die Zeit keinen Wunden heilt. Man lernt nur damit zu leben. Der Tod meines geliebten Sohnes ist jetzt ein Teil von mir. Ich fĂŒhle mich einfach nur kaputt.

  • Liebe Pia, ja erst wenn ein wichtiger Mensch nicht mehr da ist merkt man was man verloren hat. So wie Du sagst deine einzige Liebe.


    Mein Vater ist am 18. Juni 23 auch gestorben. Ich war zu der Zeit in der Reha zur TrauerbewĂ€ltigung. Ich habe noch nicht einen Tag um meinen Vater getrauert. Ich kann nicht! Ich fĂŒhle einfach nichts nach Julians Tod. Meine Mama ist jetzt mit 81 Jahren nach 60 Jahren allein und ich kann ihr nicht helfen.


    FĂŒhl dich umarmt....

    Das ist zu viel "BĂŒrde" auf einmal... wie soll das gehen... 💔

  • Durch die Bergwacht Ramsau haben wir erfahren dass Julian mindestens 3 Stunden durch den Schnee zum Gipfel gewandert sein muss. Warum hat er das getan. Ich verstehe das einfach nicht. Warum hat er die Gefahr nicht erkannt? Er hatte fĂŒr eventuellen Schnee keine AusrĂŒstung dabei. Warum hat er sein Leben aufs Spiel gesetzt....warum ....warum... ich verstehe das nicht

    Hi Catrin


    mein MitgefĂŒhl fĂŒr den Verlust des wichtigsten Teils deines Lebens.

    Die Frage nach dem warum ist immer schwer, ich versuche das mal aus meiner Sicht, als ich ungefÀhr im Alter deines Sohnes war zu erklÀren, oder

    besser einen Blickwinkel zu zeigen.


    Warum er das getan hat, die Möglichkeit des Augenblicks, das Leben zu leben und zu erleben, ich meine nicht einen Adrenalin kick.

    Denn das muss es nicht sein, war es damals, fĂŒr mich nie, es war mehr, die Wahrnehmung zu erweitern.


    I dem Alter, gab es zumindest bei mir keine Grenzen, um eine Gefahr wahrzunehmen, muss diese auch als solche erkennen.


    Bei mir war es eine Sucht/Sehnsucht nach Erfahrung, ich liebte den Wassersport, ich rede hier nur von mir, um aufzuzeigen, dass es fĂŒr einige

    Menschen normal ist sich so zu verhalten, obwohl andere das als waghalsig, verrĂŒckt oder schlichtweg als unbegreiflich erklĂ€ren.


    NatĂŒrlich wird sich dein Sohn Gedanken ĂŒber die Risiken gemacht haben und danach entschieden haben weiter zu gehen.


    Dort liegt der Unterschied zwischen uns Menschen in der EinschÀtzung der Situation.


    Ich habe in dem Alter oft die Situation anders eingeschĂ€tzt als ich es heute machen wĂŒrde, ich hielt mich damals nicht fĂŒr leichtsinnig, obwohl mir das nachgesagt wurde.


    Auch heute sehe ich das noch so, wir alle kalkulieren Risiken und ĂŒber oder unterschĂ€tzen uns nur allzu oft.


    Ich kann deinen Sohn verstehen, warum er weitergegangen ist, es ist der Augenblick und du weißt in dem Moment, das er ist gut und du möchtest dieses GefĂŒhl halten.


    Kenne das vom Segeln, bin bei WindstĂ€rke 9 mit dem Katamaran raus auf den See, hatte mir vom tauchen den Bleigurt umgelegt (RisikoeinschĂ€tzung, da mein Gewicht zu gering war) und natĂŒrlich war mein Gewicht zu gering, ich merkte es, da das Boot bereits im 45 Grad Winkel war, das ging noch, bis der Wind stĂ€rker wurde, unvorhersehbar, bin dann gekentert und an Land gespĂŒlt worden, im eiskalten November. War es der Wert, Ja.


    In den Bergen ist es das gleiche, hab mit 3 Jahren Ski fahren gelernt (war nur im Urlaub in den Alpen), wenn du dort oben bist, bist du in einer anderen Welt.

    Du denkst anders und fĂŒhlst dich eins mit allem, also gehst du weiter.


    Ich denke nicht, dass er sein Leben bewusst aufs Spiel gesetzt hat.


    Alles Liebe

    Ron

    “One is never afraid of the unknown, one is afraid of the known coming to an end.”

    --------You can’t wait till life isn’t hard any more before you decide to be happy--------

  • Ich danke dir so sehr dass Du mir deinen Blickwinkel gezeigt hast. Du hast Recht, ich weiß das, Julian wollte keine gebrauchten Erfahrungen. Er wollte seine eigenen machen und das hat er auch getan. Er hat mal zu mir gesagt "Mama, die Berge sind meine Berufung. Ich fĂŒhle mich frei dort oben." Julian war sehr verkopft und ehrgeizig. Er wĂ€re niemals umgedreht ohne oben anzuschalten. Es ist so schwer fĂŒr mich das zu begreifen und anzunehmen was passiert ist. Mein Julian liebte den Augenblick in den Bergen und ich weiß auch dass er nicht sterben wollte und schon gar nicht mir so viel Leid zufĂŒgen und doch ist es passiert dieses schreckliche UnglĂŒck und von meinem alten Leben ist nichts mehr ĂŒbrig.


    Danke Ron fĂŒr deine fĂŒr mich sehr wichtigen Zeilen.

  • Ich danke dir so sehr dass Du mir deinen Blickwinkel gezeigt hast.

    Danke dir, hab heute öfters ĂŒberlegt, soll ich schreiben und wenn ja wie.

    Es ist so schwer auszudrĂŒcken, oder einen anderen Blickwinkel zu vermitteln.


    Gut das du diese Sichtweise verstehen kannst, danke dafĂŒr.

    Ja dieses frei sein, das ist, was ich versucht habe auszudrĂŒcken, ohne das Wort zu nennen.


    Es tut weh das du jetzt einen so schweren Weg gehen musst, danke fĂŒr deine Antwort, bedeutet mir viel.


    Ron

    “One is never afraid of the unknown, one is afraid of the known coming to an end.”

    --------You can’t wait till life isn’t hard any more before you decide to be happy--------

  • Liebe cati,

    Ich fĂŒhle so sehr mit dir und es tut mir so leid fĂŒr dich und fĂŒr deinen Julian. Ich habe am 3. Februar 2021 meine geliebte Tochter Esther verloren. Sie war 22 Jahre alt und sollte in dem Jahr ihr Studium als kinesietherapeutin in BrĂŒssel beenden. Sie ĂŒberquerte dort bei grĂŒn den Zebrastreifen und wurde aufgrund der unachtamkeit eines busfahrers ĂŒberfahren. Die Welt ist fĂŒr uns an diesem Tag stehen geblieben, bis heute...ich verstehe deine Gedanken und GefĂŒhle so gut....mein MĂ€dchen fehlt mir auch entsetzlich. Ich wĂŒnschte ihr, wie alle MĂŒtter ihren Kindern, ein wunderschönes Leben mit Zukunft, mit Liebe, mit Gesundheit...und dann wird alles zerstört...und man steht erstarrt vor einen riesigen Scherbenhaufen und weiss nicht wohin mit sich....

  • Ja Ron es ist wahnsinnig schwer, aber ich bin dankbar fĂŒr jeden noch so kleinen anderen Blickwinkel. Es tröstet mich.... irgendwie ein wenig. Ich wĂŒrde alles geben meinen Julian zurĂŒck zubekommen und doch weiß ich das das Schicksal entschieden hat. Ich habe meinen Julian fĂŒr immer verloren. Es sollte so passieren. Diese RealitĂ€t zu begreifen ist wahnsinnig schwer.


    Magst Du mir erzÀhlen warum Du hier in diesem Forum bist?

  • Liebe Genna,

    Es tut mir so leid dass Du deine Tochter auf so tragische Weise verloren hast. Sie wurde dir von einem Tag auf den anderen entrissen. Genau wie mein Julian mir entrissen wurde. Plötzlich gerÀt das Leben völlig aus den Fugen. Ich kann ohne Medikamente nicht einschlafen. Ich sehe immer meinen toten Sohn im Berg liegen. Ich bin oft so verzweifelt, so wie Du auch. Wurde der Busfahrer verurteilt?


    FĂŒhl dich ganz fest umarmt 😘