Liebe Salome,
ich bin jetzt einfach mal ehrlich, auch wenn es vielleicht falsch ankommt bei dir, ich möchte dir keinesfalls zu nahe treten.
Sehr viel Verbitterung kommt bei mir in deinen Zeilen an, du hast auch jedes Recht dazu, es ist dein persönliches Schicksal, das über allen anderen steht!
Allerdings sehe ich die Sache anders, gerade dass jetzt endlich darüber geredet wird finde ich positiv, endlich wird geredet, nicht totgeschwiegen. Klar ist es aufreibend, wenn man die Menschenmassen sieht, die aber ihrem Freund, Nachbar, Kollegen kritisch gegenüber stehen, wenn von Depressionen geredet wird.
Es ist jetzt die Chance, dass gerade durch diesen Fall offener damit umgegangen wird, das Stigma Depression nicht mehr verächtlich betrachtet wird.
Sicher hatte er, weil er finanziell gut versorgt war, die Chance sich eine Therapeuten zu bezahlen, was uns viel schwerer fällt, und trotzdem hat es ihm nichts genutzt, er ist tot. Er hatte mit anderem Druck zu kämpfen, für uns nicht nachvollziehbar, aber gravierend für ihn.
Ganz bestimmt ist es nicht gerecht, dass wir kämpfen müssen um einen Therapieplatz, weil das Thema psych. krankheiten nicht wahrgenommen wird, somit auch sehr wenig Gelder zur Verfügung stehen. Es gibt ganz viele Ungerechtigkeiten, vor allem die Nachsorge nach einem Trauerfall wird vernachlässigt.
Wie gesagt, ich sehe es als Chance, dass sich doch einiges ändert, vielleicht nicht durch ihn, aber je öfter darüber berichtet wird, desto realer wird es.
Für mich persönlich ist seine Reaktion nachfühlbar, wie berichtet litt er schon vor dem Tod seiner Tochter an Depressionen, durch ihren Tod haben sie sich verstärkt, Trauerbewältigung fand fast gar nicht statt, statt dessen musste er funktionieren, Druck von allen Seiten, er hat kapituliert, sicher nicht die richtige entscheidung, aber eben nachfühlbar.
glg