Geliebten Menschen etwa verloren? Kann es nicht glauben

  • Ich habe soeben dieses Forum im Internet gefunden und möchte zuallererst meinen herzlichen Dank an die Betreiber und aktiven Mitglieder aussprechen, sich für eine solch kostbare Sache zu engagieren wie diese Unterstützung von Menschen mit individuellen Trauergründen.


    Vor einigen Stunden habe ich über den angeblichen Tod jener Frau gehört, bei welcher ich aufgewachsen bin, die mich großgezogen hat, welche im Grunde meine eigentliche Mutter war. Meine gesamten Kindheitserinnerungen sind eng mit ihrer Person verknüpft. Ihre leibliche Tochter hat mit einem Anruf erzählt, dass sie nach einer eigentlich erfolgreich verlaufenden Operation unerwartet verstorben ist.


    Seitdem steht es in meinem Kopf still. Ich weiß tief in mir, dass dies nicht passiert sein kann und verstehe nicht, wie man solche Witze machen kann. Sie war immerzu dagewesen, es übersteigt meinen Horizont, das dies nun anders sein sollte. Wo sollte sie denn sonst sein, wenn nicht in ihrer Wohnung vor dem Fernseher, in der Küche, bei der Hausarbeit. Ich war den ganzen Abend in Versuchung, sie anzurufen und habe mich nicht getraut. Das kann einfach nicht passiert sein, es ist unmöglich. Vor kurzem war ich an einer U-Bahnhaltestelle in ihrer Nähe und hatte noch daran gedacht, sie anzurufen, ob ich die spontan besuchen könnte. Ich kann mir nicht verzeihen, dies nicht getan zu haben, womöglich wäre dann dieses Missverständnis gar nicht zustande gekommen. Vor kurzem hatte sie Geburtstag und ich habe sie zum ersten Mal seit all den Jahren an diesem Tag nicht angerufen. Bei dem eventuellen Fall, dass sie wirklich nicht mehr lebt..wie könnte ich mir dies jemals verzeihen. Womöglich ist es meine Schuld. Noch niemals war ich mit einer solchen Situation konfrontiert.


    Nächste Woche ist das Begräbnis angesetzt. Ich verstehe nicht, wie man so etwas groteskes tun kann. Damit würde sie für tot erklärt werden, offiziell. Wer kommt auf diese abstruse Idee, einen solchen Schlusstrich zu ziehen. Ohne einem Beerdigungstermin wäre es doch so, als würde sie leben. Seit längerem denke ich daran, sie endlich wieder zu besuchen. Ich könnte mir nicht vorstellen, bei diesem Besuch Abschied von ihr zu nehmen. Weswegen denn. Schließlich war sie immer da gewesen. Es ist unlogisch, weswegen so etwas passiert sein könnte. Es kann einfach nicht sein.


    Ich stecke nun in mir fest. Wie ist es möglich, sie anzurufen, sie zu besuchen. Einen Nachmittag am Wochenende mit ihr zu verbringen, wie es immer war. Ich weiß nicht, ob es wirklich möglich sein kann, dass dies nicht mehr geht. Ich kann mir das nicht vorstellen.


    Ich denke gerade, dass meine Zeilen vielleicht stark verwirrt anmuten. Womöglich erscheint es nicht so, als wäre ich erwachsen und Akademikerin, sondern ein Kind, das wirr im Fieber fantasiert.


    Vielleicht ist es Schock, unter dem ich stehe? Dass ich vermeide, richtig "hinzusehen", was passiert ist? Doch was sollte passiert sein, es kann ja nichts passiert sein.


    Ich möchte, dass dieser Anruf zurückgenommen wird und ich sie besuchen kann wie immer und mich entschuldigen kann, mich an ihrem Geburtstag nicht gemeldet zu haben. Es tut mir sehr leid. Sie weiß schließlich, dass ich sie sehr liebe und sie eine der wichtigsten Menschen in meinem Leben ist.


    Ich möchte ihr Blumen mitbringen und sie an der Wohnungstüre umarmen. Wie immer.

  • Guten morgen liebe Petra. Willkommen hier bei uns. Herzliches Beileid zum Tode Deiner Mama.


    Darf ich fragen wie alt Du bist?


    Ich trauere jetzt 8 Wochen um meine Mama.






    Es ist eine schlimme Situation. Ich kenne das genau.


    Man ist erwachsen und denkt doch wie ein Kind. Warum muß man, speziell die Mama, überhaupt sterben?


    Das kann es doch nciht geben, daß ein geliebter Mensch plötzlich nie mehr für uns da ist.


    Nie mehr ihre Stimme hören, ihr lachen, ihre Wärme spüren.....




    Petra, bei mir waren die ersten Tag wie in Trance.


    Ich umarme Dich aus der Ferne :24:

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Petra,


    ich gehe jetzt nicht davon aus, dass die leibliche Tochter dir einen bösen Streich gespielt hat, sondern dass sie dir die Wahrheit gesagt hat. Menschen reagieren auf Todesnachrichten meistens mit Schock, mit Betäubung. Diese erste Phase wird als "Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens" bezeichnet und das ist es, was grad bei dir passiert: Du willst es nicht wahrhaben! Zunächst ist dieser Zustand völlig nurmal, er schützt dich sogar. Deine Aufgabe ist es aber, dass du die Realität des Todes Stück für Stück anerkennst. Was kannst du denn tun, damit es für dich begreifbarer wird, dass es wahr ist?


    Liebe Grüße
    Christine

  • Liebe Petra,
    auch von mir mein herzliches Beileid.
    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die leibliche Tochter deiner Pflegemutter, dir einen so bösen Streich spielt.
    Wie ist denn dein Verhältnis zu ihr? Kannst du mit ihr reden?
    Vielleicht kannst du sie fragen, ob du noch vor der Beerdigung von deiner Mutter Abschied nehmen kannst?
    Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass man die Realität des Todes viel besser anerkennen kann, wenn man die Möglichkeit hat, sich am offenen Sarg von seinem geliebten Verstorbenen zu verabschieden.


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft.
    Und, ... fühl dich einmal tröstend umarmt.
    Liebe Grüße
    Sabine

    Wenn es uns schlecht geht, trösten wir uns mit dem Gedanken, dass es noch schlimmer sein könnte,
    und wenn es ganz schlimm ist, klammern wir uns an die Hoffung, dass es nur besser werden kann.

  • Liebe Petra,


    mein ganz tiefes Mitgefühl zum Weggehen Deiner Mama.


    Die Zeit, in der man von seiner Mutter endgültig Abschied nehmen muß, ist sehr schwer, das Begreifen dauert lange und ist wohl nur Schritt für Schritt möglich.


    (Bei meiner Mama ist es jetzt 3 Monate her und es gibt immer wieder Tage, wo ich glaube, ich könnte sie anrufen und besuchen)


    einen stillen Gruß
    Anna