Hat jemand das gleiche erlebt wie ich?

  • Hallo zusammen,


    bin neu hier und weiß nicht genau, was ich alles schreiben soll. Es ist so, wir besser gesagt mein Papa hat genau vor einem Jahr die Diagnose Lungenkrebs bekommen. Es war von vornherein klar, dass es keine Heilungschancen gibt und es war für uns alle wirklich ein ganz schlimmes Jahr, immer wieder ein auf und nieder. Ich habe wirklich sehr, sehr oft geweint und mein Papa hat mir so leid getan. Er ist am 20. September gestorben und ich war dabei. Irgendwie fand ich es schön, dass ich dabei war und doch war es schlimm mit anzusehen. Ich habe an diesem Tag auch noch geweint, aber dann ging es nicht mehr. Bin neben dem Sarg gestanden. als ob ich nicht dazu gehören würde. Ich konnte meinem Papa in der Kirche einen Brief vorlesen den ich ihm geschrieben hab, ohne zu weinen. Ich hab zugesehn, wie sie ihn ins Grab hinunter gelassen haben. Nix. Ich versteh es aber nicht, ich schäme mich richtig dafür, warum kann ich nicht weinen. Ich weine wegen Kleinigkeiten und jetzt stirbt mein alles geliebter Papa und mein Leben geht ganz normal weiter. Meine Mama meint, dass es vielleicht daran liegt, dass ich vor seinem Tod soviel geweint hab, aber wieso soll das dann genau an seinem Sterbetag aufhören??? Ich bin richtig zornig auf mich. Ich hoffe mir kann irgendjemand weiterhelfen. Lg

  • Hallo,
    herzlich willkommen bei uns und mein herzliches Beileid zum Tod deines Vaters. Du reagierst ganz normal und musst dich gar nicht schämen! 1. hat deine Mutter recht, du hast schon vor seinem Tod getrauert und hast dadurch bereits viel Trauerarbeit geleistet, man nennt das "Vor-Trauer" oder "antizipatorische Trauer", das ist ein bekanntes Phänomen. Und du bist 2. jetzt dennoch noch in der 1. Trauerphase, das ist eine Phase des Schocks und der Betäubung, in der Gefühlstaubheit typisch ist. Das Realisieren kommt erst und dann kommen auch wieder Trauergefühle.


    Du kannst zum Trauerprozess und seinen Phasen in unserem Ratgeber nachlesen:


    ASPETOS Trauer-Ratgeber


    Alles Liebe
    Christine

  • Hallo!
    Sei willkommen hier bei uns.
    Was du erlebt hast im letzten Jahr ist einfach nur schlimm.Du warst stark und hast deinen Vater bis zum Schluss begleitet.Das war vor allem auch für deinen Vater sehr gut,denn er war nicht allein.Das hat dich sicher sehr viel Kraft gekostet-ihn so hilflos zu sehen,ihn gehen lassen müssen.
    Nun bist du erst mal völlig "leer"-das kenne ich auch.Man hat erst mal nur geweint.
    Aber die tränen kommen wieder.
    Du musst nicht zornig sein auf dich,das ist alles normal.Es gibt -gerade am Anfang der Trauer-tausend Hoch´s und Tief´s.
    Erzähle uns doch ein wenig von deinem Vater,wenn du möchtest.Hast du Familie mit der du dich austauschen kannst?
    Viel Kraft und liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Danke für eure Antworten. Also ich hab eine eigene Wohnung im Haus meiner Eltern. Ich bin 27 und hab ein Mädel mit 9 und nen Jungen mit 4 Jahren. So zu meinem Papa (68 Jahre) Er war, als er noch gesund war ein Mensch der immer Unterwegs war ( er war Jäger) und er war immer für jeden da und er selbst brauchte nie jemanden. Er hat auch die ganze Zeit als er krank war, nicht einmal gejammert. Er hat auch nie zu mir gesagt, dass er sterben muss, ich glaube er wollte mich immer schonen. Darum fand ich es auch ganz schlimm, als wir ihm auf einmal bei allem helfen mussten. Ich hab gemerkt, dass er sowas nie wollte und trotzdem hat er nix gesagt. Auch wenn sich das jetzt böse anhört, aber die Krankheit hatte auch was Gutes. Ich hab das letzte Jahr soviel Zeit mit meinem Papa verbracht und das hätte ich nie, wenn er einfach einmal von heut auf morgen gestorben wäre. Genauso kann ich sagen, ich habe alles zu ihm gesagt, was ich sagen wollte, dass ich ihn liebe, dass er der beste Papa war.... Ich war kurz bevor er gestorben ist bei ihm im Bett gelegen und habe ihn beruhigt. Er wollte kurz davor aufsitzen und als mein Bruder und ich ihm geholfen haben, hat er auf einmal angefangen ganz schnell zu atmen. Hab dann immer wieder gesagt, dass er sich jetzt zu sehr angestrengt hat. Dann ist mein kleiner Sohn reingekommen und hat gequängelt. Bin dann mit ihm in meine Wohnung und 2 min. später ist meine Schwägerin gekommen und hat gesagt, ich soll besser mal zu meinem Papa gehen. Mein Bruder und meine Mama sind an seinem Bett gesessen und haben geweint und meine Mama hat immer wieder zu meinem Papa gesagt, dass er sie nicht allleine lassen soll. Er hat die Augen ganz weit aufgerissen und ganz tief eingeatmet und ich hab gemeint, dass er jetzt tot ist. Er hatte eine ganz lange Atempause und auf einmal wieder die Augen aufgerissen und Luft geholt und so ging das noch ein paarmal. Habe dann zu meinem Papa gesagt, dass er gehen darf, dass wir das alles schon schaffen und dann war es vorbei. Ich hatte dann auch immer das Gefühl, dass er bei uns ist und nicht im Sarg liegt. Er ist neben uns gestanden und das hat mir Kraft gegeben. Tut mir leid, dass ich jetzt so viel geschrieben hab und so viel durcheinander, aber es würde so viel zum erzählen geben.
    Lg Sabine

  • Ach Sabine. Auch von mirein herzliches Beileid.
    Wie schon geschrieben, Du hast viel mit Deinem Papa durch gemacht. Hast viele Tränen vergossen.
    Ich war auch dabei als Mama gestorben ist.
    Es ist ein Gefühl, dass man nicht wirklich beschreiben kann. Auf einer Seite ist es schön, dass wie sie begleiten durften, aber auch ein Schmerz, der nie vergehen will.
    Du wirst bestimmt wieder weinen können. :24:

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Guten Morgen und mein tiefstes Mitgefühl, ich habe in der Zeit bevor mein Vater starb, die Hölle durchlebt, Ängste ohne Ende, er war sehr krank, als er dann starb, war bei m,ir dann auch so ein komisches Gefühl, mehr Ruhe, weil mein Vater es geschafft hat, weil ich mich nicht mehr selbst quälte. Wenig geweint habe ich auch. Schämen brauchst dich wirklich nicht, selbst heute noch, 7 Monate nach Pas versterben weine ich nicht, wenn ich an meinen Vater denke, aber manchmal denke ich auch, du reagierst aber komisch, aber verwerfe die Gedanken wieder, mach Dir nicht soviele Sorgen um Dein Verhalten, ist so. Alles Liebe wünsche ich Dir Petra