Hey,
ich schreibe hier jetzt rein, weil ich mich mit meinen Gedanken und Gefühlen doch oft allein und unverstanden fühle. Ich bin Anfang 20 und habe vor 1,5 Monaten meinen Papa sehr plötzlich verloren. Er sollte eine "Routine" Herz-OP haben, das Risiko, dass etwas schiefgeht lag bei 1%. Die Voruntersuchungen waren alle top, nur die Herzklappe verkalkt. Diese sollte dann ausgetauscht werden. Ich hatte schon vorher riesige Angst. Bin generell ein Mensch mit großer Verlustangst, weil ich in meinem Leben schon viel durchmachen musste. Mein Papa und meine Mama waren und sind immer meine Felsen gewesen, diejenigen die mir Halt und Kraft geben. Sie waren immer die wichtigsten Menschen in meinem Leben und unser Band immer sehr stark. Um meinen Papa hab ich mir irgendwie immer mehr Sorgen gemacht als um meine Mama. Als hätte ich eine Ahnung gehabt, dass er nicht alt wird. Jedenfalls war dann der Tag der OP. Beginn war ganz früh morgens, nachmittags haben die Ärzte sich noch immer nicht gemeldet. Dann haben wir angerufen. DiePfleger meinten, wir sollen Geduld haben, so eine OP dauert eben. Abends kam dann der Anruf: alles habe an sich geklappt, doch dann hatte Papa einen massiven Herzinfakrt. Die Ärzte konnten sich das nicht erklären. Meinten dann, er liegt im künstlichen Koma. Später haben wir nochmal angerufen, was jetzt ist. WIr haben uns riesige Sorgen gemacht. Uns wurde gesagt, er sei wieder im OP. Notoperation, die Lunge ist voll mit Blut. Wir haben dann die ganze Nacht nicht geschlafen, am nächsten Morgen wieder angerufen. Sie sagen uns wir sollen damit rechnen, dass er stirbt. Mit gerade einmal 59, kurz vor seinem 60. Geburtstag. Wir sind ins Krankenaus gefahren. Meine Mama ist zu ihm, ich und meine Schwester haben es nicht geschafft. Wir konnten einfach nicht. Wir saßen im Foyer und haben gewartet. Meine Mama kam dann wieder. Die Ärzte haben gesagt, es sehe nicht gut aus. So ging es dann ein paar Tage weiter. Irgendwann hatten wir dann ein Gespräch mit vielen Ärzten. Die meinten, sie wollen ihn noch nicht aufgeben und versuchen, ihm eine Pumpe einzusetzen, die quasi das Herz unterstützt. Ihnen wäre so etwas in den ganzen Jahren als Arzt noch nie passiert. Ein so massiver Infarkt bei einer solchen OP wäre ungewöhnlich. Sie haben dann mit USA usw Rücksprache gehalten. Plan war, meinen Papa zu stabiliseren, eine Pumpe einzusetzen, schauen ob diese wirkt und dann im weiteren Verlauf ein Kunstherz einzusetzen, welches dann später durch ein Spenderherz ersetzt werden sollte. Dann ging es auf und ab, bis die Pumpe zu schwach war, die anderen Organe versagt haben und Papa gestorben ist.
Ich bin so wütend, so fassungslos und so unglaublich verloren und traurig. Ich vermisse ihn so sehr und weiß manchmal nciht wohin mit meinen Gedanken. Ich habe bereits einen Notfall Therapieplatz, die Sitzungen können allerdings nur alle 5-6 Wochen stattfinden. Ich mache mir Vorwürfe, weil ich vor der OP solche Angst hatte. Habe das Gefühl ich habe Papa unter Druck gesetzt und hätte ihn nicht so stressen dürfen. Außerdem denke ich oft, wir hätten noch mehr Zeit miteinander verbringen sollen und mache mir Vorwürfe, weil wir eine Woche vor OP noch gestritten haben.
In letzter Zeit habe ich massive Ängste, Panikgefühle und entwickel wieder Verhaltensweisen, wie z.B. ständiges Rückversichern und Nachfragen. Viele nervt das. Ich kann das auch verstehen. Aber mir geht es einfach nur schlecht, ich vermisse ihn und habe Angst vor dem was noch kommt.
2 Wochen nach Papas Tod ist sein Bruder gestorben. 1 Woche danach wäre Papa 60 geworden. Wir wollten zusammen eine Kreuzfahrt machen. Es tut einfach weh.
Was mir Hoffnung macht, ist dass ich oft das Gefühl habe, er ist um uns herum und beschützt uns bzw. schaut nach uns. Manchmal passieren Dinge, die vorher nicht passiert sind. Und oft, wenn ich an ihn denke, spüre ich, dass er anwesend ist. Nicht körperlich sondern in anderer Form. Aber es ist ein Gefühl, dass man kaum in Worte fassen kann. Eine tiefe Verbundenheit und ein Vertrauen. Ich glaube nicht, dass das Einbildung oder Einreden ist.
In ein paar Wochen fliege ich weg. Eine Fernreise, die ich vorher schon gebucht habe. Icch habe große Angst einen Fehler zu machen, indem ich fliege. Ich weiß, dass mein Papa es wollen würde. Wir haben vor dem ganzen Mist, viel über die Reise geredet. Aber trotzdem hab ich Angst, dass meiner Familie, meinem Freund oder mir selbst etwas passiert.
Jetzt ist der Text doch sehr lang geworden, aber irgendwie musste es mal raus. Ich hoffe, dass es Leute gibt, die das sehen und vielleicht besser nachvollziehen können, wie ich mich fühle, was im Kopf vor sich geht. Ich habe viel Unterstützung in meinem Umfeld (Freund, Freunde, Verwandte), aber niemand war bisher in einer ähnlichen Situation. Deswegen denke ich oft, dass viele manchmal nicht nachvollziehen können, wie es ist.
Ich hoffe auf ein paar Antworten!
Liebe Grüße