Tod meiner Mama - ich fühle nichts...

  • Liebe Lilie!


    Ja, Markus hat das wieder Mal genau getroffen mit dem Schutzmechanismus erklären. Mir ging es genauso. Ich konnte nie am Grab meiner Eltern weinen, od. wenn ich im Ort jemanden traf konnte ich auch ganz "normal" daürber sprechen. Daheim ist das ganz anders, wenn man seinen Gedanken und Gefühlen nachhängt, nicht wahr? Wir Frauen haben so schnell ein schlechtes Gewissen, brauchen wir aber nicht zu haben. Nur kommte es uns vielleicht selber befremdlich vor, wenn wir bei anderen so "gefühlstaub" reagieren, aber wie Markus schon geschrieben hat, dies ist normal und sollte uns nicht beunruhigen.


    Zu deiner Tochter: Wie schön, diesen Sonnenschein zu haben. Auch wenn die Monate viel zu kurz waren für deine Mama, so konnte sie doch die ersten Monate miterleben, welch wunderbare kleine Maus sie ist. Sie konnte sie im Arm halten, mit ihr spazieren gehen, sie knuddeln, ihr beim Gehen zusehen, beim Lächeln, .... das waren viele schöne Momente.
    Wenn du nun auch oft neben deinem Kind traurig bist, so glaube ich doch, dass Kinder das gut verkraften können. Meine Jüngste war damals drei Jahre alt. Wenn ich nun mit ihr über damals spreche, hat sie keine negativen Erinnerungen.


    Sende dir ganz liebe Grüße


    Linda

  • danke euch!


    Linda :
    ich dachte auch, ich könnte am grab gut trauern, weinen... aber nichts da. ich zünde kerzen an, gieße die blumen... aber besondere gefühlsregungen hab ich meist nicht...
    mir kommt das sooo komisch vor. ich leb mein leben weiter dahin... ja gut, was anderes bleibt einem eh nicht über... :(


    Trauerstern :
    hab mir deine geschichte kurz durchgelesen. mein herzliches beileid. meine eltern sind genau in deinem alter und ich in dem deiner kinder. und ich denke meinem papa ergeht es genauso wie dir.
    ich bin ja wenigstens nicht allein, wache auch mit tochter und mann und hab sie auch abends bei mir, so wie vor dem tod meiner mama. aber wenn der partner, so wie bei dir und bei meinem paps, stirbt, ists ja vom aufstehen bis zum schlafengehen alles anders. und das tut mir auch total weh für meinen papa natürlilch.


    ich find das alles so unfair.
    wenn ich sehr alte leute sehe, die eh nicht mehr wirklich gut beinander sind seh, denk ich mir, warum leben die noch und meine mama durfte nicht mal annähernd so alt werden?
    ich weiß, daß die gedanken nicht gerecht sind, aber ich hab sie nun mal....


    gute nacht ihr lieben!

  • Liebe Lilie..


    quäl Dich nicht mit den Gedanken, dass Du in bestimmten Momenten so fühlst. Es ist einfach ein Schutz, den wir unbewusst aufbauen. Markus hat das ja sehr schön unf gut erklärt...Wenn wir dann alleine sind, dann bricht alles über uns zusammen. Vielleicht reissen wir uns auch zusammen, wil wir vor anderen Menschen unsere wahren Gefühle nicht zeigen wollen. Ich kenne das auch. Dann denken die anderen, ich wäre ja so stark. Auch wenn man lacht und normal mit anderen spricht, so kann die Seele dennoch weinen.....nicht wahr?
    Ja, ich kenne das auch- dieses Gefühl, dass das alles gar nicht wahr ist und nicht endgültig. Man weiss es vom Kopf her, aber im Herzen fühlt man es anders. Das wirkliche Begreifen dafür braucht wohl sehr sehr lange. Auch heute noch nach etwas über 4 Jahren kann ich nicht glauben, dass meine Mami nicht mehr wiederkommen wird. Das Wissen darüber wird einfach ausgeblendet, weil das Herz es nicht zulässt anders zu denken. Wenn ich in die Wohnung meiner Eltern komme, denn ich fange ja, dort einzuziehen, dann ist es mir oft so, als ob die beiden auf einer langen Urlaubsreise sind...dieses Endgültige wirklich zu begreifen ist verdammt schwer. Bei meinem Päpelchen ist es ja auch noch sehr frisch, erst 4 Moante...das ist nur ein Wimpernschlag.


    Die Tage habe ich das gelesen: Der Tod der Mutter ist der erste Kummer, den Du ohne die beweinen musst....


    Das ist sehr wahr.


    Ich kann Dich gut verstehen, dass Du sehr alte Menschen siehst, die gebrechlich sind und Du fragst warum Deine Mama so sehr früh gehen musste und das Alter nicht annährend erreichen durfte....Diese Gedanken kommen automatisch. Der Tod kommt zu jeder Altersklasse, es sterben ja auch viele Kinder und Jugendliche. Sicher fragen wir uns immer wieder warum der eine so früh. Wir bekommen hier in diesem Leben darauf keine Antwort und den Sinn verstehen wir einfach nicht.
    Auch im Alter gibt es Menschen, die alleine sind, die sterben wollen, aber nicht sterben dürfen. Sie müssen weiter ausharren. Andere haben noch liebe Angehörige, wollen weiterleben und müssen sterben.


    Klar, da fragt man sich nach der Gerechtigkeit.


    Wir dürfen uns nicht damit quälen....denn leider bekommen wir darauf keine Antwort...


    In Gedanken bei Dir.....
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela, liebe Lilie,
    ich möchte etwas ergänzen, was Manuela gesagt hat, ich würde es anders formulieren:


    Wir dürfen uns solche Fragen stellen, aber wir sollten uns nicht mit ihnen quälen. Dass solche Warum-Fragen auftauchen, ist ganz natürlich, aber wir sollten uns nicht in ihnen verfangen, weil es auf sie keine Antwort gibt.


    AL
    Christine

  • Liebe Christine!


    :( genau so habe ich es auch eigentlich gemeint....hatte da wohl etwas Formulierungsschwierigkeiten....!


    Danke, dass Du es ergänzt hast...........!

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • "Der Tod der Mutter ist der erste Kummer, den Du ohne sie beweinen musst...."


    wie wahr... so gern würde ich mich an ihre schulter lehnen, mich mit ihr über meinen kummer austauschen.... in dieser hinsicht fühl ich mit sooo allein...


    vielleicht fühlen wir das endgültige nicht, weil unsere lieben verstorbenen eh bei uns sind - auf einer andere ebene. und das läßt sich mit unserem rationalen denken und wissen nicht vereinbaren.
    ich empfinde so, daß meine mama eben noch da/unter uns ist.
    und anscheinend ist das ja über jahre hinweg noch der fall, so wie bei dir manuela.


    ich weiß ja daß es auf all die warum-fragen keine antworten in diesem leben geben wird, trotzdem sie sind da....

  • Liebe Lilie...


    ja, sie sind immer bei uns, nur eben anders als wir es kennen....wir können sie nicht mehr sehen, hören, sprechen und berühren..., dieser Austausch fehlt, den man immer hatte....ich weiss, wie weh das tut....


    Heute bin ich wieder ans Grab gefahren, beide Namen auf dem Grabstein lesen - in dem Herz - das tut sehr weh....ich habe ihnen ein bisel erzählt, dann konnte ich nicht mehr und bin gegangen....Sie fehlen mir beide sooooo....Es fällt mir sehr schwer an das Grab zu fahren, ich mache es dann, wenn ich es kann....es kann sein, dass ich 3 Wochen nicht dort bin, dann fahre ich innerhalb von einer Woche 3 x hin. Ich weiss, dass sie es verstehen. Es gibt Orte wo sie mir beide viel viel näher sind als am Grab. Geht es Dir auch so?


    Ich kann Dich und Deine Gefühle sehr sehr gut verstehen und nachempfinden....Du fühlst sehr ähnlich wie ich auch....So gerne würde ich Dich mehr trösten...., aber ich weiss, dass das sehr schwer ist.


    Fühle Dich gedrückt liebe Lilie
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • mir tut es schon gut, wenn ich hier ein bißchen meine gedanken, sorgen niederschreiben kann...
    wirklichen trost wirds keinen geben...


    meinem vater gehts überhaupt nicht gut, hab vorher mit ihm telefoniert - na ja... möcht jetzt gar nicht näher drauf eingehen.


    vor ein paar wochen war alles noch ok. mein elternhaus, wo ich immer hinkommen konnte mit meinen sorgen und freuden. meine mama, die sich immer so gefreut hat, wenn wir da waren und jetzt - jetzt ist nichts mehr wie es war - im moment fühl ich mich wie in einem albtraum...


    wegen grab muß ich sagen, daß ich bis jetzt noch gar nicht wirklich weinen konnte dort, also war bisher immer sehr abwesend, wenn ich dort war. hab aber schon das bedürfnis alle paar tage hinzugehen, kerze anzuzünden ...

  • Liebe Lilie..


    ja, das hier niederschreiben tut gut. Es hat mir hier sehr geholfen....den Schmerz kann uns keiner nehmen, aber das von der Seele schreiben hilft....weil hier einfach Menschen sind, die uns verstehen....


    Ja, ich kenne diesen Albtraum auch....Du sprichst mir aus der Seele...es ist ein Albraum....man hofft so sehr, zu erwachen und alles war wirklich nur ein Traum....eben dieses "aufgehoben" fühlen, der Hafen wo man landen konnte mit seinen Sorgen und Freuden...wo man verstanden wurde so wie man ist und auch genauso geliebt wurde.....das reisst eine unvorstellbare Lücke...ich weiss...


    Dass es Deinem Papa nicht gut geht, das tut mir leid. Aber ich verstehe es.Auch bei ihm wurde eine Lücke gerissen. Nicht jeder kann so darüber reden. sein Innerstes preis geben....es gibt viele Menschen, die nach innen trauern und daran zerbrechen. Pass auf Deinen Papa auf...


    Ich denke an Dich...
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • hallo,


    danke manuela.


    ja ich kümmere mich eh um meinen papa, nur zuviel, das will er auch nicht. ich biete ihm an, daß ich jederzeit komme, er auch zu uns kommen kann. aber er sagt, er möchte auch alleine sein... das muß ich respektieren...


    es gibt jeden tag ein paar situation, wo ich mir denke, das muß ich mama erzählen. es sind keine großartigen sachen oft nur ein bißchen tratsch. und jetzt behalt ich diese sachen für mich... manchmal wenn es grad paßt, erzähle ich es ihr trotzdem, wenn ich grad allein bin red ich mit ihr, tut auch gut, nur halt selten der fall, weil meistens meine tochter bei mir ist. sie will ich dann nicht verwirren...


    ach sie fehlt mir einfach so....


    nie hätte ich gedacht, daß ich sie so früh verliere. sie war so ein froher, vitaler mensch.


    mir tut das schreiben hier auch insofern gut, weil ich dann auch weinen kann - was oft den ganzen tag über nicht kann....


    lg und gute nacht!!