Erinnerungsstücke: Totenmasken, Fingerabdrücke, Haarlocken ...

  • jetzt habe ich eine frage: in dem forum gibt es keinen thread über totenmasken.........glaubst du, schockiert es die leute?


    da ich einmal eine totenmaske gesehen habe, die der sohn von seinem vater gemacht hat und diese sehr künstlerisch im raum drappiert hat und mich diese maske sehr fasziniert hat und ich sie sehr schön fand, habe ich mit meinem mann schon vor jahren über dieses thema gesprochen. ihm gefiel die vorstellung einer totenmaske auch. darum habe ich ihm eine maske abgenommen, unter mithilfe eines bekannten, der künstler ist und schon totenmasken gemacht hat, der genau weiss, wie man so etwas macht.


    ich habe auch verwandte und freunde gefragt, ob es sie schockieren würde, weil ich ihm selbst die totenmaske abgenommen habe, sie haben alle verneint und gesagt, ich sei mutig. so ein blödsinn.


    ich habe ihn in den armen gehalten als er gestorben ist, habe noch stunden danach mit ihm gesprochen und ihn gestreichelt, ich habe diesbezüglich keine berührungsängste gehabt, ganz im gegenteil, es hat mich zu ihm hingezogen, ihn zu berühren, so oft ich noch kann, solange er "noch da ist". als es dann soweit war am 10.8., martin müller hat ihn wunderschön gebettet für die maskenabnahme, als ich da dann reingegangen bin, ich ihn wiedergesehen habe, war eine ruhe und stille, ich habe mir noch gedacht, mein gott, wie bist du schmal geworden und ich hatte das gefühl, er ist eigentlich nicht mehr hier, nur seine hülle.......aber ich war ganz ruhig und habe mich bei ihm entschuldigt, dass ich ihn nocheinmal stören will, muß.....dass ich das einfach machen mußte. übrigens, mein sohn und meine tochter waren mit dabei und ich finde, es war für uns alle ein ganz letzter schöner end-licher abschied, der ganz ruhig abgelaufen ist....


    diese "arbeit" glaube ich, hat viel, viel zu unserer trauerarbeit schon am anfang beigetragen, es schmerzt natürlich immer und oft sehr sehr heftig.....auch meine kinder leiden sehr unter dem verlust ihres vaters, das tut mir dann doppelt weh, wir sprechen oft darüber.....


    ich weiss zwar noch nicht, ob ich seine maske einmal irgenwo in der wohnung auch so als kunststück zeigen werden kann oder möchte, wichtig war für mich einfach, dass ich sie gemacht habe.


    wir, meine kinder und ich wollten auch ein wenig asche von ihm in kleinen urnen, damit wir auch ein stückchen von ihm noch haben. damit wir ihn immer dabeihaben können, habe ich übers internet ( http://www.jbmemorials.eu/index.php?item=titanium-kremations-design-aschen-anh_auml_nger-_cross_-tit1051&action=article&group_id=11&aid=231&lang=DE) aschenanhänger für halsketten gekauft, die so schön und kunstvoll gestaltet sind. die haben wir dann gemeinsam selbst befüllt mit einem hauch von seiner asche, viel hat ja nicht platz und zugeklebt. auch über das finde ich keinen thread.......


    sind wir so anders als andere leute? oder wird einfach nicht darüber geredet?


    l.g. evi

    *


    Es gibt Momente im Leben, da hört die Welt auf, sich zu drehen.
    Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr so, wie es war.


    "Tempora praeterire Sed tenera Memoria restat"


    *

  • Liebe Evi!


    Totenmasken: Darüber habe ich mir selber noch nie Gedanken gemacht. Habe das nur Mal in einer Zeitung gelesen, dass eine Schauspielerin eine Maske ihres Mannes hatte und die überall hin im Auto mitfahren lässt. Mich hat damals der Gedanke befremdet. Ohne dass ich es verurteilen will. Es ist für mich einfach was ganz Neues. Liebe Evi, vielleicht eröffnest du mit diesem Thema selber einen Thread??
    Wegen der Asche aufbewahren in einem Schmuckstück od. Urne, das kann ich mir gut vorstellen. In Kramsach haben mir damals beim Tag der offenen Tür die ganz kl. Urnen für diesen Zweck auch sehr gut gefallen. Ich selber habe damals nach dem Tode meiner Mutter von meinem Vater ein Medaillon bekommen, mit einem Foto von ihm und meiner Mama drinnen. Ein sehr liebes Geschenk, das ich seitdem fast immer mittrage. Eineinhalb Jahre nach diesem Geschenk ist auch mein Vater verstorben.
    Ich denke, du und deine/eure Kinder seit so offen und gleichzeitig so warmherzig mit deinem Mann umgegangen, mit seinem nahenden Ende, seid euch gegeneitig beigestanden, redet viel miteinander - ich denke, das habt ihr so Einigen anderen voraus. Wie oft wird geschwiegen, aus Angst od. Unverständnis, keiner will den anderen verletzen und doch ist es so notwendig und wichtig, miteinander über alles zu sprechen.
    Du hast auch Mal geschrieben, du schnüffelst an dem Hemd deines Mannes. Ich denke ganz sicher nicht, dass du deshalb spinnst. Ich habe das auch des öfteren gemacht, am Kleidungsstück gerochen. Sie ein bißchen "zurückgeholt", es zumindest versucht. Ich denke, ganz Viele kennen das mit dem Schnüffeln.
    Von dem Buch "Meine Trauer wird dich finden" habe ich schon öfter gehört, aber selber noch nicht gelesen. Wie geht es dir damit??


    Habe gerne eine Kerze angezündet!


    Wie gut, dass du keine Berührungsängste hattest, noch viel Zeit bei deinem Mann verbringen konnstest, ihm Vieles sagen, ihn berühren, dich verabschieden. Du bist für deinen Mann eine wunderbare Frau gewesen, so wie er für die ein wunderbarer Mann. Du hast ihm den besten Dienst erwiesen, in deinen Armen einzuschlafen. ;( :13:


    Dir einen lieben Gruß


    Linda

  • Liebe Evi,
    es gibt einfach ganz verschiedene Erinnerungsstücke von Verstorbenen. Die Tradition der Totenmaske kommt ja aus einer Zeit, in der es noch keine Fotos gegeben hat. Als dann die Daguerrotypien und die ersten Fotos möglich waren, ist die Totenmaske in Vergessenheit geraten.
    Die Maske deines Mannes ist die 4. Maske, die wir in den letzten 7 Jahren bei uns angefertigt wurde. Du siehst also: Das ist selten, hängt aber auch damit zusammen, dass es doch mehr Aufwand ist als ein Foto. Was wir öfter machen, sind Finger- oder Handabdrücke.
    Die Asche in Erinnungsurnen, das ist etwas, das sich Angehörige sehr oft mitnehmen oder eben auch eine Haarsträhne. Du hast sicher auch in der Schale die Glassterne gesehen? Diese "Verbindungssteine" sind die beliebtesten Erinnerungsstücke. Jedenfalls bin ich froh, dass dieser Abschied für dich und deine Kinder hilfreich war! :)
    AL
    Christine

  • Liebe Linda, liebe Christine, danke für eure antworten....


    übrigens ich habe meinen mann auch um eine haarlocke erleichtert, auch diese wollte ich noch von ihm haben.......



    die schale mit den glassternen kann ich mich ganz dunkel erinnern, gesehen zu haben, hat aber bei mir keine verbindung zu meinem mann ausgelöst, im gegensatz zur kleinen silberurne, aber es waren einfach zuviele eindrücke damals.........



    beim buch "Meine Trauer wird dich finden" bin ich noch beim hineinlesen, einmal lese ich ein paar seiten, dann wieder fange ich an und lege es gleich wieder weg, weil ich es nicht lesen will....................ich kämpfe noch mit mir selber, bin in einem zwiespalt, da ich aber ein neugieriger mensch bin, werde ich es sicher irgendwann einmal doch ganz gelesen haben ;)



    liebe grüße


    evi

    *


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    *

  • Liebe Evi!
    Meine Tochter hat einmal, als sie so 16/17 Jahre war eine Gipsmaske von ihrem Gesicht gemacht.Das war damals für die Schule.Vor einiger Zeit ist diese mir in die Hände gekommen,als ich einen Schrank aufgeräumt habe.Als ich den Karton öffnete um zu sehen was drin ist,und ich diese Maske sah,wurde mir ganz anders.Sie sieht aus wie mein Kind.Ich musste das wieder wegtun,hab das nicht ausgehalten.Die Tränen sind nur so gelaufen. :33: Keine Ahnung ob ich sie noch mal hervorhole.Es sieht so täuschend echt aus.Ein Foto ist da doch anders,obwohl man den Menschen dort auch real sieht.
    Ich bewundere, das du dich bewusst entschieden hast,eine Maske zu nehmen.
    Ganz liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Karla,



    vorher habe ich auch Angst gehabt vor der eigenen Courage, wie man so schön sagt, aber wie wir dann dort waren und ich ihn gesehen habe und diese Ruhe und Stille um ihn herum, da war ich aufeinmal auch ganz ruhig......und habe plötzlich gewusst, dass es richtig war.....


    Ich kann es aber auch verstehen, wenn jemand das nicht machen möchte oder kann. Ich kann es nur damit begründen, dass mein Mann und ich eine sehr sehr gute und große innere Verbindung hatten und die 10 Stunden bis zu seinem hinübergleiten waren wir - ich und auch unsere kinder - sehr sehr innig verbunden..... die Liebe die zwischen uns 4 hin und hergeströmt ist, war fast greifbar, ich kanns nicht anders beschreiben und bei solchen Gefühlen hat man keine wie immer gearteten Berührungsängste mehr....



    liebe Grüße


    Evi

    *


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  • Liebe Evi,


    danke, dass Du den Schritt gemacht hast und dieses Posting hier erstellt hast - ich bin mir sicher, dass vielen Anregung und Gedankenanstoß sein kann!!


    Das war meine ursprüngliche Antwort an Evi:


    Liebe Evi,


    wenn ich mich richtig erinnere, haben wir uns bei der Maskenabnahme kurz gesehen, da Martin mich gebeten hatte, Deinen Mann zu versorgen und so herzurichten, dass die Maskenabnahme stattfinden kann - ist das richtig?


    Wir haben auch einen Künstler, der Totenmasken abnimmt, doch der Wunsch danach ist eher selten - viel eher reagieren die Leute ablehnend, was ich aber auch nicht verstehen kann - ich finde eine Totenmaske etwas wunderschönes, die Zeit mit dem Verstorbenen zu verbringen, ist sowieso sehr wichtig - wie Du ja auch selber schreibst - solange er noch unter uns ist!


    Die Antworten auf Deine Frage ist aber leider JA - selten begegnen Menschen dem Tod, der Trauer und dem damit verbundenen Schmerz so mutig, wie Du, bzw. ihr das getan habt! Manchen ist es einfach nicht möglich, manche blenden den Tod völlig aus - lass´ Dich nicht beirren und geh weiter Deinen Weg - je mehr Leute von solchen positiven Erfahrungen erzählen, desto mehr Leute können wir überzeugen!


    Möchtest Du das Thema nicht in Deinem Thread so schreiben, wie Du es mir geschrieben hast?


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Lieber markus,


    ja ich hab da meinem Herzen einen Stoß gegeben und das ganze einfach rüberkopiert.....


    Ich würd jedem empfehlen, sofern es möglich ist, so lange wie möglich bei dem/der lieben Sterbenden oder Verstorbenen zu bleiben, um Abschied zu nehmen.


    Es schmerzt so und anders, aber das gibt einem das Gefühl, ihn nicht alleine gelassen zu haben in seiner schweren Stunde, ihn begleitet zu haben.




    Die Totenmaske habe ich jetzt daheim, vorerst noch als Wachsabdruck, ich habe sie erst vor kurzem wieder aus der Schachtel rausgenommen und angeschaut, es war sehr befremdend, auch für mich, wo ich das ja wollte und obwohl sie wunderschön ist. Aber vielleicht gewinne ich ja Abstand irgenwann einmal......oder unsere Urenkel finden sie und sagen dann, schau mal, das war mein Uropa.....aber ich würde es mir nie verzeihen, wenn wir sie nicht gemacht hätten.




    Liebe Grüße


    Evi

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  • Liebe Evi!
    Schön,das du die Maske jetzt bei dir hast.Als ich die Maske meiner Tochter wiederentdeckte,ich hatte ja längst vergessen,das sie sie gemacht hat,war es wohl eher das unvorbereitete Sehen der Maske das mich so hat erschrecken lassen. Ich lasse sie auch vorerst im Karton.
    Das mit dem Abschiednehmen seh ich genauso.Wir haben uns am offenen Sarg verabschiedet,und das war sehr wichtig und richtig für uns.So konnten wir ihr noch etwas mitgeben.
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Karla, liebe Evi,


    könntet Ihr dieses "Befremden", bzw. das "Erschrecken" näher beschreiben? War es die jetzt über die Zeit schon ungewohnte Nähe zur "Dreidimensionalität der Person" (Sorry, aber mir fällt grad nichts besseres ein) oder ist es der emotionale Ausdruck des Gesichts?


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Lieber Markus,


    es ist der emotionale Ausdruck. Mein "Putzi" war ein überaus froher, lebensbejahender Mensch, der fast immer einen verschmitzten Gesichtsausdruck hatte, er liebte die Situationskomik, man konnte mit ihm so viel lachen................ich habe die Maske herausgeholt und jetzt in der Hand und streiche über die Gesichtszüge............wie soll ich sagen. Einerseits sieht sie aus, als ob er schlafen würde und andererseits ist es sein "todernster" Gesichtsaudruck, den er zu Lebzeiten nie hatte, vielleicht ist es das, daß ich da die lächelnden oder lachenden Züge so vermisse? :13: :13:


    Liebe Grüße


    Evi

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  • Hallo Markus!
    Weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll.Als meine Tochter ihre Maske von sich gemacht hat,lebte sie.Sie hat sie aus ( oder mit?) Spaß gemacht.Für die Schule damals.
    Nun hatte ich die Maske damals auch schonmal gesehen (es ist mittlerweile 10 Jahre her),aber unter anderen "Umständen".Sie hat sie mir damals geschenkt, damit wir alle (auch sie!) "später noch wissen wie sie einmal aussah mit 16/17 Jahren."
    Mich erschreckt die täuschende Echtheit des Gesichtsausdruckes.Als stünde sie vor mir. Ihre Maske ist sehr "lebendig". ?(
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
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  • Hallo meine Lieben,


    evi
    Ja, das kann ich mir vorstellen - der Gesichtsausdruck, der jetzt ernst ist - fast alle verstorbenen Menschen haben einen mehr oder weniger "ernsten" Gesichtsausdruck, weil halt einfach auch keine mimische Muskulatur mehr das Gesicht aktiv zum "Lächeln" bringt! Wenn dieser Gesichtsausdruck Dir eher unbekannt ist, dann kann ich diese "Fremdheit" nachvollziehen.


    karla
    Im Gegensatz zu Evi ist die Maske Deiner Tochter nicht irritierend, weil der Gesichtsausdruck ein unbekannter ist, sondern weil sie so authentisch ist - Genau das ist für mich eine große Faszination von solchen Abdrücken - das wirklich das seinerzeit Gegenwärtige so echt "konserviert" wird.


    Aber trotz gemischten Gefühlen - keine von Euch würde die Maske missen wollen, oder?!


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Nein Markus, ich möchte sie keinesfalls missen. Das ist das wertvollste Erinnerungsstück von meiner Tochter,was ich besitze, auch,wenn ich es im Moment nicht ansehen kann.
    Der Tag wird kommen, wo das geht.
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Auch ich möchte die Maske nicht missen und eigentlich ist es ja ein ernster "Anlass" gestorben zu sein...................


    LG. Evi

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  • Danke Markus.....uns hat es auch gut getan mit Christine zu sprechen und vieles "von der seele reden"......

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