Tiertrauer: Gina / Alexia

  • Guten Morgen allerseits


    ich habe mich hier angemeldet, weil wir unsere Hündin gestern einschläfern lassen mussten. Sie hat genau 15 Jahre und eine Woche lang unser/mein Leben begleitet und bereichert.


    Lange habe ich danach gesucht, ob es im Forum einen Bereich gibt, wo ich über diesen meinen Verlust, meine Trauer und Verzweiflung schreiben könnte, ohne die anderen Mitglieder zu tangieren.


    Vermutlich aufgrund meines etwas speziellen Lebenslaufes - ich bin in einer Pflegefamilie aufgewachsen, habe meine Eltern nie kennengelernt - habe ich immer etwas Mühe gehabt, mein Herz den Menschen ohne Einschränkungen zu öffnen.


    Ich habe bewusst auf Kinder verzichtet, weil ich schon seit meinem 8 Lebensjahr unter Depressionen leide....meine problematischen Gene auch nicht weitervererben wollte.


    Nun bin ich bald 63 Jahre alt, bin gesundheitlich sehr angeschlagen und werde keinen 4-beinigen Kameraden mehr zu mir nehmen können.


    Ich hoffe einfach nur noch darauf, dass Gott - oder eine sonstige höhere Macht - ein Einsehen hat und dass ich baldmöglichst auch sterben darf. Eine kleine Weile nur möchte ich noch durchhalten müssen, solange bis mein Mann den Verlust etwas überwunden hat. Auch er trägt sehr schwer daran, ich habe ihn doch noch nie sooo lange weinen sehen wie gerade jetzt, wir sind seit 37 Jahren zusammen.... doch ist er psychisch gefestigt und gesund.


    Vor dem was nachher sein wird/sein könnte habe ich absolut keine Angst.....ich glaube fest daran, dass es nur besser sein kann, egal ob da noch was ist oder ob nichts mehr ist. Dass meine Seele einfach endlich Ruhe finden darf.
    Was ich nicht hoffe, dass es eine Wiedergeburt gibt. Ein entsetzlicher Gedanke für mich, alles nocheinmal und nocheinmal und nocheinmal durchmachen zu müssen.


    Euch allen wünsche ich, dass Ihr Kraft und tröstliche Begletung findet auf Eurem Weg...Alexia

    Du bist weit. Ich bin allein.
    Niederkniend muss ich zagen
    Strom der Dinge ich ertragen
    Und in Sehnsucht wortlos sein.


    (Aus <Weisser Kerbel> von Silja Walter)

  • Liebe Alexia,
    herzlich willkommen bei uns hier im Forum und mein herzliches Beileid zum Tod deiner treuen Weggefährtin! Verrätst du uns ihren Namen?
    Trauer entsteht immer dann, wenn wir eine Beziehung zu jemanden hatten. Je inniger die Beziehung, desto größer ist meist die Trauer. Und Trauer ist auf jeden Fall da, auch wenn ein Tier stirbt.
    Für mich ist da die Diskussion, wo mehr oder weniger Trauer ist (ob nach dem Tod eines Menschen oder eines Tieres) irrelevant. Wo Beziehung ist, ist Trauer und ob sie gerechtfertigt ist, größer oder kleiner, spielt da keine Rolle. Gerade Tiere werden ja zu einer Art Familienmitglied und 18 Jahre, das ist ein lange Zeit, um eine tiefe Beziehung aufzubauen.


    Darf ich dich fragen, warum es für dich nicht in Frage kommt doch noch ein Tier aufzunehmen? Das muss ja nicht gleich sein. Wenn ihr Hunde-Menschen seid, du und dein Mann, dann tut euch das einfach gut. Auch wenn du sagst, du bist gesundheitlich angeschlagen, dein Mann ist ja auch da ...


    AL
    Christine

  • Liebe Alexia!


    Ich möchte Dich in unserer Mitte Willkommen heissen, ich denke, es ist gut, dass Du uns gefunden hast. Hier kannst Du Dir alles von der Seele schreiben, denn hier wirst Du in Deiner Trauer und Deinem Schmerz verstanden.


    Als ich Deine Zeilen las, sind mir die Tränen gelaufen, Deine Zeilen haben mich sehr tief berührt. Du hast es nicht leicht gehabt in Deinem Leben, ich stelle es mir schlimm vor, seine leiblichen Eltern nicht zu kennen, in einer Pflegefamilie aufzuwachsen und von Kindesbeinen an mit Depressionen kämpfen zu müssen. Du scheinst aber einen Mann an Deiner Seite zu haben, der Dich liebt und zu Dir steht....! Nicht wahr?


    Nun hast Du Deinen treuen vierbeinigen Begleiter verloren, ja, Tiere sind ja so oft treuer als so mancher Mensch. Dass es Dich so furchtbar schmerzt kann ich mir vorstellen, da ist aufeinmal etwas Geliebtes nicht mehr da. Das schmerzt und man ist verzeifelt. Ich weiss das auch von einer guten Freundin, die auch nach über 10 Jahren ihre Schäferhündin einschläfern lassen musste...Sie hat auch sehr darunter gelitten. Es hat viel gebraucht bis sie es verkraftet hat. Sie hatte aber noch einen zweiten Schäferhund, der auch litt, denn es war sein Junges....hat ihn immer und immer wieder gesucht und konnte natürlich nicht verstehen wo sei Junges war....


    Dein Mann leidet auch, stell Dir vor, wenn er nun auch Dich noch verlieren würde, was dann wäre....das wäre sicher furchtbar für ihn. Kannst Du mit ihm über Deine Ängste reden....? Weiss er von Deiner Todessehnsucht?
    Ich denke oft darüber nach, warum es Menschen gibt, die leben wollen und sterben müssen, andere wiederrum wollen sterben und müssen weiterleben...Sicher fragt man sich da immer nach dem Warum? Aber Gott oder irgendeine andere Macht entscheiden das für uns, wir können nichts dagegen tun. Es hat alles seinen Sinn warum das so ist, nur wir können das hier nicht verstehen....


    Schreib immer hier, liebe Alexia. Es wird Dir gut tun, denn hier sind viele liebe Menschen,die mit einem Verlust kämpfen und verstehen was im andren vorgeht.


    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Danke Christine, für Deine tröstlichen Worte, Dein Verständnis.....


    Ich war es, die immer einen Hund haben wollte, mein Mann hat sich mir angepasst. Doch war er eigentlich der Fürsorglichere, vor allem in der letzten Zeit ist die ganze Verantwortung an ihm hängen geblieben. Meine Psychiaterin wollte mich schon längst in eine Kur schicken....doch ich wollte zuhause bleiben und durchhalten, solange die Gina noch lebt.....


    Auch habe ich überhaupt keine Hoffnung mehr, dass eine Kur noch etwas nützen würde....die eine und andere körperlichen Beschwerde ist sowieso irreparabel.


    Mein Mann ist zwar jetzt noch recht rüstig, aber auch schon 66 Jahre alt.


    Wenn ich darf, möchte ich hier gerne noch mitteilen, wie das war gestern, die letzten Minuten unserer Gina. Wenn das nicht in Ordnung ist, oder nicht hier reingehört, da das ja nicht mein "persönlicher" Thread ist, dann bitte ich Euch, es zu löschen.


    Ich habe das bereits in ein kleines Senioren-Forum geschrieben, wo ich seit einiger Zeit mitmache und kopiere es von dort....


    Wir waren gestern dann notfallmässig um 14 Uhr in der Tierklinik. Haben die Gina aus dem Auto getragen, sie ist paar Schritte gelaufen, hat noch ein "Brünneli" gemacht, ist paar Schrittchen weitergelaufen und hat sich dann auf einen Grasstreifen am Parkplatz-Rand niedergelegt.


    Unser langjähriger Tierarzt, der uns und auch die Gina vertraut ist/war, hatte gottseidank grad Notfalldienst. Er kam auch sofort zu uns und bot uns an, dass wir sie doch grad im Freien lassen sollen. Er zeigte uns ein Bänkli, das auf einem grösseren Stück Wiese im Halbschatten stand und so trugen wir die Gina dorthin. Wir fanden das wunderbar, denn die Gina liebte es sehr, auf Wiesen/Gras zu liegen. Das war für sie immer eine Art sinnliches Erlebnis, so wie im Schnee sich wälzen oder auch schwimmen in Bächen und Seen....


    Sie lag dann also ganz entspannt neben dem Bänkchen, den Hinterteil an der wärmenden Sonne, den Kopf am Schatten....Sie hat sich überhaupt nicht gegen die Spritzen gewehrt. Für die erste Spritze zur Beruhigung hat der Tierarzt sogar noch bisschen Fell wegrasiert. Sie hat alles ganz ruhig geschehen lassen. Grad so als wüsste sie was passiert und dass sie dafür auch bereit war...


    Auch mein Mann und ich waren ganz ruhig, nur unsere Tränen tropften auf ihr Fell...


    Wir haben sie gestreichelt, sie gelobt, was für ein feiner, friedfertiger Begleiter sie doch immer war....haben ihr Grüsse mitgegeben für all unsere Verstorbenen, auch für ihren Vorgänger den "Duca". Grüsse auch, die mir eine gute Bekannte für ihr Hündchen aufgegeben hat (ich habe kurz vorher noch mit ihr telefoniert), welches vor ca. l Jahr gestorben ist, es ist über 18 Jahre alt geworden.


    Unser Schmerz ist gross....auch für meinen Mann ist es sehr schwer, ich habe ihn noch nie so traurig erlebt. Doch ist er psychisch stark und gesund, er wird es besser verarbeiten können.


    Meine Verzweiflung ist unbeschreiblich....hab keine Ahnung, wies weitergeht mit mir.

    Du bist weit. Ich bin allein.
    Niederkniend muss ich zagen
    Strom der Dinge ich ertragen
    Und in Sehnsucht wortlos sein.


    (Aus <Weisser Kerbel> von Silja Walter)

  • Dank auch an Dich Manuela


    ich werde später noch auf Deine Worte eingehen. Momentan bring ich grad nichts mehr zusammen.

    Du bist weit. Ich bin allein.
    Niederkniend muss ich zagen
    Strom der Dinge ich ertragen
    Und in Sehnsucht wortlos sein.


    (Aus <Weisser Kerbel> von Silja Walter)

  • Ich merke gerade, dass mich das Schreiben, auch wenn mir die Konzentrationsfähigkeit etwas fehlt, doch bisschen ablenken kann....


    Doch würde ich dafür gerne einen eigenen Thread eröffnen, um dort alle meine Gedanken die mich grad umtreiben schreibenderweise loslassen zu können....vielleicht sogar meine Gefühle ein Stückchen weit ordnen zu können.


    Ich würde dann auch lieber dort auf Dein Posting näher eingehen, Manuela.


    Aber ich weiss nicht, wo ich diesen meinen Thread am Besten reinstellen könnte, ohne die anderen Mitglieder zu stören.

    Du bist weit. Ich bin allein.
    Niederkniend muss ich zagen
    Strom der Dinge ich ertragen
    Und in Sehnsucht wortlos sein.


    (Aus <Weisser Kerbel> von Silja Walter)

  • Liebe Alexia,


    ich kann Deine Gefühle gut nachvollziehen. Meine Hündin ist mittlerweile 12,5 Jahre alt und ich weiss auch nicht, wie lange sie noch sein darf! Wie ihr die Gina gehen lassen habt, fand ich sehr schön - so könnte ich es mir für Holly auch vorstellen.


    Ich mache Dir jetzt einen eigenen Thread und diskutiere mit Christine mal, wo die "Tiertrauer" denn am besten aufgehoben ist.


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Das berührt mich jetzt sehr, kann das garnicht in Worte fassen, diese Deine Bemühungen, Markus, dass Du ein Plätzchen für mich und meine Gina bereit gestellt hast.


    Und eventl. sogar auch noch für all die anderen einen Forums-Bereich einrichten möchtest , wo sie um den Verlust ihrer Tiere trauern können.


    Ein ganz, ganz herzliches Dankeschön....das hilft mir sehr, dass ich mich hier aufgehoben fühlen darf.

    Du bist weit. Ich bin allein.
    Niederkniend muss ich zagen
    Strom der Dinge ich ertragen
    Und in Sehnsucht wortlos sein.


    (Aus <Weisser Kerbel> von Silja Walter)

  • Liebe Alexia,


    ich freue mich sehr, dass Du hier Deinen Platz gefunden hast, damit Du Dir alles von der Seel schreiben kannst - und Dich auch austauschen kannst. Das ist so wichtig, um das Geschehene besser verarbeiten zu können....


    Einen lieben Gruss zu Dir
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Alexia,


    es tut mir leid um Deine Gina, der Verlust eines Tierchens ist auch genauso schmerzvoll, stimmt.


    Vor 9 Jahren ist unsere Schmusekatze 16 jährig an ihrem Lieblingsplätzchen im Garten gestorben, die ganze Familie war auch lange Zeit sehr traurig. Wir haben sie dann im Garten gemeinsam begraben.


    Dein Mann trauert auch um Gina, ich denke, Ihr braucht Euch gegenseitig, oder?


    Liebe Grüße,


    Evi

    *


    Es gibt Momente im Leben, da hört die Welt auf, sich zu drehen.
    Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr so, wie es war.


    "Tempora praeterire Sed tenera Memoria restat"


    *

  • Manuela, Du hast mir grad paar Knacknüsse gestellt.


    Ja, ich habe es tatsächlich nicht leicht gehabt in meinem Leben. Und doch: Das Allerbeste meines Lebens, das ist mein Mann. Der Kommentar meiner Pflegemutter dazu: Das wundert mich jetzt aber schon sehr, dass Du so einen guten Mann gefunden hast!
    Doch ob er mich wirklcih "liebt", so wie wir uns die "Liebe" vorstellen, das weiss ich tatsächlich nicht. Zwischen meinen "Erwartungen" und dem, was er mir zeigen/überrmitteln kann, da gibt es eine Grauzone.


    Dass Tiere a priori treuer sind als Menschen, das bezweifle ich. Sie haben halt einfach keine andere Wahl.


    Ja, mein Mann weiss Bescheid über meine Suizidalität.


    Auch ich denke, so wie Du, oft darüber nach, warum es Menschen gibt, die ihr Leben als eine Last emjpfinden. Ich würde mein Leben gerne jemandem "schenken"....docvh ist das einfach nicht möglich, leider.


    Wenn ich nicht alle Deine Fragen beantwortet haben sollte, dann frag einfach nochmals nach, Manuela.

    Du bist weit. Ich bin allein.
    Niederkniend muss ich zagen
    Strom der Dinge ich ertragen
    Und in Sehnsucht wortlos sein.


    (Aus <Weisser Kerbel> von Silja Walter)

  • Liebe Alexia...


    Knacknüsse wollte ich Dir eigentlich keine stellen.... ;) mir sind nur so ein paar Gedanken und Fragen durch den Kopf gegangen....


    Die Frage nach der Liebe wirft immer wieder Fragen auf, ob man liebt und geliebt wird. Es stimmt, dass zwischen dem was man erwartet und dem was man bekommt eine Grauzone gibt. Oft ist es ja so, dass man sich von dem anderen etwas wünscht, der andere aber nicht in der Lage ist, das zu geben. Oder zumindest es nicht in der Form gibt wie man es sich wünscht. Aber nach so langen Ehejahren ist man doch in einer andren Form zusammengewachsen, wo ein Füreinander da sein sehr hoch oben gestellt ist. Grade in den schweren Momenten des Lebens merkt man doch erst ob der andere wirklich da ist.


    Den Satz Deiner Pflegemutter hat mich schwerst geschockt. Wie kann man sowas sagen? Verstehe ich nicht. Das muss Dich doch unglaublich verletzt haben....Hast Du noch Kontakt?


    Ich finde es schön zu lesen, dass Deine Gina so "schön" gehen durfte. Es ist sicher sehr schmerzhaft gewesen, aber auf einem kalten Tisch in der Praxis gehen zu müssen, das wäre für Gina sicher schlimm gewesen,- für Dich und Deinen Mann sicher dann auch....


    Naja, ich denke schon, dass ein Hund treuer sein kann als ein Mensch, auch wenn er keine andere Wahl hat da zu leben wo er hingebracht wurde. Es sind ja auch schon viele Hunde abgehauen, weil sie schlecht behandelt worden sind. Ich habe es schon in meinem Bekanntekreis oft erlebt, wie treu die Hunde waren und bei Kummer dies instinktiv gespürt haben und dem Herrchen oder Frauchen nicht von der Seite gewichen sind. Sicher, sie können nicht reden, aber sie können anders trösten was so mancher Mensch nicht vermag....


    Pass auf Dich auf....und schreibe immer hier wenn Du es magst oder brauchst....
    Lieber Gruss
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Alexia, ich kann dich sehr gut verstehen. Ich habe vor wenigen Tagen meine geliebte Katze verloren,
    sie war alles was ich auf dieser Welt noch hatte. Auch ich habe nur noch einen Wunsch, ich möchte bei ihr sein, einfach nur bei ihr sein.
    Ihr Verlust ist für mich genau so schlimm wie für andere der Verlust eines Menschen, denn ich hatte niemanden anderen auf dieser Welt, jetzt bin ich ganz allein. Und würde so gern gehen dürfen.

  • Guten Morgen allerseits


    Sorry Trauerstern, ich habe total vergessen, auf Dein Posting zu reagieren.
    Dass Euer Kätzchen an ihrem Lieblingsplätzchen sterben durfte und in Eurer Nähe begraben liegt, war das ein bisschen ein Trost für Euch? Das Ritual der Beerdigung, des Abschiednehmens ist vor allem auch für Kinder etwas sehr Wichtiges, denke ich....


    Manuela ....meine Pflegemutter hat mich immer mal wieder verletzt. Sie mochte mich nicht, konnte mich nicht annehmen, so wie ich halt eben war. Meine Pflegemutter und ich, das ist eine Geschichte für sich.


    Manina....magst Du uns bisschen mehr über Dich und Dein Leben und über die Zeit mit Deiner Katze erzählen? Du darfst das selbstverständlich hier in diesem Thread machen, wenn es Dir gut tut darüber zu erzählen, gäll.

    Du bist weit. Ich bin allein.
    Niederkniend muss ich zagen
    Strom der Dinge ich ertragen
    Und in Sehnsucht wortlos sein.


    (Aus <Weisser Kerbel> von Silja Walter)

  • Es gab ein einschneidenes, ein traumatisches Erlebnis in meiner Kinderzeit, das wohl mein ganzes weiteres Leben bestimmt hat.


    Ich war damals ungef. 8 Jahre alt. Wir hatten einen ganz lieben Collie-Rüden. Er bewachte meine jüngeren Brüder (nicht meine leiblichen Brüder, die Söhne meiner Pflegeeltern) im Kinderwagen, später durften sie auf ihm rumreiten. Wir liebten ihn sehr....


    Wir wohnten an einer ziemlich befahrenen Hauptstrasse, der Hund war immer frei ums Haus rum, hat die Strasse nie alleine betreten, bis zu jenem Zeitpunkt, als im Haus auf der anderen Strassenseite eine Familie mit einer Hundedame eingezogen ist.


    Ich erinnere mich noch an jenen Abend des Geschehens, als wäre es erst gerade passiert, obwohl das jetzt schon ca. 55 Jahre her ist. Ich war grad mit dem Papa (Pflegepapa) in der Werkstatt, da kommt eine Nachbarin aufgeregt hinein und fragt uns, ob der Dux bei uns sei. Sie hätte grad beobachtet, dass er von einem Auto angefahren worden und dann noch weggerannt sei.


    Wir gingen ihn suchen, mein Papa und ich. Mein älterer Bruder war nicht zu Hause, er war im Kollegium, die beiden jüngeren Brüder waren bereits im Bett und noch zu klein.


    Wir fanden ihn, er lag in der Nachbarswiese, ganz ruhig lag er da, atmete noch.....die Mama kam paar Minuten später dazu. Dann tat der Dux noch einen letzten Atemzug. Es schien grad so, als hätte er noch auf die Mama gewartet.....


    Ich rannte schreiend über die Strasse....ich schrie und schrie meinen Schmerz hinaus. Es blieben Leute stehen und fragten mich was los sei. Nachher, zu Hause meinte die Mama, man müsste sich ja schämen mit mir, so wie ich mich aufgeführt hätte.


    Ca. 2 Tage später, die Mama stand am Küchentisch, ich stand neben ihr - die Situation ist mir später fast jedesmal durch den Kopf gegangen, wenn ich auf Besuch war zu Hause und die Küche betrat, über 50 Jahre lang wohnten meine Eltern noch dort - wir standen also am Küchentisch, ich weinte, weil ich den Dux so sehr vermisste, habe die Mama irgendwas gefragt im Sinne von: ob er denn nicht wieder kommt......Ich konnte mir wohl diese Endgültigkeit des Niemehrwiedersehenkönnens einfach noch nicht richtig vorstellen.


    Da brüllt mich meine Mutter an: Es wäre jetzt genug geheult, ich soll mich mal zusammen nehmen....Das Thema Dux war tabu, niemand sprach mehr über ihn.


    Und von jenem Zeitpunkt an konnte ich oft stundenlang nicht einschlafen, habe nur noch für mich alleine geweint und oft habe ich gebetet: "Lieber Gott, mach bitte, bitte, dass ich morgen tot bin!"


    Damals fingen wohl meine Depressionen an.....


    Noch viele viele Jahre später habe ich nachts um den Dux geweint, weit über mein 20. Altersjahr hinaus....

    Du bist weit. Ich bin allein.
    Niederkniend muss ich zagen
    Strom der Dinge ich ertragen
    Und in Sehnsucht wortlos sein.


    (Aus <Weisser Kerbel> von Silja Walter)

  • Liebe Alexia,


    Christine hat es auf den Punkt gebracht. Trauer ist Trauer wir sprechen ja von einem Familienmitglied. Nur wer einem Tier gut sein kann, der kann auch einem Menschen gut sein!! Nicht umgekehrt.


    Ich wünsche dir von Herzen das du und dein Mann den Verlust eures Hundes ein wenig leichter nehmen könnt.


    Möchte gar nicht darüber nachdenken wenn meine Katze (17 Jahre alt) mal die Augen zu macht.


    Ganz liebe Grüße


    Heinz Dieter

  • Danke auch Dir, Heinz für Deine Worte.


    Ja, das ist schon so, ein Haustier, das so wie z.B. unsere Gina mit uns zusammen leben konnte, uns eigentlich auf Schritt und Tritt begleitet hat, überall mit dabei war....viele, viele Wanderungen/Bergwanderungen gemacht hat vor allem aber mit meinem Mann zusammen (sie waren u.a. glaubs 7 x zusammen auf dem Speer) mancherlei Berge auch im Glarnerland haben sie "bezwungen", das ist ein Familienmitglied, ein Kamerad, ein Freund.


    17 Jahre ist Deine Katze schon mit Dir zusammen? Hab grad gesehen, wie alt Du bist, Heinz....somit wäre das dann ungef. 1/3 Deines Lebens, das sie mit Dir teilt.

    Du bist weit. Ich bin allein.
    Niederkniend muss ich zagen
    Strom der Dinge ich ertragen
    Und in Sehnsucht wortlos sein.


    (Aus <Weisser Kerbel> von Silja Walter)

  • Hallo, ich bin sehr froh hier einen Platz gefunden zu haben wo ich über meine Trauer schreiben kann.
    Alexia das was du mit deinem Hund in deiner Kindheit erlebt hast ist so furchtbar, glaub mir ich kann es nachfühlen. Meine Linie hatte ich 12 Jahre lang, sie war sehr anhänglich fast schon wie ein Hund, habe ich einen Raum verlassen folgte sie mir, ging ich nach draußen lag sie neben mir in der Sonne. Ich habe mich vor einiger Zeit von meinem Lebenspartner getrennt, zu meinem Eltern habe ich kein besonders inniges Verhältnis irgendwie sind sie mir fremd. In meinem Umfeld versteht keiner wie man so sehr um ein Tier trauern kann. Das macht mich noch trauriger und auch wütend. Gestorben ist mein Tiegermädchen, weil der Tierarzt eine völlig falsche Diagnose gestellt hat. Ich mache mir endlos Vorwürfe das ich nicht noch zu einem anderen Tierarzt mit ihr gegangen bin, ich konnte sie nicht mehr retten weil ich dem falschen Arzt vertraut habe. Meine Katze starb in meinen Armen, diesen schrecklichen Moment werde ich nie wieder vergessen. Es war so furchtbar und ich im völligen Schock so unendlich hilflos.
    Seit diesem Tag fürchte ich mich vor der Dunkelheit, ich habe in der Wohnung die ganze Nacht das Licht an. Ich fühle mich unverstanden von den Menschen in meinem Umfeld bekomme starke Medikamente damit ich überhaupt durch den Tag komme.
    Alexia ich wünsche dir ein bisschen Kraft du hast noch deinen Mann er braucht dich.
    Liebe Grüße

  • Guten Morgen Manina


    es ist sicher so, dass es einige Menschen gibt, die unseren Schmerz, unsere Trauer um ein Tier nicht verstehen können. Doch dünkt es mich auch, dass halt manche Menschen unserem Schmerz hilflos gegenüber stehen, sie einfach nicht wissen, was sie sagen sollen, ihnen buchstäblilch die richtigen Worte fehlen. Ich habe auch schon mitbekommen, dass das auch dann passieren kann, wenn jemand um einen Menschen trauert, dass dann sein Gegenüber nicht richtig reagieren kann, den Erwartungen des Trauernden nicht "gerecht" wird.


    Viele Menschen versuchen halt, den Trauernden von ihren Gedanken, Ratschlägen überzeugen zu wollen. Sie ziehen den Trauernden zu sich hin, anstatt zu ihm hinzugehen, um mit ihm dort zu verweilen, wo der Trauernde eben gerade sich befindet.


    Böser Wille ist das in den allermeisten Fällen sowieso nicht....sondern eher ein Zeichen ihrer eigenen Hilflosigkeit und Ohnmacht den Gefühlen des anderen gegenüber. Auch mancherlei eigene Aengste spielen mit hinein, denke ich mir.


    *****


    Meine Psychiaterin ist glaubs in den Ferien, ausgerechnet! Ich bin seit 15 Jahren bei ihr in Behandlung, sie ist mein grösster Halt und hat mich schon durch manches Tief begleitet....mir in manchen ausweglosen Situationen ein kleines Licht, einen Ausweg aufzeigen können.


    Gestern habe ich ihr auf den Anrufbeantworter gesprochen, bis jetzt hat sie noch nicht zurückgerufen. Ich habe zwar schon ihre Privat- und Handy-Nummer. Doch dort rufe ich immer erst an, wenn ich wirklich ganz am Ende bin, kurz vor dem ultimativen Gau halt....

    Du bist weit. Ich bin allein.
    Niederkniend muss ich zagen
    Strom der Dinge ich ertragen
    Und in Sehnsucht wortlos sein.


    (Aus <Weisser Kerbel> von Silja Walter)

  • Und das Buch das ich lese HEILENDE TRAUER v. James van Praagh, das bringt mir auch nicht viel. Paar Sätze nur, paar Gedankenanstösse konnte ich so halbwegs annehmen.....aber nicht wirksam umsetzen.


    Das Meiste was da drin geschrieben steht ist für mich absolut nicht nachvollziehbar.....vieles stösst mich sogar eher ab und es kommt immer mal wieder die Frage/Unsicherheit auf, ob dieser James van Praagh nicht eher ein bisschen ein Scharlatan sein könnte.


    Kommt noch dazu, dass ich im I-Net nach Fotos von ihm gesucht habe, um mir bisschen vorstellen zu können, wer mir sein "Gedankengut" näher bringen will. Er ist mir nicht wirklich sympathisch, sein Aussehen spricht mich überhaupt nicht positiv an. Was ich aber nicht wirklich wertend verstanden haben möchte. Jemandem nur auf sein Aussehen hin einstufen zu wollen, ist eh nicht in Ordnung, das ist mir schon bewusst.


    Dieser James van Praagh erzählt davon, dass er ein Medium sei. Er könne - zwar nicht bei allen, doch bei vielen - eine Verbindung herstellen zwischen den Trauernden und ihren Toten. Das mag ja möglich sein. Doch so wie das bei ihm abläuft, das kann ich einfach nicht glauben.


    Er nennt diese Sitzungen/diesen Vorgang "Reading". Bei diesen Readings sieht er dann eine oder mehrere Personen, oder auch Tiere, die hinter dem Trauernden stehen. Ob sie links oder rechts von diesem Trauernden stehen hat eine Bedeutung, weiss aber grad nicht mehr was für eine. Er kann auch die Kleidung beschreiben, die diese Geistwesen tragen.


    Zum Beispiel sagt er zum Trauernden sinngemäss inetwa Folgendes: "Hinter ihnen steht eine Frau mit einem auffälligen blauen Kleid. In ihren Händen hält sie einen Strauss gelbe Rosen."


    "Oh ja!", sagt dann der Trauernde, "das ist meine Frau, und sie trägt ihr Lieblingskleid. An meinem Geburtstag hat sie mir immer gelbe Rosen geschenkt, das sind meine Lieblingsblumen."


    Dann gibt der James van Praagh dem Trauernden auch das weiter, was die Frau sagt, z.B. dass es ihr gut gehe, dort wo sie jetzt ist, dass sie sehr glücklich sei und dass ihr Mann nicht weiter um sie trauern soll!....undsoweiter, undsofort.


    Bei einem dieser Readings hätte der van Praagh herausgefunden, dass der Tote, der hinter dem Trauernden gestanden hat, ermordet worden sei. Und zwar hätte er auch herausgefunden, mit was dieser ermordet wurde, nämlich dass er erschossen wurde. Denn er, der van Praagh, hätte einen metallischen Geschmack im Munde verpürt, und das deute immer darauf hin, dass eine Schusswaffe eine Rolle gepielt hätte....


    Najaaaaa......


    Im Italienischen gibt es ein Sprichwort: "Se non è vero, è ben trovato". Was ungef. soviel heisst wie: Wenn es nicht wahr ist, ist es gut erfunden.


    Ich persönlich finde das Ganze nicht einmal gut erfunden.

    Du bist weit. Ich bin allein.
    Niederkniend muss ich zagen
    Strom der Dinge ich ertragen
    Und in Sehnsucht wortlos sein.


    (Aus <Weisser Kerbel> von Silja Walter)