Da und dort und auch in diesem Buch habe ich gelesen, dass man versuchen soll, sich an die schönen Momente/die schönen Zeiten, die man mit dem Verstorbenen verbracht hat, zu erinnern.
Das geht bei mir einfach nicht. Das schnürt mir die Luft ab....ich merke sofort, wie ich anfange in ein Loch zu fallen. In jenes Loch, aus dem ich dann möglicherweise wochen- ja monatelang nicht mehr herausfinden kann. In jenem Loch gibt es nur pure Verzweiflung und totale Hoffnungslosigkeit. Davor fürchte ich mich wie vor nichts anderem. Diese Angst ist immer da, begleitet mich durch den Grossteil meines Lebens. Manchmal ist sie sehr präsent, manchmal gelingt es mir, sie zu "vertreiben", doch hockt sie dann halt einfach in meinem Unterbewusstsein auf der Lauer. Denn sie ist blitzartig wieder da, wenn ich nicht aufpasse....
Ich weiss, dass man diese Aengste anschauen und behandeln muss/kann/können sollte....das versuche ich schon seit über 40 Jahren mit Hilfe von Fachpersonen. Denn ich hatte meinen ersten schweren Zusammenbruch im Alter von 19 Jahren und verbrachte in der Folge 1 1/3 Jahre in einer psych. Klinik. Seither bin ich noch weitere paar Male in der Klinik gewesen, doch waren das dann viel kürzere Aufenthalte. Dazwischen war immer wieder in längeren therapeutischen Behandlungen.
Und seit 15 Jahren bin ich nun ohne Unterbruch bei derselben Psychiaterin, ebensolange nehme ich auch ohne Unterbruch Antidepressiva ein. Lange Zeit hat mir eines dieser Medikamente recht gut geholfen, dann aber hat die Wirkung massiv nachgelassen, die Suizidalität nahm mich wieder drängendst in ihre Klauen und liess mich nicht mehr los (anders kann man das nicht sagen).
Ein anderes Medikament brachte mir dann wieder ein bisschen Milderung, doch die Suizidalität brach immer wieder durch. Manchmal nur für paar Tage, manchmal auch um einiges länger.
Seit ungefähr 6 Jahren haben wir I-Net-Anschluss und so fand ich irgendwann mal ein Forum für psychisch Kranke. Dort habe ich dann einige Zeit mitgemacht. Eines der Themen dort war AD(H)S und aufgrund einiger Beschreibungen - einige andere wiederum waren mir total fremd, hatten nichts mit meinen Befindlichkeiten zu tun - kam dann bei mir doch der Verdacht hoch, dass ich möglicherweise auch an dieser Störung leiden könnte. Es wurde bei dieser Thematik auch über das Medikament Ritalin diskutiert.
Und somit habe ich meine Psychiaterin darauf angesprochen. Das war vor ca. 3 Jahren. Sie selber stand meinen Vermutungen zwar eher skeptisch gegenüber, konnte in meinem "Sein" nicht unbedingt AD(H)S erkennen. Obwohl sie eigentlich spezialisiert ist auf Kinder- und Jugendpsychiatrie und mit dieser Störung und deren Problematiken sehr vertraut ist.
Sie meinte, wenn diese Störung bei mir vorhanden wäre, dann in einer doch eher leichten Form. Sie würde einem Versuch mit Ritalin auf keinen Fall im Wege stehen, doch würde sie mir empfehlen, für das "Einschleichen" des Ritalins in eine Klinik zu gehen. Was sie dann sonst noch alles mir zu erklären versuchte, daran kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Inetwa in diesem Sinne: dass, wenn ich kein AD(H)S hätte, dieses Ritalin möglicherweise verheerende Auswirkungen haben könnte. Dass es möglich ist, dass ich absolut keinerlei Kontrolle mehr über mein Handeln haben könnte im Hinblick auf meine Suizidalität, und dass sie das in ihrer "Funktion" nicht verantworten dürfte, mich mit dem Einschleichen des Ritalins unbeobachtet zu lassen.
Und ich sprach mich ganz klar gegen einen Klinikaufenthalt aus. Sie hat sich von mir "überschwatzen" lassen, hat mir dadurch aber auch ihr Vertrauen in mich gezeigt, hat mir ihre privaten Telefonnummern mitgegeben, mir das Versprechen abgenommen, dass ich sie unbedingt anrufe, wenn es mir nicht gut geht.
Und es ging gut. Meine Suizidgedanken, denen ich zu jenem Zeitpunkt mal wieder seit längerer Zeit ganz massiv unterworfen war, sie nahmen ab, der Wunsch sterben zu dürfen, der war schon noch da, aber nicht mehr dermassen zwanghaft bedrängend.
Und somit haben wir herausgefunden, dass ich doch an AD(H)S leide, wenn auch an einer leichten Form, denn die Ritalin-Dosis, die ich einnehmen muss, ist die schwächste, die es auf dem Markt gibt.
Und mit dieser Störung bin ich wohl schon auf die Welt gekommen.....AD(H)S ist vererblich. Doch damals, als ich Kind war, da wusste man noch nichts, oder kaum etwas über diese Störung....jedenfalls gabs noch keine Bezeichnung dafür.
Fortsetzung folgt....vielleicht.