Hallo Ihr Lieben,
ich kann vieles nachvollziehen - verstehen. Für mich habe ich festgestellt, dass der Tod eines Menschen vieles neu sortiert und ich selbst eine neue Wertung von Menschen/Situationen vornehme. Angefangen, dass ich für mich sondiere, wer mich fragt, wie es mir geht. Es gibt flüchtigere Bekannte die einem begegnen und fragen, wie es einem geht, denke ich hier ist oft Hilflosigkeit im Umgang mit mir ein Problem. Oftmals antworte ich aus Höflichkeit neutral, damit ich keinem vor den Kopf stoße. Wie oft in anderen Wohnzimmern beschrieben, ist der Umgang mit dem Tod ja ein gesellschaftliches Problem und die damit einhergehende Hilflosigkeit. Bei Familie oder Freunden werte ich das anders, hier weiß ich ja wer zu uns steht und wer sich nicht pseudomäßig erkundigt, diese Kontakte fahre ich entweder ganz oder auf ein Miminum herunter, da mir Scheinheiligkeit nicht gut tut und mir Energie raubt, die ich einfach nicht habe. Ich merke auch das ich gut damit fahre, denn mal ehrlich, ist ein Kontakt der nicht aufrichtig ist, erhaltenswert? Wir haben hier alle das Schlimmste erfahren, da ist der ein oder andere unwichtige Verlust gut zu ertragen, auch wenn bei manchen die Enttäuschung groß ist ... mein Mann hat eine Tochter (23) aus einer vorangegangenen Beziehung, welche eigentlich nur zu Feierlichkeiten da war und auch eine unangenehme Art und Weise hat (empfanden wir beide so, aber es ist sein Kind, also arrangiert man sich). Nach Steves Tod kam sie und jammerte um die Zeit, die sie mit uns verpasst hat und das sie sich ab sofort ändern wolle, auch das habe ich ihr zugestanden, da ich der Meinung war, vielleicht reißt sie das Ruder noch rum. Wir haben unregelmäßig, aber höflichen Kontakt, aber auch sie war so die typische "wie gehts Dir"-Fragerin ohne eigentlich eine ehrliche Antwort zu wollen, eher um einen Aufhänger zu haben von persönlichen Problemchen zu sprechen. Da wir ein Haus haben, musste ich mit ihr die Auszahlung ihres Erbteils besprechen, wir haben uns geeinigt, den Notarvertrag aufgesetzt und ein Vierteljahr auf den Termin gewartet und zwei Wochen vorher erhälte ich über WhatsApp die Info, dass ich Post von ihrem Anwalt erhalte ... früher hätte mich das tagelang beschäftigt. Heute habe ich einen Anwalt beschäftigt und harre der Dinge die da kommen und danach war es das.. Meist sind es Menschen in unmittelbarer Nähe, die einem am Meisten enttäuschen können. Seine Mutti ist hingegen sehr bemüht, aber ich denke das wird sich alles relativieren, wenn die Kinder groß sind und ihre eigenen Wege gehen.
Ich für meinen Teil, hinterfrage hier nicht, wie er es sehen würde, da er mir in der jetzigen Situation nicht mehr beistehen kann. Ich denke wichtig ist hier in allererster Instanz, was tut einem selbst gut, scheinheiliger Kontakt oder gar keiner. In unserer mental derart angespannten Lage, dürfen und sollten wir uns diesen Egoismus zugestehen. Liebe
RoundAn
, die schreibst Du fühlst Dich erschöpft, versuch die nicht mit derartigen Dingen zu belasten. Wichtig ist die Frage, möchtest Du diesen Kontakt für Dich unbedingt und wie fühlst Du Dich dabei oder möchtest du ihn auftrecht erhalten, weil Du dies mit Deinem Mann verbindest? Ich denke Dein Mann wäre es wichtiger, dass es Dir gut tut, als dass Du die Freundschaft zu seinen Freundenauf Biegen und Brechen aufrecht erhältst.
Ich sende Euch ein paar gut tuende Sonnenstrahlen.
Viele Grüße
Crafar