Guten Morgen,
ich hatte gestern einen schönen Tag. Erst war ich bei meinem Lieblingsbäcker, später saß ich an der Nordsee
und dann habe ich endlich meinen Sohn abgeholt aus Hamburg abgeholt. Ich stand ständig im Stau, auch
im Elbtunnel, wo ich etwas Panik bekam, aber ich habe versucht ruhig durch zu atmen und laut
Musik gehört.
Wir waren im Baumarkt und wollten einen neuen Rasenmäher kaufen. Ich bin stolz auf mich. Ich habe dem
engagierten Verkäufer gesagt, dass der bei Lidl 50,00 Euro günstiger ist und habe nicht aus Höflichkeit den
überteuerten gekauft. Für mich ist das mutig.
Mein Telefon ging ständig und meine Eltern machten sich Sorgen, warum ich mich nicht melde. Ich möchte
ja weg von diesen negativen Daueranrufen, außerdem fühle ich mich kontrolliert, aber ich habe mich kurz
gemeldet, weil sonst mein Vater die Polizei anrufen könnte, dass ich gerade suizidal bin.
Mein Sohn hat spontan beschlossen, zu grillen und wir haben alles dafür eingekauft. Ich habe hier noch
nie gegrillt.
Als wir so in der Küche waren und die Knoblauchbaguettes vorbereitet und in den Ofen geschoben
haben, fing ich an zu weinen, als mein Sohn nicht dabei war.
Es fühlte sich alles an, wie mit Gerhard. Ich koche ja seit 1 Jahr nicht mehr, weil mich das immer an ihn
und sein fröhliches rumwirbeln erinnert.
Gestern war genauso eine schöne Stimmung. Es war fröhlich, es war voller Energie und schnell.
Ich hatte immer Bedenken, dass die Nachbarn sich beschweren, weil doch eine starke Rauch-
entwicklung war, aber es hat sich keiner blicken lassen.
Ich habe wieder festgestellt, wie schön ich doch wohne. Als mein Sohn den Rasen gemäht hat, habe
ich vor Freude geklatscht. Der Rasen war schon so hoch, dass sich dort Tiere verstecken konnten. Nichts
gegen die perfekten Golfrasen links und rechts, auch da bestimme ich mein eigenes Tempo.
Natürlich ist diese ganze Hin und Her Fahrerei anstrengend. Es ist wie eine Fahrt nach Frankfurt, aber
ich mache es ja nicht jeden Tag, außerdem haben wir die besten Gespräche im Auto. Links und rechts
die schöne Landschaft mit den Kühen und den Schafen und den Tierkindern.
Ich nerve ein bißchen mit meinen Ängsten um meinen Sohn. Fahr keinen Quad, da ist der Sohn von ...
mit gestorben. Pass mit dem Meer auf in Kroatien, da ist Gerhard fast ertrunken.
Ich habe so starke Verlustängste. Ich will das nicht noch einmal erleben müssen, aber es kann auch
sehr nerven, also beiße ich auf die Zunge und lasse ihn einfach machen. Er hat mich gefragt, ob ich
die Beiden zum Flughafen bald fahre.
Ich freue mich, dass ich wieder Mutter bin und helfen kann. Ich bin gestern selig und müde ins
Bett gegangen. Habe an meinen Mann gedacht und war dankbar für den schönen Tag.
Lieben Gruß und schön, dass es Euch gibt, als nichts mehr ging wart ihr alle für mich da.
Rita