Liebe Mutti, der Oktober geht zuende und am 17. November bist du dann schon ein Vierteljahr nicht mehr hier bei uns.
Gestern Nacht war Zeitumstellung und eine Zeitumstellung passiert auch in meiner Trauer.
Viele hier im Forum schreiben, dass Monate und Jahre g a r n i c h t s sind in der Trauer, bei mir hat sich aber sehr sehr viel getan an innerer bewusster und unbewusster Verarbeitung.
Nun habe ich mein Leben schon länger ohne dich gelebt, weil unsere Kontakte zu toxisch für mich waren, daran wird es liegen. Ich muss gar nichts Neues lernen, das Leben ohne dich!
Dann habe ich auch zum 1. Mal bei dir überhaupt getrauert, das kannte ich zuvor gar nicht und so kann es auch sein, dass meine Psyche die Trauer eher ein bisschen dünn ausfallen lässt.
Wenn Trauer aber in Wellen kommt und geht, gehe ich nicht davon aus, dass jetzt alles überwunden ist. Das soll es auch gar nicht, denn du bist ja dauerhaft körperlich weg von uns.
Vielmehr glaube ich, dass etwas Neues auch in meinem Gedenken an dich entsteht. Denn niemals zuvor, seit Jahrzehnten, seit ich nicht mehr bei euch Eltern wohnte, wandte ich mich fast täglich an dich wie auf meiner Gedenkseite an dich oder hier.
Das wäre ja sowas von nach hinten losgegangen!
Wenn ich nun, nur aus der Liebe heraus, die immer zwischen uns da war, abzüglich allen anderen toxischen Mists, der jetzt wirklich vorbei ist, täglich an dich denke und schreibe, wie es meine Liebe anscheinend momentan als normal empfindet, dann normalisiert sich damit unser Mutter-Tochter-Verhältnis zu was, was es nie gab und was nur innerhalb der puren Liebe denkbar ist.
Ich gehe aufgrund deines Glaubens davon aus, dass du in der puren Liebe wohnst, nun, beim Ewigen!
Falls nicht, wüsste ich eh nicht, was außer meiner und deiner Liebe noch Bestand hätte zwischen uns. Von mir aus nichts!