Beiträge von Jussi

    Liebe Tilly,


    Deine Geschichte hat mich tief getroffen und berührt. Ich finde es toll, dass Du sie Dir von der Seele geschrieben und sie mit uns geteilt hast.

    Sie macht mir auch Mut. Dein Umgang mit Dir, mit der Trauer. Du bist eine starke Frau und für uns alle geht es Stück für Stück weiter.

    Ich habe selbst nicht erwartet, dass ich heute nach erst vier Monaten auch mal Freude empfinden und Momente geniessen kann.

    Am Anfang wollte ich einfach nicht mehr sein.


    Alles Liebe

    Jussi

    Lieber Mario,


    ich bin unendlich traurig und erschüttert. Es tut mir so unfassbar leid, was Du durchmachst und ich kann Dich mehr als verstehen. Mein Lebensgefährte hatte auch eine lange Zeit Depressionen und als Partner ist man nur bedingt in dieser Lage zu helfen. Man fühlt sich völlig machtlos und wird gleichfalls krank. Es ist leider umso dramatischer in welcher medizinischen Maschinerie man landet, wenn man denn dort überhaupt ankommt. Mein Freund war seinerzeit in Reha und statt, dass ihm geholfen wird, wurde es dort schlimmer. Er wurde durch all das noch kränker. Er hatte dann irgendwann Einzeltherapie und ich schickte ihn in Hypnose.

    Ich weiss, dass Du Dir Vorwürfe machst, aber Du hast alles getan, wozu Du in der Lage warst. Man kann die Entscheidungen eines Menschen nicht beeinflussen, vor allem nicht, wenn dieser gerade wieder einen aktiven Schub hat. Es ist einfach nur schrecklich und unendlich traurig.


    Fühl Dich ganz fest virtuell umarmt

    Jussi

    Ich bin auch am liebsten alleine und das war ich früher nie. Mein Job schlaucht, tut mir aber trotzdem relativ gut, da ich in der Zeit nicht jede Minute an den Tod denke. Mir helfen Spaziergänge mit unserem Dicken, Meditation, lesen und Gartenarbeit. Und so komisch es klingt Leute, die nichts über mein Schicksal wissen.

    Musste heute zum Zahnarzt, da ich neben meiner Grippe die letzten Tage so unfassbare Zahnschmerzen hatte, dass ich dachte, ich werd ohnmächtig. Ich kenne meinen Zahnarzt seit 25 Jahren, ein super netter Mensch. Nach dem Röntgen sagt er mir auf den Kopf zu, ob ich vor ca. 3 Monaten tierischen Stress gehabt hätte (meine linke Kieferleiste ist wie in einer Muskelstarre und ich presse hier wohl gerade Nachts wie verrückt). Es begann eine Unterhaltung und irgendwann platzte es dann aus mir heraus, warum es mir so besch... geht. Habe Angst gehabt, dass ich vor ihm einen Heulflash bekomme, aber er ist super mit der Situation umgegangen. Er hat mir dringend geraten mir Hilfe zu suchen, auch wenn ich vielleicht der Meinung wäre das alles alleine zu packen. Dann erzählte er, dass er das auch dem gleichen Grund auch schon getan hat und er so gelernt hat wirklich zur Ruhe zu kommen.

    Ihr Lieben,

    es nimmt irgendwie kein Ende.Heute habe ich erfahren,dass der Mann meiner Cousine gestern plötzlich verstorben ist.Er war 62 Jahre alt,war allerdings Dialysepatient.Er ist gestern Morgen zu seiner Dialyse gefahren worden.und noch bevor er angeschlossen wurde ,ist er verstorben,wahrscheinlich Herzversagen.

    Ich bin irgendwie fassungslos.Letzte Woche starb gerade ein Bekannter mit57 Jahren.Es hört nicht auf.

    Wünsche euch einen ruhigen Tag,

    Glg🌻💕☀️Elke

    Liebe Elke,


    das tut mir so leid... :( Wie schrecklich.


    Fühle Dich lieb umarmt und auch Deiner Cousine viel Kraft

    Jussi

    Hallo Mario,


    ich musste nach der Todesnachricht (mein Lebensgefährte ist von jetzt auf gleich zu Hause verunfallt) erst mal Psychopharmaka nehmen. Habe die Arztpraxis mehrfach zusammengeheult und wollte selbst nicht mehr sein. Ich hatte Glück, dass in meiner Arztpraxis eine neue Ärztin angefangen hatte, die gleichzeitig Psychologin ist. Von ihr bekam ich die Tabletten und sie war die ersten Wochen einfach da und erfasste auch meine Lage sehr gut. Da mein Lebensgefährte und ich trotz 16jähriger Beziehung nicht verheiratet waren und es noch eine getrennt lebende Ehefrau gab, war und ist die Situation zusätzlich erschwert.

    Ich habe die Tabletten nach 10 Tagen bereits wieder ausgeschlichen, aber ich war froh, dass ich sie anfangs hatte, denn ich war nur noch ein Wrack. Ich war 4 Wochen zu Hause und bin dann wieder arbeiten gegangen, da ich aus diesem dunklen Loch rauswollte und mir die Struktur gut tut. Im Büro geht es mir auch relativ gut. Dort trage ich meinen "Panzer", denn ich bin in meiner Jobrolle und nicht privat unterwegs. Da ich auch noch leitend tätig bin, hatte ich zu Beginn Angst, dass ich das alles nicht mehr gestemmt bekomme, aber genau hier in meinem Job läuft es noch am besten. Habe sowohl im Job, als auch privat gelernt, dass ich nicht jeden Kommentar zu meiner Situation schlucken muss. Manche sind unbeachtet, manche einfach nur doof und es gibt auch solche, die ganz bewusst mies sind, weil Leute meinen sich im Nachgang ein Bild meiner Beziehung machen zu können ("jetzt kann sie endlich einen neuen Mann kennenlernen" - als wenn ich unter der Beziehung gelitten hätte, da mein Freund auf dem Papier verheiratet war). Ich sage den Leuten direkt, wenn ich etwas gut oder eben nicht gut finde. Umgekehrt muss ich mir den Mist schließlich auch anhören.

    Privat brauche ich gerade sehr viel Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten. Ich bin normalerweise ein sehr geselliger Typ, aber genau danach ist mir nicht mehr. Ich treffe mich mal mit einer Person, aber derzeit nicht mit vielen. Manche Menschen möchte ich auch derzeit gar nicht sehen. Als Ausgleich habe ich privat einige Seminare besucht bzw. werde noch einige besuchen, die sich rund um das Thema Medialität drehen. Das tut mir gerade richtig gut, da ich zum einen Kontakt mit neuen Leuten bekomme und mich gleichzeitig tiefer mit mir selbst, meinen Gedanken ud Emotionen beschäftige. Auch lange Spaziergänge mit unserem Hund erden mich. Möchte auch wieder etwas mehr Fitness machen und mein Spanisch reaktivieren, denn das Thema Auswanderung war noch zu Lebzeiten im Gespräch. Aber jedem tut etwas anderes gut und jeder muss wohl seinen eigenen Rhythmus finden.


    Liebe Grüße

    Jussi

    Ihr Lieben,


    mein Herz schmerzt jedesmal, wenn ich lese wie es euch allen geht. So wie mir. Täglich neu in den unterschiedlichsten Schattierungen. Mal heller, dann mal wieder schwarz wie die Nacht finster. Momentan bin ich etwas ans Bett gefesselt. Ich vermute mal die dritte Runde Corona hat mich erwischt, aber die Tests sind nun alle und ich setze gerade keinen Fuss vor die Tür. Von jetzt auf gleich 39 Grad Fieber, Halsschmerzen, kein Geschmack, kein Geruch und fieser Hautausschlag. Zu allem Übel auch noch so ein Mist. Braucht keiner.

    Gerade ist ein lichter Moment, so dass ich etwas lesen und schreiben kann.

    Am 02. April sind es nun 4 Monate, dass mein Hase aus dem Leben gerissen wurde. Das waren unsere Spitznamen. Hase 1 und Hase 2.

    Gestern inmitten eines Fieberschubs war ich so wütend auf dieses Leben, warum dieses Elend passieren musste, warum ich immer noch da bin und er nicht. Hab hier mit letzter Kraft alles rausgebrüllt. Mein Hund war etwas irritiert, aber es musste raus.

    Vor ein paar Wochen habe ich auf einem Seminar durch Zufall einen Mann kennengelernt, dessen Frau nun fast 2 Jahre tot ist. Es hat so gut getan sich mit jemandem live zu unterhalten, der einen verstehen kann und der diese ganzen Prozesse und das Gefühlschaos nachvollziehen kann, das in mir tobt. Nach zwei Jahren ändert dieser Mann gerade sein komplettes Leben und wandert aus. Hielt es auch nicht mehr im alten Zuhause aus mit all den Erinnerungen. Moral von der Geschichte war, dass wir an diesem Seminarwochenende beide jeweils eine Heulattacke voreinander hatten und obwohl dies ein Wildfremder war, hat es gut getan. So wie mein gestriger Wutanfall. Es muss alles irgendwie raus.

    Am nächsten Dienstag startet meine Zoom Trauergruppe für Leute unter 50, die ihren Partner verloren haben. Hatte sehr schnell nach dem Unfall nach einer jungen Gruppe gesucht, um Menschen in einer ähnlichen Lebenssituation zu finden. Ich hatte noch überlegt, ob ich mich wirklich darauf einlassen soll, aber mich nun dafür entschieden. Ich kann von dem Thema nicht davonlaufen und ich merke, dass es mich eher voranbringt mich zu konfrontieren. So wie es hilft mich hier im Forum auszutauschen. Zu erkennen, dass man nicht alleine ist und sich mit Menschen auszutauschen, die einem zuhören und die verstehen wie ich mich fühle. In meinem engen Umfeld gibt es niemanden bzw. will ich Leuten mit meiner Gefühlsachterbahn nicht auf den Zeiger gehen. Von einigen habe ich mich im Laufe der letzten Monate zurückgezogen, da es immer wieder verstörende Kommentare gab, die auch mit Entschuldigungsansätzen ins Reich der absoluten Entgleisungen gehören. Zuletzt traf ich mich mit einer Freundin im Restaurant, die paar Semester Psychologie studiert hat. Sie guckte mir tief in die Augen (da ahnte ich schon, dass gleich großer Bullshit kommt), als hätte ich einen Dachschaden und wollte mir zum Tod meines Lebensgefährten weismachen, dass doch alles für etwas gut sei. Sie konnte froh sein, dass mir nicht die Hand ausgerutscht ist. Ich habe sie gefragt, ob das ihr Ernst sei und sie mir gerne erklären soll, für wen das jetzt gut war. Für ihn, für mich, für sie etwa? Für Niemanden (!!) wars gut! Immerhin hat sie sich zum Ende des Abends entschuldigt. Da war der Ofen eh schon aus bei mir und ich war froh, als die Rechnung kam. Aber hier kennen ja viele solche sensiblen Zeitgenossen. Hab besagter Freundin noch mitgegeben, dass mir in dem Fall Menschen lieber sind, die mir direkt sagen, dass sie mit dem Thema Tod ein Problem haben oder die, die rein gar nichts sagen.


    Nun geht die Husterei wieder los. Muss mich hinlegen.


    Virtuellen Drücker an alle,

    Jussi

    Liebe Yvonni,


    ich kann sehr gut nachvollziehen, wie Du Dich fühlst. Ich habe die Liebe meines Lebens im Dezember durch einen häuslichen Unfall verloren. Wir waren 16 Jahre zusammen und er war und ist der Mann, den ich mir in den schönsten Träumen nicht besser hätte vorstellen können. Die Todesnachricht und die ersten Wochen waren die schlimmsten meines Lebens. Ich wäre am liebsten mitgestorben. Jeder hat hier sein eigenes Tempo ins Lebens zurückzufinden. Jedes Leben ist anders, mit anderen Abläufen, anderen Verpflichtungen. Bei uns bin nur ich und unser Hund zurückgeblieben sowie auf einem weiteren Weg seine getrennt lebende Exfrau, die mir das Leben nicht einfacher gemacht hat.

    Es sind nun 15 Wochen, in denen sich soviel verändert hat. Vor allem ich. Ich will weiterleben und ich weiss, dass es nie wieder so sein wird wie es war. Das Neue zuzulassen und zu akzeptieren fällt schwer, aber ich habe keine andere Wahl, auch wen ich mich an manchen Tagen einfach nur heuend zu Hause einschliessen möchte.


    Ich drücke Dich virtuell

    Jussi

    Lieber Rudi,


    habe Deine Geschichte gerade gelesen. Es tut mir so schrecklich leid. :-( Die liebsten Menschen innerhalb kurzer Zeit zu verlieren, das ist unfassbar hart und mit nichts zu vergleichen. Fühl Dich virtuell gedrückt.

    Ich hatte gleichfalls am Sonntag Geburtstag. Mein schlimmster und einsamster, denn Anfang Dezember ist mein Lebensgefährte verunglückt. Von jetzt auf gleich aus dem Leben gerissen. Er aus seinem, ich aus unserem. Seitdem versuche ich ins Leben zurückzufinden, das nie wieder so sein wird wie es war. Statt mit ihm anzustossen und unser Glück zu geniessen, stand ich an seinem Grab und habe ein paar Blumensamen gesät. An seinem Grab zu stehen, kann ich bis heute nicht ertragen.

    Alles ändert sich gerade, auch ich verändere mich. Meine Trauer verändert auch meine Freundschaften. Manche gehen und manche, die vielleicht nicht so intensiv waren, werden fester. Ich versuche kleine Glücksmomente in meinem Alltag zuzulassen, um mich nicht in das dunkle Loch zurück zu katapultieren, in dem ich die ersten Wochen festsass und am liebsten selber vom Erdboden verschwinden wollte. Ein nettes Gespräch mit einem Nachbarn, eine Schmuseeinheit mit unserem Hund und für diesen Moment ist die Welt ein bisschen schön. Vor ein paar Tagen half mir ein wildfremder Mann mein Scheinwerferlicht auszuwechseln, da ich 500km von zu Hause plötzlich kein Licht mehr hatte und noch in die Nacht fahren musste. Auch das war ein kurzer Moment von Glück und Dankbarkeit. Hilfe zu bekommen, anzunehmen und sogar lachen zu können.


    Alles Liebe,

    Jussi

    Liebe Manuela,


    lass alles raus, friss nichts in Dich hinein. Es bahnt sich eh seinen Weg.

    Alles andere kommt beizeiten. Mein Hase ist auch immer bei mir und bleibt es auch. Für immer und ewig.


    Fühl Dich lieb gedrückt

    Jussi

    Hallo Rita,


    das mit den Pärchen hatte ich auch sehr extrem, aber es lässt nach, denn ich kann niemanden mit uns oder ihm vergleichen. Es gibt Udo nur ein einziges Mal. Ich bin mittlerweile auch in der Lage Menschen zu sehen und mich zu freuen, wenn ich glückliche Paare sehe. Dann denke ich mir, dass es schön ist, dass Menschen so miteinander sind. Dass man diese Liebe sehen und spüren kann. Schlimm sind für mich schon immer Paare gewesen, die im Restaurant gegenüber sitzen und nicht miteinander reden. Dafür braucht man keine Partnerschaft.

    Stell besser auf Durchzug bei Deinem Papa. Du wirst ihn nicht ändern können, Du kannst nur Deine eigene Einstellung ändern.


    Meine Sachen werde ich nicht wiederbekommen, die Hoffnung habe ich auch nicht. Es ist ok. Seine Frau möchte alles, was sein bzw. unser Leben angeht, ausblenden und Gesicht wahren. Soll sie tun, es ist ihr Leben. Ich habe trotzdem viele Sachen von ihm hier nach 16 Jahren Liebe.


    Liebe Grüße, geniess das Wochenende (hier ist es auch schön sonnig heute)

    Jussi

    Lieber Alex,


    ich bin momentan auch nicht so oft hier, da ich viel Zeit für mich alleine brauche und auch für viel für mich und mein Wohlbefinden mache. Da ich seit Kindesbeinen an ein Leben nach dem Tod glaube, habe ich alle Bücher wieder heraus gekramt und lese sie wieder. Auch habe ich das Meditieren angefangen, wozu ich früher nie die Geduld aufgebracht hätte. Das beruhigt mich ungemein, auch wenn meine Sehnsucht nach Udo und dieses unerträgliche Vermissen dadurch nicht weniger werden.

    Meine Ma sagte gestern am Telefon, dass ich niemals vergessen darf, welches unfassbare Glück ich hatte 16 Jahre mit der Liebe meines Lebens zusammen sein zu dürfen. Dass nicht viele Menschen in ihrem Leben so eine Seelenverbindung und so eine Liebe füreinander haben. Dass wir etwas ganz besonderes füreinander waren und dass wir einander wiedersehen werden. Während ich das schreibe, weine ich mir die Augen aus. Ich vermisse ihn und unser Leben so unfassbar. Das Bewusstsein darüber, dass es so nie wieder sein wird, zerreisst mich.

    Aber so geht es uns hier ja allen. Keiner von uns bekommt sein altes Leben zurück. Alles ist neu und dieses Neu fühlt sich für mich furchtbar leer und trostlos an. Ich beginne jeden Tag diese Leere mit etwas Sinnvollem zu füllen, das mir gut tut. Derzeit ist es noch so, als wenn eine Ameise sich auf Weltreise begibt ohne zu wissen wie groß diese Welt eigentlich ist. Immer wenn ich denke, jetzt habe ich einen guten Schritt nach vorne gemacht, katapultiert mich etwas zurück auf "Los". Dieses "Los" bedeutet derzeit auch, dass ich mich von einigen Freundschaften trenne (sofern sie je welche waren) und mutiger werde. Ich war zwar nie auf den Mund gefallen, aber mittlerweile sage ich Leuten direkt, wenn mir ihre Kommentare nicht passen, ohne Rücksicht auf Verluste. Diese ganzen letzten Wochen haben mir gezeigt, dass echte Zuwendung manchmal aus völlig unerwarteten Richtungen kommt und dort wo ich sie eigentlich erwarte, manchmal dumpfe Leere oder Unverständnis herrscht. Mein ganzes Leben steht Kopf.


    Fühl Dich gedrückt, ich versteh wie es Dir geht

    Jussi

    Liebe Rita,


    mach so wie es für Dich gut ist und denk nicht daran, was andere darüber denken. Das kann keiner nachvollziehen, der diesen Alptraum nicht selbst erlebt hat. Ich finde es trotzdem schön, dass Deine Nachbarin Dich unterstützt. Wohngeld ist schon mal eine gute Idee.

    Das Thema Testament kann ich sehr gut verstehen. Mir geht es ähnlich, denn wir waren nicht verheiratet (er war getrennt lebend von seiner Frau, die natürlich den Teufel tut hinsichtlich Kontaktaufnahme etc. - viele meiner Sachen sind in seinem Haus) und keiner von uns hat an so einen schrecklichen Unfall gedacht. Niemand war auf diesen Schrecken vorbereitet.


    Alles Liebe

    Jussi

    Liebe Manuela,


    ich wünsche Dir viel Kraft für den morgigen Tag. Hier denken ganz viele Menschen an Dich.

    Ich kann so gut nachvollziehen wie es Dir gerade geht. Mein Lebensgefährte ist Anfang Dezember tödlich verunglückt - fast einen Monat nach seinem 52. Geburtstag. Ich wollte am liebsten mitsterben. Die ersten Wochen waren ein einziger Alptraum. Nicht nur ihn hat man aus dem Leben gerissen. Meines war gleichfalls dahin. Ich konnte einen Monat nicht arbeiten, hab mich dann aber dazu gezwungen wieder einen strukturierten Alltag hinzubekommen, weil ich Angst hatte nicht mehr aus dem Loch zu kommen, in dem ich sass. Das hat im ersten Schritt sehr geholfen. Jeder hier hat jedoch sein eigenes Tempo, seine eigene Form der Trauer. Es gibt keine Schablone, für jeden funktioniert etwas anderes, so wie jeder Charakter unterschiedlich tickt.


    Und mach Dir bitte keine Vorwürfe, auch wenn diese hier auch viele kennen. Auch ich hatte sie und Anfangs hat es mich verrückt gemacht. Ich habe akzeptiert, dass ich die Zeit nicht zurückdrehen kann und selbst wenn, weiss niemand was stattdessen wann passiert wäre.


    Alles, alles Liebe und Gute für Dich

    Jussi <3

    Ihr Lieben,


    mein ganzes Haus ist ein Mausoleum und es wird auch noch lange Zeit so bleiben, denn ich will es so. Udo ist am 02.12. verunglückt und seine Zahnbürste steht wo sie war, seine Sachen hängen noch überm Stuhl und sein Kissen konnte ich auch noch nicht neu beziehen. Ich will es auch nicht, denn ich versinke regelmäßig in seinem Duft. Und loslassen muss niemand. Warum auch. Das sind unsere Männer, die wir nach wie vor lieben und die immer bei uns sein werden bis wir selbst den Transit machen. Daran wird auch ein neuer Partner nichts ändern, sofern es ihn nochmals geben sollte.

    Mir hat jemand 2 Wochen nach dem Unglück schon etwas vom Loslassen erzählt, da bin ich richtig aggressiv geworden. Die Leute erzählen irgendwas, um irgendwas zu sagen, dass sie hoffentlich selbst niemals erleben werden. Selbst Siegmund Freud hat noch 10 Jahre nach dem Tod seiner Tochter getrauert. Diese ganzen angeblichen Trauerphasen - völliger Murks. Jeder trauert anders und soll es auch zulassen.


    Alles Liebe

    Jussi

    Hallo Anja,


    scheint, wir kommen aus der gleichen Ecke. Ich hatte just über Karneval Jobtermine in München und war nicht unfroh darüber Karneval komplett auszublenden. Hab eh kaum Lust auf viele Leute und wenn dann nur 1:1 oder Leute, die ich nicht kenne. Ich war nach München noch auf einem medialen Wochenendseminar mit ca. 15 Leuten, die auch alle in irgendeiner Form einen Verlust zu verdauen hatten. Hier konnte ich mich fallen lassen, das war richtig heilsam. Niemand, der irgendeinen dummen Kommentar von sich gegeben hat oder es "gut meinte" oder was auch immer.


    Alles Liebe

    Jussi

    Melde Dich gerne, wenn Dir danach ist. Ich bin auch gerade im Umbruch. Das war ich bereits, als Udo noch lebte. Jetzt hält mich jedoch nichts mehr hier. Unseren gemeinsamen Plan irgendwann auszuwandern, kann ich jetzt alleine ins Auge fassen.

    Hallo Nick,


    hier wird Dich niemand verurteilen und die Zeit ist doch völlig egal. Was passieren soll, passiert. Dein schlechtes Gewissen kann ich trotzdem verstehen. Man ist sich selbst der schlimmste Kritiker. Mir ging es letzte Woche so, als ich mich mit einem Freund getroffen habe und seinerseits paar "Schwingungen" mitbekam. Da wollte ich nur noch weg.

    Eine ehemalige Freundin von mir hat vor über 10 Jahren ihren Mann wie ich jetzt durch einen häuslichen Unfall verloren und hatte sogar noch versucht ihn zu reanimieren, als sie ihn auffand. Von jetzt auf gleich stand sie mit zwei kleinen Kindern alleine da.

    Zwei Monate später hat sie den Mann kennengelernt, mit dem sie heute noch zusammen ist. Dieser brachte wie sie auch Kinder mit in die Beziehung und es passt alles wunderbar. Hier meinten auch viele Leute sich eine Meinung bilden zu müssen. Ich kann dazu nur sagen: Einfach reden lassen. Keiner von diesen Leute kann nachvollziehen wie es ist seinen Lebenspartner zu verlieren. Keiner kennt diese Achterbahn der Gefühle, das Elend, den Schmerz, die Ohnmacht. Wenn mitten drin Liebe möglich ist, ist das etwas Wunderbares. Ich freue mich für Dich!


    Alles Liebe <3

    Jussi