Beiträge von Annaatmet

    Liebe Lisa, es tut mir sehr leid, dass du auch durch diesen Schmerz musst. Wann deine Konzentration zurückkommt …für deine Arbeit, hängt sicher auch davon ab, wie theoretisch oder/und kreativ deine Tätigkeit ist. Ich brauche Hilfe, um mich zu konzentrieren meine Steuer zu machen. Räumen, putzen, saugen, Gassigehen funktionieren. Bei mir sind es 9,5 Monate. Es ist noch sooo viel Liebe übrig…ich bin nicht in der Lage diese Emotionen in Worte zu packen und in ein Buch zu schreiben. Wir haben uns immer Liebesbriefe und Zettelchen geschrieben… Alle Hoffnungen, Träume/Pläne muss ich nun begraben. Ich hoffe, für uns alle, dass irgendwann Raum ist für neue Träume und Hoffnungen. Ich finde im Moment keinen Sinn in diesem Alltag. Mit Kind ist dass sicher besser. Du hast eine Lebensaufgabe, dein Kind zu begleiten, kannst ihm deine Liebe schenken…so bleibt dein Herz warm. Du konntest Lachen in einem Moment, dass heisst du lebst. Bewusst trauern? Mache ich glaube ich erst heute, nach Monaten in denen ich keinen Fluchtweg gefunden habe. Jetzt denke ich, erinnere mich an Szenen vor der Krankheit. Vorher hatte ich nur den Tod und die 6 Monate mit den drei Chemos im Kopf…eine Zeit, in der wir versucht haben den Tod aufzuschieben, die Schmerzen zu kontrollieren..noch einen Urlaub in Holland, noch ein Spaziergang…

    Ich lese deine Zeilen mit Zuversicht…und guten Wünschen für Euch.

    Liebe Umarmung für dich (wenn du magst).

    Geht es euch auch so?

    Wenn mich jmd. fragt, wie geht es dir, den ich ein halbes Jahr nicht gesehen oder gesprochen habe, würde meine ehrliche aufrichtige Antwort aus einem 3-stündigen Monolog bestehen. Eigentlichcdürfen mich dass nur Leute fragen, mit denen ich jeden Tag spreche. Es ist auch eine sehr intime Frage. Manchmal möchte ich sagen, fragt doch lieber: wie kommst du klar? Das ist für mich einfacher. Dann schaue ich eher auf dass was ich schon alles geschafft habe als auf mein untröstliches Herz.

    Danke Pia! Ich bin dieses Wochenende hier in seinem Heimatort um den Grabstein auszusuchen. Ich denke, dass sind immer so Trigger aber auch Etappen… nur es gibt kein Ziel. Nichts was ich mir erhoffen darf kann. Ich habe jetzt fast 7 Monate ohne ihn überlebt, aber es gibt keine Erholung, Entspannung oder gar Belohnung für diese schlimme Zeit.

    Es bleibt dieses mein halbes Leben. Es fehlt so viel: sein unfassbares Maß an menschlicher Güte, seine Toleranz, seine verrückten Ideen, seine Gedanken in so schönen Worten, seine Aktivitäten, seine Stimme, seine Hände….

    Puhhh.. Danke Linchen! Du hast lange durchgehalten. Ja Kathi, ich weiß genau was du meinst… Wir haben keine Wahl, wir müssen da durch. Manchmal fühlt sich etwas aber schon lebendig an. Jedenfalls jetzt bei mir nach 6 Monaten. Unarme alle die es ertragen können, herzlich.

    Ich bin noch da und lese mit. Ich danke euch von Herzen, dass ihr eure Gedanken mit mir teilt. Ich fühle mich dadurch nicht so alleine und verloren. Es ist jetzt nach 6 Monaten alles noch ein Klumpen Schmerz. Ich frage mich, euch, wann werden aus dem Klumpen schöne Erinnerungen… nicht immer nur die letzten Monate und Stunden? Ich atme weiter….

    Liebe Kathi, ich hatte auch manchmal solche Gedanken. Aber nur Gedanken.. anfangs habe ich Antidepressiva genommen und manchmal Baldrian. Ich habe dann auch mehrere Leute gebeten bei mir zu übernachten. Ich weiß nicht wie lange, dass war alles so im Rausch…ich kann mich nur an Sequenzen erinnern. Heute, fast 6 Monate später, bin ich immer noch überfordert mit der Verwaltung und manchmal mit meinen Gedanken und oft mit meinen Gefühlen. Ich versuche jeden Tag und jede Nacht zu schaffen, in der Hoffnung, dass es besser wird. Und es ist schon vieles besser geworden. Der Verwaltungsstapel ist kleiner, ich merke, dass ich vieles selbst kann und manchmal habe ich positive Gedanken. Am Anfang waren es immer nur die Bilder und Worte der letzten Stunden, Tage und die Monate der Krankheit. Seine schönen Worte und Gedanken fallen mir noch nicht ein, aber manchmal spüre ich etwas Gutes… wenn ich etwas sehe, erlebe, woran er Freude hatte und das gibt mir auch Kraft. Im Moment ist das die Natur, das junge frische Grün.. und so versuche ich nach vorne zu schauen. Er hat so viel Schönes gemacht und wollte, dass es mir gut geht. Ich will dankbar sein, für das was wir hatten und ich möchte die Dinge ehren und mich ehrenwürdig fühlen, für das was er für uns getan hat. Ich weiß nicht, ob die meine Zeilen gut tun. Aber ich wünsche es dir. Du bist nicht allein!

    Ihr Lieben, also jetzt wo ihr hier an meinem Esstisch sitzt, fällt mir noch was positives ein, was ich euch erzählen muß. Ich bin noch nie über drei Stunden Autobahn gefahren. Letzte Woche zum ersten mal. Hab unterwegs drei mal Pause gemacht. Ich stieg aus dem Auto eine rauchen und den Hund kurz rauslassen. Neben mir hielt eine Frau, auch alleine im Auto. Stieg aus und gesellte sich zu mir, eine rauchen. Sie sagte: Ich habe mein großes Auto verkauft und mir den kleinen Fiat Cabrio gekauft. Wir hatten ein großes Auto, ich dachte für mich alleine brauche ich das nicht. Aber das Stoffdach…ich fühle mich unsicher neben den LKW‘s auf der Autobahn.“ Wir verabschiedeten uns herzlich „vllt. bis zur nächsten Tankstelle“.. Diese Begenung war so schön für mich.

    Lieben Gruß, Anna

    Liebe Manuela, bin bei dir! Wir sind hier übrig geblieben. Auch ich bin froh, dass ich noch lebe und nutze die Wut manchmal, weil sie mich stärker macht. Weil die Sehnsucht mich so schwach, hilflos, alleine hier sitzen lässt.

    Umarmung, Anna

    Ihr Lieben, Elke, Stephanie, Linchen,turicum, Sonnenschein57, Pia1962… ihr seid mir so nah, als ob wir hier am Esstisch säßen… Mal wieder Wochenende. Ich hab es nicht geschafft, Termine (Anker) zu machen. Hätte hier viel zu tun..Garten, Haus, Hund.. Aber meistens hat niemand Zeit. Dann muß ich zu irgend jemandem hinfahren, um hier nicht die ganze Zeit alleine zu sein. Dass kostet alles so viel Kraft. Morgen liegen 20 Wochen ohne ihn hinter mir. Immer noch bin ich innerlich so nervös, als würde ich warten..warten auf dass was nicht passiert. Bin ja noch verliebt. Die 25 Jahre, die wir hatten, kommen mir vor wie drei Jahre. Wir hatten so wenig Zeit gemeinsam. Kein Wochenende, kein Urlaub ohne Job.. Es schmerzt mich sehr, dass er seine Rentenzeit mit so viel Plänen nicht mehr erleben kann.

    Liebe träumende traurige Grüße, Anna

    Danke Elke! Was mir gut tut… Dass ist so eine Sache. Am Anfang habe ich 24 Stunden mit ihm und über ihn gesprochen. Photos, Videos, Tagebücher gelesen. Ich brauchte dass, suchte die Nähe. Jetzt nach vier Monaten habe ich so schreckliche Sehnsucht und Heimweh, dass es so schwer ist Photos zu sehen…. Es ist unerträglich und trotzdem muss ich manchmal danach suchen. Gut tut mir dass alles nicht. Es gibt aber schon Momente, da bin ich abgelenkt. Da kann ich atmen, überleben. Sind allerdings meistens negative Dinge, die mich ablenken, wütend machen. Pause ist nur, Schlafen ohne Träume. Wut hilft mir allerdings mit dem Hund rauszugehen, da bin ich aktiver, hab die Kraft den Berg hochzukommen. Sonst fällt es mir schwerer, weil ich so erschöpft bin. Wie sollen wir ertragen, was wir nicht tragen können? Dieser Schmerz..dieser Verlust..ein Scherbenhaufen voller Leben hinter mir.. Verwaltung und allein sein vor mir. Da hilft es nur in der Gegenwart zu leben, nur jetzt zu sehen. Liebe Umarmung, Anna

    Lieber Mario, ich hatte mir schon gedacht, dass du einiges jünger bist als ich…wegen deines Profilbildes. Ich trauere aktuell um meinen lieben Mann und habe vor 9 Jahren meinen geliebten Bruder durch Suizid verloren. Mir hat das Buch von der Familie Rüggeberg „Plötzlich tot“ viel gegeben. Ein Tagebuch der unvorstellbar nicht auszuhaltenden schrecklichen Gefühle aus versch. Personenperspektiven. Andere Situation als deine.. und meine damals. Aber es hat geholfen, dass ich mich weniger alleine gefühlt habe… und ab und an aus der Vogelperspektive schauen konnte. Diesen nicht auszuhaltenden Schmerz den du jetzt fünffach fühlst..für sie, für deine Kinder und den eigenen. Dass ist untragbar alleine. Ich hoffe dass du Menschen hast die dir beistehen. Ich habe mir noch zusätzlich professionelle Hilfe gesucht. Es hat mir beim einsortieren meiner Gefühle geholfen. Ich möchte dir so gerne Kraft und Zuversicht und eine Umarmung schicken, wenn ich darf. Von Herzen, Anna

    Guten Morgen,

    Ich finde mich in euren Gedanken wieder. 120 Tage danach… Ich bin mit meinem Hund für zwei Tage bei Freunden um die Dankeskärtchen zu schreiben. Alleine zuhause habe ich das nicht geschafft. Hier ging es. Zwei Leute haben schon danach gefragt.. Egal. Ich mache was, wann und wie ich es schaffe. Ich bin froh, dass ich es jetzt schon so weit bin. Karten von überall ohne Absender.. Dass schlimmste war ein Photo dafür raussuchen.. Jetzt muss ich mich noch um einen Grabstein kümmern. Ich möchte, dass es schön wird, habe aber nicht so einen Bezug zum Friedhof. Das Grab ist auch in seiner Heimat, nicht bei mir am Wohnort. Ich habe beschlossen, nach all diesen Pflichten, soll, wird, muss es jetzt mal um mich gehen. Vor zig Jahren hatte ich mir schon mal vorgenommen, egoistischer (gesunden Egoismus) zu werden. Aber theoretisch klappt dass nicht. Jetzt bin ich so erschöpft und müde, aber ich spüre, dass ich mich jetzt mal um mich kümmern will.

    Grüße von Herzen, Anna

    Hallo Yvonni, ja… dieses für immer so.. dass stelle ich mir bei mir auch anders vor. Trotz meiner Trauer spüre ich heute nach vier Monaten doch auch dass ich noch ein Lebensfeuer in mit habe, welches ich auch leben will. Ich denke jetzt, die Leute hatten vor dem Trauerfall schon Probleme.. und in diesem Unglück vermischt sich dann alles… wenn man so vieles vorher schon nicht bearbeiten/verarbeiten konnte..

    Danke euch! Ich merke, hier bin ich richtig. Hier darf ich sein. Ich komme gerade vom Trauercafe. Habe versucht ein paar Vorschläge zu machen, die mir helfen würden… Wir saßen wieder am großen Tisch. Ich kann noch nicht so vielen Menschen zuhören. Bilaterale Gesprächsmöglichkeiten mit Gleichgesinnten oder Trauerbegleitern fällt mir leichter. Und beim letzten Mal, hatte ich keine Minute Redezeit. Dass überfordert mich. Und dann habe noch gefragt, ob wir nicht einen Trauerspaziergang machen können. Dass wäre für mich auch eher ein Format mit dem ich mich anfreunden könnte. So in Bewegung kann ich besser denken und sprechen. Wenn ich allerdings höre (erspüre), wie es anderen geht..nach 2,3 und vier Jahren..dann macht mir das nicht so viel Mut. Ich hoffe, dass ich auch irgendwann mal wieder etwas zu geben habe. Ehrlich gesagt, mag ich Leute, die so mit sich selbst beschäftigt sind, wie ich jetzt noch … und kaum ein Ohr für andere haben nicht so leiden. Also, ich mag mich im Moment nicht soo. Aber es braucht wohl noch Zeit.

    Meine Geschwister, Freunde und Nachbarn stützen mich. Aber eine Orientierung muss ich selbst finden. Es ist immer noch so kalt. Vertraute und Vertrautes geben mir Sicherheit und Stabilität. Aber alles Neue, alles was ich für mich und zum ersten Mal alleine mache ist sehr schwer. Einkaufen, kochen.. Ich schmecke kaum etwas. Ich kann nichts mehr abschmecken..es nur versalzen. Ich hatte davon geträumt, mit ihm alt zu werden. Ich habe mir vorhestellt, wie wir aussehen, wenn wir Hand in Hand uns gegenseitig stützend spazieren gehen….

    Es ist jetzt 4 Monate her… Die ersten acht Wochen im finsteren Tal war ich so schwach, dass ich kaum gehen konnte. Nach drei Monaten hatte sich etwas verändert. Immer noch im Tunnel, aber meine kleine Welt wurde bisschen größer. Und jetzt nach 4 Monaten höre ich frühlingshaftes Vogelzwitschern. Dass die Tage heller und die Nächte kürzer werden hilft mir. Aber der Tag hat trotzdem 24 Stunden. Und wenn ich nicht aktiv werde, passiert es, dass ich zwei Tage mit niemandem spreche. Telefonieren hilft mir nicht so. Ich gehe mit dem Hund raus. Wenn ich verzweifelt und wütend bin, habe ich mehr Kraft den Berg hoch zu gehen. Wir sind mal durch einen Tunnel in Verdun gegangen, wo kein Licht war. Der Tunnel war so eng, dass wir uns an den ausgestreckten Händen, Hand in Hand jeweils mit der anderen Hand an der Tunnelwand entlang orientieren konnten.

    Danke Euch!Ich bin gerade 58 Jahre alt geworden. Körperlich fühle ich mich wie 88. Ich habe nach der Diagnose 15 kg in 12 Wochen abgenommen. Seelisch, wie ein Kind, welches mit ausgestreckter Hand darauf wartet, an die Hand genommen zu werden. Nie hatte ich mir dass vorgestellt, mal alleine hier zu sitzen. Mein Mann, Helmut war gerade erst in Rente gegangen. Wir wollten mit dem VW-Bus reisen und endlich mal Zeit miteinander haben. Vorher gab es immer nur Job. Dann Rente, dann Corona, dann 10 Monate Bauchschmerzen mit harmlosen Diagnosen. Dann die Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium. Wir hatten dann noch 7 Monate.

    Und nichts mehr hat die Bedeutung, die es vorher hatte: keine Tasse, kein Kleid, kein Pulli..