Die Liebe meines Lebens ist verunglückt

  • Danke Euch!Ich bin gerade 58 Jahre alt geworden. Körperlich fühle ich mich wie 88. Ich habe nach der Diagnose 15 kg in 12 Wochen abgenommen. Seelisch, wie ein Kind, welches mit ausgestreckter Hand darauf wartet, an die Hand genommen zu werden. Nie hatte ich mir dass vorgestellt, mal alleine hier zu sitzen. Mein Mann, Helmut war gerade erst in Rente gegangen. Wir wollten mit dem VW-Bus reisen und endlich mal Zeit miteinander haben. Vorher gab es immer nur Job. Dann Rente, dann Corona, dann 10 Monate Bauchschmerzen mit harmlosen Diagnosen. Dann die Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium. Wir hatten dann noch 7 Monate.

    Und nichts mehr hat die Bedeutung, die es vorher hatte: keine Tasse, kein Kleid, kein Pulli..

  • Es ist jetzt 4 Monate her… Die ersten acht Wochen im finsteren Tal war ich so schwach, dass ich kaum gehen konnte. Nach drei Monaten hatte sich etwas verändert. Immer noch im Tunnel, aber meine kleine Welt wurde bisschen größer. Und jetzt nach 4 Monaten höre ich frühlingshaftes Vogelzwitschern. Dass die Tage heller und die Nächte kürzer werden hilft mir. Aber der Tag hat trotzdem 24 Stunden. Und wenn ich nicht aktiv werde, passiert es, dass ich zwei Tage mit niemandem spreche. Telefonieren hilft mir nicht so. Ich gehe mit dem Hund raus. Wenn ich verzweifelt und wütend bin, habe ich mehr Kraft den Berg hoch zu gehen. Wir sind mal durch einen Tunnel in Verdun gegangen, wo kein Licht war. Der Tunnel war so eng, dass wir uns an den ausgestreckten Händen, Hand in Hand jeweils mit der anderen Hand an der Tunnelwand entlang orientieren konnten.

  • Meine Geschwister, Freunde und Nachbarn stützen mich. Aber eine Orientierung muss ich selbst finden. Es ist immer noch so kalt. Vertraute und Vertrautes geben mir Sicherheit und Stabilität. Aber alles Neue, alles was ich für mich und zum ersten Mal alleine mache ist sehr schwer. Einkaufen, kochen.. Ich schmecke kaum etwas. Ich kann nichts mehr abschmecken..es nur versalzen. Ich hatte davon geträumt, mit ihm alt zu werden. Ich habe mir vorhestellt, wie wir aussehen, wenn wir Hand in Hand uns gegenseitig stützend spazieren gehen….

  • Liebe Anna,

    auch mir geht es ähnlich wie dir, mein Mann ist erst seit fast 2 Monaten plötzlich verstorben.

    In diesem Forum tut es gut zu schreiben und du bekommst viele Antworten auf Fragen, Gefühle oder was dich sonst belastet.

    Fühl dich lieb umarmt.

    Liebe Grüße

    Danne

  • Ich steige tatsächlich auch durch vieles nicht durch.

    Aber mir war es anfangs (mein Verlust ist auch erst 4 Wochen her. Unglaublich) einfach nur wichtig, verstanden zu werden und das los zu werden, was mich wirklich bewegt. Und das unter mein, die alles ähnlich empfinden.

  • Hallo Anna auch ich bin noch ganz frisch hier, ich habe meinen Mann erst letzten Sonntag an Lungenversagen verloren. Ich bin auch froh dieses forum gefunden zu haben, wo man wirklich das ausdrücken kann was man fühlt. Meine Geschwister rühren sich gar nicht, vielleicht haben sie Angst. Deshalb ist es gut Gleichgesinnte zu haben die einen verstehen.

  • Liebe Anna


    Mein tief empfundenes Beileid zu deinem schweren Verlust.
    Alles was du fühlst und beschreibst ist so, es ist einfach so und jeder hier hat es erlebt und erlebt es immer wieder.
    Gelähmt sein, nicht einkaufen können, nicht kochen können und und und ……. es ist einfach so und wir müssen da durch , immer und immer wieder. Doch es wird anders , aber es bleibt ANDERS.
    UND jeder Mensch ist anders. Doch eins ist hier im Forum für alle gleich, wir trauern .
    Und in dieser Trauer verstehen wir uns mehr als es uns unsere Außenwelt geben kann. Nicht immer böse gemeint.
    Deshalb fühle dich hier aufgenommen . Hier sein wollten wir alle nicht.
    Doch wir können füreinander da sein .

    Dieses neue Leben , das wie jetzt führen „ müsse „ . Es war auch nicht mein Plan / nicht unser Plan.


    Herzlichst ❤️❤️

  • Danke euch! Ich merke, hier bin ich richtig. Hier darf ich sein. Ich komme gerade vom Trauercafe. Habe versucht ein paar Vorschläge zu machen, die mir helfen würden… Wir saßen wieder am großen Tisch. Ich kann noch nicht so vielen Menschen zuhören. Bilaterale Gesprächsmöglichkeiten mit Gleichgesinnten oder Trauerbegleitern fällt mir leichter. Und beim letzten Mal, hatte ich keine Minute Redezeit. Dass überfordert mich. Und dann habe noch gefragt, ob wir nicht einen Trauerspaziergang machen können. Dass wäre für mich auch eher ein Format mit dem ich mich anfreunden könnte. So in Bewegung kann ich besser denken und sprechen. Wenn ich allerdings höre (erspüre), wie es anderen geht..nach 2,3 und vier Jahren..dann macht mir das nicht so viel Mut. Ich hoffe, dass ich auch irgendwann mal wieder etwas zu geben habe. Ehrlich gesagt, mag ich Leute, die so mit sich selbst beschäftigt sind, wie ich jetzt noch … und kaum ein Ohr für andere haben nicht so leiden. Also, ich mag mich im Moment nicht soo. Aber es braucht wohl noch Zeit.

  • Hallo... Auf jeden Fall braucht es Zeit

    Und wahrscheinlich muss man lernen, sich gut im Blick zu haben.

    Ich habe eine Freundin, die vor 4 Jahren ihren Mann verloren hat und so gut sie mir zur Zeit tut, weil sie natürlich um alles weiß, so viel Angst bereitet sie mir auch. Denn wenn ich sehe, wie wenig sie über ihren Verlust hinweg ist, habe ich noch mehr Ängste , als so schon.


    Soll ich tatsächlich für immer so unendlich traurig sein?


    Ich denke, wir müssen uns alle Zeit nehmen, das richtige für uns zu finden


    Geduldige Grüße

  • Hallo Yvonni, ja… dieses für immer so.. dass stelle ich mir bei mir auch anders vor. Trotz meiner Trauer spüre ich heute nach vier Monaten doch auch dass ich noch ein Lebensfeuer in mit habe, welches ich auch leben will. Ich denke jetzt, die Leute hatten vor dem Trauerfall schon Probleme.. und in diesem Unglück vermischt sich dann alles… wenn man so vieles vorher schon nicht bearbeiten/verarbeiten konnte..

  • Mir tut dieser Gedanke die geliebte Person nie wieder zu sehen so weh und ich kann mir jetzt nach einer Woche überhaupt noch nicht vorstellen, dass es mal anders werden könnte. Gerade Besuch gehabt. Es hat mich so angestrengt, dass ich jetzt erstmal wieder heulen muss.