Beiträge von Ralph

    Herzschmerz

    Es ist schön, dass Du fragst.

    Heute war ich im Trauercafé, die Stimmung dort war ziemlich ausgelassen. Eigentlich gar nicht so meins, aber zumindest war ich dort nicht allein und hatte sogar sehr nette Unterhaltungen.

    Jetzt sitze ich wieder zuhause, lasse mich vom Abendprogramm im Fernsehen berieseln und hoffe, dass ich heute besser schlafen kann als in den vergangenen Nächten.

    Ich wünschte, ich könnte meinen Kopf wenigstens für einige Stunden einfach ausknipsen.

    Liebe Grüße Ralph

    Liebe Herzschmerz,

    tatsächlich ist es so, dass ich jeden Abend eine Kerze anzünde. In deren Schein sitze ich dann auf unserer Couch und denke viel über meine Frau und die Ungerechtigkeit des Lebens nach.

    Meine Frau begleitet mich in meinen Gedanken in jeder Sekunde des Tages. Die Gewissheit, jetzt alles allein tun zu müssen, was wir vorher gemeinsam getan haben, macht mich so kraft- und mutlos.

    Heute wäre unser Krimiabend gewesen. Wir hätten kuschelnd auf dem Sofa gefläzt und bei einem Kaffee den Fernsehabend genossen.

    Seit sie nicht mehr bei mir ist, habe ich mir keinen Krimi mehr angeschaut.

    Herzliche Grüße Ralph

    Liebe Tine,

    wenn mich diese schönen Erinnerungen nur trösten könnten. Aber im Moment ist es der Gedanke, diese schönen Dinge nie wieder mit meiner Frau tun zu können. Diese Endgültigkeit, der man so machtlos gegenüber steht, ist so unglaublich beklemmend und weckt in mir die schlimmsten Ängste.

    Meine Therapeutin meinte zwar, ich soll im Hier und Jetzt zu leben, aber das gelingt mir nicht.

    Herzliche Grüße Ralph

    Meine Frau und ich hatten für dieses Jahr so viel geplant und hatten noch so viel vor.

    Ich höre oft, man sollte nichts auf die lange Bank schieben und jeden Tag so leben, als wäre es der letzte.

    Das ist leichter gesagt als getan, wenn man berufstätig ist und der Alltag einen fest im Griff hat.

    Aber würde denn ein Urlaub, ein Fest- oder Restaurantbesuch mehr einen Unterschied machen und der Abschied leichter werden und an dem derzeitigen Zustand irgendetwas ändern?

    Im Gespräch mit anderen Menschen gewinne ich häufig diesen Eindruck.

    Gewiss hätte man einige schöne Erinnerungen mehr, aber die Trauer und der Schmerz wären ebenso groß.

    Ob mit 18 oder 80 Jahren, jeder macht doch Pläne und irgendwas bleibt immer unerledigt.

    Es ist Wochenende und nach einer viel zu kurzen Nacht bin ich wieder wach.

    Du bist nicht da

    Ich bin so unglaublich müde, aber ich finde keinen Schlaf mehr.

    In meinem Kopf herrscht Chaos, meine Gedanken überschlagen sich und ich kann sie nicht ordnen.

    Die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit sollten mich trösten, stattdessen machen sie mich noch trauriger, weil sie mir bewusst machen, was nie wieder sein wird.

    Innerlich aufgewühlt liege ich nun da, bin hellwach und kann nur an Dich denken.


    Lustlos und widerwillig starte ich in den Tag und suche einen Sinn in dem was ich tue.

    Heute morgen um 8 Uhr hatte ich einen Termin in der Werkstatt. Ich hätte vor Ort auf meinen Wagen warten können, habe aber stattdessen einen Spaziergang gemacht.

    Die Sonne schien und es war noch recht frisch und im angrenzenden Park war nur wenig Publikum unterwegs.

    Unter normalen Umständen hätte ich meinen kleinen Spaziergang genossen.

    Früher wäre ich danach noch beim Bäcker vorbeigefahren und hätte alles für das gemeinsame Frühstück mit meiner Frau besorgt.

    Ich hätte sie vorher angerufen und sie hätte mich bereits mit einem Kaffee erwartet.

    Alles wäre perfekt gewesen.

    So sass ich am Neckarufer und habe auf das Wasser gestarrt und in Erinnerungen geschwelgt und war einfach nur traurig.

    Jetzt ist nichts mehr perfekt.

    Tja was wäre wenn man das schreibt oder sagt warscheinlich wird sich derjenige die jenige nicht mehr melden.

    Wäre das ein so großer Verlust???

    Auf der anderen Seite ja wie fängt man sowas an zu fragen wenn man jemanden schreibt.

    Ist vielleicht aus deren Perspektive auch nicht immer so einfach.

    Liebe Linchen,

    die Nachricht kam von einem sehr nahen Verwandten, einem meiner zwei verbliebenen Vertrauten.

    Ich glaube, dass wir mehr Verständnis für die Außenstehenden und deren Perspektive aufbringen, als sie für unsere derzeitige Situation.

    Man kann für vieles Verständnis haben, muss aber nicht alles entschuldigen.

    Es bleibt leider "blöde" :(

    Herzliche Grüße Ralph

    Ich habe erst heute nach 1 ½ Wochen Funkstille eine Nachricht über WhatsApp erhalten:

    "Wie siehst bei Dir aus, alles soweit gut?"

    Glaubt ihr, da interessiert sich wirklich jemand, wie es mir geht?

    Hätte ich erzählen sollen, wie ich mich wirklich fühle? Das mich die Trauer und die Sehnsucht nach meiner Frau förmlich zerfressen.

    Oder dass ich heute zwei Stunden an ihrem Grab war und mit ihr gesprochen und geweint habe.

    "Ja, alles perfekt"

    Wir müssen uns im Hier und Jetzt zurechtfinden und das ist schon unglaublich anstrengend und mühsam.

    Jeden Tag einen Grund zu finden, um weiterzumachen und zu realisieren, dass der geliebte Mensch nicht mehr da ist und nicht daran zu verzweifeln.

    Auch nach fast 10 Monaten nach dem Tod meiner Frau erscheint mir eine Zukunft ohne sie nicht lebenswert.

    Eine "Investition" in die Zukunft ist derzeit sinnlos und ich weiß nicht wie ich jemals einen Weg für mich finden soll.

    Der Verlust und die Trauer hat uns verändert und wir werden niemals wieder so sein wie früher.

    Ja, das ist ganz schlimm. Weißt Du, ich merke gerade, dass es nur besser tut, mit manchen Menschen nicht mehr so drüber zu sprechen - so vermeide ich die „Nach-Vorne-Schauen-Ratschläge“. Die machen es für mich schlimmer. Ich möchte meine Trauer auch leben. An meine Mama denken - sie vermissen. Mir vorstellen, sie ist bald wieder da…ich glaube, dass Menschen, die es nicht erleben/erlebt haben, es nicht verstehen können.


    Ich versuche jetzt ab und zu Dinge zu tun, die mir zumindest für den Moment etwas gut tun und die sie auch mochte. Ich kann so etwas für mich tun und sie auch dabei bewusst vermissen/an sie denken. Aber es ist schwer und gelingt immer dann nur für den Moment. Aber es ist dann eben ein kleine „Betäubung“. Versuche das seit ein paar Tagen mit Sport - denke dabei an sie und das auspowern hilft mir dann über 1-2 Stunden.
    Dann breche ich natürlich wieder mental ein…Gestern Abend war ich einkaufen - auf der Heimfahrt in Tränen ausgebrochen - nach ihr gerufen - danach war ich am Ende. Zu Hause was gegessen (auch das versuche ich jetzt) - eingerollt - an sie gedacht und dass wir uns bald sehen…

    Liebe Du_und_ich

    das hätte ich früher nie gedacht, wie anstrengend Gespräche mit manchen Menschen sein können und dass man gewisse Themen besser meidet.

    Teilweise bekommt man diese Weisheiten und Ratschläge aber auch ungefragt und ohne dass man darum gebeten hätte.

    Vielleicht sucht jeder seine kleinen Fluchten, um dem Verlust zu begegnen und zumindest in einem kurzen Moment die Trauer und den Schmerz erträglicher zu machen.

    Bei Dir ist es der Sport und bei mir die Wanderungen durch die Natur.

    In gewissen Maßen lenkt mich die Sachlichkeit bei der Arbeit auch etwas ab.

    Aber wie Du schon sagtest und ich glaube, besser kann man es nicht ausdrücken, ich möchte meine Trauer leben.

    Ich kann das am besten allein zu Hause an meinen freien Tagen oder im Gespräch mit anderen Trauernden.

    Herzliche Grüße Ralph

    Keine Hoffnung, dass es meine Mitmenschen jemals verstehen werden.

    Ich musste einige Tage frei nehmen und bin gestern ins verlängerte Wochenende gegangen.

    "Und, fährst Du weg?"

    "Nein"

    "Warum nicht?"

    "Das schaffe ich nicht"

    "Wenigstens zwei Tage über das Wochenende?"

    "Allein?"

    "Ich würde Deinen Urlaub ja übernehmen (lacht)"

    Diese völlige Abwesenheit von Empathie oder eines Mindestmaß an Verständnis für die Situation des anderen.

    Mir ist bewusst, dass man besonders im beruflichen Umfeld solchen Gesprächen nicht immer entgehen kann.

    Aber es schmerzt trotzdem.

    Diese kurze Unterhaltung hat wieder alle Dämme geöffnet und eine Flut an Erinnerungen hat mich erfasst.

    Erinnerungen an glückliche Tage und gemeinsame Reisen an wundervolle Orte.

    Erinnerungen, die ich nun mit niemandem mehr teilen kann.

    Ich würde vermuten, dass ein Großteil der Trauernden über ihren Verlust mit jemandem sprechen möchten. Im Bekannten- und Verwandtenkreis ist der Tote nach kurzer Zeit doch kein Thema mehr.

    Während man selbst an nichts anderes denken kann.

    In den Gesprächen kreisen die Themen dann nur um die andere Person, ohne das man selbst zu Wort kommt oder man gefragt wird wie es einem geht.

    Vermutlich suchen gerade deswegen viele eine Trauergruppe, um in kleiner Runde über den geliebten Menschen zu sprechen und auch, um gemeinsam zu weinen.

    Das kann zumindest für den Moment so erleichternd sein.

    Das Streicheln des Windes war wie eine sanfte Hand eine sanfte Berührung.

    Oft saß ich dann da mit geschlossenen Augen die Tränen liefen und ich spürte diese innere Ruhe und den Frieden.

    Liebe Linchen,

    tatsächlich hatte ich eine ähnliche Erfahrung während einer meiner Spaziergänge im Wald. Alles war plötzlich so friedlich und für wenige Augenblicke ruhten meine Gedanken und es herrschte Stille in meinem Kopf.

    Leider nur ein einzigen mal in den vergangenen Monaten.

    Herzliche Grüße Ralph

    Diese tiefe Traurigkeit und Einsamkeit, die ich noch nie zuvor verspürt habe, beherrscht nicht nur meine Gedanken, sondern macht mir auch körperlich zu schaffen.

    Mein Brustkorb ist wie zugeschnürt und nimmt mir die Luft zum Atmen und lässt die Angst in mir aufsteigen.

    Wie gelähmt sitze ich dann da und starre stundenlang kraft- und lustlos ins Leere und frage mich "für was das alles?"

    Das ganze Denken und Handeln dreht sich nur noch um den Tod des geliebten Menschen und verdrängt alles andere.

    Ich kann mich nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen, kann mich nicht zusammenreißen und ergebe mit dem Kummer und Schmerz.


    Ich versuche den Menschen, die mir nicht guttun, aus dem Weg zu gehen. Aber auch das gelingt mir nicht immer.

    Ein Bombardement an "guten" Ratschläge und Weisheiten trifft mich. Teilweise so skurril, dass ich mich frage, ob das noch Naivität oder schon Dummheit ist.

    Ich versuche nicht sarkastisch zu werden und muss mir auf die Zunge beißen.


    Ich bin in diesem Alptraum gefangen und auf mich allein gestellt und ich befürchte, ohne Dich wird es kein Erwachen geben.

    Hallo Mischi,

    ich wünschte, mit meiner Frau zu reden und die Vorstellung, dass sie an meiner Seite ist, hätte etwas Tröstendes für mich.

    In Gedanken und im Herzen ist meine Frau ohnehin bei allem was ich tue bei mir.

    Aber ich werde nie wieder ihre Hand halten und in ihre lieben Augen schauen können.

    Mir fehlen die Gespräche und mir fehlen die Blicke, bei denen der eine auch ohne Worte wusste was der andere denkt.

    Nie wieder werde ich mit einem anderen so vertraut sein. Das ist mir in jedem Augenblick meines Lebens bewusst.

    Jetzt bin ich auch inmitten von Menschen allein.

    Da ist niemand, der mir zur Seite steht und mit dem ich meine Sorgen und Ängste teilen darf und mich tröstend in den Arm nimmt.

    Sie konnte schlechten Situationen noch etwas Gutes abgewinnen und schöne Momente wurden mit ihr noch schöner.

    Mein Leben ist ohne sie nichts wert.

    Warum nur musste sie sterben.

    Diese Frage zerfrisst mich Tag für Tag und lässt mich so verzweifelt zurück.

    Herzliche Grüße Ralph