Beiträge von Ralph

    Liebe Karin,

    Dein Verlust tut mir sehr leid.

    Ich kann nicht in Worte fassen, was ich empfinde wenn ich Deine Zeilen lese und welche Bilder mir durch den Kopf schießen.

    Selbst eine Woche vor dem Tod meiner Frau hatten wir noch Hoffnung und die Ärzte wollten noch behandeln, obwohl der Krebs bereits weit fortgeschritten war.


    Ich weiß, es ist leicht gesagt, aber ich wünsche Dir viel Kraft und Menschen in Deinem näheren Umfeld die Verständnis haben und Dich stützen.


    Liebe Grüße Ralph

    Meine Wanderungen führen mich meist in Waldgebiete die nicht sehr frequentiert sind. Auch meine nächtlichen Exkursionen zielen eher darauf ab, daß dann alle bei ihren Liebsten daheim sind und ich somit unterwegs selten jemand treffe.

    Was soll ich bei Begegnungen auf die Frage "Wie gehts" auch erwidern? Eine reine Höflichkeitsfloskel auf die die meisten keine ehrliche Antwort erwarten.

    Meine ehrliche Antwort wäre:

    Unverändert schlecht, meine Frau ist tot.

    Ich bin nicht mehr der Mensch der ich vor dem 11. November '22 war und werde es nie wieder sein. Ich könnte jede Minute des Tages meinen Schmerz und Verzweiflung hinaus schreien und es würde nicht besser werden.


    Auch diese unbedachten Worte und das Unverständnis mancher Menschen treffen mich wie Nadelstiche und lassen mich teilweise sprachlos zurück.

    Die Frage ob ich es überwunden hätte, nach Urlaub, nach neuen Beziehungen. Wirklich?


    Zurzeit ist es wieder besonders schlimm, ich höre mich wieder öfter sagen "Ich will meine Tina zurück" und stampfe gedanklich trotzig auf den Boden.

    Ich dachte ich wäre schon mal weiter gewesen. Mein Leben ist schwarz, ich kann nicht mehr.

    Ich komme gerade von meinem abendlichen Spaziergang zurück. Die Enge unserer gemeinsamen Wohnung erdrückt mich manchmal und ich muss dann nochmal raus. Ich setze mich dann auf den kleinen Friedhof in unserem Ortsteil und versuche zur Ruhe zu kommen und meine Gedanken zu ordnen.

    Vielen Dank für Eure lieben Worte, ich wünsche Euch allen eine gute und erholsame Nacht.

    Vielen Dank an alle die auf meinen Beitrag geantwortet haben und vielleicht noch antworten werden.

    Es ist schön hier im Forum mein Herz auszuschütten und verstanden zu werden.


    Im Moment habe ich einfach das Gefühl in einer nicht enden wollenden Abwärtsspirale zu sein.

    Heute habe ich wieder alle meine Kraft zusammengenommen, bin rausgegangen und einige Kilometer gelaufen. Aber auch während ich unterwegs bin lassen mich die quälenden Gedanken und die Bilder meiner sterbenden Frau in meinem Kopf nicht zur Ruhe kommen.

    Aber dann ist da wieder die Leere und Stille wenn ich die Wohnungstür aufschließe und sie nicht da ist.

    Ehrlich gesagt, war ich früher auch etwas unempfindlicher, wenn ich vom Tod eines Menschen hörte und erlebte, wie lange die Trauer bei den Angehörigen dauerte.

    Es kann halt wirklich nur derjenige das nachfühlen, der er selbst erlebt hat, das müssen wir erkennen und dürfen es, glaube ich, nicht persönlich nehmen.

    Seit dem Tod meiner Frau mache ich mir auch vermehrt Gedanken über meine Mitmenschen und auch über mich selbst.

    Über mangelnde Empathie, aber auch über Menschen von denen ich niemals soviel Einfühlsamkeit erwartet hätte.

    Wir wäre ich selbst vor einem Jahr einem trauernden Menschen begegnet? Die Antwort beschämt mich.

    Es sind schon über 8 Monate vergangen, dass meine geliebte Frau gestorben ist, am 11. November 2022 ist ihr Licht erloschen.

    Am diesem Tag ist auch der Mensch der ich mal war gestorben. Es schmerzt und ich weiß nicht wie ich mit dem Verlust fertig werden soll, sie fehlt mir jeden Tag ein wenig mehr.

    Für meinen Verwandten- und Bekanntenkreis ist der Tod meiner Frau kein Thema mehr, wenn er überhaupt je einer war.

    Da ist niemand der einfach nur zuhört oder mit dem man auch mal bei einer Tasse Kaffee still zusammen sitzen kann wenn einem nicht nach reden ist oder einen in den Arm nimmt.

    Es kommen nur noch "gute" Ratschläge und ich soll positiv in die Zukunft blicken.

    Wie denn?

    Manchmal überrollen mich die Gefühle und es genug ein Satz der fällt oder ein Lied das ich zufällig höre und die Tränen fließen. Die Menschen schauen irritiert und fragen sich warum.

    Früher war ich nicht so nah am Wasser gebaut.

    Selbst von Seiten meiner Schwiegermutter und meines Schwagers herrscht Stille, auch nachdem ich mehrmals den Kontakt gesucht habe und versucht habe die Verbindung nicht abbrechen zu lassen.

    Der einzige Lichtblick sind die einmal im Monat stattfindenden Treffen der örtlichen Trauergruppe und die persönlichen Gespräche mit der Leiterin des Hospizdienstes.

    Leider viel zu selten

    Es bleiben lange Spaziergänge in der Natur, bei denen meine Gedanken kreisen und ich die schönen Tage mit meiner Frau vermisse.


    Herzliche Grüße

    Ralph