Ihr Lieben,
ich habe vier furchtbare Tage hinter mir. Ein schon lange währender Konflikt in der Arbeit ist komplett eskaliert😟
Eine Kollegin stellt sich seit Ewigkeiten dumm, eine andere fährt (erfolgreich) eine gewisse Arbeitsvermeidungstaktik, gibt bei neuen Arbeitsaufträgen so lange nervende Rückfragen, bis der Chef im Prinzip alle neuen Projekte lieber gleich MIR aufgebürdet hat.
Hab im Laufe der Jahre die miese Aufgabenverteilung immer wieder mal freundlich angesprochen, wurde immer abgeblockt. Es war aber alles früher immer noch "machbar" bzw. schaffbar für mich. Als ich noch Kraft hatte und mich auf die Feierabende und Wochenenden mit meinem Schatz freuen konnte😭
Im Laufe der letzten Woche kamen dann wieder 2 neue Sachen dazu und ich war zuvor schon am Limit.
Ich konnte Freitag einfach nicht mehr.
Erst 7 Monate sind vergangen seit meiner persönlichen Katastrophe.
6 Wochen war ich krankgeschrieben, bin dann gleich wieder Vollzeit arbeiten gegangen. Keinen Tag Urlaub seitdem beansprucht.
Vielleicht so ca. 6-8 Wochen anfangs noch hatte ich am Arbeitsplatz spürbar "Schonzeit", der Chef hatte dann gleich noch scheinbar mitfühlend kondoliert und gesagt "Rühr Dich wenn Du was brauchst" - haha.
Trotz einiger Bitten meinerseits, die Arbeit gerechter aufzuteilen, wurde es nur immer nur mehr und mehr und mehr.
Freitag war ich am Ende, es ging nichts mehr. Stress pur, hatte quasi Blackouts, hatte innerhalb von 2 Sekunden vergessen was ich eigentlich in der Tabelle machen wollte etc.
Hab dann im Effekt eine überdeutliche E-Mail geschrieben. Richtig gepfeffert, deutliche Forderungen, Drohung mit Betriebsrat wenn sich nichts ändert. Mir war alles egal. Mein Liebling ist gestorben, schlimmer kann es nicht mehr werden. Alles egal.
Antwort vom Chef: wir können Montag reden.
Das ganze Wochenende hatte ich dann Panikattacken und Weinanfälle.
Mein Schatz, er fehlt mir so furchtbar.
Mit ihm hätte ich alles durchgehen können, er hätte meine E-Mail nochmal gegenlesen können. Mir sagen was evtl. zu krass formuliert war oder was auch immer... Er war gut in sowas❤️
Ach, was rede ich: Es wäre gar nicht so weit gekommen mit ihm an meiner Seite😔
Irgendwann dann leise Hoffnung dass das Chef-Gespräch gut verlaufen würde. Dass es gut war, mal auf den Tisch zu hauen. Dass sich meine Arbeitssituation zum Besseren wenden würde...
Aber nein. Das Gespräch heute war einfach nur grauenvoll. Ich wurde nicht angehört, mir wurde sogar Neid (?!) auf die sich dummstellende (hübsche) Kollegin vorgeworfen. Was total absurd ist.
Ich soll doch bitte nur auf meine eigenen Aufgaben schauen. Und die andere, nervende Kollegin wäre ja schließlich ein armer kranker, unglücklicher Mensch, so wie sie sich benimmt, da solle ich Rücksicht nehmen.
Hab dann nur zurückgeblafft "Meinst Du denn tatsächlich ich wäre selber NICHT unglücklich?".
Es war einfach nur häßlich und verletzend. Ich war fassungslos. Nie hätte ich solch empathielosen Worte erwartet, niemals.
Das bedeutungslose Pflicht-Kondolieren, das dahingesagte "Rühr Dich wenn Du was brauchst"... alles ein Witz.
Auf trauernde Menschen wird null Rücksicht genommen. Es zählt einfach nicht. Nach 2-3 Monaten soll man bitte wieder die alte Performance am Arbeitsplatz hinlegen. Und doch bitte Rücksicht auf die angeblich psychisch kranke Kollegin nehmen und deren Arbeit mit übernehmen.
Dabei habe ich wirklich keinerlei Sonderbehandlung verlangt, sondern einfach nur eine faire Arbeitsteilung. In der irrigen Annahme dass die Bitte eines trauernden Menschen zumindest mal ernstgenommen wird. Und zumindest ein freundliches, konstruktives Gespräch stattfindet.
Ich hab mich wirklich noch nie in meinem ganzen Leben so furchtbar gefühlt. Da ist natürlich immer noch die Trauer, die Traurigkeit, der unfassbare Verlustschmerz, die absolute Verzweiflung. Wie seit Monaten schon.
Und jetzt dazu diese lodernde Wut auf alles und jeden. Auf diese gefühlskalten, empathielosen Menschen. Die mich scheinbar nur noch als hysterisches Weib wahrnehmen, daß sich gefälligst zusammenreißen und klaglos gute Arbeit abliefern soll wie früher.
Häßliche Gedanken, für die ich mich dann schäme. Gedanken wie "ich hoffe ER ist dann irgendwann auch mal der übriggebliebene Partner und WEISS dann wie grauenvoll man sich fühlt!!".
Ja, ich bin weniger leistungsfähig als früher.
Ja, ich bin stressanfälliger als früher.
Ja, ich war jetzt EINMAL nicht so freundlich wie sonst. Hab mal auf den Tisch gehauen.
Aber ich hab mich nach 6 Wochen wieder zurückgekämpft an den Arbeitsplatz. Hab mich durchgebissen. Nicht ganz uneigennützig, ich wollte auch gerne die Ablenkung.
Aber jetzt? Wirklich zum Betriebsrat? Kostet zu viel Kraft, die ich nicht habe.
Zum Arzt zwecks erneuter Krankschreibung? Ich würde im Prinzip ja gerne arbeiten. Aber eben unter fairen Umständen.
Um ein weiteres Gespräch bitten? Wahrscheinlich nutzlos.
Mir ist nur noch zum Heulen. Es ist ein Gesellschafts-Problem. Für Trauer gibt es keinen Platz, kein Verständnis, kein Entgegenkommen.
Kein Chef, kein Teamleiter wird geschult wie man mit trauernden Mitarbeitern umgeht.
Aber ansonsten ist ja ALLES so wichtig: "Mental Health", Umgang mit Suchterkrankungen, Umgang mit Mobbing, mit Diskriminierungen, mit diversen Kollegen, Burnout-Früherkennung....alles hat seinen Platz und wird in unserer Firma geschult oder mit Aktionstagen drauf aufmerksam gemacht, aber Tod und Sterben findet wohl einfach nicht statt...?
Dabei ist es doch das, was uns Menschen alle betrifft😔
(Was natürlich definitiv nicht heißen soll, dass die anderen Dinge nicht auch wichtig wären - bitte nicht falsch verstehen, das hat alles seinen Platz verdient...).
Traurige, wütende, nachdenkliche Grüße
Nora