Ihr Lieben,
ich wollte noch von einer Erfahrung erzählen. Vielleicht ist es ja für den einen oder anderen interessant.
Und zwar bekamen wir von der Klinik, in der Andi starb, eine Einladung zu einem ökomenischen Gedenkgottesdienst.
Mir wäre das egal gewesen, gehe selber nicht in die Kirche (bin vor Ewigkeiten ausgetreten).
Andi's Mama war es aber sehr wichtig, wollte aber ohne Begleitung nicht hin und hat auch jemanden gebraucht, der sie fährt.
Ich wollte sie dann auch etwas trösten, wo doch am Freitag auch noch ihre Katze eingeschläfert werden musste. Also sind wir am Sonntag dorthin.
Der Gedenkgottesdienst fand direkt in der Klinik in der dortigen Kapelle statt. Ein schöner holzgetäfelter Raum, viel "wärmer" als die kalten unpersönlichen Kirchen an die ich mich so zurückerinnere. Es kamen erstaunlich viele Menschen, es mussten sogar noch extra Stühle geholt werden.
Die Einladung ging an alle Familien, die in den letzten 6 Monaten einen lieben Angehörigen in der Klinik verloren hatten.
Es wurde abwechselnd von 4 Pfarrern/Pfarrerinnen (oder Diakonen?) etwas vorgetragen oder Texte vorgelesen, auch nicht zu "christlich" oder dogmatisch eingefärbt. Dazwischen ruhige Musik.
Alles eher "weltlich", für Jedermann ok.
Bis auf ein "Vater unser" musste man nichts mitsprechen, somit war es auch für nicht regelmäßige Kirchgänger geeignet
Auch konnte man die ganze Zeit sitzenbleiben, es ist ja oft ein bisschen peinlich wenn man nicht weiß wann man genau aufstehen oder hinknien soll
Es bekam jeder eine kleine Kerze, die man an der großen Osterkerze entzünden durfte. Die vielen Kerzen wurden dann auf ein großes Spiegel-Tablett gestellt, das mit Blumen geschmückt war.
Am Schluss durfte man "seine" Kerze mit nach Hause nehmen.
Was ich besonders lieb und rührend fand:
Es gab noch 4 größere Kerzen, die danach entzündet wurden:
- Eine Kerze für die Verstorbenen, für die kein Angehöriger kommen konnte oder wollte
- Eine Kerze für die Verstorbenen anderer Religionen, für die aus diesem Grund kein Angehöriger gekommen war
- Eine Kerze für alle Verstorbenen, die keinen Angehörigen mehr hatten, der hätte kommen können
- Eine Kerze für alle verstorbenen Mitarbeiter des Klinikums
Am Ende gab es noch Brot und Getränke (sogar Weißwein) und das Angebot, noch gerne etwas in der Kapelle sitzen zu bleiben und/oder mit den Priestern/Priesterinnen zu sprechen.
Da bekamen wir auf Wunsch von Andi's Mama noch ein sehr einfühlsames Gespräch mit einer Priesterin.
Ich hätte es vorher nicht gedacht, aber auch mir tat dieser Abend gut. Alleine zu sehen, daß man nicht alleine ist, sondern daß andere auch mit verweinten Augen da saßen und jemanden verloren hatten. Das schöne Ritual mit den Kerzen und die einfühlsamen Texte.
Wollte Euch davon berichten, falls vielleicht jemand auch so eine Einladung von Klinik/Krankenhaus erhält.
Für den einen oder anderen mag es ja vielleicht ein klitzekleiner "Baustein" in der Trauer sein🧡