Beiträge von Lunaxia

    Hallo an alle, ich wollte mich mal wieder melden


    Ich bin jetzt seit Donnerstag in der Klinik. Bis jetzt finde ich es ganz in Ordnung hier. Mit meiner Zimmernachbarin verstehe ich mich sehr gut, sie kam am selben Tag wie ich. Auch mit anderen Mitpatienten hab ich mich schon gut unterhalten und die Pfleger und Ärzte hier sind auch super lieb. Therapien hatte ich noch nicht so viele, morgen gehts dann richtig los. Ich merke das es mir gut tut hier immer jemanden zum reden zu haben, meine Eltern waren ja auch mittlerweile mit mir überfordert. Habe aber Stimmungsschwankungen. Am schlimmsten war es als ich einen Fragebogen ausgefüllt habe als nach Wohnsituation und Beziehung gefragt wurde. Da hatte ich nen kleinen Zusammenbruch. Ich habe dann irgendwas reingeschrieben wie, dass ich emotionial immer noch in einer Beziehung bin. Gestern hatte ich schon das erste mal Ausgang, bzw ich darf ja immer raus muss halt zu den Therapien da sein. Bis 21 Uhr war ich dann bei meinen Eltern. Als ich gemerkt habe, dass ich wieder bald zurück muss gings mir kurz auch richtig schlecht, ich hab mir dann sobald ich da war was zum bedarf geben lassen. Nächstes Wochenende darf ich dann von Samstag auf Sonntag über Nacht heim. Heute hätte ich eigentlich auch heimgekonnt aber bin da geblieben weil ich Besuch bekommen hab. Die Tante von Daniel und seine Cousine waren da. Ich hab mich wirklich sehr darüber gefreut, dass sie da waren. Daniels Cousine hat mir auch einen Teddy mit Zitronenduft mitgebracht, damit ich was zur Beruhigung habe. Bevor sie zu mir gekommen sind waren sie bei Daniel am Friedhof und haben ihn Blumen gebracht, haben mir ein Foto gezeigt. Die Blumen waren echt schön. Ich wollte eigentlich auch vor der Klinik nochmal zum Grab aber hab es zeitlich nicht mehr geschafft, ich denke aber ja die ganze Zeit an ihn. Nächstes Wochende geh ich dann aber, das hab ich mit meinen Eltern schon ausgemacht. Als sie dann gegangen sind bin ich mit raus, weil Daniels Papa sie abgeholt hat. Ihn kurz zu sehen war auch schön und von seiner Mama haben sie mir schöne Grüße ausgerichtet. Ich hatte eigentlich bisschen Sorgen, dass es mir wehtun wird wenn sie kommen. Aber war nicht so, im Gegenteil es war wirklich schön zu wissen dass ich immer noch irgendwie zur Familie gehöre und es war wirklich super schön dass sie da waren. Nächste Woche wollen sie mich auch nochmal besuchen. Ein Kumpel möchte auch nächste Woche kommen. Meine Trauerbegleiterin hat auch gesagt sie ruft mich in der nächsten Woche an und dann kommt sie auch mal vorbei. Montag war ich mit ihr spazieren im Wald. Wir haben da nie riesen Kröte und ne Blindschleiche gesehen.


    Ich hatte große Angst, dass ich mich hier total unwohl fühlen werde, aber das ist eigentich nicht so. Ich bin zwar noch nicht richtig angekommen und hab doch Momente wo ich nach Hause möchte aber weil ich mich doch einigermaßen wohl hier fühle denk ich schaff ich es die Therapie auch zu Ende zu machen

    Liebe Sonnenernte,


    danke der Nachfrage. Es schwankt gerade stark. Ich bin immer noch sehr depressiv, deswsegen hab ich auch schon länger nichts mehr geschrieben. Es gibt Tage da geht es irgendwie, aber wahrscheinlich auch nur weil ich verdränge. Wenn ich wirklich alle Gefühle an mich ranlasse, bin ich immer noch fix und fertig. Die Selbstmordgedanken sind auch noch da, mal stärker mal weniger, aber auch wenn sie drängen hab ich alles soweit unter Kontrolle nichts zu machen. Ich setze mich auch allgemein viel mit dem Thema Tod auseinander. Ich hab in letzer Zeit viele Dokus angeschaut wo es um Sterbehilfe, Krankheiten, Vorrausgegangene und Suizid ging. Gerade bei den Dokus wo welche sehr krank waren oder schwere Unfälle hatten und trotzdem überlebt haben, frage ich mich ohne jemanden was böses zu wollen, wieso haben diese Menschen sowas überlebt aber Daniel nicht? Auf diese Frage gibt es wahrscheinlich keine Antwort, trotzdem finde ich es einfach gemein und unfair.


    Letzte Woche war ich bei nem Kumpel und mein bester Freund hat mich überraschend bei meinen Eltern besucht. Mit meinem Kumpel hab ich mich auch über Daniel unterhalten. Irgendwann meinte mein Kumpel zu mir, sowas in der Art wie ich wäre ja zum Glück nicht komplett zerbrochen. Ich habe dann erwidert ich denke schon, er sieht mich jetzt gerade in diesem Moment, wo es mir verhältnismäßig gut geht, aber hat die ganzen anderen Tage nicht gesehen. Er meinte er sieht trotzdem noch was von mir, es ist noch etwas da und kann auch wieder werden. Ich weiß nicht recht was ich dazu denken soll, für mich fühlt es sich schon komplett zerbrochen an.

    Als mein bester Freund mich besucht hat, war ich sehr überrascht. Normalerweise kommt er nicht einfach vorbei sondern sagt vorher was, aber ich hab mich über den Überraschungsbesuch ein bisschen freuen können. Er meinte er war grad in der Nähe und wollte mich besuchen weil wir uns jetzt schon etwas länger nicht gesehen haben. Es ist schön zu wissen. dass es doch noch Menschen gibt denen man wichtig ist und an einen denken.


    In ungefähr einer Woche geht die Therapie los. Langsam werd ich ein bisschen nervös und hoffe einfach, dass ich mich einigermaßen wohl dort fühle. Wenn ich früher mal auf ner Station war hab ich mich meistens nach ein paar Tagen wieder selbst entlassen. Ich möchte aber wirklich versuchen die Therapie gut und bis zum Ende zu machen, bis die Ärzte mich entlassen. Es hieß zwar eigentlich 3 Wochen, dann hieß es 6-8 Wochen. Ich denke das wird wahrscheinlich erst entschieden wenn ich wirklich dort bin und die Ärzte ein bisschen einschätzen können wie lange nötig ist. Ganz davon überzeugt, dass sie mir wirklich helfen können bin ich zwar nicht, aber ich möchte es zumindest versuchen.

    Danke ihr Lieben,


    ja ich habe eine Betreuung. Ich bin regelmäßig in der Ambulanz der Psychiatrie bei meiner Ärztin und bei einem Krankenpfleger. Ab 1.8 werde ich auch dort auf eine offene Station gehen. Es sind erstmal 3 Wochen geplant, könnte aber theoretisch auch verlängert werden und danach bin ich am überlegen entweder in die Tagesklinik oder auf Reha zu gehen. Medikamente nehme ich auch, für tagsüber Antidepressiva und für nachts zum Schlafen Neuroleptika. Außerdem hab ich auch noch ein Notfallmedikament, was ich nehmen kann wenn es mir zu schlecht geht und ich alleine nicht rauskomme. Eine ambulante Thearapeutin will ich auch noch suchen bzw mich bei meiner alten Therapeutin melden ob sie mich wieder nehmen könnte. Ich fand sie ist eine sehr gute Therapeutin die sich wirklich auskennt und deswegen würde ich am liebsten wieder zu ihr gehen. Ich hab mich wirklich gut aufgehoben gefühlt und ich kenne sie ja auch schon

    Danke liebe Zausel, ich schicke dir eine Umarmung zurück


    Lieber Ron,

    ja dieses Fahrgeschäft trifft es ziemlich gut. Ich war früher gerne in Freizeitparks und bin zb gerne Achterbahn gefahren aber diese Türme wo man fällt mochte ich noch nie. Erst gestern hab ich meine Gedanken versucht zu sotieren und da kam mir auch das Bild mit einfach nur fallen. Manchmal fällt man vielleicht auf einen Absatz, man bleibt kurz liegen. Dann bricht dieser Absatz ab und man fällt wieder weiter.


    Ich versuche meine Kräfte wirklich nur für wichtige Dinge einzusetzen. Da bin ich so froh, dass ich zu meinen Eltern konnte. Die kümmern sich um alles, einkaufen, kochen ect und ich muss nicht so viel machen. Schon alleine wenn ich anfange etwas aufzuräumen sitz ich nach 5 min wieder da und schaue in die Leere. Dann kann ich mich vielleicht aufraffen, räum wieder etwas weg aber nach kurzer Zeit sitz ich wieder und starre.


    Ich habe heute meine Trauerbegleiterin gesehen, wir waren Kaffeetrinken und dann etwas im Wald spazieren. Selbst die paar Meter laufen haben mich so viel Kraft gekostet, dann ist es heute auch noch so warm. Ich war danach so kaputt. Ich kann mich am Sommer gar nicht erfreuen, sonst war das immer meine Lieblingsjahreszeit, weil alles so unbeschwert ist, man kann lange draußen sitzen, grillen, feiern, baden gehen. Jetzt nehme ich zwar wahr, dass es Sommer ist und es warm ist, aber es fühlt sich trotzdem an als würde alles einfach so ohne Bedeutung vorbei ziehen. Es scheint zwar die Sonne aber in mir ist alles düster, düster und kalt. Heute ist es genau 3 Monate her und mir fällt immer mehr auf wie sehr ich mein Zeitgefühl verliere. Auf der einen Seite verstreichen die Wochen ultraschnell aber doch so langsam.


    Ich weine nicht mehr die ganze Zeit, noch sehr oft aber nicht durchgehend. Dafür kommen teilweise andere Gefühle hoch und die wechseln sich teilweise so schnell ab. Die Trauer ist natürlich immer da aber dazu bin ich oft ängstlich, leer und manchmal auch wütend. Aber ich bin nicht auf Daniel wütend. Ich bin wütend auf die ganze Welt und auf mich. Auf die Welt weil ich alles gemein und unfair finde. Auf mich weil ich nicht gesehen habe wie krank er wirklich ist, weil ich ihm nicht geholfen hab/helfen konnte. Manchmal möchte ich einfach nur schreien aber sitz dann doch still da. Zu den Suizidgedanken, die immer noch ziemlich präsent aber nicht immer gleich stark vorhanden sind kommen jetzt auch noch selbstzerstörerische Gedanken. Ich hatte früher als Jugendliche und sehr junge Erwachsene Probleme mit Selbstverletzungen. Man kann sagen, das habe ich überwunden aber die Gedanken daran kommen sehr stark zurück. Ich habe das früher hauptsächlich gemacht weil ich mich selbst gehasst habe und mich bestrafen wollte. Ich denke daran die Haut aufzuschneiden, sehe es bluten. Gerade hab ich wieder das Gefühl ich müsse bluten, bestraft werden. Ich mach es aber nicht, ich denke nur daran. Dann ist noch so ein Impuls in mir, der einfach nur weglaufen möchte. Egal wohin nur weg. Dann durch irgendwelche Clubs ziehen und mich so zudröhnen, dass ich gar nichts mehr mitbekomme. Und wenn ich dann in irgendeiner Gosse im Dreck landen würde, wär es mir auch egal.

    Ich danke euch beiden, ihr seid echt lieb.


    Meine Liebe für ihn wird immer da sein. Er war nicht nur mein Freund, sondern auch mein bester Freund. Ich konnte mit ihm über alles reden. Es fehlt alles so sehr und ich weiß nicht wie lange ich noch Kraft aufbringen kann. Ich vermisse seine Liebe auch so sehr, er hat es mir dauernd gezeigt und gesagt. Jetzt fühlt es sich so an, als hätte mich niemand mehr lieb. Ich möchte doch nur in seinen Armen liegen, gehalten werden, und mich sicher fühlen. Ich kann langsam einfach nicht mehr, es ist zu viel alles. Ich frag mich warum ich überhaupt noch hier bin, ich leide doch nur.


    Ich schicke euch beiden auch eine Umarmung :24:

    Ich war heute das erste Mal wieder in meiner Wohnung. Ich war seit Daniels Tod nur einmal dort und das war entweder am selben Tag oder am Tag danach. Ich weiß es nicht mehr so genau weil ich mich an die ersten Tage kaum erinnere. Das erste Mal hab ich nur geweint. Der Krankenpfleger der Psychiatrie ist mit mir hingefahren. Gefühlt hab ich fast gar nichts, eine große Anspannung aber gleichzeitige eine tiefe Leere. Die Wohnung sah auch etwas anders aus, ich hab noch ein riesen Chaos im Kopf. Meinte Eltern haben etwas aufgeräumt. Das einzige was noch an den Notarzteinsatz erinnert hat war ein runtergerissenes Tuch was am Sofa an der Wand hing. Wie das genau passiert ist weiß ich gar nicht, trotzdem hat es einen Stich gegeben dieses Tuch so halb runtergerissen hängen zu sehen. Vielleicht war ich auch gar nicht da, als es runtergerissen wurde. Was ich noch weiß, dass ich irgendwelche Möbel beiseite geschoben hab, damit die Sanitäter mit ihrer Liege durchkamen. Wir waren nicht lange da, das waren höchstens 15 min dann hat es mir gereicht. Ich hab dann noch ein paar Bastelsachen mitgenommen, damit ich die mit in die Klinik nehmen kann. Das eine war so einen Katze zum zusammenstecken mit LED Beleuchtung und zwei Diamond Painting. Eins von den beiden hat Daniel mir noch zu Weihnachten geschenkt.


    Ich konnte heute die ganze Zeit nicht weinen, aber jetzt wo ich diesen Text schreibe kommen mir doch die Tränen. Ich liebe meinen Schatz so sehr, dass ich gar nicht die richtigen Worte habe und genauso arg vermisse ich ihn. Es ist so schwer zu akzeptieren, dass ich jetzt ein ganz anderes Leben habe, dass er nicht mehr zurück kommt. Ich hätte wirklich gerne mehr Zeit mit ihm verbracht als 5 Jahre. Unsere Liebe hätte verdient gehabt länger zusammen glücklich zu sein. Was wir hatten, war etwas Gutes. Warum wurde uns das genommen? Und warum so früh? Ich bin mir ziemlich sicher, wir wären noch sehr lange zusammen gebileben, wahrscheinlich bis wir in dem Alter gewesen wären wo es aktzeptabel ist zu gehen. Mir haben mehrere Freunde gesagt, ich war die Eine für ihn, er wollte keine andere mehr, das hat er zu ihnen gesagt. Und für mich war er auch der Eine. Wir standen uns so Nahe, uns gab es nur noch zu zweit. Wir waren fast die ganze Zeit zusammen und haben über alles geredet. Ich verstehe einfach nicht wieso sowas passieren musste. Hab ich was falsch gemacht? Hat er was falsch gemacht? Mir sind schon so viele schlimme Dinge in meinem Leben passiert. Immer wenn ich denke es ist alles gut kommt was Neues. Und auch wenn die anderen Sachen die passiert sind schrecklich waren, so schlimm wie Daniel zu verlieren war NICHTS.

    Gestern war ich beim Kardiolgen, weil ja mein EKG beim Hausarzt auffällig war. Ich hab zum Glück nichts, dieser eine Wert der nicht ganz gepasst hat, hat er gemeint das haben viele in meinem Alter und ist harmlos. Im Ultraschall war alles in Ordnung und er meinte sogar mein Herz ist richtig gut. Wenigstens eine Sache am Körper was gesund ist... Ich war bei einem sehr netten Professor, der eigentlich Chefarzt von der Kardiologe von einem Krankenhaus hier ist, aber auch nebenbei in der Praxis arbeitet wo ich bin. Der war wirklich super nett und ich hab ihn dann auch das von Daniel erzählt. Der Professor war auch richtig entsetzt, dass Daniel so jung an einem Herzinfarkt gestorben ist und er muss sich ja auskennen. Ich hab ihm auch erzählt, dass wir beide überhaupt nicht an das Herz gedacht haben, da meinte er auch das ist verständlich in Daniels Alter. Eben weil das normalerweise nicht vorkommt.


    Ich bin immer noch wahnsinnig traurig und kann immer noch kaum begreifen, dass Daniel nie wieder kommt. Sobald ich mir es versuche wirkliich bewusst zu machen, bekomme ich Panikattacken und denke ich kippe gleich um. Es ist einfach so schwer zu ertragen. Warum er und warum so jung? Ich bekomme auch die Bilder nicht aus meinem Kopf, wie er zu Hause umkippt und nicht ansprechbar ist. Wie er im Krankenhaus aus Mund und Nase geblutet hat, Wie er an jedem Gerät angeschlossen war, was sie hatten, wie bei meinem letzten Besuch kurz die Augen geöffnet hat. Und wie er tot da liegt auf dieser Liege, erst mit einem Tuch abgedeckt und dann aufgedeckt. Ich hab ihn überall geküsst, auch auf den Mund obwohl da etwas Blut rauslief. Ich hab mich mit meinem Kopf auf seine Brust gelegt. Irgendjemand hat mir dann einen Stuhl neben ihn gestellt. Dann hab ich seine Hand genommen, die war so schlaff und hab ihn ein letztes Mal eins seiner Lieblingslieder vorgespielt. Irgendwann konnte ich nicht mehr und bin einfach raus, ohne nochmal wirklich Tschüss zu sagen. Was mir auch keine Ruhe lässt, dass ich nicht bei ihm war als er gestorben ist. Er war ganz alleine, niemand war da außer natürlich das Krankenhauspersonal. Ich weiß, dass er sich gewünscht hätte, ihn im Arm zu halten wenn er stirbt, das hat er mir mal gesagt. Es wär zwar auch verdammt schwer gewesen, aber für ihn hätte ich alles gemacht. Damit er nicht alleine gewesen wäre.


    Nächstes Wochenende bin ich auf den 30. Geburstag einer Freundin eingeladen. Ich werde hin gehen, aber es wird so verdammt schwer ohne Daniel. Es war eigentlich seine Freundin, ich hab sie über ihn kennengelernt und wir waren jedes Jahr zusammen auf ihren Geburstag. Es werden auch noch andere seiner/unserer Freunde da sein. Ja ich muss mal rauskommen aber ob ich wirklich in Partystimmung sein werde, bezweifle ich. Aber Daniel hätte bestimmt gewollt, dass ich trotzdem hin gehe

    Danke ihr Lieben, heute ist es leider auch nicht besser. Ich merke es heute auch extrem körperlich. Mir ist schwindellig, ich bin zittrig, mein Herz rast gefühlt und alles in mir schreit dass ich meinen Schatz zurück haben will. Dass ich ihn brauche. Wenn er jetzt da wäre, würde er mich in den Arm nehmen und über den Kopf streicheln, dann würde er meinen Kopf an seine Brust drücken und mir sagen wie lieb er mich hat. Und ich hab ihn doch auch so lieb. Er ist alles was ich je gewollt hab, was ich je gebraucht hab. Ich kann mich noch an eine Nacht erinnern, da waren wir erst kurz zusammen, wo wir Arm in Arm geschlafen haben. Daniel hat schon geschlafen aber ich war noch wach und war einfach nur glücklich in seinen Armen zu liegen und hab tief in mir drin gespürt wie sehr ich ihn liebe. Ich will mich doch einfach nur in seine Arme kuscheln und ihn nie wieder loslassen

    Liebe Niobe,


    ich werde am 1.8 auf Station gehen, möchte dem zumindest eine Chance geben. Kann mir zwar irgendwie auch nicht vorstellen, dass es alles viel besser macht aber ich versuche es. Es ist alles wirklich sehr schwer und ich vermisse ihn so sehr. Ich weiß wirklich gar nicht was ich machen soll. Es fühlt sich so an als könnte ich es nicht mehr lange ertragen

    Mir geht es heute extrem schlecht, ich bin die ganze Zeit am weinen und am zittern. Die Selbstmordgedanken sind sehr präsent. Ich hab einfach das Gefühl ich kann einfach nicht mehr und breche bald richtig zusammen. Ich vermisse und liebe meinen Daniel so sehr. Ich möchte ihn einfach nur in den Arm nehmen und weinen weinen weinen. Aber ich kann ihn nie wieder in den-Arm nehmen und das zerreißt mir das Herz. Ich frage mich warum ich überhaupt noch da bin und ich mich durch einen und noch einen und noch einen Tag quäle. Es ist einfach alles so sinnlos. Nichts mehr an meinem Leben ist noch ansatzweise lebenswert.


    Ich hab mich vorgestern mit zwei Kumpels getroffen, es war schön sie zu sehen aber ich merke immer mehr, dass ich nicht mehr ich selbst bin. Es ist nichts mehr übrig von mir. Ich hatte schon lange psychsiche Probleme aber ich hab nie meinen Humor und mein Lachen verloren, doch auch das ist komplett weg. Sonst hab ich mit den Jungs immer rumgescherzt und viel gelacht. Mein bester Freund meinte er merkt richtig wie mich was beschäftigt und er hat auch dauernd gefragt ob alles ok ist. Ich hab mich dann entschuldigt und gesagt ich bin zur Zeit einfach komisch drauf.


    Dann war ich auch noch Montag beim Arzt wegen meiner Seite die die ganze Zeit wehgetan hat. Der hat mich komplett durchgecheckt. Es ist wohl eine Rippenfellentzündung. Und mit meinem EKG hat irgendwas nicht gestimmt, ich muss jetzt zum Kardiologen. Kurz hab ich mir zwar Sorgen gemacht aber grad ist es einfach nur egal. Ich hab meinen Schatz gebeten, dass wenn mir was passiert er mich abholen soll.

    Ich war heute wieder beim Fachkrankenpfleger in der Psychiatrie, er hat nachgefragt wann ich auf Station gehen kann. Am 1.8 ist es dann soweit. Ist noch ein bisschen lange hin aber die Zeit bekomme ich schon rum. Mehr Sorgen macht mir ob die 3 Wochen ausreichen. Der Pfleger meinte auch eher nicht... vielleicht geh ich danach noch auf Reha oder in die Tagesklinik. Mal sehen.


    Am 1. Juli hab ich den nächsten Termin. An diesem Tag werden wir in meine Wohnung gehen. Ich war kurz nach Daniels Tod dort, habs aber kaum ausgehalten. Seitdem war ich nicht mehr da. Wir werden nur eine Stunde bleiben, aber ich hab trotzdem Angst davor. Es ist nicht so, dass ich nicht nach Hause will, ich will einfach mein Leben wieder wie es war, Ich will mit Daniel zusammen nach Hause gehen, in unser Zuhause, von uns beiden. Ich vermisse ihn heute wieder so sehr.


    Ich hab große Angst vor der Zukunft. Ich hab Sorgen, dass wenn ich zurück gehe, gar nicht klarkomme. Ich hab Angst vor dem alleine sein, hatte ich schon immer. Ich weiß ja nicht mal wie ich für mich Kochen soll, ob ich überhaupt für mich alleine Kochen soll. Ich habe immer für zwei gekocht und nie für mich alleine. Ich ess auch nicht so viel und weiß gar nicht was ich dann mit dem Essen machen soll wenn es zuviel ist, die meisten Packungsgrößen sind auf mindestens 2 Personen ausgelegt. Außerdem hat es mich immer am meisten gefreut mit Daniel zusammen zu kochen. Ich hab zwar den Hauptteil gemacht aber er hat immer für mich geschnippelt Das Schönste war aber, wenn es ihm geschmeckt hat und er alles aufgegessen hat oder noch einen Nachschlag wollte. Einkaufen macht mir genauso Sorgen. Daniel war meistens alleine einkaufen weil ich so schlecht laufen kann. Ich hab zwar einen Roller aber so viel kann ich damit nicht transportieren. Wie mach ich das mit Getränken und Pfand abgeben. Dann hab ich noch Angst komplett zu veriensamen und tagelang niemanden zu sehen. Ich habe Angst allein in unserem Bett schlafen zu müssen. Wir haben uns erst letztes Jahr ein tolles Wasserbett geholt, aber wie soll ich da denn alleine schlafen? ich hab ein paar Nächte alleine geschlafen, als Daniel im Koma lag. Das war schon schlimm, aber da dachte ich er wird wieder gesund.


    Ich vermiss dich so sehr, mein armer armer Schatzi. Es tut mir so leid was dir passiert ist. Ich konnte dich nicht retten. Es tut mir leid. Ich liebe dich

    Liebe Bettina,

    ich wünsche dir auch ganz schnelle Besserung


    Mit den Kuscheltieren kenn ich auch. Ich hab jede Nacht einen Teddy im Arm, den mir mein Schatz geschenkt hab. Der beruhigt mich etwas beim Schlafen und ich fühle mich nicht ganz so alleine

    Liebe Sonnenente und liebe Linchen,


    Ja es wär wirklich sehr tröstlich die Hand der Dame zu halten, da hab ich mal wieder gemerkt, ich bin nicht alleine. Es gibt so viele die ähnliches durchmachen, nicht nur hier sondern auch bei mir in der Nähe. Ich kann weiterhin an der Gruppe teilnehmen, die war nur heute ausnahmsweise dort, Normalerweise ist sie in der Stadt wo ich wohne. Es ist alles nicht sehr weit weg, Man kann sagen der Waldweg ist bei einem Vorort. Mit meiner Trauerbegleiterin, die ja auch mitgegangen ist, werde ich mich dort nochmal treffen beim nächsten Mal.


    Es war soweit gut, dass ich heute an dem schwierigen Tag nicht alleine war, die Natur hat mir auch gut getan. Das ist wirklich ein sehr schöner Weg im Wald mit Felsen, kleinen Weihern und Quellen. Auch Daniel hat es dort gefallen. Der eine Weiher heißt Märchenweiher, find den Namen auch so toll dafür.


    Ich hoffe, dass er in meine Träume kommt, neulich hab ich geträumt dass wir im Kino waren und einmal Eisessen.

    Heute ist es genau zwei Monate her... ich hatte heute Termin bei meiner Trauerbegleiterin und danach im Anschluss war Gruppe mit Spaziergang im Wald. Den Spaziergang hat eine Pfarrerin und Seelsorgerin organisiert. Auf unserem Weg gab es mehrere Stationen und Gedanken dazu und Geschichten und Gedichte. Ich finde sie hat das sehr schön gemacht. Am Anfang hat sie gesagt unsere Liebsten gehen mit uns auf diesem Weg, das fand ich auch schön. Die letzte Station war eine Schranke, die haben wir dann immer für einen geöffnet, das sollte symbolisieren was uns im Weg ist. Ich hatte auch ein paar sehr gute Gespräche mit den anderen Trauernden. Am Anfang war ich etwas skeptisch aber das hat wirklich gut getan. Ich war zwar mit Abstand die Jüngste aber es waren alle wirklich sehr lieb. Ich musste auch immer wieder weinen und einer anderen Dame ging es auch nicht so gut. Sie hat dann meine Hand genommen und sie fest gedrückt, ich hab sie dann zurück gedrückt, wir wollten uns so gegenseitig Kraft geben. An einer der ersten Stationen war eine Quelle und dahinter waren Felsen. Ich hab mir die Felsen angesehen und zufällig ein Loch in Herzform entdeckt. Das hab nur ich gesehen aber ich hab es den anderen gezeigt. Es haben sich alle sehr über dieses Herzchen gefreut.



    ich glaube Daniel war auch bei mir auf diesem Weg. Einmal waren wir sogar dort zusammen spazieren. Der Weg ist außerhalb der Stadt aber nicht weit von meinen Eltern weg, deswegen kannte ich diesen Weg schon und als Daniel seine schlimme Psychose hatte bin ich mit ihm da langgelaufen um ihm etwas gutes zu tun. Dieser Ausflug hat ihm damals auch wirklich geholfen. Ich hab mir immer wieder vorgestellt er hält meine Hand oder umarmt mich von hinten. Es war das beste was ich heute an diesem Tag wo es genau zwei Monate her ist, machen konnte

    Heute war es endlich soweit, ich hab mir das Tattoo für meinen Daniel stechen lassen. Ich finde es ist wirklich gut geworden, ich hoffe er sieht es und freut sich ein bisschen mit mir. Nochmal zum erklären, das ist aus einer Serie die in unserer Kindheit lief. Wir mochten die beide gerne und haben dazu auch Spiele zusammen gespielt. Ich wollte etwas bei mir haben, was mich immer an ihn erinnert, auch wenn er natürlich immer in meinem Herzen sein wird. Auch den inneren Schmerz mal äußerlich zu spüren war hilfreich, ich habe den Schmerz ganz bewusst wahrgenommen und hab die ganze Zeit an ihn gedacht. Ich weiß nicht, ob man das nachvollziehen kann



    Das ist für dich mein Schatz. Bärchen mochtest du doch so gerne.





    ich musste jetzt bisschen rumprobieren das Bild direkt in den Post einzufügen. Ich wollte euch schon fragen wie das geht, aber habs doch noch selbst rausgefunden.


    Heute bin ich schon wieder viel zu viel am nachdenken. Mir geht besonders der letzte Abend nicht aus den Kopf wo ich ihn besucht habe. Sie wollten ihn ja am nächsten Tag langsam aufwecken und haben die Sedierung schon verringert. Da hat er so schnell geatmet und immer mal wieder die Augen leicht aufgemacht als ich ihn gestreichelt und mit ihm geredet habe. Ich frage mich, hat er was mitbekommen? Wenn ja was und hatte er Angst... ich habe mir in dem Moment nicht so viel gedacht und mich einfach nur gefreut, dass er auf mich reagiert hat und er wahrscheinlich bald wieder wach ist. Als ich ihm gesagt habe, dass ich ihn liebe waren die Augen fast komplett offen, er hat sie aber immer so nach oben gedreht. Ich kann das nicht vergessen wie er die Augen geöffnet hat und so schnell geatmet hat. Ich hoffe einfach er hat gar nichts mitbekommen und wenn doch dann nur das ich da war

    Danke Linchen,


    ich hoffe das diese Verlustängste irgendwann wieder besser werden. Meine Eltern sind aber halt auch schon Mitte 60, ich weiß das ist auch noch nicht wirklich alt aber meine beiden Opas sind in dem Alter schon verstorben. Ja es ist schwer für sie, mein Papa hat heute auch gesagt es tut ihm so weh mich die ganze Zeit weinen zu sehen.

    Liebe Linchen,


    das ist ja auch schrecklich und ihr habt ja auch so viel geplant gehabt. Es war noch nichts konkretes, aber wir haben auch geplant irgendwann mal zu heiraten und über Kinder haben wir auch geredet. Katzen wollten wir uns auch holen, Daniel hatte geplant an der Wand entlang dann eine art Kletterpark aus Brettern zu bauen. Ich glaube wenn Daniel das überlebt hätte, hätte ich ihm den Antrag gemacht. Darüber hab ich schon nachgedacht als er im Koma lag.


    Ich bin auch froh, dass ich jetzt meine Mama hab. Mamas können halt doch noch am besten trösten. Eigentlich dachte ich, Daniel tröstet mich wenn meinen Eltern was passiert und nicht umgekehrt. Ich hab mir eh schon Gedanken um meine Eltern gemacht, weil mein Papa auch erst vor paar Jahren ne Herzklappen-OP hatte. Jetzt hab ich noch mehr Angst, sie auch noch zu verlieren.

    Danke Linchen,

    das beruhigt mich etwas. Ich bin froh, dass ich noch Video Aufnahmen von ihm habe. Hatte zb Angst, seine Stimme zu vergessen. Wenn ich daran denken muss, dass ich vielleicht noch 40-50 Jahre ohne ihn Leben muss, bekomme ich auch Panikattacken. Wir durften nur 5 Jahre zusammen verbringen, das ist so gemein. Wir hatten doch beide noch einen Großteil unseres Lebens vor uns. Es ist einfach nicht zu verstehen, warum er so jung schon gehen musste