Beiträge von Trommlerin

    Liebe Mauseline,

    was Du da schreibst über Deine Verzweiflung, das nicht glauben können und das schreckliche Aufwachen morgens in einem Leben das man so nicht will, könnte ich geschrieben haben. Ich kann momentan ohne Tabletten überhaupt nicht schlafen. Ständig Bilder im Kopf aus dem Krankenhaus und von ihrem sterben, das dann doch noch eine Woche dauerte - die Notärztin hatte 4-5 Stunden prognostiziert. Dieses Kopfkino ist normal in unserer Situation, das hat jeder in dieser schrecklichen ersten Zeit. Schön, dass Du echte Freunde hast, die Dir beistehen und den Hund, der mit Dir Gassi gehen will und versucht Dich zu trösten. Ich sehe gerade auch keinen Sinn mehr in diesem Leben, aber ich glaube fest daran, dass wir unsere Liebsten irgendwann wiedersehen werden. Ich spreche ganz oft mit meiner Ursel, hab auch schon geschimpft mit ihr, weil sie immer erst zum Arzt ging, wenn es fast schon zu spät war. Schreib hier immer wieder Deine Gefühle nieder, auch das tut ein bißchen gut. Jetzt seh ich vor Tränen die Tastatur nicht mehr. Viele liebe Grüße von Dieter.

    Liebe CHRISTINE B,

    ich habe ein Hobby - das Filme machen - das werde ich auf jeden Fall weiter machen. Momentan fehlt mir einfach die Muße. Es gibt sicher Menschen die aus ihrer Trauer Kreativität schöpfen können, ich kann das nicht. Das kommt wieder, aber jetzt ist alles noch zu frisch. Ich versuche auf meine Gesundheit zu achten, jeden Tag spazieren gehen, regelmäßig essen und ein paar Mal hab' ich mit Freunden etwas unternommen. Irgendwann werde ich auch wieder nach Hamburg - unsere Lieblingsstadt - reisen, jetzt wäre das zu schmerzhaft, mit Ursel hab' ich da wunderbare Tage verbracht.Ich hoffe, Deiner Hüfte geht's gut, liebe Grüße von Dieter.

    Liebe Elster,

    das tut so gut, sich mal anzulehnen. Vielen Dank dafür. Diese Sprüche vom Wunden heilen habe ich schon zwei Wochen nach Ursel's Tod gehört. Gott sei Dank habe ich ein paar wenige richtig gute Freunde die ich jederzeit anrufen kann oder die mich zu irgendwas einladen. Trauernde sind unbequem, da ist man unsicher, weil das Sterben und der Tod für die meisten ein Tabuthema ist. Den Spruch von Aurelius Augustinus finde ich sehr tröstend, auch wenn mir jedesmal beim Lesen die Tränen kullern. Viele liebe Grüße von Dieter.

    Liebe Mauseline,

    das ist schon mal toll, dass Du hierher gefunden hast. Die Erkenntnis dass es ganz vielen so geht hat mir schon sehr geholfen. Du kannst Deine Gefühle und Gedanken schreiben, Du wirst verstanden. Auch bei mir war es die zweite Ehe, und sie war wunderbar bis Krankenhauskeime meine Ursel aus dem Leben rissen. Ich wünsch' Dir die Kraft und gute Freunde und Verwandte die Dir die nächste grausame Zeit beistehen.

    Ganz liebe Grüße von jemand, dem es gerade genauso geht wie Dir.

    Ich hoffe jede Nacht beim Einschlafen dass dieser Albtraum beim Aufwachen zu Ende ist und Ursel wohlauf neben mir liegt. Dann kommt wieder die Verzweiflung über das Unwiederbringliche, dieses endgültige und ich muss mich zwingen den Tag wieder alleine zu leben. Dann sage ich ihr, dass ich mich nicht aufgeben werde, denn das hätte sie bestimmt nicht gewollt. Ich glaube, ihre letzten Gedanken an mich waren - das schafft er schon, er ist stark . Ja, stark war ich als sie im Krankenhaus lag, da war ich ihr Halt, aber jetzt fühle ich mich so kraftlos wie noch in meinem Leben zuvor.

    Liebe Miraliese21,


    Du hast so recht, das war ein riesengroßes Geschenk. Nach jetzt 5 Jahren kann ich mit einem Lächeln an sie zurück denken und ich hoffe so sehr, dass mir das mit Ursel auch eines Tages gelingt.

    Herzlichen Dank für Dein Mitgefühl.

    Heute haben mich Ursel's Schwester und ihr Mann zu einem Fahrradausflug mit Mittagessen in einem Biergarten eingeladen. Ich bin mit, es ist so schönes Wetter und ich kann doch nicht nur zuhause hocken. Es war sehr schön, wir haben uns auch über Ursel unterhalten ohne dass mir die Tränen übers Gesicht liefen. Die kamen dann, als ich wieder zuhause war, ich kämpfte schon im Treppenhaus damit. Mir wurde wieder bewusst dass ich in Zukunft alles ohne meine geliebte Ursel unternehmen muss. Und sie tut mir so leid für all die schönen Dinge, bei denen sie nicht mehr dabei sein kann.

    Liebe CHRISTINE B,


    die Trommlerin ist ein Eichhörnchen, leider auch schon verstorben, das wir nie vergessen werden. Als es das erste Mal bei uns am Fenster erschien, trommelte es vor Aufregung mit den Füssen auf's Dach. Daher der Name. 5 Jahre später war sie durch einen Sturz aus 15 Metern Höhe so schwer verletzt dass sie nicht mehr wild leben konnte. Nach 3 Monaten im Eichhörnchen-Krankenhaus verbrachte sie ihren Lebensabend glücklich und zufrieden in unserer Wohnung. Wenn Du "Eichhörnchen Trommlerin" googelst kannst Du mehr über sie erfahren. Liebe Grüße von Dieter. PS: das mit dem Bild find ich gut, so hat man eine Vorstellung beim Schreiben.

    Liebe Pia1962,


    sie hat mir auch so leid getan in dieser endlosen Zeit in immer anderen Stationen mit immer neuem Personal. Nachdem ich mich am Schluss viel über den Sterbeprozess informiert habe, wurde mir immer klarer, dass sie irgendwann nicht mehr daran glaubte wieder nach Hause zu kommen. Das Delir tat sein übriges dazu. Wenigstens konnte sie zuhause sterben, darüber bin ich sehr froh. Danke für Deine lieben Worte, viele Grüße von Dieter.

    Liebe CHRISTINE B,


    find ich klasse dass Du unabhängig bleiben willst und auch was dafür tust. Was Deine Bettnachbarin macht, ist ein Riesenfehler. In Ursels Krankenhauszeit hab' ich gelernt dass Unabhängigkeit im Alter ein Schatz ist, den man sich solange bewahren muss wie es geht. Ich muss auch - und nicht nur da - weinen, wenn ich ein Foto von Ursel sehe. Da wird die Sehnsucht noch viel größer als so schon. Ich wünsch' Dir einen sonnigen Spaziergang!

    Liebe CHRISTINE B,


    Du schreibst, die Liebe zu Deinem Sohn ist noch stärker geworden. Genauso fühle ich auch. Die schwere, qualvolle Zeit im Krankenhaus hat uns noch enger zusammen gebracht. Auch deswegen gebe ich mich nicht auf und versuche das beste dafür zu machen. Es kommen schon manchmal Zweifel ob das denn überhaupt noch Sinn macht. Dann denke ich an Ursel, die mich bestimmt dabei unterstützt weiter zu machen. Das Bild ist von unserem letzten Hamburg-Urlaub 2023. Ich wünsche Dir weiterhin gute Besserung, dass Du bald nach Hause kannst. Ganz liebe Grüße von Dieter.

    Liebe Sverja,


    ja, wir müssen das alle aushalten, nur manchmal denkt man es geht nicht mehr. Deshalb ist es gut dass es dieses Forum gibt. Hier wird man verstanden, hier wird mitgefühlt. Ich möchte mich auf keinen Fall entwurzeln lassen, das hätte Ursel ganz bestimmt nicht gewollt. Ich musste lange für sie stark sein, jetzt versuche ich es für mich zu sein, auch wenn es manchmal schwer fällt. Es ist ja erst 2 Monate her.

    Von Herzen Dank für Dein Verständnis, liebe Grüße von Dieter.

    Liebe Linchen 1,


    es wurde alles mit Personalmangel begründet. Ich wurde gebeten das nicht an die große Glocke zu hängen, das wäre eine Fremdfirma und man sei froh überhaupt jemand zu haben. Aus Sorge, dass dann evtl. meine Frau irgendwelche Unannehmlichkeiten bekommen könnte, habe ich nichts weiter unternommen.


    Viele liebe Grüße von Dieter

    Liebe CHRISTINE B,


    das ist toll, dass Dein Krankenhausaufenthalt so gut verläuft und ich wünsche Dir von Herzen dass Du wieder ohne Schmerzen laufen kannst. Bei meiner Ursel sind soviele Dinge unglücklich verlaufen dass man es fast nicht glauben kann. 7 Monate im Krankenhaus, das macht auch in der Seele soviel kaputt. Ich habe beobachtet wie der Putzdienst die Nachttischchen mit dem selben Lappen gewischt hat wie vorher die Toilette, und zwar ohne den Lappen zu spülen. Da braucht man sich nicht wundern wo die Keime herkamen. Auf meine Vorhaltung wurde nur geantwortet, das machen wir immer so. Das ist nur ein Beispiel, ich will da jetzt gar nicht weiter drauf eingehen. Das bringt Ursel auch nicht zurück. Natürlich gibt es auch sehr gute Kliniken und ich freue mich dass Du in einer solchen bist. Ich wünsche Dir dass Dein Sohn Dich weiterhin begleitet und gut auf Dich aufpasst. Herzlichen Dank für Deine Zeilen und viele liebe Grüße von Dieter.

    Hallo zusammen,


    wenn ich gegen 3:00 nachts aufwache, habe ich sofort Szenen aus dem Krankenhaus im Kopf oder aus den Sterbetagen von Ursel. Ich wälze mich dann noch zwei Stunden herum. Wenn ich da gleich aufstehe, ist der Tag ja noch länger. Die Psychologin zu der ich ab und zu gehe sagt mit diesen Flashbacks verarbeitet das Gehirn diese schreckliche Zeit. Kennt das jemand von Euch auch und kann mir vielleicht sagen wie lange das anhält?

    Es ist so schmerzhaft zu verinnerlichen dass der geliebte Mensch nie, nie, niemals mehr zurück kommt. Manchmal schimpfe ich mit ihr, weil sie immer viel zu lange gewartet hatte zum Arzt zu gehen. Das wird schon wieder, waren immer ihre Worte. Sie hätte sich vielleicht diese qualvolle Zeit im Krankenhaus ersparen können und wir hätten noch etwas mehr Zeit miteinander gehabt. Aber hätte, wäre, könnte... es ist wie es ist. Und es ist schrecklich.

    Liebe Sverja,


    Ja, ich kann auch mal lächeln wenn mich diese wunderbaren Tiere besuchen.

    Gestern war ich bei guten Freunden eingeladen. Ich hatte große Bedenken diese Einladung anzunehmen, bin dann aber doch hin. Und ich musste feststellen dass es ein schöner Nachmittag war. Ich ertappte mich auch mal dabei nicht an Ursel zu denken, auch mal zu lachen. Irgendwie saß sie mit am Tisch. Es war das erste Mal, dass ich außer zum Einkaufen oder spazieren die Wohnung verließ. Ich habe die Einladung angenommen, weil ich wusste, ich könnte dort auch weinen, das sind unsere besten Freunde, die auch um Ursel trauern. Wir konnten uns sogar gemeinsam erinnern, wie wir mit Ursel im Krankenhaus unseren Hochzeitstag gefeiert hatten. Die Tränen flossen dann zuhause.


    Liebe Sverja, vielen Dank für Deine Zeilen