Beiträge von Trommlerin

    Heute Nacht hab' ich das erste Mal nach Ursels Weggang von ihr geträumt. Ich war mit meinem Schwager Erwin im Wald unterwegs und fand sie dort in der Nähe eines Waldparkplatzes auf dem Boden in einer Art Kuhle mit Reisig und Blättern liegend. Sie war verwirrt und sagte sie dürfe sich nicht mit mir treffen, das sei ihr gesagt worden.

    Mehr weiß ich nicht mehr. Jetzt bin ICH etwas verwirrt. Ich hab' mal gelesen man soll in Träume nicht soviel Bedeutung hinein interpretieren. Und so mach' ich das jetzt auch.


    Einen schönen, zumindest erträglichen Sonntag wünscht Dieter

    Liebe Greteline,


    natürlich kannst Du ihr das sagen. Du hast jetzt viel emotional belastendes vor Dir, kannst ihr doch vorschlagen Fotos in ein paar Monaten anzuschauen. Ich hätte das auch nicht nach so kurzer Zeit gekonnt. Ich habe nach einem halben Jahr ein einziges Foto auf Ursels Nachtkästchen gestellt, manchmal kann ich sie sogar anlächeln. Lass Dir Zeit Greteline, das kommt alles irgendwann von alleine.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Christine,


    die letzte Nacht war wesentlich besser, ich habe die Ratschläge meines Schwagers befolgt. Er meinte auch ich solle keine Scheu vor Schmerzmitteln haben. Es könnte sonst ein sogenanntes Schmerzgedächtnis entstehen. Das bedeutet dass man irgendwann Schmerzen hat obwohl der Grund dafür nicht mehr existiert.


    Liebe Grüße von Dieter

    Was Elster geschrieben hat kann ich nur unterschreiben. Jeder trauert auf seine Weise. Der Autopilot arbeitet ganz zuverlässig, man muss ihn nur manchmal etwas zügeln. Ich war die erste Zeit lieber allein, höchstens die allerengsten Freunde durften an mich ran. Fremde Menschen hätte ich nicht ertragen. Die ersten vier Monate konnte ich auch nicht arbeiten. Du wirst sehen was Dir gut tut, ich wünsche Dir erträgliche Stunden, in denen Du auch mal lachen kannst.

    Dankeschön liebe Elster, das ist meine Abendbeschäftigung das zu googeln. Die Arbeit und den restlichen Tag hab' ich bisher mit ein paar Ibus überstanden. Mir graust nur vor der Nacht. Mein Physio-Schwager wird noch anrufen und mir Tipps geben. Das ist ganz ein fieser Schmerz.

    Ihr Lieben,


    ich hatte heute Nacht wahnsinnige Schmerzen von der Pobacke durch's ganze Bein bis in den Fuß. In den letzten Tagen hatte sich schon immer mal der Ischiasnerv gerührt, aber solche Schmerzen hatte ich mein ganzes Leben noch nicht. Laut Dr.Google kann das durch Trauer ausgelöst werden und heißt Piriformis-Syndrom. Ich seh' schon den Orthopäden mit den Augen rollen wenn ich ihm was von Trauer erzähle. Heute Nacht wurde mir schlagartig bewusst, wie sehr einem der Partner auch in solchen Situationen fehlt. Ein Schwager hat eine Physio-Praxis, aber leider in Konstanz.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Lilifee,


    genau das ist mein Lieblingsspruch. Ich hab' ihn hier im Forum bei Elster zum ersten Mal gelesen und sofort flossen die Tränen. Aber nicht aus Verzweiflung, sondern aus Hoffnung und Trost.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Greteline,


    mir ging's anfangs genauso wie Dir. Nichts, aber auch gar nichts durfte mich erinnern. Das änderte sich im Laufe der Zeit, jetzt hab' ich sogar ein Bild aufgestellt, auf dem sie mich angrinst. Manchmal bringt mich das zum Lächeln, manchmal zum Weinen.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Elster,


    unter Tränen schreibe ich diese Zeilen, aber voller Dankbarkeit für Deine. Das vesöhnt mich jetzt mit mir. Ursel würde sagen: " Mach Dir nicht soviel Gedanken" . Ich werd's versuchen, Süße.


    Liebe Grüße von Dieter

    Ihr Lieben,


    in letzter Zeit plagen mich wieder Flashbacks im Kopfkino, wo ich eigentlich dachte das wäre vorbei. Das sind Szenen aus dem Krankenhaus. Der meistgespielte Film ist aus der letzten Zeit in der Geriatrie. Sie hatte da keine Kraft mehr in den Beinen um aufzustehen, versuchte es aber immer wieder. Eines nachts schaffte sie es aus dem Bett und stürzte auf den Hinterkopf. Gehirnerschütterung und Riesenbeule waren die Folge. Ihre Bettnachbarin erzählte mir am nächsten Tag, sie hatte ins Dunkle gerufen: " Süßer, wo bist Du? ", Süße und Süßer, das war unsere gegenseitige Anrede. Sie hatte nach mir gerufen und ich war nicht da. Das macht mir immer noch sehr zu schaffen. Sie hatte nachts dort sehr viel geweint, fühlte sich natürlich einsam.

    Liebe Linchen,


    ich hab' 10 Löcher im Wohnzimmer mit fünffach Tape abgeklebt oder mit Sektkorken zugestopft, aber jedesmal kurz drauf ging wieder eins auf.

    Das Wunder ist ja, dass alle aufeinmal verschwanden und keine einzige neue aufgetaucht war. Zwei Tage vor Ursels Tod beugte sich eine Pflegekraft über sie um ihr eine Heparinspritze in den Bauch zu geben. Ich stand dahinter und sah wie eine Maus unter dem Bett vor kam und durch ihre Beine lief. Die Frau hat sie nicht gesehen, wäre mir das peinlich gewesen. Ich weiß nicht was Ursel mit ihnen gemacht hat, Hauptsache sie sind weg.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe mayatochter,


    das erste Zeichen von Ursel bekam ich schon 2 Tage nach ihrem Weggang. Wir hatten ca 1,5 Jahre lang eine Mäuseplage in unserer Wohnung (Dachgeschoss!). Dem Vermieter - die größte Wohnungsbaugesellschaft Nürnbergs - konnten wir das nicht melden, weil die sonst argumentiert hätten, das kommt von den Eichhörnchen wegen des Futters und wir sollen unser Eichhörnchenfenster schließen. Das wollten wir auf keinen Fall. Uns nervten die Mäuse total, allein im Wohnzimmer hatten sie 10 Zugänge gemacht. Die wohnten in den Regips-Wänden. Sie liefen über unser Bett usw. Überall der Kot und der Urin. Zwei Tage nachdem Ursel fort war, waren wie von Geisterhand alle Mäuse verschwunden, keine einzige Maus mehr seitdem, und das waren viele. Für mich steht fest, das war ein letztes Geschenk von Ursel an mich. Keine Ahnung wie sie das geschafft hat. Mit unseren Lebendfallen hatten wir in der ganzen Zeit gerade mal 4 Stück gefangen.

    Liebe mayatochter,


    das Zeichen hab' ich erkannt und mich gleich dafür bedankt.

    Die Geschichte mit Deinem Opa find' ich total faszinierend. Etwas ähnliches hab' ich mal von einem Arzt im Krankenhaus gehört, der von der Begegnung mit einem Engel im OP oder Krankenzimmer, genau weiß ich das nicht mehr, berichtet hat.

    Interessant ist auch was Du vom Parfüm Deiner Omi schreibst. Ursel hat mich anfangs immer mit dem Geruch nach Schuhcreme besucht. Schuhe putzen war ihre absolut liebste Tätigkeit im Haushalt. Das war nicht nur in der Wohnung, auch im Biergarten oder beim spaziern gehen war sie plötzlich da. Das ist in letzter Zeit leider weniger geworden, aber ich weiß dass sie mich immer mal besucht. Ich wünsche mir dass sie mich auch eines Tages so abholt wie der Bruder Deinen Opa.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebes Linchen,


    schlafen war schon immer ein Thema für mich, auch als Ursel noch hier war. Jetzt ist das nur noch schlechter geworden. Früher hatte ich zum Ausgleich meinen

    Mittagsschlaf, aber den hab' ich in meiner neuen Zeitrechnung kein einziges Mal hingekriegt. Aber, Einstein ist mit 4 Stunden pro Nacht hingekommen, da bin ich mit meinen 5 ja weit drüber.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Elster,


    das freut mich sehr, und das war genau die selbe Zeit um die ich auch zu ihr hinauf geschaut habe. Kurz zuvor bin ich nämlich nach sensationellen siebeneinhalb Stunden aufgewacht. Gestern Abend hab' ich mal wieder für alle Vorausgegangenen Seifenblasen gen Himmel geschickt.


    Liebe Grüße von Dieter

    Ihr Lieben,


    ich schlafe sehr schlecht, immer so um die 5 Stunden. Mittagsschlaf wie früher mit Ursel geht gar nicht mehr.

    Abends erzähle ich Ursel jeden Tag was ich so gemacht habe, was es neues gibt und solche Sachen. Dabei erwähnte ich gestern dass ich so gern mal wieder

    8 Stunden schlafen würde. Beim Aufwachen heute Morgen schau ich auf den Wecker und kann's kaum glauben...siebeneinhalb Stunden.

    Danke, meine Süße!

    Oh ja, das hab' ich schon erlebt. Eine frühere Kollegin hatte urplötzlich ihren Mann verloren, beide um die fünfzig. Er war allein zuhause und hatte Gulasch gekocht.

    Beim probieren bekam er ein Stück in die Luftröhre und konnte es nicht abhusten. Er erstickte und bekam dabei wie man hinterher feststellte auch noch einen Herzinfarkt. Seine Frau arbeitete nach einiger Zeit wieder. Eines Tages kam sie nicht zur Arbeit, Anrufe und Klingeln bei ihr liefen ins Leere. Schlussendlich öffnete man die Wohnung und fand sie tot auf. Überdosis Schlaftabletten und eine Flasche Wodka. Es war ihr vorher nichts anzumerken was auf einen Suizid hingedeutet hätte. Sie wollte gehen, kein Hilferuf.

    Liebe Lilifee,


    bei Ursels Tod war es genauso, ich musste alle Verträge umschreiben lassen weil der Mietvertrag auf sie lief, ich bin vor 20 Jahren bei ihr eingezogen. Mietvertrag, Energie, Internet und, und, und. Oh ja, die Seele hat geweint. Als ich bei der Wohnungsbaugesellschaft das Büro betrat rief eine Angestellte fröhlich: da kommt ja der nette Mann der sich um die Eichhörnchen kümmert. Wie ich ihr dann erklärte weshalb ich komme und sie die Sterbeurkunde sah hatte sie selber Tränen in den Augen. Es ging dann auch alles schnell und problemlos über die Bühne. Das waren schreckliche Wochen als ich Ursels Existenz eliminieren musste.

    Ich muss mir jeden Tag von neuem sagen dass es ihr jetzt gut geht, sie keine Schmerzen mehr hat und dort wo sie jetzt ist in kein Krankenhaus mehr muss.

    Mein Gott, jetzt laufen schon wieder die Tränen.


    Liebe Grüße von Dieter