Liebe Elster,
nach dem Krankenbesuch war ich sehr erschöpft und müde. Ich musste das tun, erstens freut sich der Kollege über den Besuch - er hat auch eine Sepsis, seine offenen Beine haben sich infiziert - und zweitens wollte ich erfahren wie es mir dabei geht. Ich bin dann sogar noch in die Cafeteria und hab' wie schon dutzende Male eine Kleinigkeit gegessen. Das war noch schwerer, das war so ein bisschen Flashback, aber ich bin auch etwas stolz auf mich, irgendwann musste ich mich der Situation stellen. Ich weiß, ich bin jetzt ein winziges Schrittchen weiter. Natürlich hab ich das später Ursel erzählt und ich bin sicher sie war auch stolz auf mich.
Vor 2 Wochen ist ein ehemaliger Kollege, den ich schon sehr lange kenne gegangen. Seine Witwe, mit der er 51 Jahre zusammen war, ist am Boden zerstört. Sie rief mich gestern an, ob ich am Sonntag mit ihr spazieren gehen würde, sie würde sich gerne mit jemand über das Sterben ihres Winfrieds unterhalten. Ich habe zugesagt, ich weiß ja wie sie sich fühlt und wie sehr man in dieser Situation jemand zum Reden braucht. Mal sehen was das mit mir macht. Und ich werde ihr das Büchlein von Wilhelm Schmid schenken, das war so sehr tröstlich für mich.
Liebe Grüße von Dieter und danke für's Seifenblasenmachendenken