Ihr Lieben,
ich habe gestern mit der Witwe eines Freundes telefoniert, der vor 12 Jahren tot vom Fahrrad fiel. Sie konnte damals die Trauerfeier nur mit stärksten Beruhigungstabletten überstehen und hangelt sich seitdem von einem Antidepressivum zum nächsten. Was ist das für ein Leben? Ist das der Preis für die schöne Zeit, den einer von beiden irgendwann zahlen muss? Ursel und ich wollten gemeinsam alt werden, nicht nur 71. Wir wollten dieses Jahr wieder in unsere Lieblingsstadt Hamburg fahren, alleine ist das für mich unmöglich. Ich sehe momentan überhaupt keinen Sinn mehr in diesem Leben. Tränen über Tränen, die quälenden Tage irgendwie rum kriegen. In 3 Tagen sind 3 Monate um seit Ursels Tod. Gewiss, ich hatte in diesen 3 Monaten ein paar erträgliche Tage und auch ein paar schöne Stunden, aber das tröstet mich nicht über die Erkenntnis hinweg, dass ich Ursel in diesem Leben nicht mehr sehen werde.Von manchen ihrer Verwandten werde ich bedrängt endlich eine Trauerfeier für sie zu arrangieren. Ich weiß warum die noch nicht stattgefunden hat. Weil ich die einfach noch nicht überstehen würde. Ursel hatte schon vor vielen Jahren bei der Beerdigung meiner Mutter eine solche herkömmliche Trauerfeier für sich abgelehnt. Sie wollte in einem Biergarten fröhlich verabschiedet werden und diesen Wunsch werde ich ihr auch im Sommer erfüllen. Für einen ihrer Brüder ist das nicht würdevoll genug, da wird es sicher noch Unstimmigkeiten geben.
Liebe Grüße von Dieter