Liebe Manuela, liebe Susanne, liebe Jutta,
erst mal vielen Dank für eure liebevollen Unterstützungen mit denen ihr mich durch die letzten für mich so schlimmen Tage getragen habt. Ich weiß nicht, wie ich diese düstere Zeit überstehen hätte sollen.
Heut hab ich meine Mami geholt. Hatte Sehnsucht nach ihr, als ob ich sie schon wochenlang nicht mehr gesehen und gehört hätte. Hab sie ein wenig ausgetrickst, denn eigentlich wäre erst der morgige Tag ausgemacht gewesen. Heute gehts mir das erste mal seit längerem wieder ein wenig besser. Die Bronchitis geht langsam ihre eigenen Wege und ich hab Mami, das sind 2 tolle Erlebnisse heute gewesen. Hab mich jetzt freiwillig ins Nebenzimmer verlegt, damit ich sie nicht in der Nacht anhuste mit restlichen Bakterien. Mir wurde dank eurer liebevollen Worte, die ihr für eure lieben Verstorbenen Elternteile habt, erst bewusst, wie wichtig, wie unendlich wichtig sie mir ist. Noch dazu, wo sie gesundheitlich wirklich in besorgniserregendem Zustand ist. Ich will so viel wie möglich Zeit mit ihr verbringen. Soll nicht heißen, dass wir vorher keine intensive Beziehung hatten, aber irgendwas hat sich geändert für mich- ins positive.
Manuela: Du bist ein Wunderwerk an Mitgefühl. Ich glaube du hast recht, man kann anderen hier am meisten Trost spenden, wenn man selber grad ganz furchtbar traurig ist. Du bist ein ganz wunderbarer Mensch. Ich habe das Gefühl, dich schon ewig zu kennen, obwohl ich doch noch sehr wenig von dir weiß. Bei dir spricht das Herz aus jedem Wort, das du tippst.
Ich hab heute wieder eine Therapiestunde gehabt. Hab ihr erzählt, dass ich mir diese Kuranstalten im Internet angesehen habe und was ich dabei empfunden habe. Meine Beschreibung war kurz und bündig: Hab mich gefühlt, als ob man mch barfuß auf den K2 jagen möchte.... Sie hat somit in einem Satz verstanden, was ich sagen wollte. Da gehen deine und meine Gedanken absolut parallel. Ich bin davon überzeugt, dass es für viele Menschen hilfreich ist, aber mein verkümmerter Kampfgeist hat sich massiv zu Wort gemeldet...
Ist ja auch schon mal was gutes denk ich. Ich möchte es ja auch nicht für alle Zeiten ausschließen, vielleicht bin ich mal in der Verfassung, dass es anders nicht mehr geht, aber noch habe ich Kampfzellen in mir.
Liebe Jutta,
schön, dass du wieder ein wenig den Lapi an dich reißen konntest und mir auch so liebevolle Zeilen geschickt hast. Du hast schon recht, wenn man jünger ist, verkraftet man vieles besser. Ich denke, dass das auch mit der Lebenserfahrung und Reife zu tun hat. Man ist auch vielleicht noch ein wenig flexibler. Ich habe das Gefühl, in den letzten Monaten - in jedem Monat mindestens 1-2 Jahre gealtert zu sein. Ich früher verglichen mit ich heute....kein Mensch würde auf die Idee kommen, dass das ein und dieselbe Person ist. Ich war ein total offener, fröhlicher und geselliger Mensch, der gerne Menschen um sich hatte. HEut krieg ich öfter Panikattacken wenn ich zu Billa einkaufen gehe.... Ich war ein sehr spontaner unbeschwerter Mensch, der sehr schnell Entscheidungen traf. Heute brauch ich ewig mich zwischen dem blauen und dem gelben Pyjama zu entscheiden.
Ich muss euch allen jetzt mal ein Geständnis machen. Ich glaube, ich weiß warum mich der liebe Gott so straft. Ich habe wirklich eine schwere Sünde begangen. Mein Mann war vor mir verheiratet, seine Ehe bestand lange Zeit auf dem Papier. Er war ja mal mein Boss. Wir haben viele Stunden in der Arbeit (inkl. Unmengen an Überstunden) gemeinsam verbracht. Wir kamen uns menschlich näher, er wurde mein bester und wichtigster Freund. Irgendwann haben wir uns unsterblich ineinander verliebt...--aus Freundschaft wurde Liebe- ist vielleicht die bessere Beschreibung. Die Liebe wuchs und wir kämpften dagegen an. Schließlich kamen wir uns doch näher. Wir waren 5 Jahre "illegal" wenige Stunden pro Woche zusammen. Irgendwann hab ich es nicht mehr ausgehalten und wollte es beenden, weil mich das so fertig gemacht hat. Er meinte: ich lass dich gehen, nach wenigen Stunden die er im Stadtpark herumlaufend verbrachte rief er mich an um mir zu sagen: Ich lass dich nicht gehen, ich liebe dich, ich gebe alles auf, ich will mit dir und deinem Sohn zusammen sein. Ihr seid meine Familie. Es war für mich wie in einem Hollywoodstreifen. Er ließ sein finanziell abgesichertes geregeltes ruhiges Leben hinter sich, um sich "mich" anzutun. Er liebte mich-- mich--- mich. Ich konnte es überhaupt nicht fassen. Noch Monate später musste ich weinen, einfach weil ich glücklich war. Nächtens wenn ich wach wurde, musste ich nachsehen, ob die Liebe meines Lebens wirklich neben mir liegt.... Meistens musste ich nicht nachsehen, denn er konnte Schnarchen wie ein Sägewerk in Hochsaison. :19: ... Es waren die glücklichsten Jahre meines Lebens. Ich hatte immer Angst, dass mir dieses Glück genommen wird..--und es geschah -- am 9.6.2009 um 2 Uhr 30 in der Früh--- wie Jutta schreibt: Mein Leben lag vor mir...-- er lag vor mir--- tot----- mit einem leichten Lächeln im Gesicht---- und ich blieb zurüc :13: k. Wahrscheinlich habe ich es verdient so zu leiden. Er sagte mir immer, du hättest in eine INTAKTE Ehe niemals einbrechen können, sie war schon lange davor nur mehr auf dem Papier bestanden.... Aber ich wurde niemals wirklich damit fertig. Seine Exfrau hat mir mittlerweile verziehen.
So jetzt wisst ihr alles über mich. Ob ihr wohl noch mit mir redet :33:
Liebe Susanne,
ich freu mich für dich, dass du heute ein paar Stunden im Garten verbringen konntest, kann aber gut verstehen, dass das Hirn immer wieder abdriftet. Ich hatte heut einen so bewegten Tag mit Arzt, Mutti holen, Nachmittags Sohnemann kurz zu Besuch und abends Therapie, dass ich heut nicht viel zum verschnaufen und nachdenken kam. Aber irgendwie gings heut wie schon oben erwähnt, erstmals ein wenig leichter. Ich freu mich auf ca. 2 Wochen, die ich mit Mami Karten spielend, plaudernd und fernsehend verbringen darf. Sie ist meine kleine große Mami. Die verschiedenen gesundheitlichen Einschränkungen fressen sie beinahe auf, aber sie ist mein kleines Stehaufmännchen... Immer für mich da, wenn ich am Boden liege um mich wieder aufzusammeln und mir Mut zu machen. Ich will dir jetzt bitte nicht das Herz schwer machen, versteh mich bitte nicht falsch. WIe gesagt, durch eure Trauer um eure Mütter und auch Papas wurde mir alles so furchtbar bewusst..... Immer wenn ich zu ihr auf Besuch komme und dann heimfahre, winkt sie mir nach. Immer denke ich: Bitte lass es nicht das letzte mal gewesen sein. Ich hab so Angst, dass sie womöglich auch unter meinen Händen stirb :13: Ich will es ganz sicher nicht herbeireden, aber seit mein WIlli unter meinen Händen starb hab ich nur mehr Angst, dass ich sowas nochmal erleben muss. Wenn Mami normalerweise neben mir liegt, lausche ich immer, ob sie eh noch atmet. Ich glaub, ich werde noch völlig paranoid. Ich weiß nur nicht, was ich dagegen tun soll.
So meine Lieben, jetzt hab ich wieder mal kräftig übers Ziel geschossen,--- wenn ich mal im Reden bin....
Ich wünsch euch einen geruhsamen Schlaf meine lieben. Bin meinem Schicksal so dankbar, dass es mich zu euch gebracht hat.
Ich rufe hiermit zum Gruppen :24: :30: :24: :30: :24: :30:
eure Michi