Liebe Angela!
Es ist nicht immer leicht zu überleben, derjenige, diejenige zu sein, die weitermachen muss.
Aber wir schaffen es! Auch wenn wir überhaupt nicht wissen, wie.
Du hast mich nach meinen Kindern gefragt. Ich hatte so große Angst, dass sie diesen Verlust nicht bewältigen können.
Unsere Kinder waren ihr Leben lang ein Herz und eine Seele - natürlich mit allen geschwisterlichen Streitereien.
Und Johannes war sowieso lange ohne Andreas einfach nicht denkbar. Er war sein großer Bruder. Alles hat sich um ihn gedreht, wenn Andreas am Wochenende von seiner Lehrstelle - er war etwa 35km weg in einem Hotel Kochlehrling- nach Hause kam, dann war alles andere unwichtig.
Ich habe ganz viel mit meinen Kindern geredet, gleich von Anfang an. Am ersten Tag schon habe ich ihnen einfach sagen wollen, dass
sie nicht weniger wert sind, auch wenn sich im Moment alles um Andreas dreht, wenn alle von Andreas reden,....
Sie haben es gut aufgefasst, und ich glaube, dass ich ihnen ganz viel Platz und Zeit und Liebe geben konnte- ich hoffe es wenigstens.
Es war ganz schlimm, aber miteinander haben wir es wohl geschafft. Und wir arbeiten weiter hart daran - denn es ist bei Gott noch nicht vorbei.
Wir haben viele liebe Erinnerungen geteilt, und zum Glück haben meine beiden auch ihre weniger guten Erinnerungen erzählt. So ist Andreas trotz aller Trauer und trotz des Verlustes einfach ein ganz normaler Bub geblieben.
Aber dein zweiter Sohn ist noch sehr jung. Und in jedem Alter geht man anders mit Verlusten um. Kannst du mit ihm über seinen Bruder reden? Wie nimmt er es auf?
Angela, wir werden nie mehr ganz abschalten können, dieser Verlust wird uns ein Leben lang begleiten.
Du bist so traurig, du glaubst, dass dein Sohn nicht wirklich glücklich war.
Es ist für uns wahrscheinlich einfach nicht wirklich nachzuvollziehen, was in unseren Kinder so vorgeht. Wir können sie einfach nur begleiten und ihnen das Gefühl geben, für sie da zu sein.
Ich schließe mich den anderen an, möchtest du uns sagen, was passiert ist?
Alle diese Gedanken sind es ja, die einen ständig beschäftigen, um die wir kreisen, die uns nicht loslassen.
Aber sich etwas von der Seele schreiben, auch unter Tränen, das hilft und erleichtert.
Und wir sind hier alle Betroffene, hier kann die Fassade, die man sich für andere aufgebaut hat, auch einmal bröckeln.
Lass es einfach zu, lass dich fallen,und wir versuchen, mit dir einen Weg zu finden.
Liebe Angela, einen ganz lieben Gruß
Elisabeth