Beiträge von elisabeth65

    In den letzten Tage lese ich immer wieder ein wenig im Forum. Ich finde es ganz toll, wei gut ihr euch kennt und wie lieb ihr zueinander seid.
    Chris, ich glaube, es gibt immer wieder Augenblicke, Sätze,..., die einen einfach ganz unerwartet treffen, obwohl man glaubt, gerade ganz gut drauf zu sein. So hast du mich auch nicht verletzt, einfach nur erwischt.


    Was manchmal so schwer ist - es sind eben viele Leute, deren Leben normal weitergeht und die dann nicht verstehen, warum es einem schlecht geht. Und ich muss mich jetzt im Nachhinein, jetzt, da ich selber so eine Erfahrung machen musste, gedanklich und teilweise auch wirklich bei Menschen entschuldigen, die ich selber "früher" nicht verstanden habe. Da ist meine beste Freundin, sie hat vor 8 Jahren ihren 10 Tageg alten Sohn verloren. Damals glaubte ich sie zu verstehen und habe sie auch begleitet. Am Tag der Beerdigung musste ich ihr allerdings sagen, dass ich nichts, aber auch gar nichts verstanden habe. Heute begleitet sie mich - und es ist sehr tröstend, damals sagt sie, hätte unsere Freundschaft keine Chance gehabt, wäre ich nicht gewesen,und heute muss sie mich anrufen und mir helfen. Damals war es für mich normal, heute weiß ich, dass sie keine Kraft zum Anfufen gehabt hätte. So wie ich eben auch.
    Ich bin in der Schule, das geht so, aber ich mag nicht viel Kontakt mit anderen. Schule ist schon an der Grenze.
    Ich habe eine ganz tolle Schwester, sie und ihr Mann sind die Paten von Andreas, und sie haben mir sehr geholfen. Vor allem brauche ich bei ihnen auch gar nicht immer etwas zu erklären oder vielleicht sogar die Starke zu spielen.
    Denn das ist mein Problem - seit meine Mama 1980 gestorben ist - ich war noch nicht 15, meine Schwester fast 14, habe ich mich stark gemacht. Dieses Image habe ich bis heute - und jetzt, wo das mit Andreas passiert ist, kommen halt so tolle Meldungen wie. Wenn einer es schafft, dann nur Elisabeth. Da lobe ich mir die starke Frau,... Es hat sogar so wei geführt, dass auch mein Mann Hans meinte, ich wäre sicher viel stärker als er. Gerade, dass wir nicht darüber streiten mussten.
    Wenn mir eine Freundin nicht das Buch"Meine Trauer wird dich finden" geshenkt hätte, wäre ich wohl schon in den ersten Tagen an mir selber verzweifelt. Du weißt auf einmal nicht mehr, was richtig und falsch ist, ob es das überhaupt gibt.
    Und die ersten Tag, das glaube ich schon selber, waren wir alle richtig daneben. Das wird wohl der Schock sein. Was da alles geschehen ist und wir alles erledigt haben, heute unbegreiflich.
    Ich denke an euch alle, die ihr so viel zu tragen habt, ich kann nur selber nicht wirklich viel zu euch sagen.
    Macht es ganz gut und bis demnächst
    Elisabeth

    So, ich habe gekocht - Schlipfkrapfen - die gibt es ganz selten und eben meistens dann, wenn Andreas zu Hause war.
    Und seit seinem Unfall habe ich sie noch nicht wieder kochen können.
    Ich war ganz intensiv bei Andreas heute Vormittag, aber es war unheimlich anstrengend. Zuerst war schon Messe, und dann eben dieses Essen. Er hat oft gesagt: Mama, so wie bei dir schmecken sie bei uns im Hotel halt nicht!
    Wir waren 10 Leute beim Essen, Hans, Johannes und Christina, dann die Schwiegereltern, die bei uns wohnen, meine Schwägerin und mein Schwager sowie zwei Gäste, die auch vor etwa zwei Jahren ihren Sohn verloren haben.
    Das Essen war auch anstrengend, ich durfte nicht nachdenken - und irgendwie ist genau eine Portion übrig geblieben.
    Nach dem Essen bin ich dann ins Bett und habe mich wieder einmal richtig ausgeweint.


    Gestern habe ich seit langem auf einmal ganz unbewusst gedacht, jetzt kommt dann bald Andreas nach Hause, und leider gleich gemerkt, dass es einfach nicht mehr stimmt.


    So, wenn dieser Tag dann zu Ende ist, ist wieder ein Tag vorbei, einer, der so viele Erinnerungen mitbringt.
    Bis demnächst
    Elisabeth

    Liebe Chrisi!
    Tausend Dank für deine lieben Worte.
    Ich habe jetzt ein wenig nachgelesen und gesehen, dass dein Rene ja auch kurz vor unserem Andreas von euch gegangen ist. Vieles, was du schreibst, ist mir so bekannt. Auch wenn du sagst, wie ruhig und friedlich dein Sohn ausgesehen hat. Man glaubt es einfach nicht, dass sie nicht aufstehen können und mit einem gehen.


    Zum Advent. Johannes und besonders Christina bestehen so fest auf gewissen adventlichen Dingen, wie Schmücken, Kerzen, Adventkranz, dass ich einfach schon ihnen zuliebe "muss". Aber die Vorstellung, dass alles für immer ohne das eine Kind sein wird.
    Und wirklich weiterdenken - Weihnachten,.. mag ich gar nicht.


    Dann denke ich an dich, wenn du sagst, wie intensiv und lebensfroh Rene gelebt hat. Manchmal im Nachhinein habe ich auch gesagt, Andreas hat doppelt gelebt, so als hätte er wenig Zeit. Seltsam, wenn es dann wahr wird.
    Aber ist es dir nicht auch trotz allem eine Beruhigung zu wissen, dass Rene sein Leben so aus dem Vollen gelebt hat. Sicher war es für euch alle schwieriger, da er ja schon einen Herzfehler hatte. Doch wenn man weiß, dass dieses geliebte Kind auch Freude und Spaß auf der Welt hatte und man sich nicht im Nachhinein denkt, man hat ihm etwas verwehrt, so lebt es sich auch ein wenig leichter, oder.
    Und wenn du schreibst, du wolltest ihn manchmal zu sehr behüten - das ist wohl auch wieder normal, aber in Wirklichkeit kann man es wohl einfach nicht. Ich muss da jetzt bei den anderen beiden aufpassen, denn da machen wir uns noch viel mehr Gedanken.


    Liebe Chris!
    Dass mit dem Lieblingsgericht war eine gute Idee, aber es hat mich direkt zu einem schlechten Zeitpunkt erwischt und ich war fix und fertig.
    Ich werde dir erzählen, was ich getan habe.
    Bis dann, alles Liebe euch allen.
    Elisabeth

    Liebe Chrisi,
    das ist ja das Schlimme, alles passiert, alle sind zusammen, aber einer fehlt, und das ist unmöglich.
    Andreas war immer da, er war der erste, und so kennen die anderen beiden kein Leben ohne ihn.
    Aber ich habe gleich am ersten Tag mit ihnen darüber gesprochen, dass sie jetzt in keiner Weise glauben sollen, dass Andreas wichtiger, besser,... war,ist als sie, aber damals drehte sich halt alles nur um ihn. sie haben es gut aufgenommen und wissen, dass sie alle gleich wichtig für uns sind.
    Und die ganz schrecklichen Sorgen, die ich mir zuerst besonders um die beiden gemacht habe, sind auch vorbei. Sie können gut über Andreas sprechen, wollen zwar nicht zu oft zum Grab, aber es geht ihnen besser als erwartet.
    Die ersten Tage hat Johannes gesagt, er möchte so gerne alt sein, damit er schneller bei Andreas sein kann - da zerreißt es einem wirklich das herz, was soll man tun, wenn man eigentlich genau das gleiche fühlt.
    Und Andy fehlt - er war bei der Musik, beim Jugendchor-zuerst), beim Fußball und einfach überall dabei. Auch wenn er als Kochlehrling die ganze Woche nicht da war, hat er seine Freunde am Wochenende zusammengetrommelt zum Fußballspielen und geschaut, dass sie nicht "zu falul" werden.
    Wir haben das Haus voller Fußbälle, Johannes hat schon gesagt, den einen brauche ich jetzt nie mehr, da spielt jetzt niemand mehr mit mir vor dem Haus - es ist zum Schreien.
    Gehe jetzt
    Elisabeth

    Hallo an euch alle!
    Was mir sehr zu schaffen macht, ist so der Wechsel der Jahreszeiten. Im Sommer ist es passiert, so lange noch Sommer war, war alles noch so, wie es Andreas zuletzt gesehen hat.
    Noch einmal zurück zum Glauben. Wichtig waren in diesen ersten Tagen die ganz normalen Rituale unserer Religion. Bei uns in einem kleinen Dorf ist das noch besonders verwurzelt.
    Wir konnten unseren Andreas zu Hause aufbahren, in der Stube, an der Stelle, wo er oft auch geschlafen hat.
    Das Beten, es war einfach wichtig.
    Und ganz besonders beeindruckend waren Andreas' Freunde und die Freunde von Johannes und Christina. Schon ehe Andreas zu Hause war, kamen etwa 20-25 Mädchen und Buben, haben uns umarmt, mit uns geweint und einfach geschwiegen.
    Dann haben sie alle die gleichen T-Shirts machen lassen, mit Andreas' Bild und einem Text. So sind sie dann zum Beten gekommen.
    Und am Donnerstag waren sie eine ganze Stunde bei uns in der Stube, haben ihre Musik gespielt, haben Texte vorgelesen und haben mit Andreas gesprochen. Es war ganz, ganz lieb von ihnen. Und diese Gemeinschaft hat unsere Kinder über den Sommer gerettet. Sie waren so gut aufgehoben, haben ganz viel Liebe und Fürsorge gespürt, es war einfach in Ordnung.
    So sind sie zusammengewachsen, aber ich habe mich wirklich gefragt, ob es so etwas sein muss, dass Jugendliche zusammenschweißt. Kann es nicht etwas Schöneres sein?


    Noch etwas - ich habe am Anfang einige Texte bekommen, in denen stand, dass sich Andreas wahrscheinlich auch ganz fest nach uns sehnt und auf uns wartet. Das hat mich unheimlich traurig gemacht, aber ich glaube jetzt einfach, dass er eben nicht sieht, dass es uns schlecht geht, denn sonst könnte er es da, wo er ist, nicht gut haben, und gut muss er es haben.


    Ein anderes Mal weiter - es ist zu viel und belastet mich und sicher auch euch.
    Elisabeth

    Wo soll ich anfangen?
    Also, zuerst, mein Glaube hat mir nicht geholfen. Obwohl mich sehr viele Leute immer wieder darauf angeredet haben und immer wieder eine Antwort und eine Erklärung von mir wollten. Was soll ich ihnen sagen?
    Auch alle Sprüche und Worte, die mir vorher so sinnvoll und logisch erschienen, waren auf einmal nur leeres Gerede.
    Wir haben noch zwei Kinder: Johannes(17) und Christina(14). Sie haben ihren großen Bruder heiß und innig geliebt, und besonders Johannes war sein Schatten, sein Zwilling,....
    Die leeren Worte vieler Leute haben besonders Christina schwer zu schaffen gemacht, und sie musste da ganz schnell mit ihrer Wut fertig werden.
    Ich arbeite wieder, aber es fällt manchmal unheimlich schwer, und ich merke, dass es eigentlich immer schwerer wird. Es stimmt nichts mehr.
    Aber für uns alle, auch für meinen Mann Hans, ist es ganz wichtig, dass wir von Andreas reden können. Und wir alle sind der Überzeugung, dass es ihm jetzt einfach gut gehen muss. Sonst würden wir es gar nicht aushalten.


    Warum wir nichts über den Unfall wissen? Es war am Morgen, niemand unterwegs. Jemand ist dann dazu gekommen. Ich -wir- haben dann aufgehört zu fragen, es wird eh alles so öffentlich, da bleibt nichts mehr für einen selbst.
    Die Unfallstelle ist in Südtirol.Und wenn man nachdenkt, war es nur seltsam, dass Andreas genau auf diesen einen Strommasten hingefahren ist. Wieso?


    Dass es im "Ausland" passiert ist, war nicht gerade einfach, die ganzen Formalitäten, aber wir haben auch von den Carabinieri ganz viel Anteilnahme erfahren.


    Gut für uns alle war- jedenfalls sehen Hans und ich das so - dass wir am Unfalltag - Sonntag- selber und ganz alleine / nur wir vier) hingefahren sind und Andreas gesehen haben. Da waren wir keinen neugierigen Blicken ausgesetzt, die Anwesenden waren unbekannt und so war es nicht wirklich wichtig.
    Genug für jetzt, es macht einfach traurig, auch die Kinder sprechen da noch oft darüber, Andreas hat so lieb und ruhig ausgesehen, wir wollten, dass er aufsteht und mit uns fährt.


    Es ist nur schlimm!!!
    Danke an euch1
    Elisabeth

    Zufällig bin ich jetzt vor einiger Zeit in diesem Forum gelandet. Lange habe ich mir überlegt, ob ich auch einmal schreiben soll. Meine Freundin hat gemeint, es könnte mir nur gut tun. Nun probier ich es halt einmal.Wenn ich eure Beiträge so lese, dann merke ich wieder einmal mehr, wieviel Schreckliches einfach immer wieder passiert. Und wenn man selber betroffen ist, dann stößt man dauernd auf Menschen, die ein ähnliches Schicksal haben.
    Unser Andreas ist vor 4 Monaten mit 18 Jahren auf dem Weg zur Arbeit mit seinem Moped verunglückt. Bis heute weiß niemand, was eigentlich geschehen ist. Es war am Morgen, er war ausgeschlafen, nüchtern, und das Wetter war gut und die Straßen wohl auch.
    Jetzt schicke ich schnell ab, beevor ich es mir anders überlege.
    Elisabeth