Hallo an euch alle!
Ich weiß ganr nicht, wem ich jetzt sagen möchte, dass ic euch alle so gewaltig finde. Es ist unglaublich, wie viele schlimme und schwierige Situationen jeder von euch, von uns, mitgemacht hat.
Dann überlege ich mir, dass ich eigentlich ein so gutes und auch behütetes Leben führe, es geht mir finanziell gut, meine Ehe ist wie wahrscheinlich jede andere, von Höhen und Tiefen geprägt - als das mit Andreas passiert ist, habe ich wirklich zuerst überlegt, ob das eine Art Strafe für ein zu unüberlegtes, unbedachtes, einfach hingenommenes Leben ist. Aber ich habe dann irgendwie auch überlegt, dass so einfache Rechnungen in diesen Fällen einfach nicht aufgehen.
Hab zwei blöde Tage hinter mir. Gestern hat mich mein Cousin angerufen, der auch Andreas heißt und sich mit denselben Worten wie unser Andreas gemeldet. Auch seine Stimme wahr so gleich. Es war entsetzlich!
Heute musste(?) ich mit meinem Mann wegen einer Hose streiten. Aber da kommt dann wahrscheinlich auf einmal alles hervor, was einen so belastet.
Dann ist er gekommen und hat erzählt, dass er den Mann getroffen hat, der Andreas wahrscheinlich als einer der ersten auf der Unfallstelle gefunden hat. Wir wissen ja nichts Genaues, aber seit dem ist mir ganz eigen zumute. Er wollte immer einmal kommen, konnte es aber nicht und vor allem, es belastet ihn auch sehr. Ich muss diesen Mann unbedingt treffen!
Wir haben ja die Nachricht vom Unfall durch einen Polizist in unserem Dorf bekommen, der gerade zufällig auf dem Posten war und die Meldung gehört hat. Er wollte uns Bescheid sagen, wusste aber nichts Näheres. Ich bin mit ihm die 2-3 min zum Posten und er hat mit den ital, Carabinieri telefoniert und hat immer von dem Verletzen geredet. Da war ich vielleicht froh und dachte, OK, so schlimm kann es nicht sein,. Der ital. Carabinieri hat dann gefragt, ob ich die Mutter von Andreas sei und ob ich vom Unfall wüsste. Ich sagte:"Ja" und er sagte, dass Andreas es leider nicht geschafft hätte- oder sagte er , es nicht überlebt hätte - ich eiß es nicht mehr. Ich habe, glaube ichm nur noch mit den Füßen auf den Boden gestampft und gefragt :"Und was jetzt?"
Wir sollten nach Innichen kommen, dort sei Andreas.
Ich bin zu Fuß nach Hause, Hans hatte die Kinder geweckt und wartete schon aurf mich. Meine Schwester kümmerte sich um unsere gäste und wir sind sofort alle vier los. Wir sind zur Unfallstelle gekommen , und da war noch ganz viel los. Und sie hatten Andreas noch da, allerdings durften wir ihn nicht sehen, er war schon eingepackt - so grausig. Wir haben ihn aber berührt und gestreichelt.
Nachmittags durften wir dann nach Innichen ins Krankenhaus, wo er lag, so lieb und nett - genau wie du es erzählst, Chrisi.
Dienstag abend haben sie ihn nach Hause gebracht, wir haben sooooo gewartet, aber es war ganz schlimm. Wir haben uns dann noch von ihm verabschieden dürfen, es war eigenartig, einerseits war es wohl schon lange her, andererseits hat er ganz anders dagelegen, wie es sonst seine Art war. Wir durften in der Stube alles herrichten, haben seinen Bär, seine Wasserpfeife, sein Inter-Mailand-Poster und jede Menge Rosenblätter um seinen Sarg verteilt. Es war ganz schön, und ganz, ganz schlimm.
Die ital.Carabinieri watren so toll, sie haben wirklich noch extra ein Autogramm von seinem Lieblingsspieler von Inter Mailand besorgt und dieses Trikotunseren Kindern übergeben. So viel zur Bürokratie (obwohl die auch... puh... was hat) .
Zwei Tage war Andreas zu Hause. Ich habe in der Nacht geträumt, dass er mich ruft, dann bin ich alleine in die Stube zu ihm. Es war ganz eigen. Dann war die Beerdigung. Den Moment, wo sie mein Kind aus dem Haus getragen haben, war noch einmal furchtbar. Ich dachte, es reißt mir das Herz aus dem Leib.
Die Beerdigung selber war-------kann man schön sagen? Sie war ergreifend. Die Musikkapelle hat Andreas bis zur Kirche begleitet, in der Kirche hat der Jugendchor gesungen, Bläser haben gespielt, meine Schwester hat einen Brief vorgelesen, den ich selber an Andreas geschrieben habe.
Auf dem Friedhof habt die Musik dann auch noch Andreas' Lieblingslied gespielt: "Unter dem Sternenbanner". Normalerweise gibt es da Trauermärsche, "Ich hat einen Kameraden" wr eh schon wild, doch dieses Lied haben sie mit viel Müh und Not doch noch gescahfft. Es war OK.
Beim anschließenden Mahl im Gasthaus musste ich dann gehen, weil ich dachte:"Heh, was, wie, für wen....?"
Es tut mir furchtbar Leid, dass ich jetzt so lange geschrieben habe, aber es musste wohl raus.
Chrisi,
wegen der Bilder.
Johannes hat am ersten Tag gleich seine ganzen Schreibtisch mit Bildern von Andreas vollgepflastert. Ich hatte schon so meine Bedenken - und wirklich, er konnte sie irgendwann nicht mehr anschauen. Jetzt sind sie wohl noch da, er überdeckt sie manchmal, aber wegtun will er sie auch nicht.
Die Videos, es sind halt doch nicht so viele, ich schau manchmal nur ganz kurz hin, dann geht es eh nicht mehr.
Und Lieder - ich kann kaum etwas hören. Die jungen Leute haben so tolle Lieder für Andreas gespielt, aber sie tun alle so weh.
Schmeißt mich raus, wenns zu viel war.
eure heute sehr unglückliche
Elisabeth