Liebe Verena,
mach dir keine Vorwürfe, daß du nicht da warst, als deine Mutter gestorben ist. Wir waren es ja auch nicht mehr. Viele Menschen sterben ja auch absichtlich allein, weil sie nicht zurückgehalten werden wollen. Ich weiß von meiner Mutter, daß sie bevor sie ins Koma gefallen ist, jedes Mal unruhig wurde, wenn einer von uns bei ihr war. Ich habe ein paar Mal versucht, ihr Mut zu zusprechen und ihre Hand zu halten, aber das war fast unmöglich. Sie wollte das nicht, sie fing an zu jammern, drehte sich herum und beruhigte sich erst wieder, wenn man wegging. Ich bin mir sicher, daß sie allein sein wollte, sie hat "es sich mit selbst ausgemacht". Und deswegen bin ich mir auch sicher, daß deine Mama dich auch nicht so "gebraucht" hat, wie du es vielleicht glaubst. Deswegen habe ich auch in einem meiner Beiträge mal geschrieben, daß es eine Ehre für mich war, daß mein Opa vor mir gestorben ist. Ich glaube halt einfach, daß es kein Zufall ist, daß so viele Menschen alleine sterben. Diesen letzten Schritt gehen anscheinend viele alleine und das ist gut so.
Um meine Mama waren in ihren letzten Tagen und Stunden auch nur fremde Ärzte, Schwestern.... eigentlich auch nicht unbedingt "ideal". Aber ich glaube zu wissen, daß das für meine Mama ok war, ihre Seele war da sicher schon woanders.
Das ist eine schöne Geschichte mit dem Regenbogen! Und sie ist sicher kein Zufall, in dem Buch, das ich empfohlen habe, schreibt der Autor, daß genau solche "Zufälle" keine sind, er nennt sie "Synchronizität". Er meint, auch wenn man es nachher vielleicht doch als "Zufall" abtut, in dem Moment, wenn es passiert, weiß man einfach, daß es keiner ist.
Ich glaube eigentlich nicht, daß du deine Tochter mit deinen Tränen überforderst. Meine Nichte ist erst 2 1/2 Jahre alt und auch sie hat unsere Traurigkeit mitgekriegt und daß ihre Omama nicht mehr da ist. Traurigkeit gehört einfach zum Leben und wenn so ein schlimmer Todesfall passiert, kann man auch vor einem Kind nicht so tun, als wäre alles in Ordnung. Ich denke, viel reden, erklären usw. ist halt da am wichtigsten - und immer wieder zeigen, daß das Leben aber auch wieder Freude, Spaß und Leichtigkeit ist! Aber ich denke das weißt du eh, ich sollte bei Kindererziehung nicht groß reden, hab ja noch nicht einmal eines (Aber ich freu mich auf unsere Hochzeit, da setzen wir dann sozusagen den Startschuß :-))) ))
Meine Mama hat mir auch zu meinem 30er eine tolle Karte geschrieben, dich ich ewig aufheben werden. Sie hat geschrieben: Bleib so wie du bist, und ein Dankeschön an das Schicksal, dass es einen so wunderbaren Menschen wie dich gibt!!
Und genau das ist diese Mutterliebe, die ich jetzt so vermisse. Zeigen konnte sie es mir nicht, aber in diesen Worten steckt für mich alles!
Die Vowürfe, was verhindern zu können mach ich mir auch immer. Jeder Tod vor dem 90. Lebensjahr ist meiner Meinung nach unnötig. Aber trotzdem glaube ich an ein Schicksal. Du kennst das ja sicher auch, daß es oft, bevor etwas bedeutendes passiert (gut oder schlecht) es vorher eine Anneinanderreihung von "Zufällen" gibt die genau zu dem Ereignis führen. Oder eben daß eine gewisse Sache nicht zu beeinflussen war und dann genau dahin geführt hat. Bei meiner Mama war es beides. Und es war nicht aufzuhalten. Mein Vater redet immer davon, daß schon vor 30 Jahren Dinge passiert sind, die genau dazu geführt haben, was jetzt erst passiert ist. Da denk ich mir immer, die Beziehung zwischen meiner Mama und meiner Oma war deren Schicksal, das niemand von außen beeinflussen konnte.
Du warst für deine Mama da, so wie du es sein konntest. Wir sind alle keine Übermenschen und müssen versuchen, unser eigenes Leben so gut wie möglich zu leben. Die Verantwortung dann auch noch für jemand anderen zu übernehmen, ist einfach zu viel. Leben muß jeder selbst.
Meistens denk ich so. Manchmal anders. Wir konnten es nicht verhindern. Auch wenn wir jetzt fast alles dafür geben würden.
Das was ich jetzt noch machen kann, ist die Erinnerung an meine Mama zu bewahren. Für mich wird sie immer auf eine Art lebendig sein, nicht nur in meinem Herzen. Ich werde immer an sie denken, mit ihr reden und ihr Briefe schreiben. Und ich werde immer offen für Zeichen und Nachrichten sein.
Fehlen wird meine Mama ewig. Und ich fürchte mich auch schon auf eine bestimmte Art vor meiner Hochzeit. Ich weiß, da wird es ganz schlimm werden. Aber ich werde sie zu ihren Ehren vor allen Gästen persönlich begrüßen und ihr viel Spaß wünschen. Auf das freu ich mich auch wieder. Meine Mama wird für mich nie nur tot sein, sie bleibt ewig bei mir. Sie ist ja schließlich meine Mama...!
Ich werde in meinem Thread noch ein kleines Gedicht reinstellen. Ich will es nicht bei dir schreiben, weil es schon traurig ist - aber trotzdem schön...
Alles Liebe, Uschi