Tod meiner Mutter - Hilfe für meinen Vater

  • Liebe Verena,


    zuerst einmal möchte ich mich bei dir für deine Zeilen bedanken. Nicht nur dir tut es gut, daß auch andere so fühlen wie du. Es bringt wirklich Erleichterung....


    Und jetzt - mein tiefes Beileid zu dem Tod deiner Mama....


    Du hast recht, es gibt Parallelen zwischen unseren Schicksalen und das unserer Mütter. Meine hat sich auch nie von ihren Eltern gelöst was sie schließlich umgebracht hat. Depressionen hatte meine Mutter sicher auch auf eine gewisse Art und Weise. Sie konnte halt ihr Leben meistern ohne Medikamente aber sonst war nicht viel drin. Heute war ich bei meinem Papa zu Besuch und hab mir viele Bilder von ihr am Computer angesehen. Auf keinem schaut sie glücklich aus. Und wenn sie lächelt wirkt es fast wie gestellt. Das ist mir schon früher aufgefallen aber da hab ich das alles einfach hingenommen - ich Trottel. Ich bin wütend auf mich und auf meine Mama. Warum hat sie sich so viel gefallen lassen von ihren Eltern? Warum hat sie sich unsere gemeinsame Zukunft nehmen lassen? Ich bin erwachsen aber ich hätte meine Mama noch gebraucht. Ich habe noch keine Kinder aber ich will welche. Wo ist sie dann? Mein Partner und ich werden nächstes Jahr heiraten. Wo ist sie dann? Wenn ich Fragen zu Baby- und Kindererziehung haben werde. Wo ist sie dann? Wenn ich mir diese Fragen stelle werde ich so verdammt wütend! Sie hat sich mir nehmen lassen. Sie hat sich so fertig machen lassen, daß ich jetzt keine Mama mehr habe. Und ich - hätte ich ihr helfen können? Wenn ich es nur verstanden hätte.... Wenn die Welt mal wieder grausam ist und zu viel verlangt von mir, wo ist dann meine Mama die mich bedingungslos liebt so wie ich bin? Mir fehlt diese Liebe, die nur von einer Mama kommen kann. Die kann keiner ersetzen. Auch wenn mich meine Mama nie ihre Liebe so richtig spüren ließ, war sie doch da.


    Liebe Verena, glaubst du an ein Leben nach dem Tod? Dieser Glaube baut mich unendlich auf. Ich stelle mir vor, wie meine Mutter weiterexistiert nur halt in anderer Form. Ich stelle mir vor, wie gut es ihr jetzt geht, wie gelöst sie sich nach all dem jetzt fühlt. Ich stelle mir vor, daß alles einen Sinn hat, daß nichts umsonst ist, daß niemand nur so stirbt... daß wir alle hier sind um was zu lernen, manchmal auch auf grausame Weise. Und wenn wir tot sind, werden wir alles verstehen und vor allem - wir werden uns wieder sehen.
    Dieser Glaube richtet mich auf, dieser Glaube verhindert es, daß ich manchmal vor Verzweiflung die Beherrschung verliere.
    Und wenn man sich für diesen Glauben öffnet und hinsieht, entdeckt man wirklich Zusammenhänge, "Zufälle".... Ich finde noch immer, daß das mit dem Ildefonso und dem Spruch kein Zufall war. So viele weiße Schmetterlinge wie heuer habe ich noch nie gesehen, und wenn dann auch noch einer in einer ganz bestimmten Situation an mir vorbeiflattert, denke ich halt, daß er von meiner Mama ist.
    Wenn du Interesse hast, lies die Beiträge zu "Umfrage - Nachtod Kontakte". http://www.aspetos.at/forum/in…?page=Thread&threadID=651


    Ich brauche wie du bestimmte Lieder und Stimmungen um so richtig trauern zu können. Ich war jetzt 2 Wochen auf Urlaub und habe keine Träne geweint - ich war auch nie allein. Als ich wieder zu Hause war und das erste Mal allein, kam es wie auf Knopfdruck und fast von selbst. Zur Zeit höre ich fast nur "Nur zu Besuch" von den toten Hosen und "Geboren um zu leben" von Unheilig. Es ist fast komisch, daß wir sowas brauchen. Aber ich glaube, das Leben läßt einem ja auch keine Zeit zum Trauern. Bei dir ist es noch enger, du hast 2 kleine Kinder. Vielleicht schaffst du es ja ab und zu, daß jemand auf sie aufpasst. Man sagt zwar immer, Kinder sind gut, sie lenken ab, aber ich denke zu viel ablenken ist auch nicht gut, dann schleppt man die Trauer nur unverändert mit sich rum und es bleibt alles gleich. Die Trauer wird zwar auf eine gewisse Weise immer da sein, aber sie muß sich auch verändern. Das Leben muß auch wieder schön werden.


    Hast du Geschwister? Wie gehen die anderen mit dem Tod um? Deine Großeltern?.... Warum ist deine Mama gestorben?
    Bei dir ist es ja noch sehr kurz her. Gut, bei mir auch nicht viel länger, aber ich glaube am Anfang zählt fast jeder Tag. Ach Gott, es ist so schwer. Für alles im Leben gibt es immer eine Lösung, einen Ausweg, irgendetwas das es besser macht, aber beim Tod nicht.
    Mir hat das Buch "Meine Trauer wird dich finden" ein bißchen geholfen. Da geht es um einen Psychotherapeuten, der seinen Sohn verloren hat und alles sehr genau beschreibt, seine Gefühle, seine Gedanken, Tipps wie man eine Beziehung mit dem Verstorbenen herstellen kann. Ich habe mich in sehr sehr vielem wiedererkannt.


    Ich hatte nie ein sehr enges Verhältnis zu meiner Mama, aber sie hat es auch nie zugelassen. Ich habe es oft probiert, bin aber immer gescheitert. Jetzt aber am Ende in den letzten paar Wochen, das ist es mir (fast) gelungen. Ich habe ihr Cd´s von mir gegeben mit Entspannungsliedern und gesungenen Mantren zum Entspannen und Abschalten. Es hat ihr wirklich geholfen. Ich habe mit ihr Meditationen gemacht, die ihr auch gut getan haben. Ich habe mit ihr sehr viel geredet, was uns beiden sicher sehr gut getan hat. Ich bin froh, daß ich am Ende doch noch einiges für sie tun konnte - ich hoffe es hilft dir jetzt auch ein bißchen, daß du soviel für deine Mama getan hast. Es tut zwar nach dem Tod viel mehr weh, wenn man sich so nah war, aber dafür bleibt diese Nähe auch nach dem Tod erhalten.


    Liebe Verena, auch ich wünsche dir viel Kraft in der kommenden Zeit.


    Alles Liebe, Uschi

    Jeden Tag denk ich, ich kann nicht mehr,
    Jeden Tag bitt ich, komm wieder her.


    Jeden Tag frag ich, bist du da?
    Jeden Tag spür ich, es ist wirklich wahr.


    Jeden Tag will ich dich wieder zurück,
    Jeden Tag geh ich, ein kleines Stück.


    Jeden Tag seh ich das Lächeln von dir,
    Jeden Tag hol ich eine Erinnerung zu mir.

  • Liebe Ursula,


    ich habe jetzt deine Zeilen schon zum 3. Mal gelesen und ich habe immer noch Tränen in den Augen und eine Gänsehaut.
    Vielen, vielen Dank. Ich weiss jetzt, dass meine Gedanken richtig sind und dass ich sie zulassen kann.
    Die Sache mit den Schmetterlingen finde ich sehr schön.
    Als wir am Tag der Beerdigung meiner Mama auf dem Heimweg waren, spannte sich ein ganz großer Regenbogen über den ganzen Himmel.
    Er war ganz deutlich und klar zu erkennen, man sah den Anfang und das Ende ganz scharf (eine Seltenheit finde ich). Was ich in diesem Moment dachte, sprach meine Tochter aus. Sie sagte:" Den Regenbogen schickt uns Oma!"
    Ich muß dazusagen, dass wir vor kurzen umgezogen sind und meine Tochter immer schon sagte, wenn sie ein eigenes Zimmer hat, will sie einen Regenbogen an die Wand malen.
    Meine Tochter und meine Mutter hatten immer schon ein ganz spezielles inniges Verhältnis.
    Meine Mama hat mich auch nie in den Arm genommen und gesagt, dass sie mich liebt. Sie hat das mit kleinen Dingen ausgedrückt, wie mit besonderen Karten zum Geburtstag usw.
    Annalena (meine Tochter) ist ein sehr herzlicher Mensch und sie sagte immer schon was sie fühlt. So hat sie auch zu Mama oft einfach so gesagt:" Ich hab dich lieb!"
    Anfangs hat ihr meine Mutter nicht geantwortet, sie konnte das nicht, aber eines Tages sagte sie:"Ich dich auch" und drückte Annalena.
    Wir konnten das einander nicht sagen-leider! und jetzt ist es zu spät.
    Meine Mama hatte vor 3 Jahren einen mentalen Zusammenbruch und mein Bruder und ich mußten sie in die Psychiatrie einweisen lassen. Damals hat sie den Kontakt für ein paar Wochen ganz abgebrochen und ich dachte, das verzeiht sie mir nie.
    Allerdings war sie diejenige, die mich dann bat sie im Spital zu besuchen und ich war dann auch jeden Tag bei ihr.
    Seit dieser Zeit war sie jeden Samstag bei uns, weil ich wusste, dass sie diese Auszeit von meinen Großeltern brauchte. Sobald ich Zeit hatte machten wir Ausflüge mit den Kindern, weil ich wußte sie braucht das.
    Die belastende Seite waren aber die Telefonanrufe unter der Woche. Ich wußte nie woran ich war - wie ist drauf? Geht es ihr gut?
    Mich belastete das sehr und ich musste aufpassen, dass mich nicht zu sehr mitrunter zog.
    Am Anfang diesen Jahres ging es ihr total gut, sie machte Ausfluge und war voller Tatendrang. Im Juni änderte sich das plötzlich (ich weiss bis heute den Auslöser nicht) und sie begann sehr wenig zu essen und wurde zunehmende stiller.
    Ich habe sie sehr oft darauf angesprochen, doch sie antwortete immer. "Es wird schon wieder. Du musst dich um deine Familie kümmern." Doch sie zählt doch auch zu meiner Familie!!
    Sie wollte niemandem zur Last fallen und sagte immer:" Ich bin die Tochter und ich muss mich um meine Eltern kümmern und nicht umgekehrt!"
    Am Samstag vor ihrem Tod bekam sie Fieber und eine Erkältung. Sie wollte aber per tu nicht zu einem Arzt und sagte wie immer:"Das wird schon wieder".
    Am Montag bin ich dann zu ihr gefahren und habe ihr den Einkauf erledigt, ein paar Sachen im Haushalt gemacht und mit ihr diskutiert, warum sie zu keinem Arzt geht.
    Aber sie war stur wie immer und denn sie hatte ja kein Fieber mehr. Am MIttwoch mittags habe ich mit ihr telefoniert, ob sie etwas braucht und mit ihr abgemacht, dass ich am Donnerstag morgens wieder zu ihr komme. Dazu kam es aber leider nicht mehr. Denn am Mittwoch um 18.00 Uhr bekam ich einen Arruf von meiner Oma, dass Mama angeblich um ca. 16.00 Uhr im Vorzimmer zusammengebrochen und gestorben ist.(lt. Notarzt an Herz- Kreislaufversagen).
    Ich wohne 40km weit weg und als ich dort eintraf, war meine Mama schon weg und ich konnte mich nicht einmal verabschieden. Mein Opa (er hatte nie ein gutes Verhältnis zu meiner Mama) erzählte mir dann was genau abgelaufen ist, mit Notarzt und Hubschrauber usw. Seitdem bekomme ich dieses Bild nicht aus meinem Kopf (obwohl ich gar nicht dabei war).
    Ich weiß nur, dass meine Mama von Leuten umgeben war, mit denen sie zu Lebzeiten immer gekämpft hat und ich war nicht da!!!!!!!
    Ich mache mir deshalb sehr große Vorwürfe. Ich stelle mir die selben Fragen wie du.
    Hätte ich was tun können? Hätte ich nur darauf bestanden, dass sie zu einem Arzt geht? Warum? Warum? Warum?
    Ich habe im Moment sehr große Verlustängste und wäre am liebsten 24 Stunden bei meinen Kinder und meinem Mann. Auf der anderen Seite wird mir der Familienalltag auch teilweise zu viel und ich wäre gerne alleine um zu trauern?
    Gestern zum Beispiel hat mich meine Tochter angeschnauzt, eigentlich wegen gar nichts und ich denke sie weiß selber nicht warum. Ich bin in Tränen ausgebrochen und habe mich in meinem Bett verkrochen. Mir fielen die Streitigkeiten mit meiner Mama ein und dass ich ihr jetzt gar nicht mehr sagen kann wie lieb ich sie habe!
    Kurze Zeit später ist dann Annalena zu mir gekommen und wir haben beide zusammen geheult. Ich weiss aber nicht, ob ich sie mit meinen Tränen nicht überfordere, sie ist erst 9 Jahre alt.
    Ich hoffe, ich habe dich mit meiner Geschichte nicht zu sehr belastet. Ich bin aber so froh, jemanden gefunden zu haben der mich versteht. Mit meiner Familie kann ich darüber nicht reden, daher verstelle ich mich so gut es geht, aber das ist ziemlich anstrengend für mich.


    Vielen Dank für deinen Zuspruch und für deine Geduld, deine Zeilen helfen mir wirklich sehr.
    Vielen, vielen Dank es tut sooooooooo gut.
    Liebe Grüße Verena

  • Liebe Verena,


    herzlich Willkommen hier bei uns und fein, dass Du zu uns gefunden hast! Damit Dein Thread leichter gefunden werden kann, habe ich jetzt mal Deine Beiträge extra kopiert - wir schauen immer, dass jeder trauernde Mensch mit seiner Geschichte auch einen eigenen Erzählstrang hat - nur so ist es auch möglich, die Geschichten nachzulesen und zu erfassen!


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Eine Mutter noch zu haben ist die größte Seligkeit.
    Doch ein Mutterherz begraben ist das allerschwerste Leid.
    Trägst du hart, was Gott gesendet, wenn ein Mutterauge bricht,
    denk, dass alles stirbt und endet, nur die Mutterliebe nicht.


    ;(

    Jeden Tag denk ich, ich kann nicht mehr,
    Jeden Tag bitt ich, komm wieder her.


    Jeden Tag frag ich, bist du da?
    Jeden Tag spür ich, es ist wirklich wahr.


    Jeden Tag will ich dich wieder zurück,
    Jeden Tag geh ich, ein kleines Stück.


    Jeden Tag seh ich das Lächeln von dir,
    Jeden Tag hol ich eine Erinnerung zu mir.

  • Heute tut es wieder so weh, daß ich nicht weiß, wohin damit.
    Da ist so ein kleines Mädchen, das seine Mama sucht. Es ruft nach ihr, aber sie kommt nicht.

    Jeden Tag denk ich, ich kann nicht mehr,
    Jeden Tag bitt ich, komm wieder her.


    Jeden Tag frag ich, bist du da?
    Jeden Tag spür ich, es ist wirklich wahr.


    Jeden Tag will ich dich wieder zurück,
    Jeden Tag geh ich, ein kleines Stück.


    Jeden Tag seh ich das Lächeln von dir,
    Jeden Tag hol ich eine Erinnerung zu mir.

  • Heute vor 3 Monaten....


    Ich habe gerade das Lied "You´re not alone" im Radio gehört. Ich schreib die Übersetzung her - ich finde das passt so gut zu meiner Mama, könnte von ihr sein.



    In einer bestimmten Art und Weise ist es alles eine Frage der Zeit,
    Ich werde mir um dich keine Sorgen machen,
    Dir geht es gut,
    Nimm meine Gedanken mit dir und wenn du zurück siehst,
    Wirst du bestimmt ein Gesicht sehen, dass dich erinnert:


    Du bist nicht alleine,
    Ich werde bis zum Ende der Zeiten warten.
    Öffne deine Seele,
    Sicherlich ist es klar zu erkennen,
    du bist nicht alleine,
    Ich werde bis ans Ende der Zeiten auf dich warten.
    Öffne deine Seele,
    Sicherlich ist es Zeit bei mir zu sein,


    Es ist die Entfernung,
    Die das Leben etwas schwer macht,
    Zwei Seelen die einst nah zusammen waren,
    Nun so viele Meilen entfernt,
    Ich werde nicht zögern,
    ich warte bis du wieder zu Hause bist,
    sicher zurück wo du hingehörst
    und sehen wirst wie alle anderen sich entwickwelt haben.


    Du bist nicht alleine,
    Ich werde bis zum Ende der Zeiten auf dich warten,
    Öffne deine Seele.
    Sicherlich ist es klar zu erkennen,
    du bist nicht alleine,
    Ich werde bis ans Ende der Zeiten auf dich warten.
    Öffne deine Seele,
    Es ist die Zeit für mich und dich...

    Jeden Tag denk ich, ich kann nicht mehr,
    Jeden Tag bitt ich, komm wieder her.


    Jeden Tag frag ich, bist du da?
    Jeden Tag spür ich, es ist wirklich wahr.


    Jeden Tag will ich dich wieder zurück,
    Jeden Tag geh ich, ein kleines Stück.


    Jeden Tag seh ich das Lächeln von dir,
    Jeden Tag hol ich eine Erinnerung zu mir.

  • Nach mehreren depressiven Tagen und der Sorge um mein seelisches Wohl, melde ich mich wieder zurück mit einer nicht neuen aber vertieften Erkenntnis: Sie kommt nie mehr wieder zurück.
    Diese große, weise Erkenntnis habe ich mir also in den letzten Tagen erarbeitet. Richtig toll war´s bei der Hochzeit von Freunden dieses Wochenende. Seitdem weiß ich nicht mehr, ob ich nächstes Jahr heiraten will bzw. kann. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich bald wieder Feste "feiern" kann, die mir seelisch nahe gehen. Es ist mir bei der Trauung in der Kirche so schlecht gegangen. Ich habe gespürt, wie wichtig es ist, daß die liebsten Menschen dieses Fest mit einem feiern und meine Mama wird nicht dabei sein. Gottseidank bin ich recht weit hinten gesessen und es hat keiner mitgekriegt.


    Egal wie mein Leben weitergeht, sie wird nie wieder vor mir stehen. Egal was alles passieren wird, sie wird nicht dabei sein. Egal, ob jeder um mich herum wieder glücklich wird, auch egal ob mein Vater wieder irgendwann glücklich wird, sie wird nimmer da sein.
    Und wenn ich Lotto-millionärin werde oder in der Gosse lande, sie wird nicht da sein.


    Egal wie viele Tränen ich noch vor Freude haben werde, es werden ebenso viele Tränen der Trauer dabei sein.


    Wißt ihr was? Es ist verdammt scheiße, seine Mama zu verlieren (2. Erkenntnis).

    Jeden Tag denk ich, ich kann nicht mehr,
    Jeden Tag bitt ich, komm wieder her.


    Jeden Tag frag ich, bist du da?
    Jeden Tag spür ich, es ist wirklich wahr.


    Jeden Tag will ich dich wieder zurück,
    Jeden Tag geh ich, ein kleines Stück.


    Jeden Tag seh ich das Lächeln von dir,
    Jeden Tag hol ich eine Erinnerung zu mir.

  • Liebe Ursula,


    deine beiden Erkenntnisse, wenn sie so glaskar sprübar werden, sind hammerhart. Und natürlich werden sie bei solchen emotionalen Höhepunkten im Leben besonders bewusst. Und gerade bei Familienfeiern und eben großen Lebensfesten wie Hochzeiten wird dann besonders schmerzhaft klar, wenn eine/r fehlt. Ich weiß, dass du es dir jetzt kaum vorstellen kannst, aber du wirst Feste wieder feiern können. Deine Mutter wird dabei fehlen und du wirst doch irgendwie auch weiterhin einen Platz für sie finden. Sie wird weg sein und trotzdem da. Das dauert, lass dir Zeit. Gerade was deine Hochzeit anbetrifft: Vielleicht bist du in einem Jahr schon soweit, dass du heiraten kannst, aber vielleicht brauchst du noch ein Jahr Zeit. Vertraue darauf, dass die Trauer, die du jetzt spürst Zeichen der Bewältigungsarbeit ist. Das ist eine schwere Arbeit und am Anfang ist es so, dass man kaum merkt, dass etwas weitergeht, aber es tut sich was, ganz sicher!
    Alles Liebe
    Christine

  • Hi Ursula,


    so komisch das jetzt klingt, aber ich möchte mich bei Dir für Dein Posting bedanken! Selten hat mir jemand so KLAR gesagt oder geschrieben, was die erste Erkenntnis ist, die so richtig reinhaut! Du hast das wunderbar beschrieben und genau das ist die scharfe Klinge der Trauer und des Todes... Und jeder Mensch in einer solchen Situation muss sich dieser hammerharten Erkenntnis stellen - sie ist die Voraussetzung für den weiteren Weg!


    Wie Christine es schon geschrieben hat - Du wirst sehen, dass Du dabei nicht stehen bleibst - Du wirst weitergehen und Du wirst diesen Platz für Deine Mum in der Erinnerung finden! Aber das ist die dritte Erkenntnis, die zweite Erkenntnis finde ich auch so ... ich weiss auch nicht... menschlich formuliert, ehrlich!


    Alles Liebe und Gute auf Deinem weiteren Weg!


    Markus

  • Liebe Christine, lieber Markus, lieber Josef,


    ich danke euch für eure Antworten.


    Ich bin froh, diese Rückmeldungen zu bekommen.
    Ich bin froh, in diesem Forum zu sein.
    Ich bin froh, anscheinend doch halbwegs "normal" durch den Trauerprozeß zu gehen.


    Nur ist in meinem Leben nichts mehr normal.


    Es wird nächstes Jahr definitiv keine Hochzeit bei mir geben. Diese Entscheidung kommt nicht von mir, sondern von meinem Partner.
    Ich dachte immer, einen starken Menschen an meiner Seite zu haben, der mich in Zeiten ohne Halt auffängt, der mir Kraft gibt, der mit mir durchgeht - zu mir steht. Jetzt weiß ich gar nichts mehr.
    Es ist ja nicht so, daß ich mich extrem gehen lasse oder mich aufführe. Ich habe meiner Mutter weder einen Alter zu Hause gebaut, noch fahr ich jeden Tag zu ihrem Grab, ich mach auch keine eigenartigen Dinge. Ich habe nur wenig Energie, alles was ich tu oder tun muß, kostet mich mehr Kraft als sonst. Jetzt auch noch die Veränderungen in der Arbeit. Ich bin endlich halbwegs zufrieden dort wo ich bin, jetzt muß ich weg.


    Mein ganzes Leben, so wie ich es vorher gekannt habe, ist weggebrochen. Ich muß meine Gefühle, meine Gedanken neu ordnen, ich muß mich neu orientieren. Orientieren in eine neue und eigene Zukunft, und auch die wird mir gerade genommen.


    Ich möchte nicht in Selbstmitleid baden, aber ich stelle mir die Frage, wie eigentlich andere Partner mit solchen Verlust-Situationen umgehen.
    Ich gebe ja auch mir einen Teil der Schuld an unserer jetzigen Situation, aber ich denke, daß in einer liebevollen Beziehung nicht nur "Funktionieren" an oberster Stelle steht. Ja, ich laß mich gerade gehen, und ja, ich hab mich seit meine Mutter gestorben ist, verändert. Und ja, ich habe mit meinem Freund nicht sehr viel über meine Gefühle gesprochen. Aber ich glaube nicht, daß das was verändert hätte. Er kann einfach nicht damit umgehen. Oder kann ich damit nicht umgehen?


    Ich schreibe absichtlich sehr emotionslos und gefasst. Ich will meine Beziehungsprobleme und Emotionen nicht voll an euch auslassen, sonst würden hier keine geraden, verständlichen Sätze mehr stehen.
    Aber eigentlich bin ich fassungslos, wie es sein kann, daß mein Partner, auf den ich immer so viel gehalten habe, JETZT unsere Beziehung in Frage stellt.


    Wann hört das Chaos in meinem Leben endlich auf?
    Warum kommt alles jetzt? Weil´s eh schon wurscht ist? So in der Art, wenn sie schon am Boden ist....


    Mein Freund ist gestern für 2 Wochen auf eine Konferenz gefahren. Wir werden beide nachdenken.

    Jeden Tag denk ich, ich kann nicht mehr,
    Jeden Tag bitt ich, komm wieder her.


    Jeden Tag frag ich, bist du da?
    Jeden Tag spür ich, es ist wirklich wahr.


    Jeden Tag will ich dich wieder zurück,
    Jeden Tag geh ich, ein kleines Stück.


    Jeden Tag seh ich das Lächeln von dir,
    Jeden Tag hol ich eine Erinnerung zu mir.

  • Liebe Ursula,
    Beziehungsprobleme gibt es nach Trauerfällen ganz, ganz oft, das ist sogar die Regel und nicht so sehr die Ausnahme. Trauer verändert und besonders Männer tun sich mit trauernden Frauen schwer. Frauen ziehen sich eher zurück und spüren dem Schmerz nach, Männer werden häufig aktiver und agieren nach außen, weil sie nie gelernt haben mit Gefühlen umzugehen - sie sind tendenziell dazu erzogen worden, stark zu sein und Gefühle zu überwinden, indem sie sich in Aktivität stürzen. Dein Partner ist jetzt ganz offensichtlich überfordert. Sprich mit ihm offen über deine Gefühle und Bedürfnisse, frag ihn aber auch, was er braucht. Seht zu, wie ihr beide einen Weg findet euren Bedürfnissen gerecht zu werden und dennoch gemeinsam weiterzugehen. Ich kann auch ein paar Sitzungen bei einem Coach oder Paartherapeuten empfehlen, das hilft oft sehr, weil ein Dritter zwischen 2 Menschen oft die richtigen hilfreichen Fragen stellt und neue Perspektiven eröffnen kann.
    AL
    Christine

  • Liebe Christine,


    danke für deine Antwort (im September) und danke für deine Nachfrage!
    Es tut mir leid, daß ich auf deine letzte Antwort nicht reagiert habe, obwohl sie mir wirklich sehr weitergeholfen hat und mich beruhigt hat. Danke noch einmal!!!!


    Unsere Krise hat sich gottseidank wieder beruhigt. Es haben sich in unserer Beziehung auch außerhalb der Trauer Kleinigkeiten eingeschlichen, die nicht so gut waren, die in der Trauer natürlich verstärkt aufgetreten sind.
    Soweit ist jetzt alles ausdiskutiert. Aber die Trauerphase ist ja noch nicht vorbei....


    ....unsere Beziehungskrise hat mich auf eine gewisse Art wieder auf den Boden der Realität geholt bzw. auch irgendwie wieder ins Leben. Und eigentlich war es sogar gut. Ich war nicht mehr nur noch mit meiner Mutter beschäftigt. Es waren zwar Sorgen und Ängste, also auch nichts Schönes, aber ich war gezwungen, mich wieder mit den "lebendigen" Beziehungen in meinem Leben zu beschäftigen.


    Deswegen habe ich bis jetzt auch nichts mehr hier geschrieben. Die Sorge um meine Beziehung war plötzlich größer als die Trauer um meine Mutter.


    Jetzt kommt leider eine Zeit, die für alle die hier lesen und schreiben, nicht leicht sein wird. Allerheiligen und Weihnachten. Vor Weihnachten fürcht ich mich jetzt schon.


    Ich bin weiterhin beschäftigt damit, die Endgültigkeit im Tod zu verstehen. Das ist gerade recht schwer. Gerade jetzt ertappe ich mich häufiger bei dem Gedanken: "Jetzt könnte sie aber langsam wieder zurückkommen!" So quasi Weihnachten steht fast vor der Tür und sie ist noch immer nicht da! Die Erkenntnis (eben diese Endgültigkeit) kommt dann natürlich immer sofort, ist aber immer wieder wie ein neuer Schlag in die Bauchgrube. Und dann denk ich mir: "Egal was passiert, und auch als Millionärin würde ich sie nicht mehr wieder bekommen."


    Naja, damit kämpf ich zur Zeit. Trotzdem lern ich auch immer mehr, wieder das Leben zuzulassen bzw. neben diesen Gedanken und Emotionen auch wieder Freude leben zu können.


    Ich wünsche allen viel Kraft in der kommenden Zeit.
    lg Uschi

    Jeden Tag denk ich, ich kann nicht mehr,
    Jeden Tag bitt ich, komm wieder her.


    Jeden Tag frag ich, bist du da?
    Jeden Tag spür ich, es ist wirklich wahr.


    Jeden Tag will ich dich wieder zurück,
    Jeden Tag geh ich, ein kleines Stück.


    Jeden Tag seh ich das Lächeln von dir,
    Jeden Tag hol ich eine Erinnerung zu mir.

  • Liebe Ursula!
    ein nachträgliches Willkommen im Forum
    meine tiefste Anteinahme zum gehen deiner Mama
    das lied das du für uns reingestellt hast ist auch für mich
    die zeilen passen auch für mich
    Danke
    du befindest dich in der achterbahn der gefühle
    diese auf und abs
    werden uns begleiten
    aber glaube mir schreibe aus erfahrung
    sie werden leichter und erträglicher
    obwohl sie da sind
    und mit der zeit
    gehören sie dann auch zu uns
    hast du das gedicht
    "der ungebetene gast" schon gelesen
    so fühlt es sich an


    wünsche dir kraft und möchte dir auf deinem weg mitgeben "deine mama würde sich freuen wenn du lachst und liebe gibst"
    sie sind immer bei uns , tief drinn im herzen
    alles liebe maki

  • Liebe Ursula,
    dass ihr eure Krise in den Griff bekommen habt, das freut mich! Und natürlich auch, dass du ein wenig Boden unter den Füßen gewonnen hast! Aber es stimmt natürlich, dass die kommenen Tage und dann das Weihnachtsfest wieder Schmerzwellen und Sehnsucht auslösen. Wir nennen es hier das Wellenmeer: Es gibt in der Trauer - wenn sie gesund verläuft - immer wieder mal sehr schmerzhafte Zeiten und dazwischen auch bessere Phasen. Versuche nach Allerseelen zu schauen, dass du dir bzw. ihr euch (dein Mann und du) etwas Gutes tut, dass dich entspannt oder dir Freude macht, um Kraft zu tanken für den Winter und vor allem Weihnachten!
    AL
    Christine

  • Wieder melde ich mich zurück aus der Versenkung und mit einem neuen und sehr schönen Erlebnis.
    Durch all die Trauer, Verzweiflung und Hoffungslosigkeit hat meine Mutter ihren Weg zu mir und ihren Platz bei mir gefunden - sie ist jetzt in meinem Herzen. Das klingt vielleicht seltsam, weil sie das ja immer war. Es ist jetzt trotzdem anders. So anders, daß ich es kaum beschreiben kann, aber so real, daß ich jedes Mal vor Glück ausflippen möchte, wenn ich sie wieder spüre. Ich habe mir einen sehr schönen Ort ausgesucht, an dem wir uns immer treffen und sie vor mir und neben mir ist, als wäre es wirklich so. Ich kann sie spüren (emotional), ich sehe jedes Fältchen in ihrem Gesicht und es fühlt sich haargenau so an, wie wenn sie da ist - und für mich ist sie da! Und das Schöne ist, daß ich sie überall treffen kann, in der Ubahn, zu Hause, beim Einschlafen.... ich brauche nur die Augen zumachen.
    Nach unserem ersten Treffen habe ich das Radio eingeschaltet und sie spielten die letzten Zeilen von Ludwigs Hirsch´s Lied "Komm grosser schwarzer Vogel" - genau diese:
    "Auf geht's, mitten in Himmel eine,
    nicht traurig sein, na, na, na ist kein Grund zum Traurigsein!
    Ich werd' singen, ich werd' lachen, ich werd' "das gibt's net schrei'n.
    Ich werd' endlich kapieren, ich werd' glücklich sein!
    Ich werd' singen, ich werd' lachen, ich werd' "des gibt's net schrei'n.
    Ich werd' endlich kapieren, ich werd' glücklich sein!
    Ich werd' singen, ich werd' lachen, ich werd' endlich glücklich sein!"


    Das 2. Lied gleich danach war das Lied "You´re not alone". Den Text hab ich in deutscher Übersetzung hier schon geschrieben. Dieses Lied, diese Zeilen sind einfach meine Mama!


    Ich bin so froh, sie in meinem Herzen zu haben! Neben all der Traurigkeit - besonders jetzt zur Weihnachtszeit - ist es wunderschön, auch dieses warme Gefühl im Herzen zu haben und diese starke Nähe zu ihr zu spüren.


    Ich dachte immer, wenn ich gehört oder gelesen habe, daß der Verstorbene dann im Herzen ist, daß das aber nicht einmal ein schwacher Trost ist. Aber es ist ein Trost!!
    UND - Achtung neue Erkenntnis ;-) - egal was passieren wird, ob ich Lottmillionärin werde oder in der Gosse lande, dort geht sie nimmer weg!! Meine Mama ist in mir egal was passiert! Keiner kann mir das nehmen. Und mit ihr in meinem Herzen werde ich weitermachen bis ich selbst gehe - zu ihr.


    Ich wünsche allen weiterhin viel Kraft, einen starken Glauben und eine Ahnung davon, daß wir unsere Liebsten wiedersehen werden und daß sie nie ganz weg sind.

    Jeden Tag denk ich, ich kann nicht mehr,
    Jeden Tag bitt ich, komm wieder her.


    Jeden Tag frag ich, bist du da?
    Jeden Tag spür ich, es ist wirklich wahr.


    Jeden Tag will ich dich wieder zurück,
    Jeden Tag geh ich, ein kleines Stück.


    Jeden Tag seh ich das Lächeln von dir,
    Jeden Tag hol ich eine Erinnerung zu mir.

  • Liebe Ursula,


    da kann ich mich Christine nur anschließen, ich freu mich für Dich......................Du klingst richtig glücklich......
    ..................
    und das möchte ich auch, so einen Platz für meinen Putzi finden .......


    Liebe Grüße
    Evi

    *


    Es gibt Momente im Leben, da hört die Welt auf, sich zu drehen.
    Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr so, wie es war.


    "Tempora praeterire Sed tenera Memoria restat"


    *

  • Mein Vater und ich sind seit ein paar Wochen bei einer ganzheitlichen Humanenergetikerin (so nennt sie sich). Wir gehen getrennt und unabhängig voeneinander zu ihr hin. Ein guter Freund hat meinem Vater geraten, zu ihr zu gehen und er war so begeistert, daß ich auch neugierig geworden bin. Und sie ist toll! Durch sie lerne ich, wie wichtig es ist, eine innere Verbindung herzustellen und zu spüren, daß meine Mama da ist - in mir ist.
    Ich stelle mir meine Mama vor, wie sie war, wie sie ausgesehen hat, wie sie gelächelt hat, was sie anhatte - jede Kleinigkeit die mir einfällt, stelle ich mir vor. Ich hole mir ganz viele Bilder von ihr. Und eigentlich fast automatisch bin ich mit ihr an diesem Platz, sie steht vor mir, lächelt, schaut mich an, drückt mich, wir sitzen nebeneinander, ich halte ihre Hand, sie streichelt meine, wir gehen spazieren usw. Und da kommt dieses Gefühl von Nähe ganz automatisch.
    Es funktioniert auch nicht andauernd, aber manchmal kommt es fast wie von selbst.


    Ich weiß nicht, ob ich jemanden damit helfen kann, aber mir hilft das Spüren dieser inneren Verbindung sehr sehr viel.
    Und wer meine Beiträge kennt, weiß ja, daß ich überzeugt bin, daß es nach dem Tod nicht komplett aus ist - sicher hilft mir auch dieser Glauben.


    Auch in dem Buch "Meine Trauer wird dich finden" geht es um diese Verbindung zu dem Verstorbenen.


    lg Uschi

    Jeden Tag denk ich, ich kann nicht mehr,
    Jeden Tag bitt ich, komm wieder her.


    Jeden Tag frag ich, bist du da?
    Jeden Tag spür ich, es ist wirklich wahr.


    Jeden Tag will ich dich wieder zurück,
    Jeden Tag geh ich, ein kleines Stück.


    Jeden Tag seh ich das Lächeln von dir,
    Jeden Tag hol ich eine Erinnerung zu mir.