Liebe Tina,
manchmal träumt man so wirres Zeug ohne Sinn oder Zusammenhang.
Wenn Aussenstehende so einfach meinen, man soll sich frisch verlieben und dann sei alles paletti, dann wissen sie nicht, wovon sie sprechen. Viele glauben, mann könne jemanden durch einen Neuen ersetzen und dann ist man wieder glücklich und trauert nicht mehr so oder gar nicht mehr. Aber das stimmt nicht, unsere Lieben bleiben doch bei uns im Herzen. Man hat doch schöne Stunden und Momente gemeinsam erlebt und das sind Erinnerungen, die (gottseidank) immer da sein werden.
Als mein Mann verstorben ist, haben sich auf einmal alte Bekanntschaften gemeldet und wollten auf einmal auf einen Kaffee gehen oder ein Bekannter vom Fußballverein stand auf einmal vor der Türe. (der Fußballverein ist bei uns um die Ecke). Es war niemand aufdringlich, aber irgendwo denkt man sich schon, die erhoffen sich etwas. Einem Jugendfreund habe ich sogar direkt gesagt, er brauche sich keine Hoffnungen machen, nachdem er öfters angerufen hat.
Dein Uwe wird sicherlich nicht wollen, dass du ewig alleine bleibst, aber ich verstehe bzw. weiss, dass eine Zeit verstreichen muss, bis man für eine neue Beziehung offen bzw. bereit ist.
Wäre ich vor meinem Mann gegangen, hätte ich auch gewollt, dass er mit einer neuen Frau den Rest des Lebens verbringt. Das kann man ja niemanden übelnehmen.
Bei mir ist es so, dass ich oft totat traurig bin, weil alles so gekommen ist, dann wieder ist es für mich total normal, dass mein Mann nicht mehr da ist, weil ich nun alleine in einer viel zu großen Wohnung mit meinem Sohn wohne. Dann habe ich Gewissensbisse, weil ich mich schon an diese Situation gewöhnt habe.
Solltest du einen Mann kennenlernen, der dir sympatisch ist, sage ihm klipp und klar, dass du ihn gut leiden kannst, aber momentan für eine neue feste Beziehung noch nicht bereit bist. Wenn er es ernst meint, wird er warten können und du kannst eine schöne Zeit mit ihm verbringen. Wenn er das nicht will, dann ist er es nicht wert. Alles andere kommt dann mit der Zeit.
Ich war unlängst auf einem Begräbnis und da hat eine Tante (habe an sich keinen Kontakt zu ihr) von einer "lustigen Witwe" erzählt, die das Leben in vollen Zügen geniesst. Da dachte ich mir, würde man das von mir auch sagen, nur weil ich trotzdem am "normalen" Leben teilnehme ? Mir haben auch einige gesagt, dass ICH ja doch noch weiterlebe und nichts dafür kann, dass mein Mann gehen musste. Ich unternehme einiges mit Freunden, mit meinem Sohn oder habe (weiblichen) Besuch. Ein Aussenstehender würde keine Trauer merken, aber ich trauere schon - meistens abends, wenn ich mich so richtig einsam und verlassen vorkomme oder auch wenn die vielen schönen Erinnerungen kommen oder wenn ich bestimmte Lieder im Radio höre. Ich will damit sagen, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat - bzw. , dass das Leben "geniessen" / "leben" und trauern kein Widerspruch sein muss.
Hoffe, dass ich nicht zu verwirrend geschrieben habe.
lg
Christa