Hallo ihr alle!
Ich danke euch sehr für eure Einträge und wie ihr euch mit mir freut Es zeigt mir einmal mehr, dass dieses Forum eine grosse Familie ist, bei der man sich ausheulen aber auch schönere Erlebnisse teilen kann. Ihr seid alle ganz toll! :24: :24: :24:
Er ist sehr anstrengend, dieser Weg in das neue Leben.... Aber was erzähle ich euch da - ihr wisst was ich meine...
Es bröckelt momentan sehr viel von meinem bisherigen Leben, mit und auch danach ohne Marco, weg. Ich stelle sehr viel in Frage, seitdem ich durch meinen neuen Partner die Energie bekommen habe, vermehrt in eine positivere Zukunft zu schauen.
Angefangen bei meinem/unseren Schützenverein. Ab Mitte dieses Jahres wurde der Gang zum Training für mich immer schwerer. Ich bin hingegangen und habe aber nicht die Kraft gefunden, mein Sportgerät in die Hände zu nehmen. Es lag ein immer gewichtigerer Felsbrocken auf meinem Herzen und auch im Magen. Ich mochte bald nicht mehr daran denken, überhaupt hingehen zu müssen (ich habe ja auch Funktionen im Vereinsvorstand, einige davon zusätzlich übernommen, als Marco gestorben ist...). Ins Schützenhaus zu gehen wurde für mich immer unerträglicher, weil mir so permanent, endgültig und schmerzlich vor Augen geführt wurde, dass er nicht mehr da ist :13: Mitte September habe ich mich dazu entschliessen können, den anderen mitzuteilen, dass ich eine Auszeit brauche und mir diese auch nehmen werde. Ich bin auf sehr viel Unverständnis gestossen und musste mir auch Vorwürfe anhören, dass ich die Kameraden im Stich lasse. Dies hat mich unendlich enttäuscht. Natürlich können sie nicht in mich hinein sehen. Aber man hat es mir immer sehr deutlich ANgesehen, wie schlecht es mir ging. - Nun gut, ich nehme mir eine 1 jährige Auszeit vom Verein und schaue dann weiter, ob es für mich noch oder wieder stimmt....
Auch auf der Arbeit ist es seit Mitte Jahr immer belastender geworden. Mein Vorgesetzter, der mich so wundervoll unterstützt hatte im ersten so schweren Jahr, ist in Ruhestand gegangen. Sein Nachfolger - na ja. Sehr schwierig.... Ich brauche momentan sehr viel Energie um mich morgens aus dem Bett auf die Arbeit zu quälen. Die Stimmung im Team bei den Kolleginnen ist dementsprechend angespannt bis frustriert. Es ist schwierig, wenn man von den höheren Stellen keine Unterstützung bekommt und gegen "unten" trotzdem volle Leistung bringen soll / muss / und eigentlich auch will...
Ich bin mir sehr ernsthaft am überlegen, nächsten Frühling eine Laufbahnberatung zu machen und mich neu zu orientieren...
Vor etwas mehr als einem Monat habe ich mein Antidepressiva abgesetzt. Trotz ganz langsamen Dosis-Verringerungen war der Ausstieg vom Medikament eine heftige Erfahrung für mich. Ich hatte während der ersten zwei Wochen das Gefühl, mein ganzer Körper entgleitet mir :013: Aber dann hat es sich normalisiert mit Schwindelgefühlen, Bewusstseinsstörungen und Kopfschmerzen und heute bin ich sehr froh, diese Chemie mehr zu nehmen.
Ich empfinde es als sehr eindrücklich zu spüren, wie sehr mich die Medikamente "abgeblockt" haben von den Gefühlen. Ich bin sehr viel feinfühliger und viiieeel nähe am Wasser gebaut, als noch während der Einnahme der Pillen. Vieles, auch an Erinnerungen von Gefühlen der letzten 12 Monate (solange war ich auf Droge), kommt jetzt hoch. Manchmal reicht schon eine kurze Szene aus einem Film am Fernsehen, und die Tränen laufen wie Sturzbäche über das Gesicht :33: Aber diese Momente (und darüber bin ich sehr sehr froh) ziehen mich nicht runter. Es sind Augenblicke, in denen ich alles rauslasse an Schmerz Wut Trauer Ohnmacht und Verletztheit, und danach kann ich weitermachen ohne schlechte Gefühle. Natürlich hilft es mir dabei auch sehr, dass ich mich wieder mit jemanden direkt, offen und ohne Scheu vor Reaktionen, austauschen kann in diesen Momenten :24:
Die dunkle Jahreszeit ist da... Die Adventszeit naht... dann kommt Weihnachten... und dann die Nacht des 26./27. Dezember :33:
Ich habe sehr grossen Respekt vor diesen Tagen. Vieles wird schwer und traurig sein. Ich spüre jetzt schon vieles, bin freier im Kopf wie letztes Jahr, als gerade mein Vater in lebensbedrohlicher Verfassung im Krankenhaus lag... Das jährt sich in diesen Tagen, als er damals ins Koma fiel... :13:
Auch dies ist etwas, was noch nicht richtig verarbeitet ist. Noch immer bekommt mich ein ganz schlimmes Gefühl, wenn ich an jenem Zimmer der Intensivstation vorbei muss, in dem er gelegen hat...
Die Seele von uns Menschen... Sie muss so vieles ertragen, wird immer wieder verletzt. Und es scheint nur eines zu geben, was ihr hilft, dass gebrochene Stellen wieder zusammenwachsen und vernarben können: Zeit, sehr sehr viel Zeit.... und trotzdem wird es nie mehr so sein wie es mal war.
Viele liebe und herzliche Grüsse an euch
:24: :24: :24:
Sandra