Beiträge von neuerweg

    Liebe Sandra


    Ich schicke gleich einen grossen Korb voller fester, stärkender Gedanken los - dass Du gut und tief schlafen kannst. Ich halte Dich einmal ganz fest und lieb!


    Giovanna

    ... das Blitzen Deiner Augen, bevor Du etwas Pfiffiges sagtest
    ... Dein kehliges Lachen danach
    ... Deinen stillen Blick auf meinem Gesicht
    ... die feine Haut Deiner geliebten Hände
    ... die Klänge Deines Instrumentes im Haus
    ... Deine haarscharfe, immer hilfreiche Kritik
    ... Deinen Witz
    ... Deine wunderbar tiefe Stimme
    ... das Klatschen meiner flachen Hände auf Deinem Bauch
    ... das gemeinsame Reden über alles, einfach über alles
    ... Deine weltweit allerbeste Spaghettisauce
    ... Deinen Blick, wenn ich aus Deiner Kaffeetasse "auch einen Schluck nahm"
    ... Dein Atmen
    ... das unruhige Schlagen Deines kranken Herzens
    ... Deine Arme, die mich von hinten halten
    ... Dein Erscheinen am Küchenfenster, wenn ich im Garten arbeite
    ... das Telefonieren mit Dir
    ... Deinen herben, warmen Geruch, der nach Geborgenheit riecht
    ... Dein Dasein, tagsüber, nachts, immer
    ... die Heimat, die Du mir schenktest


    Nur die Hoffnung, dass es Dir gut geht, lässt mich ertragen, was ich fast nicht ertragen kann.


    Deine Babuschka

    Liebe Sandra


    Ich freue mich sehr darüber, dass sich bei Dir so vieles getan in der letzten Zeit! Wie Du das mit den Erlebnissen beim Schiessen erzählst, kriegte ich ein wenig "Hühnerhaut" - schaue diese Ruhe, die Du dann fühlst, auch noch so an, dass Du weiter gekommen und reifer, vielleicht stärker, ruhiger geworden bist. Ich bin überzeugt davon, dass wir zwar durch ganz schwere Zeiten gehen müssen und immer wieder tieftraurig sein werden, dass uns diese Erlebnisse aber auch stärker machen. Und wer weiss, vielleicht ist Dein Marco Dir ja dann eben besonders nahe, wenn Du das tust, was auch er sehr liebte.


    Lass Dir Zeit für das Auswählen des Grabsteines und höre dabei auf Dich und auf das, was Deinem Marco entsprechen würde. Du wirst ganz bestimmt das Richtige finden.
    Ich haderte lange, da mein Mann kein Grab wollte und ich die Urne bei mir zu Hause habe. Ich beschäftigte mich eingehend mit einer Diamantbestattung (quasi das Verdichten eines Teiles der Asche zu einem Diamanten) und wusste dann am Schluss gar nicht mehr, was ich jetzt wirklich wollte. Ich liess die Entscheidung dann einfach ruhen und plötzlich "wusste" ich , dass ich die Urne einfach bei mir lassen muss und dies das Richtige ist. Und so mache ich es jetzt auch.


    Ich hatte heute wieder einmal einen sehr traurigen Sonntag, den 19. nach dem Sonntag, an dem mein Mann gestorben ist. Aber es ist jetzt glücklicherweise Abend, still und dunkel und ich kann mich in Worte und ins Bett kuscheln (schreiben hilft mir so enorm) und weiss, morgen sieht alles ein wenig besser aus... Zudem schnurrt mein Kätzchen zufrieden vor sich hin und das beruhigt mich sosehr.


    Ein liebster Gruss für Dich, mit einem hellen Kerzenstrahl in die Nacht -


    Giovanna

    Liebe Sandra


    Es tut so gut, zu lesen, wie es Dir geht. Und dass Du wieder bessere Tage hattest, freut mich ganz besonders!
    Ich habe in den letzten Wochen auch immer wieder extreme Traurigkeitsanfälle, kann sie einfach nur aushalten. Glücklicherweise vergehen sie immer wieder. Mir helfen momentan Musik, Schlafen und einfach im Haus umhergehen, komisch, aber es ist so. Ich würde meinem lieben Martin einfach so gerne mal wieder auf seinen Bauch klatschen, in seine Wange kneifen, ihn lachen und Musik machen hören... Ich hoffe ganz fest, dass er auch im Jenseits eine Gitarre erhalten hat, damit er weiter üben kann ;-).


    Eben bin ich aus einem Traurigkeitsbad aufgetaucht. Dein "Blitzgedanke", den Dir Dein Marco eingehaucht hat auf dem Friedhof, dass die wenigen Monate ohne unsere Liebsten nichts sind gegenüber den vielen Jahren mit ihnen, hilft oft. Danke, dass Du mich wieder daran erinnerst. Und es ist ja auch normal, dass so intensive Empfindungen, wie die Liebe sie hervorbringt, durch den Tod des liebsten Menschen nicht einfach so kurz mal schnell innerhalb einiger Monate sich in Luft auflösen. Zum Glück nicht! Wie leer würde ich mich fühlen... Ich habe wenigsten die Liebe für meinen Martin noch und diese pflege ich weiter, auch wenn er nicht mehr so präsent ist, wie vor seinem Weggehen.


    Ich zünde eben eine Kerze an, liebe Sandra, für uns, für Dich, Deinen Marco, meinen Martin und für alle Liebenden, die momentan getrennt sind in der grossen weiten Welt...


    Herzlichster Lichter-Ostergruss


    Giovanna

    Liebe Sandra


    Ich schicke ein dickes, warmes, starkes Hilfspaket das Tal hinunter - es soll Dir einen guten, erholsamen Schlaf bringen! Es soll Dir helfen, durchzustehen, wenn Du sosehr weinen musst - und auch, Dich wieder aufzurichten, wenn die Tränen versiegen (bis zum nächsten Mal). Es sind ja oft unvorhergesehene Situationen, welche die plötzliche Trauerwelle auslösen und dann überflutet sie einen einfach.
    Dein Marco ist bestimmt stolz auf Dich, wie Du ringst und kämpfst und tapfer weiter gehst.
    Ich denke ganz lieb an Dich - .


    Giovanna

    Liebe Melanie


    Du fragst mich, wie es mir geht, Du Gute und selbst hattest Du den Geburtstag Deines geliebten Mannes vor Dir... Wie ist es Dir ergangen? Und wie geht es Dir heute, nachdem Du den ersten Geburtstag durchgelebt hast?
    Mein Mann hatte am 21. Januar Geburtstag und ist ja am 4.12.11 gestorben, zwei Tage nach unserem Hochzeitstag. Sein erster Geburtstag war für mich sehr, sehr traurig. Dann habe ich mir auch überlegt, das Ganze so anzusehen:
    Es ist zwar sein Todestag, ich weiss, doch ich kann es auch als Geburtstag in die jenseitige Welt betrachten. Diese Sichtweise hat mich ruhiger gemacht, ich habe wieder Zuversicht gewonnen.
    Ich finde es stark, wie Du Deinem Sohn Gewissheit gibst, wie Du ihn ernst nimmst mit seinen tiefsten Wünschen. Ich bin sicher, dass er viel versteht. Sein Glück, dass er Dich als Mama hat!
    Ich wünsche Dir ganz, ganz viel Kraft und auch das notwendige Durchsetzungsvermögen, um Luft zu kriegen in dieser schweren Zeit - Du brauchst Zeit zum Trauern und ich hoffe ganz fest, dass Du diese auch kriegst.


    Wir hatten keine Kinder, da mein Mann bereits in einer ersten Ehe Kinder hatte. Ich musste mich irgendwann entscheiden, diesen Mann ohne Kinder oder einen Mann mit Kindern suchen gehen... Dass ich so entschieden habe, habe ich nie bereut, es waren 27 fruchtbare, glückliche, lehrreiche und übervolle Jahre. Das Verbindende bei uns waren die Musik, die wichtigen Lebensfragen, unsere Weltanschauung, die Natur, das Wandern, die Philosophie, die Entwicklung, der Humor...
    Aber gerade heute - Du kennst das - an einem besonders freudigen Tag (ich habe eine wichtige Etappe in meinem Zweitstudium geschafft), schwingt mit der Freude auch ganz viel Trauer mit... immer wenn es schön ist, ist es auch traurig, ganz einfach. So wird es wohl auch bleiben. Die Trauer darum, dass mein Mann es nicht mehr miterleben kann (Du schreibst ja auch davon), dass er die Freude nicht mit mir teilen kann, diese Trauer schwingt halt einfach mit. Sie wird sich wohl mit der Zeit schon etwas abschwächen, in Wehmut vielleicht...


    Das mit dem Riechen an Dingen, die nach meinem Mann riechen, kenne ich gut. Deswegen suchte ich eine Trauerberatung auf, da ich dachte, so langsam beginne ich mich kurios zu benehmen. Aber - es ist alles im grünen Bereich, es gehört zum Trauern und ist auch wichtig für mich. Ich lerne bei der Trauerbegleiterin viel, über das Leben, über den Umgang damit und über mich. So gesehen eine gute Sache.


    Ich schicke Dir ein dickes Kraftpacket aus der Schweiz, liebste Abendgrüsse und denke auch ganz fest an Deinen kleinen, süssen Jungen!


    Giovanna


    PS: Jetzt habe ich wohl etwas doppelt verschickt...

    Ich kann nicht schlafen, denke über so vieles nach, zweifle, ob ich das alles schaffen werde und schreibe.
    Wäre mein Martin noch hier, wir würden im Bett miteinander sprechen über dies und das, er hätte mit einem kleinen Tipp, einem Satz alle meine Zweifel hinweggewischt, alle - mit irgendeinem Satz, einer Analogie, einer Gegenüberstellung, welche die Gewichtung klar zum Ausdruck gebracht hätte zwischen meinen Sorgen und der Welt. So wie die Aussage meiner Mutter: In hundert Jahren spürst Du nichts mehr davon. Nur dass Martins Satz hochphilosophisch gewesen wäre, er hätte ihn hingeschmettert, in unser Zimmer gestellt, ich hätte lauthals darüber gelacht und gleichzeitig die prioritäre Verschiebung und mein Problem als kein Problem erkannt, hätte gesehen, wie er wenig geschmunzelt und einen weiteren philosophischen Hauer entwickelt hätte, wir wären zu Wortspielen übergangen, hätten uns damit köstlich amüsiert und schlussendlich wären wir stiller geworden, Martin hätte mir etwas erzählt, irgendetwas, ich hätte seiner wunderbaren Stimme gelauscht, wäre dadurch müde geworden, eingeschlafen, er hätte gesagt, ich schlafe, während er wichtige Dinge für die Welt erzähle, meine Rechtfertigung, dass seine Stimme mich beruhigt, hätte er quittiert mit dem Halten meiner Hand und hätte das Licht gelöscht und wir wären in die Ruhe der Nacht eingetaucht, in eine neue, erneute gemeinsame Nacht.
    Das würden wir tun, wäre mein gelieber Mann noch hier...


    Es ist sehr schwer, mir bewusst zu sein, wie viel mir mein Mann war, wie viel wir geteilt haben und dass das in dieser Form nicht mehr geschehen wird auf dieser Erde. Dass sich eine unglaubliche, fast nicht zu überwindende Sehnsucht nach Wiedervereinigung breit macht, ist einfach so und auch schwierig auszuhalten. Ich weiss ja, dass ich hier auf Erden noch Aufgaben habe, dass mich Menschen brauchen, dass mich auch Aufgaben brauchen und ich mich noch ein wenig weiter entwickeln soll, aber... ich würde meinen Martin so gerne wieder sehen, jetzt sofort... Und morgen sieht es dann wieder anders aus, auch das weiss ich mittlerweile - . Mit dieser Hoffnung schicke ich Euch allen, die dies lesen, einen lieben Nachtgruss.


    Giovanna

    Liebe Jutta


    Ganz herzhaften Dank für Deine aufmunternden und verständnisvollen Worte. Sie taten so gut, als ich sie am Montagmorgen, zwar erholt von der Nacht, aber immer noch irgendwie trauerschleierumweht, gelesen habe. Dein Sonnenstrahl für mein schweres Herz hat sofort gewirkt und reicht bis zu meiner guten, zuversichtlichen Stimmung von heute.
    Es ist doch einfach unglaublich, wie einen das Leben ergreift und durchschüttelt - ob hoch oder tief. So ganz neben dem "normalen" Alltag, der einfach nebenher läuft.


    Ich danke Dir auch dafür, dass Du meinen Mann bei seinem Namen nanntest. Es tut mir jeweils so gut, diesen Namen von anderen Menschen zu hören. Ist es wohl das, was jeweils gemeint ist mit "die Erinnerung lebendig erhalten"?
    Vorhin habe ich die Venus und ihren hellen Begleiter (Jupiter?) betrachtet und dabei Dir, liebe Jutta und allen, die trauern, die heiter werden, die zuversichtlich und auch wieder verzweifelt sind, allen einfach, die leben und sich redlich mühen, weiter zu machen, einen lieben Abendgruss geschickt - möge uns allen Licht leuchten, immer wieder und vor allem in den schwersten Stunden, denn da brauchen wir es am meisten.


    Danke, liebe Jutta, für Deine Umarmung - liebevoller Blick zurück!


    Giovanna

    Heute war es so, so schlimm und ich fand fast nicht mehr aus der Trauer raus - das habe ich so schlimm noch selten erlebt. Ich war in unserem wunderschönen Garten, habe viel gearbeitet und dabei ging es mir sehr gut. Ich habe hie und da auch etwas mit meinem Mann geplaudert. Als ich dann jedoch nach getaner Arbeit auf der Gartenbank sass und zufrieden auf das Erledigte schauen wollte (so haben es mein Mann und ich oft gemacht - meist kam noch die eine unserer Katzen und zwängte sich zwischen uns zwei, doch diesen Kater mussten wir im Oktober 2011 einschläfern lassen), überkam mich eine solche Traurigkeit, die so unendlich schwer wog. Ich kriegte sie den ganzen Abend nicht weg, musste immer wieder weinen - so kenne ich das Trauern nicht, irgendwie konnte ich die Trauer nach einer gewissen Zeit immer "umlenken" in Dankbarkeit oder auch fürsorgliche Gedanken an meinen Mann, doch heute... Und in diesen Situationen fallen mir dann alle die Dinge ein, für die ich jetzt alleine sorgen muss und zweifle daran, dass ich es schaffe, obwohl ich erst gestern noch guten Mutes war.
    Ich hätte meinem Martin so gerne wieder hier, würde ihn so gerne nochmals knuddeln, halten, mich mit ihm freuen am Frühling, an all den Knospen, die spriessen, er würde mit dem Fotoapparat durch den Garten "philosophieren" und ich wäre einfach nur glücklich... Mein Kopf weiss, dass es wieder aufwärts geht und ich kenne diesen Weg ja auch bestens. Nur das Herz ist momentan einfach so schwer - . Ich habe meinen Trauerprozess mit Riesenschritten begonnen und vielleicht kann ich die Phasen halt nur extrem durchleben?


    Umso mehr bin ich froh, dass ich es hier "abladen" kann, darf und ich weiss, dass mich viele verstehen, das tut sehr gut - merci!


    Giovanna, die mit der Trauer ringt... - Ihr seht, ein wenig Schalk klingt doch schon wieder durch ;-)

    Liebe Dschina


    Danke für die guten Wünsche - ich wünsche und drücke zurück. Ich kenne es gut, die Tage, die verrinnen und schon ist es wieder Abend. Als mein Mann noch lebte, waren die Abende irgendwie einfach voller, lebendiger, wir sprachen so viel und oft und über alles - jetzt arbeite ich weiter, mache noch dies und das im Haushalt oder für den Beruf und manchmal gehe ich sobald als möglich zu Bett oder schaue fern - diese Kiste ist mir richtig hilfreich geworden, hätte ich nie gedacht.
    Und dann denke ich hie und da auch: Schön, dass es ganz normaler, gewöhnlicher Alltag ist, nichts Aufsehenerregendes, nur "Normales" - in den letzten Monaten hatte ich genügend Aufregung!


    Auch Dir eine gute, erholsame Nacht, liebe Dschina und weiterhin volle, fleissige, "normale" Tage - herzlichst



    Giovanna

    Liebe Sandra


    Gut, dass Du Dich wieder meldest - schreiben hilft doch hie und da ein wenig. Auch ich war nur stille Mitleserin in den letzten Tagen, ich habe so viel um die Ohren und komme jeweils erst spät abends dazu, meine Gedanken zu fassen... Trauern braucht einfach auch Zeit-.


    Dass Du Dich so schwach fühlst, kann ich so gut nachvollziehen. Trauerarbeit ist einfach Schwerstarbeit, braucht jede Faser unseres Körpers und alle Winkel unseres Herzens. Da dürfen wir schon schwach werden dabei. Und gleichzeitig ist wieder ein Stückchen Richtung "weiter" gemacht - ich finde es gut, wie Du Dich so nach und nach wieder mit Deiner Arbeit beschäftigst. Auch wenn Du nur für wenige Stunden hingehst, es kann Dir vielleicht helfen, um Dir auch Seiten Deines Lebens in Erinnerung zu rufen, die Du auch noch hast, die Dir vielleicht auch etwas Entlastung bieten können - doch vorerst sammelst Du einfach wieder Kräfte, gell?
    Dass Du auf so viel Verständnis stösst, freut mich riesig für Dich - ich hoffe, dass es Dich auch stärkt. Bestimmt gingst Du sehr gerne arbeiten und hast wohl - so zupackend wie Du bist - so richtig losgelegt, oder? Ich wünsche Dir, dass bald, bald auch wieder solche Zeiten kommen.


    Vorerst schicke ich Dir einen stärkenden, liebevollen Gedanken das Tal hinunter - und hoffe ganz fest, dass Du gut schlafen und morgens ausgeruht erwachen kannst - feste Umarmung!


    Giovanna

    Hallo, Ihr lieben Helferinnen von überall!


    Ich muss unbedingt etwas loswerden! Immer wieder hörte oder las ich, dass die Wut die kleine Schwester des Schmerzes ist und dass sie meistens kommt beim Trauern. Nur bei mir, da kam gar nichts von Wut, nie. Ich hatte auch keinen Grund, fand ich.


    Und jetzt, gestern, da brach sie so unvermittelt los, dass es mich überwältigte! Und zwar nicht gegen das Leben oder das "Schicksal" oder gegen die Tatsache, dass ich meinen Mann gehen lassen musste, sondern gegen die unglaublich ignorante, menschenverachtende und akkurat arbeitende Bürokratie, die Menschen wie Nummern verwaltet, in ihren Lebensgeschichten rumwühlt noch lange nachdem sie diese schon abgeschlossen haben! Diese Bürokratie, die interessiert ist an funktionierenden Teilen einer Gesellschaft, die weder Mitgefühl für, noch Interesse am Menschen hat! Der es egal ist, ob ein kleines Menschlein sich da eben hochgerappelt hat mit Müh und Not, um sich wieder irgendwie "anständig" ins Leben zu integrieren! Die nicht fragt: Was lernst Du, Mensch, was gibst Du anderen Menschen weiter und wie hilfst Du Deinen Mitgeschöpfen? Sondern, die fragt: Was können wir Dir nehmen, was sagt das Gesetz, welches sind die Bestimmungen und Paragraphen?


    Im Leben meines Mannes wird nun rumgewühlt, als wäre es eine Kiste voller Schnäppchen, als könnte da jeder, der möchte, auch nochmals reingucken, um vielleicht noch irgendwas Brauchbares zu ergattern... Das wäre nicht nötig gewesen, das macht mich so wütend und damit komme ich nur klar, wenn ich diese grauenhafte Wut umpolen kann in wütenden Arbeitseifer, ich kenne das von mir. Glücklicherweise habe ich einen grossen Garten, kann Holz fällen, Holz spalten, bald wieder ackern und jäten und so meine Wut "transformieren".


    Ja, das wollte ich jetzt einfach unbedingt loswerden und da ich weiss, dass mich hier viele verstehen, mache ich es hier - an diesem Platz, der mir in letzter Zeit auch so etwas wie Heimat gibt und Gewissheit, dass es doch noch ganz viele liebevolle Menschen gibt, die ohne Erwartung und nur mit einem grossen Herzen ausgestattet, verstehen, Anteil nehmen und helfen wollen - danke Euch allen!


    Giovanna

    Liebe Angelika


    Hab ganz herzlichen Dank, liebe Angelika, für Deine guten Gedanken, Deine lieben Worte und Deine Offenheit.


    Es tut mir sehr, sehr leid, was Du alles durchmachst. Das ist ja grauenhaft, da komme ich mir ja grad mal vor wie eine Prinzessin... Ne, ich weiss, vergleichen ist sowieso etwas, was nie gut kommt, doch Du bist jetzt tatsächlich arg gebeutelt. Ich wünsche Dir ganz, ganz feste ein kleines, beharrliches Lachfältchen, das Dich immer daran erinnerst, dass Du auch noch ganz andere Zeiten vor Dir hast, als schwierige...


    Dass Du erst jetzt beginnst mit Trauern, macht die Sache ja nicht einfacher. Aber ich freue mich, dass es endlich beginnt und dass Du so grossartig Hilfe geholt hast. Toll! Denn ich diesen existenziell zerbrechlichen Situationen müssen wir uns Hilfe holen, dafür ist sie da und es gibt sehr viele gute, professionelle Helfer. Ich hoffe, dass Du weiter Tränen pflegen und Trauer pflegen und Dich so nach und nach herausarbeiten kannst aus der Starre. Und weisst Du, was ich jeweils denke: Ich kann den unglaublichen Verlust meines Mannes nicht "verarbeiten", ich kann die Tatsache nur integrieren in mein Leben, in meinen Alltag, in jede meiner Zellen und so damit lernen, zu leben. Das macht dann auch den Anspruch, den ich an mich habe, geringer und entspannt.


    Mein Mann ist am 4.12.11 an einem Herzstillstand gestorben. Zuhause, vom Morgenessen innerhalb einer halben Stunde ins Jenseits gereist, still, friedlich und ich durfte sozusagen "Hebamme" sein für diese Reise. In der ganzen Trauer wird mich dies immer tragen - er konnte ohne Spital, Leiden und Todeskampf gehen, dort, wo er am liebsten war und mit dem Menschen, den er am liebsten hatte auf der Welt. Das ist doch ein Glück...


    Wir hatten keine Kinder, mein Mann war auch über zwanzig Jahre älter als ich und wir waren 27 Jahre zusammen - eine gute, fruchtbare, unglaublich lebendige, kreative Beziehung, mein Mann war mir Freund, Beschützer, Liebender, Ehemann, Partner, Gesprächspartner, Förderer - ach ja, so vieles! Und wenn ich dann jeweils sehr traurig bin, kommen mir die vielen Dingen in den Sinn, die ich dank ihm kann und bin und dann werde ich ganz still, habe das Gefühl, dass er kommt und meinen Kopf in seine Hand nimmt (ich bin sicher, dass auch Rita hie und da kommt, ganz bestimmt, und Dir Mut gibt, Dich zart hält und Dir sagt, dass es ihr gut geht...) und mich tröstet und dann kann ich jeweils fest für ihn beten und ihm alles Gute und Liebe schicken... ja, so etwa sehen manche Momente aus.


    Für jetzt drücke ich Dich, wenn es sein darf, und ich denke ganz feste an Dich, schicke Dir einen hellen, dicken Helferstrahl und auch Rita einen - und ich hoffe, dass Du genügend Zeit und Ruhe findest, zu trauern, denn dafür brauchen wir wirklich Zeit und Raum - ganz herzlich


    Giovanna


    Und noch was, was ich Dir sagen möchte: halte durch, auch wenn es so sehr schmerzt - jeder Schmerz ist besser und heilsamer als die Starre. Tränen reinigen das Herz, Trauer ist das Bachbett, durch das unsere Seele rinnen kann, wenn es zum Meer möchte - lass es zu und halte aus.


    Meine Trauerbegleiterin, mit der ich seit zwei Monaten zusammenarbeite (denn ich holte mir auch Hilfe und bin so unendlich dankbar darum), sagte mir in der ersten Sitzung, ich solle die Augen offen halten, wenn ich weine. So bleibe ich im Hier und Jetzt, gehe nicht in die Vergangenheit zurück. Ich glaubte ihr nicht, probierte es jedoch aus und - es war tatsächlich anders. Ich versank nicht mehr sosehr in mir drin, ich behielt irgendwie den Kontakt zur Luft, konnte besser atmen, es dauerte nicht mehr so lange und ich war nachher nicht mehr sosehr erschöpft. Anfangs war es schwierig, die Augen offen zu halten, aber mit der Zeit gings besser. Vielleicht kann Dir dies ja helfen, liebe Angelika? Alle Menschen gehen ja individuell mit ihrer Trauer um und es ist nicht für alle das Gleiche gut. Aber einander helfen können wir ja auch, indem wir uns Erfahrungen weiter geben und vielleicht klappts hie und da, dass wir eine davon brauchen können...


    Ganz lieb und fest denke ich Dich!

    Liebe Sandra


    Ich dachte heute nacht ganz fest an Dich - und auch jetzt. Ich schicke Dir dicke, starke Lichtfäden, die Dich halten sollen und Dir Tropfen für Tropfen Kraft geben sollen... für jetzt und danach und morgen und übermorgen!
    I heb Di äi Mol ganz fescht -


    Giovanna

    Danke, liebe Lena, für Deine guten Gedanken und die lieben Worte. Sie helfen. Den neuen Weg finden, da bin ich täglich dran. Und auch das "Mich-unbeschützt-Fühlen" ist ein Thema, mit dem ich mich momentan stark beschäftige. Meine Trauerbegleiterin kann mir da gute Impulse geben, doch machen müssen wir einfach selbst. Es ist wohl einfach so: Was man nicht selbst erkennt durch das Tun, "sitzt" nicht so richtig;-).


    Auch Dir wünsche ich einen guten Sonntag, mit einigen Herzwärmern!


    Giovanna

    Hallo, Ihr Lieben


    Es ist Sonntag und an einem Sonntag ist mein Mann ins Jenseits gereist und deshalb sind die Sonntage für mich immer sehr, sehr traurig. Seit 84 Tagen wache ich allleine auf, weine und lache ohne meinen Mann, arbeite und lerne ohne ihn, freue mich und ärgere mich ohne ihn... und brauche noch immer leise Musik und Licht, um einschlafen zu können ohne ihn.
    Mir kommt manchmal der Film "Das Lied vom traurigen Sonntag" in den Sinn und obwohl es darin gewalttätiger um Leben und Tod geht (Nazionalsozialistische Zeit und die Thematik "Umgang mit Aufrichtigkeit, Opportunismus und Freunden"), ist der Titel sehr passend für mich und meine Sonntage. Kennt jemand von Euch den Film?


    Dann versuche ich, meinen Mann wenigstens in Gedanken zu suchen, ihm alles Liebe und Stärkende zu schicken, damit er seinen Weg gut bestreiten kann. Bestimmt kommen diese stärkenden "Strahlen" an und bestimmt werden sie auf ihrem Weg dorthin auch alle die Menschen streifen, welche gleich ihm im Jenseits auf der Reise sind. Vielleicht ergeben viele solcher guter Gedanken ja sogar den nächsten Regenbogen... der dann als sichtbare Brücke zwischen Dies- und Jenseits steht. Der nur beschritten werden muss, um in Kontakt zu kommen mit den Lieben...


    In dieser Hoffnung denke ich an alle unsere Lieben -


    Giovanna

    Liebe traurigetina


    Zuerst mal muss ich Dir einfach sagen, dass Du eine ganz tolle, mutige und ehrliche Frau bist! Deine "Prüfung", wie Du es nennst, ist in vollem Gang und Du machst aus jeder Situation das Beste. Hut ab, wirklich!
    Du schreibst, ob denn die Familie entscheiden kann darüber, wann jemand "sterben soll oder nicht". Du hast völlig recht und jeder Mensch stellt sich in der gleichen Situation genau die gleiche Frage. Und eigentlich sind wir Menschen dafür doch gar nicht richtig ausgerüstet - zu entscheiden, ob und wann Leben weitergehen soll. Und doch müssen wir! Deshalb ist es doch auch so unendlich schwierig und belastet so wahnsinnig - ich kann Deine Verweiflung sehr gut verstehen. Die Medizin hat durch ihre immensen Fortschritte, die auch ein Segen sind zum Teil, uns Menschen in arge Entscheidungsnöte gebracht. Und Du bist genau da mitten drin und hast dies nebst den anderen Schwierigkeiten auch noch zu bewältigen. -


    Du hast bestimmt recht mit Deinem Wunsch, einmal auszuspannen und eine Zeit lang nur für Dich zu schauen. Auch traurigetina braucht wieder aufbauende Stärkung.
    Denn: "Ohne mich ist mein Leben nichts." Und da Du - wie es scheint - gerne und viel Verantwortung übernimmst, brauchst gerade Du, Du Tapfere, auch mal Pause und Entspannung. Ich hoffe fest, dass Du dies irgendwie organisieren kannst.
    Ich möchte Dir einfach sagen, dass ich ganz fest an Dich denke! Jetzt und diese Nacht noch länger, ganz fest. Ich hoffe, die guten Gedanken erreichen Dich zur Stärkung.


    Lieber, lieber Gruss


    Giovanna

    Liebe Angi


    Deine Worte berühren mich sehr stark, ich möchte Dich gleich in die Arme nehmen und einmal ganz feste drücke und dann halten...
    Obwohl ich auch ganz neu bin im Forum, möchte ich Dir sagen, dass es so gut ist, dass Du da bist, dass Du schreibst, was Dich so verzweifeln lässt und was Dich so tief, tief traurig macht. Schreibe weiter, immer wieder.
    Ich kann Deine tiefe Trauer über den Verlust Deiner lieben Rita so gut verstehen - eine liebe Schwester zu haben ist einfach etwas ganz besonders Schönes. Denn man teilt zu allem anderen auch eine gemeinsame Kindheit. Es tut mir so leid, dass Du sie hast ziehen lassen müssen. Ich wünsche Rita ganz, ganz fest, dass es ihr gut geht und dass sie beschützt wird. Und Dir, liebe Angi, wünsche ich viel Geduld mit Dir selbst - Du bist völlig in Ordnung und Deine Verwirrung ist so verständlich. Du hast so lange "funktioniert" und jetzt bricht die ganze Trauer plötzlich über Dir zusammen. Und sie ist so schwer...
    Melde Dich doch, ich würde mich sehr darüber freuen. In der Zwischenzeit schicke ich ganz viele gute und stärkende Gedanken zu Rita und zu Dir.


    Giovanna

    Liebe Sandra


    Eben haben wir uns kennen gelernt und ich staune, im Forum weiter lesend, welche unermesslichen Schätze da zu finden sind. Aus bitteren Erfahrungen geboren, im schmerzlichen Feuer des Lebens gehärtet und dann funkeln sie schlussendlich wie Edelsteine! Kein Trost, ich weiss, und doch ist es einfach eine Erkenntnis, die ich machte, dass Reifen ohne Reibung nicht möglich ist...
    Dein Gedicht ist schön, traurig und wehmütig. Genau so soll es sein, denn so fühle auch ich mich immer wieder. Ich möchte Dir - und allen anderen lieben Forumsteilnehmerinnen (es gibt eher wenig Männer - wir Frauen gehen nun mal anders um mit Trauer) - ein Gedicht als Danke für die Aufrichtigkeit und das Weiterverschenken der eigenen Erfahrungen geben. Es gilt natürlich meinem Mann, eigentlich aber allen geliebten Menschen, die auf Erden grosse Sehnsucht hinterlassen...
    [i]


    [i]Schneller Gedanke


    Dort, wo Du gewesen,
    bleibt Raum ohne Widerhall
    und Platz frei.
    Dort, wo Du gewesen,
    tränt ein Auge
    immerfort.
    Dort, wo Du gewesen,
    lebt der Liebe
    Herz.
    Dort, wo Du gewesen,
    nimmt sich Raum
    das Leben.
    Dort, wo Du jetzt bist,
    begleitet Liebe Dich
    und Schutz.


    [/i][/i]


    Du schreibst auch einen Edelstein, nämlich den, dass Du Dich bei Deinem Marco geborgen gefühlt hast. Gerade für superorganisierte, strukturierte Menschen ist dies ein richtiges Geschenk ;-). Ich freue mich, dass Du Deinem Mann hast begegnen können - . Ich fragte mich oft, hätte ich alle die vielen schönen Tage, Wochen, Jahre mit meinem Mann missen wollen, wenn ich dafür jetzt nicht so tieftraurig, verzweifelt, schutzlos und verletzlich sein würde? Und Du, liebe Sandra, kennst die Antwort - für nur einen Tag mit dem geliebten Menschen, der einen als Mensch beantwortet, würde man doch so vieles "geben".


    Ich drück Dich mal ganz fest -


    Giovanna

    Liebe Sandra


    Weisst Du, dass wir ganz nah beeinander wohnen? Ich wohne im oberen Wynental...
    Ich habe ganz wenige ganz enge Freunde und eine so liebevolle Schwester, welche mich eng begleiten. Es tut sehr gut, dies zu wissen und in den ersten Wochen war es für mich überlebenswichtig. Jetzt, wo ich regelmässig in eine Trauerbegleitungs-"Therapie" gehe (Rosmarie Zimmerli in Schinznach Bad - eine Topfrau, absolut breit abgestützt, bodenständig, offen, einfühlsam und hilfreich mit allem, was sie tut), habe ich nebst dem Schreiben auch noch eine Quelle gefunden, mich mit dem Ganzen aufbauend zu beschäftigen.


    Dass Du Dich ganz zurückziehst, die ganze Energie fürs momentane Überleben brauchst und die Arbeit jetzt einfach für eine Zeit nicht Priorität hat, kann ich so gut verstehen. Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst, um wieder in Ausgleich zu kommen und "obsi" sehen zu können. Bestimmt hilft Dir dabei die Unterstützung der "Beratung" auch. Wie sieht es bei Dir mit Unterstützung von Freunden, Familie aus? Gerade in solch existenziellen Situationen ist es ja manchmal verblüffend, welche Menschen einem nahe kommen und welche sich entfernen...


    Einen lieben Gruss in die Nacht -


    Giovanna