Beiträge von Christine

    Lieber Albert.


    solche "Momente" nennt man Belastungsreaktionen und sie sind normal. Also keine Angst, du wirst nicht verrückt. Das sind zunächst einmal ganz normale Reaktionen auf ein nicht normales Ereignis. Wenn der Körper verletzt wird, reagiert er mit Schmerz, wenn die Psyche verletzt wird, reagiert sie mit Belastungsreaktionen. Sie zeigen, dass ein Bearbeitungsprozess im Gange ist.
    Meine Fragen:
    1. Wie oft hast du diese Momente?
    2.Wie lange dauern sie?
    3. Werden sie mehr oder schön langsam weniger?


    Alles Liebe!
    Christine

    Liebe Nora,


    du hast einen tollen Mann, es ist super, dass du bei ihm Gefühle rauslassen kannst, aber du hast recht, auch die anderen sollten sich für dich interessieren. Hast du eine beste Freundin? Weißt du, was ich an deiner Stelle versuchen würde? Ich würde meine beste Freundin anrufen und ihr klar sagen: Ich brauch dich jetzt, können wir mal reden. Ich würde ihr dann sagen, was mir hilft und was nicht.


    Versuch mal den Spieß umzudrehen: Gehe auf die anderen zu und erklär ihnen, dass jetzt du etwas von ihnen brauchst und sag ihnen auch genau was, damit sie sich sicherer fühlen.


    Alles Liebe und MUT!
    Christine

    Liebe Lilo,


    ich glaube, das ist doch das beste, was ihr tun könnt - ihn zu besuchen. Was würdest denn du dir an seiner Stelle wünschen? Ich würde mir am meisten wünschen, wenn meine Freunde um mich herum wären und mir das mitbringen, was ich am liebsten hatte als ich noch gesund war: Z.B. meine Lieblings-CD oder aber mein Lieblingseis oder meine Lieblingsspeise, villeicht ab und an mal einen Schluck/Löffel voll Rotwein, - einen von dem sie wissen, dass ich ihn gern hatte. Als mein Opa im Sterben lag, hat er sich ein Bier gewünscht, das hat er bekommen. In kleinen Schlucken über den Tag verteilt. Als er dann in Agonie lag, waren wir einfach alle da und haben ihm den Mund befeuchtet, weil der schon ganz ausgetrocknet war. Er konnte nicht mehr schlucken, aber ein Wattestäbchen mit kühlem Bier, das hat ihm sichtlich gut getan! Ich glaube, das war damals das beste überhaupt, was wir für ihn gemacht haben. (Jetzt hast du sicherlich einen schlechten Eindruck von meiner Familie und denkst dir: Die saufen sogar noch im Sterben, aber ganz so ist es nicht gewesen :D)


    Demente Menschen sind zwar geistig stark eingeschränkt und auch das Erinnerungsvermögen wird immer schlechter, aber sie können schmecken, hören und spüren und wenn ihr hier Dinge für ihn organisiert, die er gerne hatte, dann schafft ihr über Vertrautes eine neue Art von Vertrauen und könnt so einen Weg in seine Welt finden.


    Alles Liebe
    Christine

    Liebe Bauxi,


    wenn du von Haus aus zu Depressionen neigst und dann auch noch zur saisonalen Winterdepression, dann rate ich dir auf alle Fälle ein passendes Antidepressivum zu nehmen. Antidepressiva betäuben weder, noch machen sie dich anders oder unterdrücken deine Gefühle oder die Trauer. Es ist im Gegenteil so,dass dann deine Trauer oder aber auch deine Krise oder Depression durch die Antidepressiva "behandelbar" wird. Wenn du in eine richtige Depression absackst, dann geht es dir nämlich so schlecht, dass du zu keiner aktiven Trauerarbeit mehr fähig bist, das heißt, du kommst nicht weiter und auch die Therapie wird nicht greifen können!
    Sehr viele Antidepressiva machen in der ersten Zeit müde. Lass dich vom Arzt über die möglichen Nebenwirkungen aufklären und halte sie durch, dann geht es nach 2 bis 3 Wochen aufwärts. Wenn sie dich anfangs müde machen, dann nimm sie am Abend, du kannst sie dann ja auf den Morgen verschieben, wenn sich die Nebenwirkungen gelegt haben. Dabei wirst du einfach stabiler, was nicht heißt, dass die Trauer blockiert ist.


    Christine, die aus eigener Erfahrung spricht. :)

    Liebe Maki,


    mir ist da grad eine Idee gekommen. Wenn Menschen in der Krise sind, dann schaue ich immer auf die "5 Säulen des Lebens".


    1. Gesundheit, Körper
    2. Soziales Netz: Familie, Freunde
    3. Materielle/finanzielle Situation
    4. Beruf/Arbeit
    5. Werte, Ideale, Religion, Lebenssinn


    Mir gefällt das Bild der Mauer schon ganz gut, aber sie ist so ein großer Brocken und es ist schwierig zu unterscheiden, wo für die Tragfähigkeit der ganzen Mauer die einzelnen Schwachpunkte sind. Vielleicht hilft es dir, wenn du das Bild der Mauer durch das Bild der Säulen ersetzt. Ein richtig stabiles Leben hast du, wenn alle 5 Säulen einigermaßen stark sind und dich tragen können.


    Wenn Menschen in einer Krise sind, dann ist oft zunächst eine Säule beschädigt und dann ist aber oft die Folge, dass auch die anderen Säulen zu bröckeln beginnen. Dann wird das ganze Lebensbauwerk instabil und droht einzustürzen.


    1. Wie sieht es denn mit deinen 5 Säulen aus?
    2. Welche davon ist am meisten beschädigt und welche anderen kannst du stärken, dass sie nicht auch bröckeln?
    3. Wenn schon mehrere bröckeln, wo ist es denn am wichtigsten mit den Reparaturarbeiten zu beginnen, dass dein Leben nicht einstürzt?
    4. Und schließlich: Wie kannst du mit der Säule umgehen, die so beschädigt ist, weil ein großer Stein fehlt?
    Kannst du sie neu bauen? Denn auch wenn sie nicht so stabil ist, wie die anderen, die anderen können sie mittragen. Vielleicht musst du den Säulen eine neue Position geben, dass das Ganze tragfähiger wird. Oder kannst du an die Stelle das fehlenden Steines etwas tun, dass die Säule ein bissl stabilisiert ...


    Das ist nur so eine Idee, aber vielleicht hilft dir dieses Bild ein bissl weiter.
    Deine Statikerin
    Christine

    Liebe Sili,


    das sind viele "dunkle Tage", die da zusammenkommen! Ich schick dir ein großes Kraftpaket und ein riesige 1000-Stückpackung mit bunten Teelichtern. Duftkerzen schick ich dir nur 50, weil ich glaub, dass der Duft von 1000 Stück dich umhauen würde und das will ich auch wieder nicht! ;)
    Alles Liebe
    Christine

    Liebe Lilopsy,


    wenn wir jemanden durch eine Demenz verlieren, dann ist das ein Abschiednehmen auf Raten. Viele kleine Abschiede sind zu bewältigen. Ich kann mir vorstellen, dass das schlimm ist, vor allem, wenn der Verlauf der Demenz rapide erfolgt und natürlich ist es einfach schrecklich, wenn man diesem Verfall zusehen muss, ohne etwas tun zu können.


    Ich kann mir vorstellen, dass die Familie noch nicht richtig realisiert hat, dass euer Freund früher oder später in einer Pflegeinrichtung besser untergebracht ist als zuhause. D.h. seine Familie braucht wahrscheinlich noch Zeit, dass sie loslassen kann.


    Könnt ihr euren Freund regelmäßig besuchen? Was könnt ihr als Freunde noch mit ihm unternehmen? Was freut ihn?


    Ich denke, die Chance, die hier besteht, ist, dass ihr euch ganz bewusst verabschieden könnt. Und ihr könnt ihn in die Welt, in der er sich geistig befindet, soweit begleiten, indem ihr ihn darin unterstützt, das zu bekommen, was ihm gut tut oder gefällt. Und wenn ihr auch den Eindruck habt, er versteht gar nichts mehr: Menschen spüren bis zum Schluss, wenn jemand da ist und dass sie nicht alleine sind: Menschen spüren Körperkontakt und mögen Stimmen, auch wenn sie nicht mehr verstehen, was gesagt wird.


    Ein Buch, das mich sehr berührt hat:


    In Ruhe verrückt werden dürfen


    Es ist ein Pflegeratgeber, aber sehr spannend und hilfreich, um zu verstehen, was wichtig ist, wenn man mit demenziell veränderten Menschen zu tun hat.


    Viel Kraft!
    Christine

    Liebe Nora,


    nicht nur die Psyche reagiert, sondern auch der Körper. In Wahrheit sind Körper und Psyche ja eine Einheit und nur wir machen hier eine Unterscheidung.


    Deine Reaktionen sind ja, wie ich schon geschrieben habe, zunächst mal normale Reaktionen. Es ist nur wichtig, dass sie sich nicht allmählich chronifizieren, d.h. dass sie nicht dauerhaft werden. Du musst dir das so vorstellen, dass du gerade auf allen psychischen und physischen Ebenen "Stress" hast:


    1. auf deiner Gefühlsebene
    2. auf deiner Ebende der Gedanken
    3. körperlich
    4. in deinem Verhalten


    Und im Prinzip sind diese 4 Ebenen ja auch eins und die Trennung ist lediglich eine menschlich-theoretische. Versuche dich in nächster Zeit bewusst auf allen 4 Ebenen zu entspannen.


    1. Lass deine Gefühle raus
    2. Versuche Katasrophen-Gedanken durch anderen zu ersetzen: Z.B. "Ich werde noch wahnsinnig!", mach zu: "Das ist jetzt schrecklich, aber irgendwie wird es weitergehen."
    3. Versuche dich körperlich zu entspannen: Mach gemütliche Spaziergänge, Entspannungsübungen, Bäder, Sauna ...
    4. Versuche alles langsam anzugehen, laste dir nicht mehr auf, sondern weniger.


    Das verhindert zwar nicht, dass du weiterhin trauerst, aber vielleicht wird dein "erschrecktes Gefühl" besser.


    Das hoffe ich zumindest!
    Alles Liebe!
    Christine

    Danke Chrisi! das ist ein sehr schöner Vergleich!


    Maki, es ist gut, dass du mit deiner Therapeutin hier drüber reden kannst. Ich weiß, dass viele Eltern von verstorbenen Kindern Suizid-Phantasien haben, weil Trauerarbeit durch die Eltern-Kind-Bindung, die ja immer bestehen bleibt, enorm schwer ist und weil man ja zum Kind will, das man so vermisst, und diese Möglichkeit dann im Tod sieht. Vergiss aber nicht, dass dein Tod, dich von deinen lebenden Kindern trennen würde. Was hast du denn da genau phantasiert in dieser Nacht?


    Liebe Grüße
    Christine

    Lieber Albert!


    Mein herzliches Beileid zum Tod deines Vaters und herzlich willkommen bei uns hier!
    Salome, Maki, Karla und Nora haben dir schon so kompentent geantwortet!
    Du bist am Anfang, du wirst erst allmählich realisieren, was dieser Verlust bedeutet und dieses Realisieren ist mit großer Trauer und vielen teils widersprüchlichen Gefühlen verbuden. Lass sie alle zu, sie sind alle erlaubt und Teil des Bewältigungsprozesses! Mir ist ein Gedanke immer wichtig, den ich Trauernden gerne mit auf den Weg gebe: Trauer ist uns als Bewältigungsprozess angeboren und der Ausdruck von Trauergefühlen ist schon ein Teil dieser Bewältigung. Lass deine Gefühle also zu. Dass du hier bist, zeigt mir, dass du das grundsätzlich willst und kannst. Trauer ist aber auch eine Verlängerung der Liebe über den Tod hinaus, sie zeigt, wie sehr du deinen Vater geliebt hast. Vielleicht hilft dir das, den Schmerz anders zu bewerten.


    Viel Kraft!
    Christine

    Liebe Nicole,


    das sind ein Haufen Fragen, die du da hast! :) Historisch ist das Brauchtum im Umgang mit den Toten sehr gut in folgender Aufsatzsammlung beschrieben:


    Norbert Stefenelli (Hg): Körper ohne Leben. Begegnung und Umgang mit Toten. Wien (Böhlau) 1998.


    Wir haben in Innsbruck vom 27. bis zum 29. Oktober Info-Tage. Du kannst mich gerne in der Amraserstraße 99 besuchen und da können wir noch ein bissl über deine Fragen plaudern.
    Bitte aber darum, dass wir einen Termin vereinbaren, weil ich diese Woche einiges um die Ohren habe.


    Liebe Grüße
    Christine

    Liebe Nora,


    herzlich willkommen bei uns und mein herzliches Beileid zum Tod deines Vaters!


    Du sagst, du hast "ein erschrecktes Gefühl" seit dem Tod deines Vaters. Er starb am 1. 10., das ist jetzt über 3 Wochen her. Schreckhaftigkeit und Nervosität gehören zu den Symptomen von Belastungsreaktionen, die einige Wochen nach einem traumatischen Ereignis andauern können. Das sind an sich normale Reaktionen auf ein nicht normales (eben traumatisches) Ereignis. Hast du den den Eindruck, dass deine Schreckhaftigkeit allmählich weniger wird oder ist sie immer noch gleich stark? Gibt es kurze Phasen dazwischen, in denen es dir besser geht?


    Es ist auch ganz normal, dass am Anfang Grübel-Fragen auftauchen. Allmählich solltest du versuchen, von ihnen wegzukommen bzw. wenn sie auftauchen, dir zu sagen: Diese Fragen sind normal, aber niemand kann sie beantworten, also "stopp!", weil sie mich nur belasten.


    Alles Liebe!
    Christine

    Liebe Tina,


    da kann ich der Chrisi in allem, was sie sagt nur zustimmen.
    Du Arme, ich hatte auch schon mal so eine Kiefer-OP! 7 Tage lange hatte ich eine Backe, so dick als hätte ich eine Götterfrucht drinnen und grün und blau war ich auch. Ich traute mich gar nicht vors Haus!
    Hoffe, dass die Schmerzen morgen vorbei sind und die Blutung schon aufgehört hat.


    Gute Besserung!
    Christine

    [quote='WalterK.',index.php?page=Thread&postID=13744#post13744]


    Ich werde keine "Outzeit" nehmen, aber nur noch wenig schreiben. So wie gestern. Damit Andere von uns auch zu Wort kommen können.


    Auch für mich war und ist es noch immer sehr stark, dieses Forum als der eigentliche Rettungsring. Was tät ich ohne Diesem. Dass bei manchen Dingen meine Schreibwahl gut ist, kam ich auch erst hier, durch Euer Mutmachen, dahinter. Finde aber, dass auch ein Teil meiner Schreiben wiederum Andere blokiert haben, es selbst zu tun.
    (quote]


    Quatsch! Völliger Quatsch!


    :) Christine

    Liebe Lola,


    Herzlich willkommen bei uns!


    Du schreibst: "Ich weiss nicht, wie ich es schaffen soll, mich schon wieder auf einen abschied einer geliebten person vorzubereiten...und jetzt auch noch so wissentlich."


    Hast du aus den Trauerfällen in deiner Vergangenheit etwas mitgenommen, das dir jetzt helfen könnte? Viele hier "lernen" aus ihren Verlusterfahrungen neue Bewältigungsstrategien oder wissen genau, was bei einem neuerlichen Schicksalsschlag wichtig ist oder was sie anders machen werden. Was ist dir jetzt wichtig, wenn du weißt, dass dein Vater nicht mehr lange zu leben hat? Was möchtest du ihm noch sagen oder für ihn tun?


    Alles Liebe, viel Kraft!
    Christine

    Liebe Regenbogen,


    ich freu mich, dass alles bei euch in eine positive Richtung geht: Die Schule, die Arbeit, das Privatleben! Ich freu mich auch, dass du hier im Forum darüber schreibst, denn ich denke, dass du ein Lichblick bist für viele hier. Du zeigst mit deiner Geschichte, dass es nach einem Todesfall trotz der Trauer wieder weitergeht und Neues und Schönes entstehen kann!
    Alles Gute weiterhin!
    Christine