Liebe Cath1980,
mein herzliches Beileid zum Tod deines Bruders! Dass sich in so einer Situation Schuldgefühle aufdrängen, ist normal, man hat immer das Gefühl, etwas versäumt zu haben, zu wenig getan zu haben .... aber: Schuldgefühle zu haben, heißt nicht automatisch, dass man auch schuld ist.
Gerade wenn ein Familienmitglied Medikamenten-, Alkohol- oder Drogenabhängig ist, dann können die Familienmitglieder selbst meist nicht viel bewirken. Auch wenn man es möchte, ist man hilflos, kann nur gut zureden, da sein, zum Entzug motvieren und viele müssen feststellen, dass das alles nichts hilft, weil der Abhängige entweder keine Bereitschaft zeigt oder aber immer wieder rückfällig wird. Ich bin mir sicher, dass du getan hast, was möglich war und wenn momentan die Schuldgefühle auch da sind, sie werden weniger und dürfen auch weniger werden!
Bitte iss, dein Bruder hätte sicher nicht gewollt, dass du seinetwegen aufhörst zu essen oder zu leben!
Wichtig wäre, dass ihr euch noch einmal von ihm verabschieden und ein friedliches Bild von ihm mitnehmen könnt, dass du nicht nur die Erinnerung an das Auffinden deines Bruders hast. Ist das möglich? Vorraussetzung ist freilich, dass der beauftragte Bestatter einen solchen Abschied ermöglichen kann und dein Bruder vorher entsprechend gereinigt und versorgt wird. Dann könnt ihr am offenen Sarg noch einmal Zeit mit ihm verbringen, ihm sagen, was ihr ihm noch sagen möchtet und ihm Dinge mitgeben auf seinem letzten Weg. All das wird von Angehörigen als sehr wichtig, beruhigend und auch tröstlich erlebt!
Alles, alles Liebe und viel Kraft für die kommenden Tage!
Christine