Beiträge von Christine

    Lieber Marion,
    es ist schon normal, dass du ein schlechtes Gewissen hast, wenn du nicht ans Grab gehst (das kennen viele hier), aber du brauchst trotzdem keines zu haben! :)


    Stephan ist am Friedhof und gleichzeitig bei dir, in deinem Herzen, in deinen Gedanken, es ist also wirklich einerlei, wo du bist! Was die anderen denken oder reden, muss dir egal sein, denn - egal was du tust, die reden sowieso immer! Wenn du dauernd zum Grab gehst, dann reden sie über dich, weil du angeblich nicht mehr ins Leben zurückfindest und wenn du nicht hingehst, dann weil du nach so kurzer Zeit "drüber hinweg" bist.


    Tu das, was dir gut tut. Manchmal braucht man die Friedhofsbesuche und manchmal nicht! Erlege dir keinen zwanghaften Rhythmus auf, sondern handle nach deinen Gefühlen und Bedürfnissen!
    Alles Liebe!
    Christine

    Liebe Trauerelfe,
    das ist das Arge am Frühling, weil die Hormone einschießen, die Helligkeit und das Lich kurbeln die Serotonin-Produktion an, man bekommt Antrieb, Frühlingsgefühle und merkt, dass da derjenige fehlt, mit dem man sie geteilt hat. Und dann die anderen dabei zu beobachten wie sie aus den Häusern kriechen und spazieren gehen und im Garten zu zweit werkeln, das ist dann einfach nochmal besonders schmerzhaft....
    Ich drück dich ganz fest! :30: :24:
    AL Christine

    Oh, liebe Goldelse,


    ich kann mich noch so gut an das ewige Duplo- und Autospielen erinnern und der Tag, der kein Ende genommen hat, weil er schon so früh anfing und eintönig und stressig gleichzeitig war! 8| und du bist dann wirklich auch noch ohne deinen Mann! Ich hatte meinen ja zur Unterstützung und hab ihm abends, wenn er nach Hause gekommen ist, den kleinen wilden Kerl schon im Türrahmen in den Arm gedrückt, so genervt war ich ..... ich verstehe dich zuuuuuuu gut!


    Dass es hart ist, alle Entscheidungen alleine zu treffen, das kann ich mir gut vorstellen, Hut ab!(Aber es war auch hart zu zweit, vor allem weil oft nicht einer Meinung waren :D )


    Hast du deine Mama und deine Schwiegermutter auch regelmäßig eingeteilt, dass du regelmäßige Freizeiten hast? Es ist wichtig, dass diese Freizeiten wirklich klar geregelt und nicht sporadisch sind. Habt ihr fixe Tage bzw. Halbtage, an denen eine der beiden Omas den Oliver übernimmt, sodass du für dich ein wenig Vorfreude hast und auch planen kannst, was du in deiner Freizeit machen kannst.


    Ich hatte damals keine Oma, die sich zu solch regelmäßigen Zeiten überreden ließ und wenn ich dann mal sporadisch einen halben Tag frei hatte, war ich völlig überfordert und wusste nicht, was ich machen sollte. Ich hab dann - zum Ärgernis meiner Mutter - eine Leihoma engagiert, die jeden Montag nachmittag kam und den Sohnemann ausfuhr. Als er dann in die Krabbelstube kam und später in den Kindergarten wurde alles viel leichter!


    AL Christine

    Liebe Uschi!


    Herzlich willkommen bei uns - auch von mir!


    Beides ist wichtig! Aktivität und Erholung im Wechsel. Du spürst ja selber, dass du beides brauchst, deinen Laden, die Kunden, um Abstand zu gewinnen, um vom dich vom Schmerz zu erholen, aber gleichzeitig ist man als Trauernde halt auch nicht 100% belastbar im Geschäft, weil man schon mit "Trauerarbeit" genug zu tun hat! Ich finde das mit dem Ruhetag schon wichtig, wenn du Dienstag bis Samstag im Laden stehst!


    Kannst du dir für Zuhause vorübergehend nicht eine Hilfe holen, die einmal die Woche aufräumt und putzt?Ich denke, dann kommst du in ein schön gemachtest Nest und das ist schon was sehr Angenehmes! Alles andere braucht Zeit und Geduld und ist oft ein Kraftakt ... Trauer heißt Wechsel von Schmerz und besseren Augenblicken, auch in der Tauer gibt es Arbeits- und Erholungszeiten, ist der Schmerz spürbar, dann arbeitest du, ist der Schmerz im Hintergrund, dann erholst du dich von der Trauerarbeit.
    Alles Liebe
    Christine

    Das Schwierige, wenn Kinder sterben, ist: Die Mutter-Kind-Bindung bleibt ja und "Loslassen können" scheint ein Widerspruch zu sein, was aber nicht der Fall ist.


    Ja, Maki, das ist es, was ich damals im Jahr 2008 in Darinas Thread durch das Drachengleichnis ausdrücken wollte:


    "Wir tragen unsere Kinder wie einen Drachen an der Schnur.


    Bei manchen Müttern und Kindern ist die Schnur sehr kurz: Das kann schön sein, wie es bei Manuela und bei Petra und ihren Müttern war. Das kann aber auch anstrengend sein - v.a. für die Kinder, wenn die Mutter grundsätzlich nur eine sehr kurze Schnur vorgesehen hat.


    Bei manchen ist die Schnur so lang, dass man sich grad noch im Blick hat und wenn's mal sehr stürmisch wird oder gar eine arge Flaute ist, dann kann man ja mal die Schnur verkürzen und sich näher als sonst sein.


    Wenn ein Kind stirbt, ist die Schnur so lang, dass man es nicht mehr sieht (wie bei Kate, Chris und Darina), aber über den Faden dennoch spürt.


    Ich glaub nicht, dass Trauerbewältigung nach dem Tod eines Kindes so aussieht, dass wir den Faden (die Bindung) loslassen oder gar abreißen lassen sollen. Loslassen heißt hier vielleicht, dass ihr irgendwann einmal akzeptieren könnt, dass die Schnur einfach viel, viel länger ist als ihr das je gewollt hättet."


    AL :24:
    Christine

    Lieber Schnee,
    es geht sicher nicht die nächsten 40 Jahre so weiter, auch wenn es jetzt für dich so aussieht und auch wenn die ersten Jahre ein harter Wechsel zwischen mal weniger und mal viel Schmerz sind....
    :24:
    AL Christine

    Liebe Brigitte,
    auch von mir ein herzliches Willkommen hier bei uns! Du sagst, du hattest ein bestimmtes Ritual in den darauf folgenden Monaten? Was war das für ein Ritual und machst du das Ritual immer noch manchmal?
    AL Christine

    Liebe Trauerelfe,
    die meisten Trauernden brauchen lange, bis sie persönliche Dinge wegpacken oder entsorgen können. Da bist du keine Ausnahme!


    Wie Brigitte schon geschrieben hat: Es geht um DICH und um DEINE Bedürfnisse! Es gibt keine Patentrezepte in der Trauer!
    Ich hab die Erfahrung gemacht, dass viele Trauernde lernen müssen, ihre Bedürfnisse wieder zu erkennen. Sie haben gelernt das zu tun, was man von ihnen erwartet. Nach einem Todesfall muss man von Vorne anfangen, sein Leben neu gestalten und sich neue Strategien aneignen. Dabei stößt man unweigerlich auf den Konflikt: Tu ich in Zukunft das, was man von mir erwartet oder tue ich in Zukunft das, was mir gut tut? Diejenigen, die lernen, auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören und zu tun, was ihnen gut tut, die gehen gesund aus dem Prozess heraus und stellen fest, dass sie trotz Schmerz und Trauer einen wichtigen Schritt gemacht haben. Diejenigen, die weiterhin nach den Regeln der anderen funktionieren, haben große Schwierigkeiten ihr Leben im positiven Sinne weiterzuleben und gesund zu bleiben!


    Auf eigene Bedürfnisse zu hören, hat nichts mit Egoismus zu tun. Wenn wir auf unsere Bedürfnisse achten, dann achten wir darauf, dass es uns gut geht. Wenn es uns gut geht, sind wir verträglich und freundlich und haben auch eher Verständnis für Menschen, die eben andere Bedürfnisse haben. Man ist toleranter. Wenn wir eigene Wüsnche und Bedürfnisse verleugnen oder ignorieren, dann tritt früher oder später ein Zustand ein, den wir als Frustation bezeichnen. Frustrierte Menschen sind ängstlich und/oder aggressiv und dauernde Frustration führt dazu, dass wir an Lebensfreude verlieren. Menschen, die so drauf sind, verlieren natürlich auch ihre Freunde. Also: Bleib dir selber treu!


    AL Christine

    Liebe Cath1980,
    mein herzliches Beileid zum Tod deines Bruders! Dass sich in so einer Situation Schuldgefühle aufdrängen, ist normal, man hat immer das Gefühl, etwas versäumt zu haben, zu wenig getan zu haben .... aber: Schuldgefühle zu haben, heißt nicht automatisch, dass man auch schuld ist.


    Gerade wenn ein Familienmitglied Medikamenten-, Alkohol- oder Drogenabhängig ist, dann können die Familienmitglieder selbst meist nicht viel bewirken. Auch wenn man es möchte, ist man hilflos, kann nur gut zureden, da sein, zum Entzug motvieren und viele müssen feststellen, dass das alles nichts hilft, weil der Abhängige entweder keine Bereitschaft zeigt oder aber immer wieder rückfällig wird. Ich bin mir sicher, dass du getan hast, was möglich war und wenn momentan die Schuldgefühle auch da sind, sie werden weniger und dürfen auch weniger werden!


    Bitte iss, dein Bruder hätte sicher nicht gewollt, dass du seinetwegen aufhörst zu essen oder zu leben!


    Wichtig wäre, dass ihr euch noch einmal von ihm verabschieden und ein friedliches Bild von ihm mitnehmen könnt, dass du nicht nur die Erinnerung an das Auffinden deines Bruders hast. Ist das möglich? Vorraussetzung ist freilich, dass der beauftragte Bestatter einen solchen Abschied ermöglichen kann und dein Bruder vorher entsprechend gereinigt und versorgt wird. Dann könnt ihr am offenen Sarg noch einmal Zeit mit ihm verbringen, ihm sagen, was ihr ihm noch sagen möchtet und ihm Dinge mitgeben auf seinem letzten Weg. All das wird von Angehörigen als sehr wichtig, beruhigend und auch tröstlich erlebt!


    Alles, alles Liebe und viel Kraft für die kommenden Tage!
    Christine

    Liebe Trauerelfe,
    man muss nicht aussortieren, wenn man die Dinge braucht! Lass dir keinen Druck von außen machen! Es gibt kein Patentrezept für den Umgang mit den persönlichen Dingen des Verstorbenen. Den einen tut es besser, die Sachen wegzupacken, den anderen gibt es Halt und Sicherheit sie zu behalten!


    Und noch was: Trauerbewältigung heißt nicht, dass man jemanden loslassen muss, es geht sogar darum in Verbindung zu bleiben: Man muss die Beziehung in eine Erinnerungsbeziehung umwandeln und einen neuen Platz für den Verstorbenen in seinem Leben finden. Dein Mann bleibt immer Teil deines Lebens, selbst, wenn du irgendwann einen neuen Mann haben solltest!
    AL Christine