Liebe Trauerelfe !
Danke für die guten Wünsche und den Trost und Kraft die du mir geschickt hast. Das kann ich momentan mehr denn je brauchen.
Liebe Christine !
Danke für deine verständnisvollen und trostspendenden Worte. Nur kommt bei mir Zuspruch - gleich welcher Art - nicht immer an bzw. kann ich die Phrasen ab und zu nicht mehr hören. Diesbezüglich habe ich inzwischen zum Glück sowohl positive als auch negative Erfahrungen gemacht. Aber das gehört wohl zu meinem neuen Leben und ist ziemlich normal, wie mir andere Betroffene und auch meine Freundin vom Hospiz versichert haben. Mir ist auch nahegebracht worden, dass im zweiten Trauerjahr oft die Gefühle und Gedanken noch intensiver sind, als zu Anfang. Das spüre ich jetzt leider schon seit dem Frühling - oder quasi seit dem Jahrestag im März. Zuerst habe ich gedacht, dass es nach dem Jahrestag etwas leichter, da ja leider unabänderlich, wird. Aber da habe ich mich sehr getäuscht. Seitdem habe ich so intensive Auf und Ab-Phasen erlebt, wie kaum vorher. Mein Mann fehlt mir immer und überall, und das spüre ich mit jedem Moment noch mehr. Er hat die Hälfte meines Herzens und meiner Seele mitgenommen, und diese Wunde wird solange ich bin, nicht heilen. Er war, ist und bleibt für mich nachwievor der wichtigste Mensch meines Lebens - einfach mein Lebensmensch.
Und dass sich mit der Zeit die eine oder andere Bekanntschaft ohne besonderen Grund "zurückzieht", sei auch normal, habe ich oft genug gehört. Aber es ist für mich trotzdem "schmerzhaft", da kommt dann noch mehr das Gefühl des "Verlassenseins". Aber es ist mir in diesen Fällen nicht wert, dass ich da eventuell eine für mich ungewollte "Verstimmung" heraufbeschwöre, und unnötige Diskussionen führe. Ich habe so schon noch immer große Probleme meinen Alltag in den Griff zu kriegen, und manch "Problemchen ist für mich alleine jetzt ein Riesenberg". Auch das macht mir Angst, weil ich in meinem Leben privat wie beruflich fast immer alles ruhig und friedlich habe regeln können oder im Griff gehabt habe. Im Prinzip bin ich ein friedliebender und schüchterner Mensch, und möchte mich jetzt am liebsten unsichtbar machen und auf "Tauchstation" gehen. Ich habe jetzt seit ich alleine bin erst lernen müssen, auf andere zuzugehen. Denn bei uns, war es immer mein Mann wo gleich Kontakt und Bekannte gefunden hat, er war der aktivere Teil von uns Zwei. Wenn es nötig war, bin ich aber Diskussionen nicht aus dem Weg gegangen, immerhin war ich über 20 Jahre mit meinem Chef und dem Team zusammen, da habe ich mich berufsbedingt auch durchsetzen müssen und war quasi für das "Team, Mädchen für alles". Habe zum Glück mit einigen Kollegen/innen heute wieder mehr Kontakt, wie direkt nach meiner Pensionierung, und das ist ja auch ein "gutes Zeichen" und zeigt, dass ist geschätzt wurde und sich mancher Kontakt bis heute erhalten hat.
Vor lauter Frust habe ich aber in den letzten Monaten einige "Gewohnheiten oder Eigenschaften" entwickelt, wo mir ab und zu selbst Sorgen bereiten. Unter anderem habe ich in den letzten Wochen Termine, wie mein Ehrenamt und regelmäßig zum Sport gehen, ausgelassen, was mir immer wichtig war. Einfach, weil mir jede Kraft und Motivation gefehlt hat. Jetzt versuche ich wieder konsequenter zu werden. Zudem habe ich eine ziemliche "Kauflust", und beim Essen bin ich oft auch völlig "aus dem Lot", und sündige. Was mir natürlich auch körperlich nicht gut tut, ich weiß es schon. Wie sagt ein Sprichwort: "Einsicht ist der erste Weg der Besserung". Hoffe dass ich mein Leben wieder etwas besser in den Griff bekomme und mein inneres Gleichgewicht eher finde.
Jetzt hoffe ich, dass jetzt ab Herbst, wenn das Sommerloch vorbei ist, sich etwas neues für mich ergibt, bzw. dass meine "Leute" wieder mehr Zeit haben. Dazu überlege ich jetzt, vielleicht den einen oder anderen Kurs, Vortrag o.ä. zu besuchen. Du siehst ich überlege mir schon, was mich weiterbringen kann. Schön wäre es, wenn sich bei der einen oder anderen Veranstaltung die Möglichkeit für neue Kontakte ergibt.
Es tut mir zurzeit einfach gut, wenn ich hier mal wieder meinen "Frust" von der Seele schreiben kann. Die Tage, wo ich jetzt momentan keine Verabredung oder sonstiges habe, tun mir einfach nicht gut, und ziehen mich nur weiter runter. Es frustriert mich, wenn ich mal einen ganzen Tag niemanden zum Reden oder nur auf ein kurzes Treffen finde.
Liebe Grüße Veronika