.... und nochmal bin ich hier!
Muttertag! Wollte eigentlich zum Grab meiner Mutter zu meinen Mann gehen. Draußen regnet es seit Stunden in Strömen. Mich stört das nicht. Bin eher froh heute mal kein Vogelgezwitscher zu hören, welches daran erinnert dass der Sommer unwiderruflich vor der Tür steht. Sommer, was hatten wir alles geplant. Wir wollten endlich mal ein bisschen ruhiger treten von dem ganzen Alltagsstress. Die Ferien mit den Kindern genießen, Zweisamkeit genießen, Urlaub!
Immer schweifen meine Gedanken ab. Dabei gibt es noch so viel zu tun. Mein Mann hat selbstständig gearbeitet und es sind noch einige Projekte, die ich versuche zu beenden.Die Versicherungen schicken noch immer die Rechnungen an ihm, obwohl diese schon längst abgemeldet wurden. Zum zweiten Mal ruf ich dann morgen nochmal an um dasselbe mitzuteilen.
Die größeren sind bei Ihren Freunden und der Kleine hat einen Kameraden bei uns. Habe versucht ein kleines "Ritual" einzuführen. Ich stellte ein schönes Gefäss auf den Tisch und erklärte ihnen dass jeder auf einem Zettel seine Gefühle oder Worte an den Vater aufschreiben kann und dan den Zettel zusammengefaltet ins Gefäss wirft. Wann immer sie das Bedürfnis haben sich mitzuteilen. Es ist eine schöne dunkelbraune Vase und ich hab sie in den Flur gestellt.
Desweiteren nahm ich den Bademantel meines Mannes, breitete ihn auf den Boden auf. Jeder von uns schrieb auf einen kleinen Zettel eine eigenschaft meines Mannes auf die für ihn besonders wichtig war. Dann legten wir die Zettel in den Bademantel und symbolisch wickelten wir diese Eigenschaften darin ein. Wann immer sie das Bedürfnis haben seine Nähe zu spüren, können sie den Bademantel mit all den schönen Gedanken , Eigenschaften und Gefühlen an sich nehmen.
Tja, das war so meine Idee. Ich weiß nicht ob sie das annehmen. Es ist ihre Entscheidung. Aber ich hatte das Gefühl, irgendetwas machen zu müssen. Gespräche darüber lehnen sie strikt ab. Nur nichts davon erwähnen. am besten das passierte auslöschen. Die größeren so hoffe ich und hat man mir gesagt, reden mit ihren Freunden darüber. Unser 16 jährige sagt zwar immer dass alles in Ordnung sei, verhält sich aber mir gegenüber distanziert und launenhaft. Der Kleine macht mir am meisten Sorgen. Ich darf das Wort "Papa" nicht neben ihn erwähnen. Ich biete ihnen in Abständen immer mal an, wenn sie darüber reden wollen, wäre ich für sie da. Ich krieg dann nur ein" Nein, alles in Ordnung zu hören". Das ganze ist deshalb schwer für mich, weil ich immer der Lösungsorientierte Mensch war. Nicht im Problem verharren, sondern Lösung anstreben. Das geht hier nicht so, wie ich es gewohnt war.
Jetzt ist alles anders. Ich muss mich in Geduld üben bei mir und den Kids. Geduld war eher eine Stärke meines Mannes. Ich bin eher die quirlige. Es war nicht selten, dass er mich einbremsen musste. reib
Was mach ich da? Ich schreibe in einem Forum, an Menschen die ich nicht kenne, meine persönlichsten Gedanken und Gefühle. Es ist, als wäre es mein Zufluchtsort. Meine Insel in der ich so sein darf wie ich bin, nicht stark sein muss. Mein innerstes präsentieren darf ohne verurteilt zu werden.Keine DU MUSST sätze hören, denn was ich muss, weiß ich ja selbst auch.
Ich höre mich Sätze denken wie, komm zurück zu mir, das kann nicht Real sein, das ist ein Irrtum, ich will das nicht!!!. Sätze wie, warum lebt unser Nachbar noch, der sich an allem stört, über jeden schimpft , sich selbst und anderen das Leben schwer macht? Ich weiß, sowas denkt man nicht. Aber naja, wie gesagt, ich hab keine Kontrolle über meine Gedanken und Gefühle.
Ich wollte mein Mann wäre auf einer langen Reise und in absehbarer Zeit würde er einfach bei der Tür reinspazieren, ich würde das vertraute Geräusch hören wenn er seinen Autoschlüssel in die Lade legt, er würde mich müde aber froh begrüßen, mich umarmen und küssen, fragen ob die Kinder schon schlafen, kurz nach ihnen sehen. Ich würde seinen Geruch einatmen und wir hätten unser Leben wieder. Jedoch kennen wir alle den Unterschied zwischen hätten und haben.
Ich hab früher immer gerne geschrieben. Gedichte, Geschichten. Ich wollte meine Gefühle aufschreiben, ihm Briefe schreiben. Doch ich sitze dann nur da, starre auf das leere Blatt Papier und nichts geht. Ich kann mich nur hier mitteilen. Ich hab auch gehört, ich sollte mit ihm sprechen. Geht auch nicht. Alles spielt sich gedanklich ab.
So, jetzt kommen meine zwei pupertierenden Jungs heim, jeweils mit einer Blume zum Muttertag für mich. Bin gerührt! Der Kinderbesuch ist auch schon heim. Werde jetzt Abendessen machen, mich hochziehen, mit den Kindern plaudern und mit unserem Jüngsten noch was lesen. Meine Kinder wollen die Mama die sie immer kannten. Bin zwar nicht mehr so ganz die , die ich mal war, gebe mir aber Mühe wegen ihnen.
Morgen beginnt alles wieder von vorne. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre gestorben und nicht er.
Falls das heute noch jemand liest, sende ich eine dicke Umarmung, die Ruhe für die Nacht, Mut und Kraft für den morgigen Tag und ein herzliches Danke!!!
Hamida