Meine lieben Mädels,
wieder ein ganz herzliches Danke an Euch für die so lieben und anteilnehmenden Worte, es ist schön zu wissen, dass man nicht alleine ist und hier mit Menschen zusammen kommt, die das gleiche Schickal teilen. So kann man gemeinsam darüber „sprechen“ , weinen und lächeln...Und es stimmt, wer es nicht selbst erlebt hat, einen wirklich nahen Menschen zu verlieren, der kann das nicht nachvollziehen und nicnt so empfinden wie wir.
Auch Dir liebe Petra kann ich sehr gut nachempfinden, dass Dich meine Zeilen einerseits traurig machen aber auch wiederum dankbar machen. Es ist sicher schlimm für Dich, dass Du beide Elternteile verlieren musstest und sie waren ja noch recht jung, Dass Dein Papa an gebrochenen Herzen sterben musste, weil er den Tode Deiner Mama nicht verkraftet hat, ist sehr schlimm und hat mich sehr sehr erschüttert.
Sicher ist es für ihn schön, denn er ist jetzt bei seiner Frau, aber Du bist in Deiner unendlichen Verzweiflung zurück gelassen worden. Damit klar zu kommen, ist sicher sehr schwer für Dich. Um so mehr bewundere ich Dich für Deine Tapferkeit und dass Du hier immer für alle ein so herzliches und liebes Wort hast!!!!
Ich habe vor diesem Tag, eine wahnsinnige Angst, meinen Vater auch noch zu verlieren. Ich weiss nicht, ob und wie ich das verkraften soll und werde.
Papi (ich nenne ihn oft Päpelchen) ist unglaublich stark und tapfer, weil er auch für mich stark sein will und er sagt, dass wenn er grübelt und leidet, dann würde er daran kaputt gehen. Er sagt, dass darf er nicht zulassen, denn er muss stark für mich sein. Er leidet nach innen, weint nach innen, aber nach draussen denkt man, dass er alles im Griff hat.
Man hört es ja oft, dass wenn zwei Menschen so lange und glücklich zusammen waren und dann einer geht, dauert es nicht lange, bis der andere folgt. Ich habe das schon im Bekanntenkreis selbst so erlebt. Meine Eltern waren es fast 60 Jahre... da bricht doch ein Leben weg..und das mit einem einzigen Schlag.
So viele Gedanken gehen einem durch den Kopf...all das, was man so gerne noch sagen und machen würde..., was man noch vor hatte und vor sich her geschoben hat, weil man ja dachte, dass man noch soviel Zeit hat.
Auch Dinge, die meine Mami in den Tagen danach noch machen wollte...und nicht mehr machen konnte, denn selbst sie hatte sicher nicht die geringste Ahnung, dass sie „gehen“ musste...Kurz vor ihrem Tode war ich mit ihr in der Stadt bummeln und sie hat sich einen schicken Hosenanzug gekauft, sie war richtig glücklich damit, da er noch geändert werden musste, dauerte es ein paar Tage und ich habe ihn dann abgeholt. Sie wollte ihn auf dem anstehenden Familienfest tragen, aber leider kam es anders. Sie konnte ihn nicht mehr tragen. Das sind die Momente, wo ich schreien könnte....
Sie hatte sich neue Bettwäsche gekauft, hat mich noch angerufen und mir davon freudestrahlend erzählt, wie schön sie ist, sie hat sie gewaschen und unten im Keller zum trocknen hingelegt. Am nächsten Tag wollte sie die Bettwäsche zusammenlegen. In der Nach starb sie, als ich am folgenden Tag runter in den Keller bin und sah die Wäsche da hängen, da habe ich sehr schwer schlucken müssen...
Das sind nur wenige Beispiele, ständig laufen mir Dinge über den Weg, wo ihre Spuren sind und was sie so gerne noch gemacht und erlebt hätte.
Meine Mutter war wirklich ein ganz besonderer Mensch, sie war unglaublich hilfsbereit, immer für andere da, nie hat sie an sich selbst gedacht, immer nur an andere. Papa und ich waren alles für sie, sie war immer in Sorge, dass uns etwas passieren könnte. Und nach schweren Krankheiten von Papa und auch von mir, war sie voller Sorge und Angst, dass uns etwas geschehen könnte. Sie war immer da und hat alles auf sich genommen, auch wenn es oft schwer für sie war.
Wenn einer von uns krank war, dann waren zwei andere da..Wir haben es gemeinsam getragen und uns gegenseitig aufgebaut und Kraft gegeben. Als Mami Ende Juni starb, kam Papa im September mit der Diagnose Hautkrebs ins Krankenhaus. Das war sehr schwer, und ich war sehr verzweifelt. Da war die Angst, meinen Papa zu verlieren, und ich stand aufeinmal mit all der Sorge alleine da. Da fehlte die zweite Stütze und jemand, der das alles teilt. Bei Papi ist es gut ausgegangen. sie mussten zwar viel wegschneiden, aber es war gutartig.... Gott sei Dank!
Meine Mutter machte so gerne Freude, sie hat so gerne gelebt, sich daran erfreut, wenn die Krokusse im Frühling aus der Erde spriessten, wenn die ersten Sonnenstrahlen kamen und wenn die Natur zum neuen Leben erweckt wurde. Sie liebte es, ihre Lieben zu verwöhnen, ihnen immer etwas Gutes zum tun. Ich war ca. 2 Mal die Woche bei meinen Eltern und habe dann auch da übernachtet. "Bettfein" gemacht sassen wir im Wohnzimmer oder im Sommer auf dem Balkon und haben gequascht, dazu gab es so manche Flasche Wein, und das oft bis in den frühen Morgen. Sie liebte diese Momente, die lauen Sommernächte, und sie freute sich, wenn ich in der Woche abends kam. Dann hat sie immer was für mich gekocht, immer lag etwas auf meinem Bett oder auf dem Esstisch an meinemTeller. Immer hatte sie eine kleine Überraschung für mich.
Sie freute sich, wenn ich kam und konnte gar nicht genug von den lustigen Geschichten hören, die ich tagsüber in der Firma erlebte...Sie hat sich mit mir gefreut, wenn ich Erfolg hatte und glücklich war, und sie hat mit mir gelitten, wenn ich traurig war. Sie war eine so tolle Mutter, und sie war immer eine tolle Ratgeberin. Sie wusste immer einen Ausweg, sie hatte immer eine gute Idee, was man machen kann...Sie hat gespürt, wenn ich traurig war, auch wenn ich mich noch so fröhlich am Telefon gemeldet habe...Sie war eine gute Zuhörerin, sie war einfach immer für mich da.
Ich habe zwei sehr harte Jahre erlebt, erst eine Firma, die aufeinmal nicht mehr das Gehalt zahlte. Dann ein Jahr Arbeitslosigkeit. Sie war einfach immer da, hat mich aufgebaut und mit mir die Zeitungen und die Jobbörse studiert, sie hat mir geholfen und mich wieder aufgebaut und mir neuen Mut gemacht, wenn ich verweifelt war und kein Job in Aussicht war. Mir ging es damals finanziell sehr schlecht, denn knappe 6 Monate ohne Gehalt und die normalen Abbuchungen sind ja weiter gelaufen, meine ganzen Ersparnisse waren aufgebaucht. Sie hat mir auch finanziell geholfen zusammen mit Papi und hat selbst auf sehr viele Dinge verzichtet.
Sie hat immer an mich geglaubt. Und dann kam der November 2006, und ich bekam den neuen Job, den ich bis heute habe. Ich musste etwas Neues beginnen, viel Neues lernen und mich auf was ganz Neues einarbeiten. Mami war so unglaublich stolz, wie ich das alles gemeistert habe und hat weiter geholfen, als ich im neuen Job mehr als 14 Stunden im Einsatz war. Sie hat geholfen beim Einkaufen, beim Wäsche waschen und bügeln.
Im Juni fing es dann an, bei mir etwas ruhiger zu werden. Die finazielle Situaton entspannte sich, und auch so wurde es in allem ruhiger. So gerne hätte ich sovieles zurückgegeben, an Zeit und anderen schönen Dingen, aber leider kam da der 29. Juni.
Sie hat die ganzen Früchte in all den Jahren gesät, aber als es ans Ernten dieser Früchte kam, da musste sie gehen. Ich hätte es so gerne gehabt und mir so sehr gewünscht, dass sie den wirklich richigen Erfolg noch erlebt hätte, so wie sie es immer getan hat...genauso wie an den ganzen lustigen und anderen Geschichten, die ich Tag für Tag erlebe, auf die sie immer so gespannt war.
Sicher waren wir auch nicht immer einer Meinung, und es sind auch mal die Fetzen geflogen.....Ich bin ein sehr emotionaler Mensch.., ich kann auch mal recht aufbrausend und ungeduldig sein. Manchmal war ich auch ungerecht, aber wenn wir uns mal gefetzt haben, dann war kurz drauf alles wieder okay....Nie haben wir uns im Streit getrennt oder haben gar eine Nacht dabei vergehen lassen...
Es kann keiner ermessen, was ich verloren habe....es tut nur weh. Auch meinem Papa geht’s nicht anders...wir vermissen sie so schmerzlich...
Liebe Chris...ja, die Idee mit dem Herz als Grabstein ist wirklich schön, genau wie auch die beiden eingeschnittenen Herzen im Grabstein....das Herz ist grau/braun gespengelt und die Grabplatte ist grau, aber auch gesprengelt...sieht schön aus....
Und ich habe über Deine Worte nachgedacht. Normalerweise bin ich jemand,der bei einem Fernsehdreh eher aufgeregt wäre und an Händen und Füssen zittern würde....Aber komischerweise war ich in dem Moment, wo die Kamera auf mich gerichtet war, die Ruhe selber....
Vielleicht hast Du Recht, dass Mami bei mir war und mir innere Ruhe und Kraft geschickt hat. Sie war im Leben immer an meiner Seite und so wird sie es auch jetzt sein, nur eben für mich unsichtbar...
Ich umarme Euch, Chris, Darina und Petra und all die anderen, die hier um ihre Lieben weinen---
Eure Manuela