Lieber Chris, ich habe eine Tochter, die auch wenn sie schon 21 war beim Tod meines Lebenspartners, darunter auch viel gelitten hat. Sicher versucht man sich für seine Kinder aufzuraffen und zu überleben, doch die Kinder leiden genauso. Meine Tochter machte sich fürchterliche Sorgen um mich, und versuchte mich zu bemuttern, obwohl sie genauso um ihren geliebten Stiefpapa trauerte.
Schliesslich waren wir dann beide sehr depressiv und konnten der Welt nur mehr zynisch und misstrauisch entgegentreten. Gemeinsam trauern ist auch nicht immer das Beste, weil man sich gegenseitig runterzieht.
Uns hat die Anschaffung eines kleinen Hundes gerettet - endlich andere Gesprächsthemen, gezwungen aus Verantwortungsgefühl heraus aufzustehen und mit dem Hund rauszugehen und dann schrieben wir uns noch in einem Fitnesscenter ein und wir fuhren Weihnachten 2015 in Urlaub . Ablenkung, schaffen von neuen Erlebnissen und Erinnerungen, damit man irgendwie überlebt und zur Not auch Gesprächsthemen mit anderen Menschen hat, die mit unserer Trauer nichts anfangen können.
Der Schmerz bleibt, die Wut, das das ganze erträumte gemeinsame Leben unwiderbringlich vorbei ist, die Machtlosigkeit, die man spürt... ja das kommt immer wieder zum Vorschein, doch mit der Zeit kommt die Einsicht, dass unsere Partner uns glücklich sehen wollen.
Als mein Geliebter mit seinem Motorradclub in Griechenland war (er verstarb auf dieser Reise), rief er jeden Abend an und fragte: "Bist du glücklich?"
Weder deine Frau noch mein Mann wollen, dass wir das ganze Leben das "was wäre wenn... Spiel" betreiben ( was wäre, wenn er/sie noch leben würde, was könnten wir noch erleben, was hätten wir noch geschaffen, wie wäre es im Alter gewesen etc.), die wollen dass wir glücklich werden (ist schwer, fast unvorstellbar, oder aber zumindest, dass wir unsere Aufgabe, die wir hier im Leben zu erfüllen haben, so gut als möglich meistern).