Irgendwie bin ich heute sehr nachdenklich, mir ist aufgefallen, dass ich ein Mensch bin und auch immer war, der stets zurück- und nie nach vorne blickt.
Immer wenn ich in meinem Leben eine ungute Situation hatte, formte ich in meinem Hirn der Gedanke:Ich will mein altes Leben zurück! :013:
Als ich die Diagnose MS bekam, war das mein erster Gedanke. Ich kämpfte, fuhr 3 Jahre stets auf Rehas und konnte einen Teil meines alten Lebens wieder erobern. Auch nach meiner Scheidung konnte ich wieder aufstehen und für mich und mein Kind wieder eine heile Welt errichten und problemlos in mein Singledasein zurückkehren.
Ich hatte nie die Zeit nach vorne zu schauen, jeder Tag mußte immer samt seinen Problemen überstanden werden.
Als meine Tochter ausgezogen ist, habe ich auch gelitten , gezeigt habe ich es ihr nicht aber ich war sehr traurig und dachte wieder: Ich will mein altes Leben zurück!
Und wir schafften es, trotz räumlicher Trennung unser gutes Mutter-Tochterverhältnis aufrechtzuerhalten und sie war weiter ein Teil meines Lebens.
Im Jahr 2013 las ich Bärbel Mohrs Buch "Bestellungen ans Universum", ich fand es ein bißchen kindisch, habe aber dann versucht,danach zu leben. Und siehe da, ich bekam 2013 alles , was ich mir gewünscht habe, jeden Tag meinen Parkplatz vorm Haus (eine Übung aus diesem Buch), meine neue kleine Wohnung, den Mann, den ich so lieben konnte, nein sogar noch mehr, wie die 1. Liebe in meinem Leben.
Und mit Rudy schaute ich nach vorne, wir planten die Zukunft und dann ging alles kaputt.
Irgendwie traue ich mich nicht nach vorne zu blicken (ist wieder eine sehr ungewohnte Perspektive geworden), in mir ist jeder Tag nur der sinnlose Aufschrei:
Ich will mein altes Leben zurück!!! :33: Und ich bin wütend auf das blöde Univerum!
Ich hänge da geistig fest und komm nicht weiter und das planlose Dahinleben nervt mich gewaltig.
Ich bin ein anderer Mensch geworden und diesen Menschen mag ich nicht besonders, weil der mit mir wenig Ähnlichkeit hat.
Mich nervt es, dass ich nichts gegen die Trauer und den Schmerz machen kann, ich war immer lösungsorientiert und habe stets gedacht, dass es nichts gibt, was man nicht aus eigener Kraft ändern oder schaffen kann.Vermutlich bin ich, obwohl ich durch meine Krankheit ja schon Erfahrung mit Hilflosigkeit gesammelt habe, nicht nur traurig sondern wahnsinnig wütend darüber, dass ich eben nichts an dem Geschehenen ändern kann und diesem auf und ab hilflos ausgeliefert bin.
Und jeden Tag beim Aufwachen und beim Einschlafen der Aufschrei: Ich will mein altes Leben zurück!!!