Beiträge von Angie64

    Ich habe im Laufe meines Lebens mein ICH so oft neudefinieren müssen, von der verwöhnten Tochter aus gutem Haus zur selbstversorgenden Rebellin, von der selbstbewussten Frau zur unterdrückten Gefährtin eines Alkoholikers, in Folge dessen zur hart kämpfenden Alleinerzieherin, von der gesunden Frau zur eine zeitlang Fastinvaliden, von der aufopfernden Mutter zur alleinstehenden Frau , vom abenteurlustigen Single zur treuen Gefährtin meines Rudys, durch ihn von der ängstlichen, erschöpften Angie zu einer aktiven, glücklichen Frau, die sich wie 17 fühlte, nur der Himmel war unsere Grenze.....


    Und jetzt? Vorher noch blendende Zukunftsausichten, Berufsperspektive und jetzt wieder alleinstehende BURentnerin, die ungern außer Haus geht, fast nur mehr schläft, damit der Tag nicht so lang dauert. Ja ich sollte mich wieder neu erfinden, so wie in dem Lied

    , aber irgendwie weiß ich nimmer, wer ich bin und wer ich sein will. ;(

    Liebe Sandra, eigentlich stimmt ja die Überschrift in deinem Thread nicht mehr, denn ich habe selten jemand so Starken wie dich erlebt. Was du alles geleistet und gemeistert hast, seit dein Rob nicht mehr da ist, das ist beachtlich. :thumbsup:


    Sicher packst du das mit dem neuen Job. Es ist klar, dass du dich müde und erschöpft fühlst, denn du bist ja die letzten Monate wie ein D-Zug durchs Leben gebraust, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Verwöhne dich am Feierabend ausgiebig und sei sicher, dein Rob ist stolz auf seine tüchtige Frau ( so wie hier vermutlich auch die meisten dich und deine Leistungen wahnsinnig bewundern! :24: )

    Wenn ich mal in diese Lage komme, dass ein anderer an meiner Stelle Entscheidungen für mich treffen muss, na da will ich lieber tot sein.
    Und sollte ich das dann selber nicht schaffen, hoffe ich , dass mir das dann jemand abnimmt.

    Irgendwie bin ich heute sehr nachdenklich, mir ist aufgefallen, dass ich ein Mensch bin und auch immer war, der stets zurück- und nie nach vorne blickt.
    Immer wenn ich in meinem Leben eine ungute Situation hatte, formte ich in meinem Hirn der Gedanke:Ich will mein altes Leben zurück! :013:

    Als ich die Diagnose MS bekam, war das mein erster Gedanke. Ich kämpfte, fuhr 3 Jahre stets auf Rehas und konnte einen Teil meines alten Lebens wieder erobern. Auch nach meiner Scheidung konnte ich wieder aufstehen und für mich und mein Kind wieder eine heile Welt errichten und problemlos in mein Singledasein zurückkehren.
    Ich hatte nie die Zeit nach vorne zu schauen, jeder Tag mußte immer samt seinen Problemen überstanden werden.
    Als meine Tochter ausgezogen ist, habe ich auch gelitten , gezeigt habe ich es ihr nicht aber ich war sehr traurig und dachte wieder: Ich will mein altes Leben zurück!
    Und wir schafften es, trotz räumlicher Trennung unser gutes Mutter-Tochterverhältnis aufrechtzuerhalten und sie war weiter ein Teil meines Lebens.


    Im Jahr 2013 las ich Bärbel Mohrs Buch "Bestellungen ans Universum", ich fand es ein bißchen kindisch, habe aber dann versucht,danach zu leben. Und siehe da, ich bekam 2013 alles , was ich mir gewünscht habe, jeden Tag meinen Parkplatz vorm Haus (eine Übung aus diesem Buch), meine neue kleine Wohnung, den Mann, den ich so lieben konnte, nein sogar noch mehr, wie die 1. Liebe in meinem Leben.


    Und mit Rudy schaute ich nach vorne, wir planten die Zukunft und dann ging alles kaputt.


    Irgendwie traue ich mich nicht nach vorne zu blicken (ist wieder eine sehr ungewohnte Perspektive geworden), in mir ist jeder Tag nur der sinnlose Aufschrei:
    Ich will mein altes Leben zurück!!! :33: Und ich bin wütend auf das blöde Univerum! :thumbdown:


    Ich hänge da geistig fest und komm nicht weiter und das planlose Dahinleben nervt mich gewaltig.
    Ich bin ein anderer Mensch geworden und diesen Menschen mag ich nicht besonders, weil der mit mir wenig Ähnlichkeit hat.


    Mich nervt es, dass ich nichts gegen die Trauer und den Schmerz machen kann, ich war immer lösungsorientiert und habe stets gedacht, dass es nichts gibt, was man nicht aus eigener Kraft ändern oder schaffen kann.Vermutlich bin ich, obwohl ich durch meine Krankheit ja schon Erfahrung mit Hilflosigkeit gesammelt habe, nicht nur traurig sondern wahnsinnig wütend darüber, dass ich eben nichts an dem Geschehenen ändern kann und diesem auf und ab hilflos ausgeliefert bin.


    Und jeden Tag beim Aufwachen und beim Einschlafen der Aufschrei: Ich will mein altes Leben zurück!!! ;(

    War mit zwei Freundinnen aus, solange wir über unverfängliche Themen sprachen, alles okay. Kaum rutsche mir einmal der Name meines Geliebten raus (der Rudy sagte immer...), betretenes Schweigen.


    Ich kann nicht so tun, als ob es ihn nie gegeben hätte, immerhin hat er etliches dazu beigetragen, wie ich heute bin und wie ich die Welt sehe.
    Er ist ein Teil von mir und wird es immer bleiben.


    War ein mühsamer Abend,da bin ich lieber alleine in meiner Wohnung und mit meinen Erinnerungen.

    Nein, das mache ich definitiv nicht, würde ja meine Tochter damit dazu verurteilen, dass sie für mich sorgen muss.Das will ich mienem Kind nicht antun, wenn sie es freiwillig macht, okay, aber sonst habe ich da meine Bedenken.

    Lieber Wolfgang, vermutlich hast du bis jetzt einfach funktioniert und jetzt ist die Erkenntnis des "nie mehr" auf einmal da.
    Wie Christine sagen würde, die Trauer kommt in Wellen.... einmal stärker, einmal schwächer.


    Ich kann seit Monaten kaum mehr schlafen, habe mich aber schon daran gewöhnt.
    Bei mir ist immer so eine Grundtraurigkeit,die ich nur mittels Ablenkung im Zaum halten kann.
    Ich lese viel, wenn es geht etwas Heiteres , nur um mich abzulenken.


    Heute kam mir der Gedanke, wieviel Liebe da doch ist, weil es ja auch Menschen gibt, die unbetrauert sterben. Unsere Lieben werden durch uns lebendig gehalten, eben weil wir sie so vermissen . Und deshalb sind sie in irgendeiner Form bei uns (nicht sehr tröstlich,ich hätte meinen Geliebten auch lieber wieder kompakt, zum Angreifen, kuscheln, und reden) und wenn wir Glück haben, dann spüren wir sie manchmal. :005:

    Wieder so eine schlaflose Nacht, wo alles wie ein Film abläuft. Die erste Verliebheit, die Schmetterlinge im Bauch, sich wie 17 fühlen, dann das Zusammenwachsen, dann der Plan zusammenzuziehen und Peng der Unfall, der alles nichtig machte.


    Nachher die Trauer, die Erkenntnis, dass er nie wieder kommt, die Frage nach dem Sinn dieses Lebens, die Frage, ob man noch einmal so empfinden kann... das Gefühl, dass mit seinem Tod die ewige Sonnenfinsternis gekommen ist...Soviel Liebe, die man noch zu geben hatte und die man niemandem mehr geben kann.....


    Und dann überlege ich, wieviel Menschen unbeweint sterben , jede Träne ist ein "ich liebe dich", vielleicht sollte man in der eigenen Trauer ein paar Tränen für diese Menschen fließen lassen. :13:

    Nach dem Tod meines Rudys ist es mir ähnlich ergangen, wie nach einer Scheidung. Auf einmal spalten sich die Freude oder verschwinden von der Bildfläche, Leute denen man vertraut hat, reden hinterm Rücken lauter Blödsinn.


    Und auch Leute, die einem in der Trauer Trost angeboten haben, können sich dann als Enttäuschung entpuppen ( da gings manchen nur um das Gruseln bei der Tragödie oder um nach außen hin als toller hilfsbereiter Mensch dazustehen).


    Genauso wie direkte Fragen vermieden werden, da wird hinterm Rücken agiert, um bei anderen nach dem Wahrheitsgehalt zu forschen, statt mich als Betroffene selber zu fragen. Enttäuschend die Menschheit!


    Manchmal glaube ich, dass ich vorher in einer durch meine große Liebe zu rosaroten Welt gelebt habe . Anscheinend lernt man in der Trauer die Menschen richtig kennen.
    Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht oder sehe ich das zu pessimistisch? ?(

    Ich rede noch immer mit dem Meinigen, vorgestern suchte ich im Auto verzweifelt meine Lieblingssonnenbrille, die sonst immer im Handschuhfach liegt und jammerte:Rudy wo ist sie?, plötzlich taucht sie auf der hinteren Bank auf, obwohl da schon seit Monaten keiner mitgefahren ist und ich auch meine Sonnenbrille nie verborge (ist ein Geschenk von Rudy, daher ein Heiligtum für mich). Das sind so Kleinigkeiten, die halt ab und an passieren. Oder wenn ich ein Problem habe dann frage ich ihn noch immer um Rat und glaube, dass ich seine Antwort höre.

    Cool! Erwarte gespannt deinen Reisebericht hier im Forum. Vielleicht sollte man eine eigenen Reisethread eröffnen, da ja anscheinend mehrere von uns Vergessen oder Auszeit in der Ferne suchen?

    Liebe Amitola, weiß nicht, wie und was für Vorschläge ich zum Treffen einbringen soll . Ihr habt schon das Hotel ausgesucht, ich weiss net wo das ist (Adresse wäre hilfreich, damit man weiss, was dort in der Nähe ist Öffis, Restaurants etc.)


    Und anscheinend kennt sich Jutta ja bestens in Wien aus, obwohl sie nicht dort wohnt, sonst hätte sie das nicht alles so schnell und problemlos in den Griff bekommen.
    Wenn ich was helfen kann gerne, wenn mich keiner was braucht,weil alles schon bestens geregelt ist, auch Recht.
    Wie gesagt, bin für alles zu haben ;) .


    Danke dass du dich um mich gesorgt hast <3 .
    Momentan gehts mir halbwegs, nur halt sehr müde und verkühlt,
    Aber heute habe ich mich augerafft und habe einen langen Spaziergang gemacht, das Wetter war so toll.


    Liebe Grüße Angie
    PS: Du mußt mir unbedingt verraten, woher der originelle Name deines Hundes stammt.
    PPS: Karibik (naja Zigarre nicht, sondern Zigarette) könnte ich sein-aber alt? :95: :D

    Liebe Kathi, mir geht es heute nach fast 8 Monaten genauso. Ich denke auch immer wieder an unsere gemeinsame Zukunft, die nicht mehr stattfindet, ich denke bei jedem schönen Erlebnis,wie sehr das dem Meinigen gefallen hätte.


    Ich glaube, dass uns dieses Gefühl noch jahrelang begleiten wird, vermutlich auch in einer neuen Partnerschaft,
    Fakt ist, dass da ein Platz in unserem Herzen, unserer Seele ist, wo sie so verdammt fehlen und wo die Leere immer bleiben wird, weil es eben ihr spezieller Platz war. Diese Leere kann kein anderer füllen, für neuen Menschen im Leben gibt es dann neue Seelenräume.


    Wichtig ist, dass bei einer so intensiven Liebe das Gefühl immer da sein wird und ich hoffe und glaube fest daran, dass sie auch von der anderen Seite irgendwie trotzdem bei uns sein können <3 .

    Ich habe nach dem Tod meines Rudys 5kg abgenommen, wollte einfach nichts mehr essen.


    Doch dann hat mich meine Tochter ins Fitnesscenter geschleppt und siehe da, jedesmal nach dem Training habe ich Hunger. Früher habe ich gerne gekocht , jetzt koche ich nur mehr 2 mal die Woche meist große Mengen und das wird dann in kleinen Portionen eingfroren.
    Bin nicht mehr sehr wählerisch, esse meistens alleine und lese dabei. Kürzlich habe ich Gorgonzolasauce gemacht, die hab ich drei Tage hintereinander gegessen, einmal mit Gnocci , einmal auf Toast überbacken und einmal mit Nudeln.
    Die letzten zwei Tage war ich einmal bei meinen Freunden zum Essen eingeladen und einmal sind wir gemeinsam zum Chinesen gegangen.


    Aber so wie früher, dass ich wirklich aufwendig koche, nein das macht mir keine Freude mehr. Vermeide auch alles, was mein Schatz gerne gegessen hat, ist mir zu erinnerungsbehaftet.

    Hallo Hanna, schade dass dieser Urlaub nicht ganz deine Erwartungen erfüllt hat. Mien Urlaub war zwar toll (das Land hat mich total überzeugt, ist für Touristen ein Paradies) , doch das eigentliche Ziel, weshalb ich weggefahren bin, nämlich die Hoffnung auf die Erkenntnis, wie ich mein weiteres Leben gestalten soll oder will, habe ich auch nicht gefunden.
    Die Trauer ist natürlich auch bei mir mitgefahren, trotzdem habe ich Weihnachten weitgehend tränenfrei überstanden.


    Allerdings ging es mir so wie dir, Reisen macht Lust auf weitere Reisen. Immerhin haben wir es gewagt und problemlos geschafft, nur das zählt.
    Ich habe mir ein Sparschwein gekauft, mit der Karte von der Domrep drauf und spare fleissig auf die nächste Reise ! :thumbup: