Beiträge von fallingsky

    liebe Hase ...deine Traurigkeit ,dein fehlender Elan ,ich denke das ist vollkommen normal ...es ist gut ,finde ich zumindest ,das du wieder in eurem Bett schläfst ..so wie du es schreibst du wirst dich umarmt fühlen ,geborgen ...


    Mein Mann Thomas und ich waren fast 25 Jahre zusammen ,
    ich war 19 ,er 22 und ich habe ihn buchstäblich betrunken gemacht und abgeschleppt ....das war an einem 1 November ...seitdem waren wir keinen Tag getrennt ....
    ...mein Mann war durch einen Motorradunfall beinamputiert (da waren wir aber noch nicht zusammen als der Unfall passierte ) ,kurz nachdem wir zusammen gekommen waren bekam er epileptische Anfälle und vor 13 Jahren bekamen wir die Diagnose Hirntumor und maximale Lebenserwartung 1 Jahr .....in dieser Zeit begann sich recht bald zu zeigen auf wenn wir bauen konnten ...auf eine Handvoll Freunde und Familie doch auch die zogen sich im Laufe der Krankheit immer mehr zurück und ich hatte auch gar kein Bedürfnis auf Hilfe ...wir haben immer alles alleine durchgestanden ...es folgten Operationen ,Bestrahlungen ,Chemos ...über 3 Monate Krankenhaus nach der ersten Operation ...ich war im AKH Wien schon Inventar ....ich schmiss meinen Job um da zu sein ,damit er nicht alleine war im Krankenhaus ....
    der Tumor kam immer wieder ,es wurden mehrere bösartige Feinde die in seinem Kopf wuchsen und ihn zum Schluß hilflos machten wie ein Baby ....mein Mann der 13 Jahre lang gekämpft hatte obwohl die Diagnosen jedesmal eine kurze Lebensdauer vorhersagten ...ich weiss nicht wie viele verschiedene Chemos ,Therapien gemacht wurden ....alle zu Hause wenn möglich ....und wir machten es möglich denn mein Herz war nicht unterzukriegen und war bis auf die letzten beiden Jahre ein supertoller Hausmann während ich arbeiten ging und auf Ämtern stritt um seine Pension zu bekommen ....


    die letzten zwei Jahre kam Fritz zu uns ,der Rollstuhl ...mein Herz wollte so sehr leben und wieder gehen können mit Krücken ,doch es ging immer mehr bergab .....das letzte dreiviertel Jahr war er fast nur mehr im Bett...die letzten sieben Wochen waren manchmal sehr schlimm doch es war machbar ....er wollte nicht von zu Hause weg und ich hätte es auch niemals zugelassen ....er starb ruhig in meinen Armen ein ...zu Hause ...nur wir beide alleine in unserer Glaskugel ( so nannte ich immer unser Schlafzimmer ,weil es unsere kleine Welt war ...in diesem Zimmer lebten wir die letzten Jahre )..........das ist heute vor drei Monaten gewesen ...91 Tage ....


    Die Maske für die Umwelt sitzt fast perfekt ...manchmal komme ich mir vor wie in einem Film ,da steh ich neben mir und seh mir zu wie ich immer wieder sage es geht mir gut ,alles okay ......nur damit ich meinen Frieden habe vor all diesen Phrasen und Blicken ,dieses Lauern <wie reagiert sie jetzt ,was macht sie da ...>es sind drei Monate ...eine kleine Ewigkeit manchmal ,dann wieder viel zu kurz um klar denken zu können ....ich hoffe immer noch das ich von ihm träume ...vielleicht blockiere ich mich mit diesem Wunsch selbst doch ich kann mich einfach nicht erinnern wie sich seine Stimme anhört....vielleicht erinnere ich mich wieder im Traum daran ....
    er fehlt so sehr ..


    Das mit dem Einkaufen kenne ich...ich kann vieles nicht kaufen weil er es so mochte .....obwohl ich doch versuche Lieblingsdinge die wir gemeinsam hatten ,ein Film ,ein Lied ...alleine zu tun...denn die Erinnerungen die daran hängen sind gute .....ich wünsche dir eine gute Nacht ...ich wünsche dir das du gut schläfst und in deinen Träumen Schönes erlebst ...das du morgen aufwachst und nicht nur traurig bist sondern an eine schöne Erinnerung denkst ....Trauer heißt nicht nur leiden ...du darfst auch lachen ...es ist kein Verrat auch wenn es einem so vorkommt ....dein Schatz hat doch sicher gerne mit dir gelacht ...denk daran ...der Tod hat dir deinen Schatz genommen aber die Erinnerungen ,die Gefühle die damit verbunden sind ,die kann er dir nicht nehmen ....

    liebe Hase ..es tut mir so unendlich leid ...ich denke alle hier können dich verstehen ...
    Therapeutische Hilfe habe ich abgelehnt ,lag aber eher daran das ich die letzten 13 Jahre nur Ärzte und Spitäler sah ...
    Ich habe aber immer eine Nummer parat sollte ich es doch brauchen ...und hier in diesem Forum zu schreiben ,zu wissen das man nicht alleine ist ist eine Art Therapie für mich ...
    Bist du wirklich bereit zu arbeiten? wie war dein erster Tag ....


    Hast du jemanden der für dich jetzt da ist?eine Person die auch mit dir schweigen kann wenn dir danach ist? ich kenne das nur so von mir das wenn jemand da ist es mich wahnsinnig macht und wenn ich alleine bin ich die Decke hochgehe ...wie ist es bei dir ? es ist noch so frisch alles ...das du ihn so sehr vermisst ist doch völlig klar und das andere das nicht "verstehen" können leider auch ...für dich ist deine Welt plötzlich im Stillstand und trotzdem geht alles um dich herum weiter ...ich habe den ersten Sonnenaufgang ohne meinen Mann so sehr gehasst ...ich fühle mich heute ,nach 91 Tagen noch wie in einer Glaskugel gefangen und kann nicht begreifen das er nie wieder zu mir zurück kommt ,kein Fühlen ,kein Lachen ,kein Streiten kein nichts mehr ..das Wir ist einfach gegangen und man bleibt als Ich zurück ...


    Ich möchte dir so gerne sagen das es bald besser wird doch wir beide wissen das es nicht so ist ....ich kenne eure Geschichte nicht ,..doch egal ob eine frische Liebe ,ein halbes Leben oder ein Ganzes ...es ist so verdammt schlimm sein Herz zu verlieren und es zerreißt einem das eigene ....wenn dich Freunde und Familie nicht verstehen können ,wenn sie deinen Kummer ,deine Trauer ,deine Verzweiflung nicht kapieren dann ist es deren Problem und sicher nicht deines ...
    hier bist du sicher nicht alleine ...hier wirst du verstanden ..hier kannst du sagen was dir im Kopf rum geht ...


    Christine ,die hier schreibt ,sagte so treffend das <es wird schon wieder >,< das Leben geht weiter> ,usw Killerphrasen heißen ...ein treffender Name ...
    Lg Eva

    hallo Hase ...ja das sind diese Dinge die ich auch nicht mehr hören kann und auch will ...alleine ist man immer da hast du sicher recht und das man von seinem Umfeld nicht verstanden wird ist auch richtig ...aber wie sollen sie denn etwas verstehen das man doch selbst nicht begreifen kann ....ich bin auch oft zornig deswegen oder auch traurig doch hilft das leider weder mir noch den anderen ....ich versuche jetzt einfach mir immer zu sagen das sie es nicht besser wissen ......


    Was ist deine Geschichte ...magst du ein wenig von dir erzählen? ich bin auch erst seit kurzem hier im Forum und sag dir erstmal herzlich Willkommen hier Hase ....

    liebe Kisa....
    Ich denke mal du hast da vollkommen normal reagiert als das alles passiert ist ....ich glaube der Mensch hat in dieser Situation eine Schutzfunktion derer sich gar nicht bewusst ist ....vor allem bist du da so in einem Tunnel ,der Blick immer voraus ,voll konzentriert was zu tun ist obwohl du neben dir stehst und dich selbst fragst ...warum reagiere ich so? sollte ich jetzt nicht schreiend ,klagend da liegen und mir die Seele raus schreien vor Schmerz?
    Das kommt sowieso irgendwann ...bei mir war es zum ersten Mal richtig extrem als ich die Urne nach Hause bekam ...da begriff ich zum ersten Mal das er wirklich weg ist ...da brach alles zusammen und ich bin froh das ich zu diesem Zeitpunkt alleine war denn das dauerte Stunden ....das kommt immer wieder bei mir doch niemals (bis auf einmal) vor anderen ....


    wie du schreibst das du dir kalt vorgekommen bist bei der Beerdigung auch das ist deine Art des Selbstschutzes ....ich erzähl dir was ....ich bin nachdem mein Mann gestorben ist bei ihm gelegen und habe auch da nur kurz leise geweint .danach war ich ruhig und eigenartig beherrscht ,es war unwirklich und gleichzeitig alles kristallklar ....ich habe meine Freunde getröstet die weinten ..nur ich nicht ...immer nur ein paar leise Tränen ..das ganze Drumherum um die Verbrennung ,alle Wege damit ich die Urne nach Hause holen darf ,die Ämter das alles erledigte ich sachlich ,kühl ...ohne Emotion ...es war wirklich wie ein Film der ablief,den ich nicht stoppen konnte ....am Abend vor der Verabschiedung habe ich die Trauerrede geschrieben und alle vorher gebeten zu gehen da ich alleine sein musste ....da habe ich dann geheult ,mich gezwungen alles rauszulassen was da an Emotionen in mir drinnen war ....da war alles vom Lachen bis zum Schreien ....
    Ich wollte ihn noch mal sehen und habe es ,obwohl mir alle abgeraten haben , getan und ich bin froh darüber ...es waren unsere letzten 10 Minuten und da habe ich das einzige Mal an diesem Tag geweint ...ihn nochmal geküsst,sein Gesicht gestreichelt ( wusste nicht ob das erlaubt war aber wer sollte mich abhalten )...danach habe ich erst wieder geweint als ich die Urne bekam ....ich weine auch nur wenn ich alleine zu Hause bin ...mein Umfeld kennt mich nicht anders ,sie halten mich für eine starke Person die darüber steht doch das stimmt nicht ...und ja ich habe immer wieder Tage da bin ich fast gut drauf und wenn ich das merke erschrecke ich mich das ich so unsensibel bin und lache obwohl mein Herz doch erst vor 90 Tagen gegangen ist ...dann merke ich wie eine dunkle Welle über mir zusammen schwappt und dieses Wechselbad der Gefühle begreife ich einfach nicht ...kennst du das? ich denke schon ....


    Du darfst dich selbst nicht unter Druck setzen und denken du bist gefühllos oder kalt das bist du ganz und gar nicht ... und bitte versuch das du ein wenig zur Ruhe kommst ....nimm dich bei der Nase und denk mal an deinen Mann der ganz sicher nicht will das du dich aufgibst ....du musst das Leben auf ein Ich einstellen und das ist so verdammt schwer ich weiß das aber frag dich mal selbst was dein Schatz dir sagen würde wenn er könnte ....mein Mann würde mir so derart in den A***** treten so als Feedback .....du hast jetzt die Aufgabe für euch beide Gas zu geben ,für deinen Schatz mit ....und dazu musst du gesund bleiben ....


    wir werden immer wieder extreme Tiefs haben aber es kommen auch Hochs dazu ...du wirst sehen... es ist alles anders jetzt doch wir werden lernen damit umzugehen und egal wie lange es dauert das wir wieder ohne Schuldgefühle lachen,uns freuen können wir schaffen das .....


    siehste ich schreib auch immer Romane ;-) fühl dich umarmt und lass von dir lesen ..liebe _Grüsse aus Wien Eva

    liebe Christine danke ...es beruhigt mich das ich doch normal reagiere ,ich muss wirklich erst lernen mich FÜR mich auf die Beine zu stellen ...bis jetzt beherrschte die Krankheit meines Mannes mein Leben nun habe ich zuviel Zeit zum Nachdenken ,zum Erinnern ....erstmals kommen leider immer noch die "bösen" Gedanken und Erinnerungen ,all das was ich heute gerne ändern würde wenn ich es damals gewusst hätte das ich keine Gelegenheit mehr bekomme um es doch noch anders zu machen ...
    Ich habe viel nachgedacht seit ich gestern deinen Post gelesen habe ,vor allem das was du Kisa geschrieben hast ...Killerphrasen ...dieses Wort trifft es auf den Punkt ,ich reagiere oftso sauer darauf doch gleichtzeitig denke ich mir das sie eben nicht anders können ...man muss diese Art des Schmerzes selbst durchleben um zu verstehen ...es ist doch mit allem so ...erst wenn man in den Schuhen des anderen läuft ...


    Ich habe bald Geburtstag und habe beschlossen an diesem Tag frei zu nehmen und mir im Wald der Ewigkeit unseren Baum auszusuchen wo ich einmal mit meinem Schatz gemeinsam begraben werde ....ebenso werde ich den Kristall der aus der Asche meines Mannes gewachsen ist in ein Medallion einfassen lassen um ihn bei mir zu haben ,egal wo ich auch gerade bin ....


    Ich vermisse ihn mit jedem Tag ein bisschen mehr.... er fehlt mir schrecklich ...und doch bin ich froh das er gehen konnte denn Leben konnte man das alles nicht mehr nennen ....


    Liebe Sternenstaub ...das Sterben eines geliebten Menschen ist das Schlimmste was einem passieren kann ....ich hörte schon endlose Diskussionen was "besser" wäre ...jemanden schnell ohne Vorwarnung zu verlieren wie bei dir oder langsam das Gehen sehen zu müssen wie bei mir ...ich wäre dafür das es beides nicht geben würde aber der Tod gehört zum Leben ....ich kann deine Traurigkeit so gut verstehen ,diese Hilflosigkeit ...diese verdammten überfallsartigen Erinnerungen ...auch wenn man Familie hat ist man doch mit seiner Trauer isoliert ...den Partner ,sein Wir zu verlieren ist eine Baustelle die man alleine bewältigen muss ...als mein Herz starb lag ich noch eine Weile bei ihm ...ich dachte nur daran das ich gerne mit gehen würde ..egal wo auch immer es hingehen würde ....Hauptsache nicht alleine im Hier ...ohne ihn ,doch obwohl ich nicht religiös bin dachte ich gleichzeitig dass das Leben selbst zu beenden mich niemals zu meinem Herz bringen würde ...(und er hätte mich wahrscheinlich in den A***** getreten falls doch ) ...ich konnte eine Zeitlang nichts sehen ,hören nicht mal essen was er gerne hatte ....es kam mir wie ein Verrat vor ....irgendwann kam mir die Erkenntnis das ich gerade diese Dinge tun sollte denn es hat ihm ja Freude gemacht ,Spaß ....es hängen gute Erinnerungen daran ,manche auch bittersüß ....


    Es ist gut das du arbeiten gehst ,ich war auch froh das ich mich dazu überwunden habe auch wenn es schwer fällt ...warte vielleicht lieber noch ab mit einem Jobwechsel denn vielleicht werden aus diesen im Moment noch niederschmetternden Gefühlen und Erinnerungen bald welche die du nicht missen willst ....
    wir müssen auch nichts planen ...ein Tag nach dem anderen ist Plan genug für den Anfang ....ich wünsche dir alles erdenklich Liebe und denk immer daran wir sind nicht alleine damitauch wenn es einem oft so vorkommt ....

    hallo Kisa ....dieses Chaos im Kopf ,im Herzen ...ich verstehe dich und ich bin sicher das es jeder hier tut denn auch wenn es immer heißt jeder trauert anders ,geht anders damit um so ist der Schmerz ,die Hilflosigkeit ,dieser Stillstand bei jedem Trauernden da ....diese Gewissheit das trotz jeglicher aufkeimender Hoffnung die völlig unrealistisch ist ,derjenige den wir so sehr vermissen für immer gegangen ist und es keine Möglichkeit gibt ihn in diesem Leben jemals wiederzusehen ...


    Ich kann dir nicht mal sagen ob es jemals besser wird da ich mich gerade selbst in diesem Sumpf aus Trauer und Hilflosigkeit befinde ...aber ich denke hier gemeinsam darüber reden können ,sagen können was man denkt ohne sich Gedanken machen zu müssen das man nicht verstanden wird hilft sicher ...denn all diese Schicksale hier bilden eine Art Gemeinschaft deren Mitglied zwar niemand sein wollte ,man jedoch froh sein kann das es sie alle hier gibt .


    Liebe Grüße aus Wien



    "Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten; und als Brücke zwischen beiden steht unsre Liebe. Diese Brücke ist stark; sie wird lange halten; bei einigen von uns für alle Ewigkeit.



    Es ist eine Brücke, gebaut aus Steinen der Liebe, befestigt mit unseren Tränen, verfugt mit unseren Erinnerungen und unseren guten Gedanken. Lasst diese Brücke stark sein, als Verbindung zu ihm; als Verbindung über die Grenze hinweg, über die Grenze zwischen dem Land der Lebenden und dem Land der Toten.



    Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten; und da ist als Brücke zwischen beiden unsere Liebe."



    (Thornton Wilder)

    Stillstand............
    ich schreibe seit dem Tod meines Mannes wieder Tagebuch ....es ist eigenartig aber immer dann wenn etwas Lebensveränderndes passiert beginne ich Tagebuch zu schreiben ...das letzte Mal zu der Zeit als mein Mann sich zu verändern begann und wir nach Monaten wussten warum ...der Gehirntumor ...
    es ist seltsam aber je länger du mit einer tödlichen Krankheit lebst umso normaler fühlt es sich an ....dieser Feind im Kopf meines Mannes schweißte uns nur noch enger zusammen in den fast 13 Jahren ....irgendwann hörte ich auf das Tagebuch weiterzuführen ...damals dachte ich das selbst das Schlimmste irgendwann zur Normalität wird ....
    Da wusste ich noch nicht was ich jetzt weiß ...nichts wird wieder normal ..nie ...denn es gibt das WIr nicht mehr ...nur mehr das Ich und ich habe keinen Schimmer wie es als Ich so ist ...es macht mir eine Höllenangst ...in meinem für mich sicher letztem Tagebuch schreibe ich Briefe an meinen Mann ,...frage ihn wie es ihm geht ,ob er seinen Himmel gefunden hat ....
    Thomas hat nie an sowas geglaubt ,wie Himmel ,Leben nach dem Tod ,ein Jenseits ....ich habe den Glauben eine Zeit lang verloren doch ich habe jetzt für mich beschlossen das ich es glaube das wir uns wiedersehen ...das ich alle wiedersehe die ich verloren habe doch auf alle Fälle will ich mein Herz wieder sehen ...
    Wissen werde ich es sowie erst wenn es einmal soweit ist ....gibt es wirklich Nichts danach dann gibt es mich ,selbst meine Energie /meine Seele auch nicht ..nichts ist nichts ...kommt dann aber doch ein Danach ...dann darf ich mein Herz auf einer anderen Ebene vielleicht wiedersehen ...


    Sorry ,ich springe gedanklich herum und genauso schreibe ich gerade ....mir geht nur gerade soviel im Kopf herum ....heute ist meine siebende Nacht alleine zu Hause ...Abends ist es immer schlimm...da kommen unweigerlich diese Erinnerungen ,Gedanken ...viele negative Gedanken ....immer noch denke ich mir ich hätte vieles besser machen können vor allem in den letzten Wochen bevor Thomas starb .... ,hätte ....täte ...würde ...hab ich aber nicht und jetzt ist es nicht mehr zu ändern .....
    Er wollte so gerne leben und ich konnte ihm nicht helfen ...er hat gekämpft ,bis zum Schluss ........ich liebe ihn so sehr und gerade deswegen musste ich ihn gehen lassen ..doch loslassen ,das kann ich einfach nicht ...eine Bekannte sagte zu mir es ist egoistisch wenn ich ihn nicht freigebe....aber wie soll ich denn ...ich schaff es ja noch nicht mal seine Zahnbürste wegzuwerfen ...
    Ich habe die Asche meines Herzens bei mir zu Hause und der Gedanke sie nicht bei mir zu haben ist unerträglich obwohl ich erst am Tag seiner "Heimkehr" begriff das er nun wirklich nie wieder kommt ,ich ihn nie wieder höre und fühle ....
    Mit jedem Tag merke ich mehr das sich Familie und Freunde distanzieren oder vielleicht bin ich es die ihnen aus dem Weg geht ....es ist mühselig die Fassade aufrecht zu erhalten aber sie fangen mit meiner Trauer nichts mehr an und ich fange mit ihren Floskeln nichts mehr an ...
    Sie verstehen nicht warum ich nicht weine doch als ich eine Woche nach dem Tod meines Herzens bevor ich arbeiten gehen wollte einen Heulkrampf bekam weil ich eine verdammte Hose nicht gleich gefunden habe und ich im selben Augenblick das Bild meines Mannes ansah und daran dachte wie er sich immer über meine Unordnung lustig gemacht hatte ....ich konnte ewig nicht mehr aufhören ...meine Mutter war hilflos und alles was ihr einfiel war mich zum Arzt zu schleppen der mir AntiDepressiva verschrieb ....ich bin nicht depressiv sondern traurig ...warum wird es als so abnormal angesehen das man trauert ....warum muss man für so etwas gleich Pillen schlucken ....wie soll man Trauer begrenzen? gibt es dafür ein Zeitlimit? nach einer Woche bitte wieder funktionieren und zurück ins Leben? man ist doch nicht raus aus dem Leben ...man ist doch noch da ....doch warum darf man sich keine Zeit nehmen um das alles zu begreifen ...um damit umzugehen ...es zumindest zu versuchen ,das Leben neu zu meistern....


    Wieder ein halber Roman ,..ich kann mich einfach nicht kurz halten beim Schreiben ,,,,,

    Danke Tanja ,danke Schnee fürs Antworten .....


    ich habe lange gezögert bis ich mich hier angemeldet habe denn ich war/bin in einem Hirntumorforum das ich nach einigen nicht so schönen Dingen verlassen werde .....solange man noch ein "rchter" Angehöriger eines todkranken ist wird man respektiert und findet auch immer jemanden zum Quatschen ...jedoch seit mein Herz gegangen ist fühlte man sich nach kurzer Zeit nur mehr geduldet ....so wie im realen Leben wo ich das ebenso immer wieder merke ....die Blicke ....diese Mitleidsblicke ....ich will doch kein Mitleid denn ich hatte weder diese beschissene Krankheit noch war es eine Plackerei all die Jahre für meinen Mann da zu sein ....alleine deswegen geh ich schon hoch wenn ich höre sei doch froh das es vorbei ist ....ja für Thomas ,mein Herz ,bin ich froh das er nun nicht mehr leiden muss doch der lange Weg alleine durch diesen Sumpf der Trauer ....kein Boden mehr unter den Füßen ....jeder Tag eine eigene Herausforderung ...beim Arbeiten muss ich mich ja zusammen nehmen und lachen und freundlich sein aber sobald ich meine Wohnungstür hinter mir schließe und da ist diese Stille ....die macht mir am meisten Angst ...und dann rede ich mit meinem Herz und dann heule ich ....vor anderen nie doch alleine ....es ist auch einfacher hier darüber zu reden als es nahe stehenden Personen zu sagen ....eben weil ich es nicht packe diese Ratschläge und vor allem schön brav Antidepressiva nehmen damit das Umfeld geschont wird ....ich verweigere die Tabletten aber alle glauben ich nehme sie brav und bin deswegen so ruhig und gut drauf .....Hauptsache man fällt nicht auf ,ist nicht lästig und stellt das dar was das Umfeld sich wünscht ...die trauernde Witwe die aber niemanden auf den Geist geht .....diese Momente .da möchte ich losbrüllen und schlagen ...weil ich sie dafür hasse ,beneide ...verfluche ....weil deren Leben dahinplätschert und ihre Welt sich dreht und dreht ....

    81 Tage ...so lange ist es her das mein Mann ,mein Herz,bei mir eingeschlafen ist ...man stellt sich das tausende Male vor ,versucht jede erdenkliche Situation geistig zu erschaffen um dann ,wenn der Augenblick da ist ,nicht in dieser eisigen ,Lähmung zu erstarren die einem nur bei dem Gedanken daran überfällt ...dieses unglaubliche Gefühl der Endlichkeit ....


    Mein Mann und ich waren fast 25 Jahre zusammen ....vor 13 Jahren wurde ein Gehirntumor diagnostiziert ,Lebenserwartung maximal ein Jahr trotz sofortiger NotOP ,Bestrahlungen ,Chemo ....
    Den ganzen beschissenen Verlauf dieser Krankheit zu erzählen wäre ein Roman ...es geht selten bis nie gut aus ...


    Freunde ,Familie distanzierten sich im Laufe der Jahre ....es war auch nicht böse gemeint von ihnen ...sie wurden nur mit der Situation nicht fertig und / oder hatten Angst das man die oft leichtfertig ausgesprochenen wenn auch gut gemeinten Hilfsangebote annehmen könnte.....


    Trotz allem hatten mein Mann und ich eine wunderschöne Zeit ,man vergaß manchmal sogar diesen Feind im Kopf ....mein Herz war ein Kämpfer ,immer schon ....er verlor bei einem Unfall ein Bein ...danach begannen epileptische Anfälle und danach eben Diagnose Gehirntumor ....sein Lebenswille ,trotz aller Schmerzen ,Ängste ,Wut und Zorn war enorm ..bis zum Schluss ....
    Er starb am 15 .10.2014 zu Hause in unserem Bett ....


    Es war ruhig ...er lag da ich hielt seine Hand ,ich glaube ich streichelte auch sein Gesicht ...es ist einiges verschwommen ,anders so scharf ....es waren drei tiefe Atemzüge ....das weiß ich genau ...dazwischen lange Pausen ...ich habe ihm gesagt das er gehen kann ,das ich nicht böse bin deswegen ,das er gehen muss um seinem bald geborenen Großneffen ein Schutzengel zu sein ....das ich ihn sosehr liebe ....so vermissen werde ....er ging .....seitdem steht die Welt still ...ich funktioniere ,erledige meine Arbeit ,versuche gerade die Nächte alleine durchzustehen ohne verrückt zu werden ....


    Er hatte so eine Angst die letzten Wochen das er "weg" muss ..in ein Krankenhaus ,in ein Heim ....wir hatten zuletzt ein mobiles Hospizteam der Caritas denn ich wollte das er zu Hause bleiben kann bis zum Schluss ....ich wollte bei ihm sein ,ihn zumindest soweit begleiten wie es möglich ist .....durch die Tür konnte ich nicht mit ...


    Ich höre immer von den Freunden ,der Familie ,von Bekannten ....du musst durch die 5 Phasen der Trauer .....wer bitte teilt Trauer in Phasen ein ....was ist wenn ich eine Phase nicht habe ...trauere ich dann nicht richtig ? nächster Lieblingssatz "du musst loslassen lernen ..sortiere seine Sachen aus ,räum dein Leben auf ." ...warum sollte ich etwas loslassen wollen das ich liebe ,das ich gerne um mich habe ....


    Ich habe die Asche meines Mannes bei mir zu Hause ...ein Teil davon wurde ein Kristall den ich nun bei mir trage ....bin ich egoistisch oder verrückt weil ich seine irdischen Dinge nicht hergeben will?seine Sachen an denen er gehangen hat ?weil ich mich weigere den Witwenstatus anzunehmen? weil ich mich immer noch verheirat fühle?weil ich die Urne im Schlafzimmer habe und auch mit ihm rede?
    Weil ich es nicht ertragen kann wenn keine Kerze bei seinem Bild ,seiner Asche brennt? weil ich es ebenso wenig ertragen kann das mit jedem Tag mein Schmerz größer wird die Menschen um mich herum jedoch immer gleichgültiger? alle wenden sich schon lange wieder dem Alltag zu und verlangen es auch von mir .....


    Die Welt dreht sich weiter .....manchmal denke ich ich muss mich entschuldigen bei den anderen wenn ich mal wieder nicht gut drauf bin ...es ist doch schon sooooo lange her,fast drei Monate ....
    ....ach ja einen besonderen Satz mag ich auch so sehr "es wird schon wieder ...."
    Was bitte schön soll denn wieder werden? warum begreifen das viele nicht und wenn dann erst dann wenn sie selbst in dieser Situation sind ....


    sorry meine sicher sehr verworrenen Sätzen ...es ist nur so schwer etwas mit Worten zu beschreiben das so sehr weh tut ...wenn die Welt zerbricht und man trotz so vieler Menschen letztendlich alleine damit ist ....es sind keine Phasen ...es sind Wellen ...