Liebste Amitola,
wenn Du wüßtest wie unendlich Du mich mit Deinen liebevollen Zeilen aufgemuntert hast wo mir heute Nacht wieder einmal tüchtig die Decke auf den Kopf gefallen war.
So hoffe ich das Du Nichts dagegen hast wenn ich nun meine Kuh hier reinstelle damit die anderen Lieben wissen wovon die Rede ist. Wenn ich nur wüßte wie Das geht!
Ach meine Liebe, ich wünsche mir oft das mein Leben so einfach wäre wie das Schwingen meines Pinsels, und das die Vergangenheit mir meine Ruhe lassen würde. Wenn mich heute Nacht wieder einmal die Umtriebigkeit quält ist es nur erneut der übliche heftige Konflikt der Gefühle. Immer wieder versuche ich ihm zu vergeben, die Vergangenheit gut sein zu lassen aber vermutlich ist viel zu viel Schlimmes passiert um all Das einfach so unter den Teppich zu schieben. Oft genug grüble ich darüber nach ob sein irres Verhalten nicht vielleicht doch etwas mit seiner Krank-
heit zu tun gehabt hat, aber dann kommt stehts die Ernüchterung das die größten Enttäuschungen passierten wo es ihm noch rundum gut ging.
Eine Erinnerung die mir heute Nacht nicht aus dem Kopf gehen will ist ein gewisser Abend. Es waren keine 2 Wochen vergangen nachdem ich ihn samt Diagnose wieder aufgenommen hatte und - abgesehen von einem recht heftigem Raucherhusten - es ihm noch rundum gut erging. Er saß vor mir auf unserer Couch im Wohnzimmer und hatte und Beiden ein Glas Wein eingeschenkt. Dann nahm er mich bei der Hand, schaute mir tief in die Augen mir erst erzählend wie unendlich dankbar er mir war das ich ihn trotz aller Sch... die er mit seiner Affaire gebaut hatte wieder aufgenommen hatte. So weit so gut denn ich war tatsächlich bereit gewesen ihm all Das zu glauben. Dann meinte er das er mich so sehr dafür liebe das er beschlossen hatte seine Hälfte des Hauses im Grundbuch auf meinen Namen übertragen zu lassen. Er mußte mich wirklich für völlig verblöded gehalten haben, denn als ich auf dem Weg zur Toilette in unseren Safe guckte entdeckte ich das sein Pass fehlte. Sein Verhalten - nachdem ich sein "Geschenk" abgelehnt hatte - bestätigte mir das er nur vor hatte mir mir das ganze Haus an die Hacke zu hängen um bei Nacht und Nebel im fernen Ausland untertauchen zu können. Immerhin krachte es danach dermaßen das mir ein Teil der Einrichtung um die Ohren flog und ich als extrem undankbar übelst beschimpft wurde.
Liebste Amitola, oft genug habe ich versucht mir seine Empfindungen für mich schön zu reden. Sie mit seiner Krankheit zu entschuldigen, aber unter dem Strich weiß ich letztlich das er mich bis auf den Tod gehaßt hat. Eine Sache die irre weh tut wo ich immer wieder bis zu seinem letzten Atemzug versucht habe etwas Gutes in ihm zu sehen. Blicke ich heute Nacht zurück ist es wohl kein Wunder warum er mich so gehaßt hat das er seinen letzten Weg genutzt hat um mich in den totalen Ruin zu jagen. Schließlich hatte er große Pläne mit einer anderen Frau vor seiner Diag-
nose. Hatte nicht damit gerechnet das die ihn als baldigen Pflegefall vor die Tür gesetzt hätte. Ja, und dann noch die oberste A... karte. Abhängig von ausgerechnet dem Menschen den er so akriebisch los werden wollte, denn außer mir gab es ja Keinen der mit ihm den letzten Weg gegangen wäre.
Ja, heute Nacht sehe ich ihn auch immer wieder an seinem letzten Tag vor mir sitzend, mit großen Kulleraugen mir die ewige Liebe schwörend. Meine Hände haltend - genau wissend was er mir für riesige Trümmerhaufen hinterlassen hatte. Mir in die Augen guckend und sagend ... keine Sorge Schatz, ich habe bestens für Dich gesorgt und hoffe das Du mit dem übrig gebliebenen Geld - nachdem Du meine Bestattung geschafft hast - was richtig Schönes machen wirst. Wenige Tage später fand ich auf einem Stick den er mir noch in die Hand gedrückt hatte den Abschiedsbrief an seine Ex - gigantische Liebeserklährungen weit über den Tod hinaus. Für mich ein mikriges Dankeschön dafür das ich in unserer Ehe durch-
gehalten hatte und er sich stehts auf mich verlassen konnte. Und das ich mein Gehirn einschalten solle bei der Wahl des nächsten Partners.
Mein lieber bunter indischer Regenbogen, all Das ist genau mein riesiges Problem. Ein Auge weint bittere Tränen das er - als der Mensch der mich so sehr glücklich machen konnte - gegangen ist, und das Andere so sehr voller Wut steckt Dank der vielen bitteren Enttäuschungen. Das Auge was ihn am liebsten gegen die Wand klatschen könnte und fast schon froh ist das er mich nicht mehr quälen kann mit seinen unkontrollier-
ten Wutausbrüchen, seinen Lügen und seiner Heimlichtuerei.
Liebste Amitola, es tut mir leid das ich so sehr ausgeschweift habe letztlich ist es genau dieser riesige emotionale Konflikt der mir mein Leben so schwer macht. Besonders wenn immer wieder Neues ans Tageslicht kommt wo mit ich nicht gerechnet hatte.
Sei in Gedanken liebevollst gedrückt. Morgen ist ein neuer Tag. Schauen wir 'mal was er bringen wird,
Hanna